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Österreich, die deutsche Einheit und der Weg nach Europa –

I. Vorbemerkungen

8. Österreich, die deutsche Einheit und der Weg nach Europa –

im Herbst 1989 noch weniger klar und kann durch eine Langzeitperspektive, ins-besondere vor dem Hintergrund der gut ausgebauten Beziehungen zur DDR eine Einordnung erfahren. Während Mocks Haltung von Anfang an klar pro deutsche Einheit war, wird Vranitzkys Positionierung in Diskussion bleiben. Inwiefern Vranitzkys Haltung primär der unabsehbaren Entwicklung und wirtschaftlichen Interessen geschuldet war oder doch eine andere (parteipolitische)  Schlagseite hatte, kann derzeit noch nicht abschließend beurteilt werden. Aus den nun vor-liegenden Akten lässt sich vor allem eine gewisse Analogie zu dem bremsenden und zurückhaltenden Mitterrand erkennen, der – nachdem ihn die rasante Ab-folge der Ereignisse vom Herbst 1989 überrollt hatte – eine Einbettung der deut-schen Einheit in den europäideut-schen Einigungsprozess anstrebte.409 Dagegen war es auch im Frühjahr 1990 noch unmöglich, die in dieser Frage zunehmend isolierte britische Premierministerin zu einer positiven Haltung zur deutschen Einheit zu bewegen. Als Vranitzky Anfang Mai in London mit Thatcher, die die deutsche Einheit jedenfalls aus Überzeugung abgelehnt hatte, zusammentraf, stimmten

407 Siehe Dok. 177. Matzner-Holzner hat ihre Erinnerungen und Reflexionen zur Thematik auch publiziert: Gabriele Matzner-Holzner, Verfreundete Nachbarn. Österreich – Deutschland.

Ein Verhältnis, Wien 2005.

408 Siehe Dok. 176, für das Zitat Anm. 1.

409 Ulrich Lappenküper, „Le plus germanophile des chefs d’Etat français“? François Mitterrand und Deutschland 1916–1996, in: Historische Zeitschrift 297 (2013), S. 390–416; Ulrich Pfeil, Bremser oder Wegbereiter? Frankreich und die deutsche Einheit 1989/90, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 67 (2016) 1/2, S. 23–38.

die beiden überein, dass die bundesdeutsche Führung die nach der Erlangung der Einheit anstehenden Aufgaben, insbesondere in wirtschaftlicher Hinsicht, unterschätze. Eine gewisse (in dieser Hinsicht aber jedenfalls berechtigte) Skepsis war also beiden geblieben.410

Ein entscheidender „Hintergrund“ bei der Veränderung der österreichischen Haltung lag „im Wunsch nach gesamtdeutscher Unterstützung für den ange-strebten EG-Beitritt“ – einen Beitritt, den das Gebiet der DDR mit Vollzug der deutschen Einheit am 3. Oktober 1990 bereits erreicht hatte. Vermutlich auch deshalb „blieb das französische Misstrauen bezüglich einer weiteren Stärkung der

‚deutschen Stimme‘ in der EG“,411 das bereits 1989 deutlich zu verspüren war, noch eine Weile bestehen. 1988 hatte Jacques Chirac als französischer Premierminis-ter gegenüber Vranitzky noch betont, dass auch kleinere bilaPremierminis-terale Kalamitäten,

„nichts an dem [französischen] Willen, die Integrationspolitik Österreichs zu unterstützen, ändern“ würden.412 Kurz nach dem „Mauerfall“ tätigte er als Bür-germeister von Paris eine öffentliche Äußerung, in der er von Österreich als einem der drei deutschen Staaten sprach.413 Die Gespräche Vranitzkys mit Mitterrand 1990 waren ausschließlich von der Integrationsfrage bestimmt.414 Bundeskanzler Franz Vranitzky hat besonders genaue Erinnerung an die Reaktionen Italiens und Frankreichs:

„Italiens Ministerpräsident Bettino Craxi ließ mich über eine Vertrauensperson, die er nach Wien schickte, wissen, so schnell wie möglich der EG beizutreten, um die deutsche Hegemonie zu relativieren. Was die deutsche Frage – nennen wir sie einmal so – betrifft, war einzig und allein Mitterrand jemand, der lang gebraucht hat, um mir zu sagen: ‚Ich unterstütze dein Vorhaben.‘ Gemeint war unser Vorhaben, der EG beizutreten. Ich bin in der Vorbereitungszeit, also zwischen 1989 und 1994, jedes Jahr in fast allen Haupt-städten der EG-Staaten gewesen, um immer wieder zu sagen: ‚Wir sind gut vorbereitet, wir machen dieses, wir machen jenes und so weiter.‘ Das ging von González bis That-cher, die alle gesagt haben: ‚Seid willkommen.‘ Nur nicht Mitterrand. Er hat lange Zeit gesagt: ‚Ja, es ist gut zu hören, dass Vorbereitungen getroffen sind, aber letztendlich muss das österreichische Volk wissen, dass es alle Bedingungen zu erfüllen hat.‘ Ich schätze, es wird erst 1993 gewesen sein, als er bei einem Besuch im Elysée mir gesagt hat:

‚D’accord – ich unterstütze euch.‘ Zu dem Zeitpunkt ging es schon in die Endrunde. Er hat – ich erinnere mich noch gut – mich dann die Stiegen herunter begleitet im Elysée und gesagt: ‚Na ja, heute habe ich also zugestimmt, dass der dritte deutsche Staat

bei-410 Siehe Dok. 148.

411 Gehler, Eine Außenpolitik der Anpassung an veränderte Verhältnisse, S. 525.

412 Besuch des Herr Bundeskanzlers in Paris. Gespräch mit Premierminister CHIRAC am 4.2.1988 inhaltliche Zusammenfassung, verfasst von Botschafter Wolfgang Schallenberg, Paris, im Februar 1988, Kreisky-Archiv, Depositum Franz Vranitzky, Bestand AP, Karton

„BK – Ungarn, BK – BRD (Bonn), BK – Belgien, BK – Berlin, BK – Paris 3.–5. Feb. 88, BK – Spanien“, Mappe „BK – Paris (Frankreich)“.

413 Siehe Dok. 73, Anm 6.

414 Siehe Dok. 147 und 175.

tritt.‘ Ich war sehr entrüstet und habe ihm gesagt: ‚Wir sind nicht der dritte deutsche Staat, sondern der erste und einzige österreichische Staat.‘ Darauf hat er gesagt: ‚Excusé!

Excusé! Ich hab’s nicht so gemeint‘, aber ich glaube, er hat es so gemeint.“415

Erst am 1. August 1991 bekam der Beitrittswerber Österreich von der EG -Kom-mission ein positives Zeugnis ausgestellt, die Beitrittsverhandlungen begannen im Februar 1993. Während die in den Jahren 1993/94 abliefen, unterschieden sich die Positionen der EU-Mitglieder zum österreichischen Anliegen kaum.

Sie waren überwiegend positiv und unterstützend, wobei auch die anderen Mit-bewerber einkalkuliert werden mussten. Einer Auflistung des österreichischen Außenministeriums über die Einstellungen ist zu entnehmen, dass keine größe-ren Schwierigkeiten für die Beitrittsverhandlungen zu erwarten wagröße-ren. Belgien war inzwischen „sehr positiv“ gestimmt, da es sich eine Stärkung der Positionen der kleineren EG-Mitgliedstaaten erwartete. Was die Weiterentwicklung der EU anging, vertrat Belgien den Standpunkt, dass die Vertiefung der Integration nicht behindert werden dürfe, d. h. dass der gemeinsame Rechtsbestand „einschließlich politischer Finalität“ zu übernehmen sei. Übergangsregelungen seien akzeptabel, Ausnahmen jedoch nicht, was auch den EWR betraf. Für Dänemark hatte die Er-weiterung um die nordischen Kandidatenländer „absolute Priorität“. Österreich erschien dennoch als „interessanter Partner“ wegen seiner Sozial- und Umwelt-politik sowie dem Gedanken der Subsidiarität und der Menschenrechte. Däne-mark sah vor allem den Vorteil der „Stärkung der nordischen Komponente“ und

„die Milderung der periphären Lage“. Institutionelle Regelungen bedurften aus Kopenhagener Sicht vorläufig keiner Anpassung.416

Die Bundesrepublik Deutschland trat nach Erkundungen am Ballhausplatz

„mit größtem Nachdruck“ für die gesamte Erweiterung ein. Bonn empfahl Öster-reich, dass es seine Positionen auf realistische Forderungen zu Bereichen beschrän-ken solle, in denen dies unabdingbar sei: Übergangsregelungen seien akzeptabel, jedoch keine permanenten Ausnahmeregelungen denkbar. Angesichts der be-vorstehenden Erweiterung waren spanische Forderungen hinsichtlich der Auf-stockung des EG-Kohäsionsfonds für strukturschwache Regionen zu erwarten.

Das eher reservierte Spanien war seit dem Wien-Besuch von Minister präsident Felipe González Österreich gegenüber gewogener. Im Falle Frankreichs war die Haltung ähnlich. Es sollte aus der Sicht von Paris jedenfalls „keine Aufweichung des Integrationsprozesses“ geben. Übergangsfristen sollten nach französischer Auffassung „kurz gehalten werden“.417

415 Franz Vranitzky, „Es gibt in der Politik sowieso keine Patentlösungen, wie auch 1989/90 keine endgültigen Lösungen möglich waren“, in: Gehler / Brait (Hg.), Am Ort des Geschehens in Zeiten des Umbruchs, S. 351–352.

416 [Undatierte] Gegenüberstellung, Positionen der EG-MS [Mitgliedstaaten] zu den laufenden Beitrittsverhandlungen [1993/94]. Bundesministerium für Auswärtige Angelegenheiten. Bot-schafter Dr. Hans Winkler danken wir die Einsichtnahme.

417 Ebd.

Bei aller Sympathie und Zuwendung stand fest: Die Dänemark und Großbri-tannien gewährten Sonderregelungen sollten für die neuen Mitgliedstaaten nicht gelten. Die Luxemburger waren wie die Niederlande „grundsätzlich positiv“ zu Österreichs Anliegen eingestellt, ebenso Portugal, das ebenfalls den Beitritt klei-nerer Staaten wünschte. Es ging davon aus, dass Ausnahmeregelungen „auf das Nötige beschränkt“ werden sollten und das institutionelle Gewicht der kleine-ren Mitgliedsstaaten aufrechterhalten bleiben würde. Lissabon sprach sich gegen die Junktimierung zwischen Erweiterung und der Reform der Institutionen aus.

Luxem burg war der Meinung, dass numerische Anpassungen in den Institu-tionen ausreichen müssten. Alles Weitere könnte nach Maastricht bei einer Re-visionskonferenz im Jahre 1996 behandelt werden. Zweifel bestanden an einem künftigen Beitritt Schwedens und Norwegens, wobei sich in diesem Falle institu-tionelle Fragen gar nicht stellen würden. Der EWR sollte nicht automatisch weiter gelten. Großbritannien begrüßte Österreichs Anliegen vor allem aufgrund seiner Kontakte in Mittel- und Osteuropa. Das britische Ziel bestand grundsätzlich in der „Schaffung eines dezentralen, pragmatischen Europas“. Griechenland war ebenfalls positiv gestimmt. Die Stärkung der kleineren Mitgliedsstaaten wurde von Athen befürwortet, gleichwohl es gewisse Befürchtungen hinsichtlich einer Schwerpunktverlagerung in der EU angesichts der „Norderweiterung“ hegte. Ir-land war zu Österreich aus politischen Gründen „uneingeschränkt positiv“ einge-stellt. Es lehnte grundlegende institutionelle Reformen ab, während Italien insti-tutionelle Anpassungen zur Verhinderung einer Verwässerung für erforderlich hielt. Rom war  – umso mehr nach der erfolgten österreichischen Abgabe der Streitbeilegung in der Südtirolfrage vor den Vereinten Nationen 1992 – Österreich gegenüber genauso positiv eingestellt mehr noch als gegenüber Schweden, Finn-land und Norwegen.418

Am 1. Jänner 1995 wurde Österreich nach einer Volksabstimmung vom 12. Juni 1994, bei der sich rund zwei Drittel der Wähler für einen Beitritt aussprachen, und nicht zuletzt dank deutscher Unterstützung – auf die man von Anfang an gebaut hatte – Mitglied der Europäischen Union (EU). Auf halbem Weg dorthin ver-ließ 1993 Botschafter Herbert Grubmayer seinen Posten in Bonn und verfasste einen Abschlussbericht, in dem er die ersten Jahre des geeinten Deutschlands in den Blick nahm. Während die Probleme des inneren Zusammen wachsens mitt-lerweile offenkundig waren, befand sich die Rolle des größeren Deutschlands in Europa und der Welt noch in Entwicklung. Das Verhältnis Österreichs zu Deutsch-land charakterisierte er als „ausgezeichnet“. Dennoch schien ihm die Ambivalenz von „Abgrenzung“ und „Anlehnung“ auch mit Blick auf den österreichischen Beitrittsprozess weiter stark ausgeprägt. Grubmayer sprach bewußt von einem

418 Ebd.; Michael Gehler, Vollendung der Bilateralisierung als diplomatisch-juristisches Kunst-stück: Die Streitbeilegungserklärung zwischen Italien und Österreich 1992, in: Siglinde Cle-menti / Jens Woelk (Hg.), 1992: Ende eines Streits. Zehn Jahre Streitbeilegung im Südtirol-konflikt zwischen Italien und Österreich, Baden-Baden 2003, S. 17–82.

„‚Sonder‘verhältnis“419 dessen Europäisierung er durch die europäische Integra-tion für erwartbar hielt. Die Zukunft im gemeinsamen Europa begann nun mit Österreichs EU-Beitritt 1995 – 50 Jahre nachdem die Geschichte der nun wieder zwei Staaten – wohlgemerkt eines deutschen und eines österreichischen – bedingt durch den Nationalsozialismus, den Zweiten Weltkrieg und den darauffolgenden Kalten Krieg sehr unterschiedliche Richtungen genommen hatte.

IV. Editorische Vorbemerkungen

Die vorliegende Auswahledition präsentiert primär Dokumente des österreichi-schen Bundesministeriums für Auswärtige Angelegenheiten (BMAA) aus den Jahren 1985 bis 1990. Den Schwerpunkt stellt die Überlieferung der maßgeblichen Politischen Sektion des BMAA dar. Dort langten die diplomatischen Berichte der österreichischen Auslandsvertretungen ein und wurden ausgewertet. Es wur-den Direktiven und Sprachregelungen erarbeitet sowie Staatsbesuche vorbereitet.

Darüber hinaus wurden die meisten Gesprächsprotokolle von Mitarbeitern der Politischen Sektion verfasst. Leider ist die Überlieferung der Politischen Sektion des BMAA nicht vollständig auffindbar. Just in den Jahren 1988/89 fehlen die ein-schlägigen Bestände zur DDR. Dieses Manko wurde weitestmöglich durch die im Archiv des heutigen Bundesministeriums für Europa, Integration und Äußeres lagernden Botschaftsakten kompensiert. Dort sind nicht nur die Originale der Berichte überliefert, sondern auch die Schriftstücke, die seitens des BMAA an die Botschaften gerichtet wurden. In manchen Fällen konnte der komplette Akten-lauf dennoch nicht vollständig aufgelöst werden. Entsprechende Angaben dazu finden sich jeweils in der ersten Anmerkung (Anm.) zum Dokument (Dok.). Aus diesem Grund danken wir auch Andrea Brait, die das Archiv der österreichischen Botschaft in Budapest konsultiert hat und ein wichtiges Dokument zum Thema Grenzöffnung beisteuern konnte. Michael Gehler konnte zudem Kopien aus dem Archiv der mittlerweile aufgelassen ehemaligen österreichischen Botschaft in Bonn beisteuern, die heute im Archiv des Instituts für Geschichte der Stiftung Universität Hildesheim aufbewahrt werden. Neben den Außenamtsakten wurde auch die zum Teil im Kreisky-Archiv lagernde Überlieferung der Akten von Bun-deskanzler Franz Vranitzky konsultiert und bedeutende (nicht in den Akten des BMAA überlieferte) Dokumente wurden in die Edition einbezogen. Grundsätz-lich handelt es sich um eine Auswahledition der maßgebGrundsätz-lichen österreichischen Überlieferung. Die Ausnahme von der Regel stellt Dok. 112 dar. Hier wurde in Ermangelung eines aussagekräftigen österreichischen Protokolls über die Ge-spräche Franz Vranitzkys mit Hans Modrow am 26. Jänner 1990 die ostdeutsche Überlieferung herangezogen. Wie gewinnbringend die umfassende Einbeziehung der deutschen Überlieferung ist, sollte in der Einleitung deutlich geworden sein.

419 Siehe Dok. 180.

Die im Folgenden präsentierten Dokumente werden so originalgetreu wie möglich wiedergegeben. Eigenwillige Groß- und Kleinschreibungen der öster-reichischen Diplomatie bei im Prinzip stehenden Begriffen wurden belassen.

Abkürzungen wie hierorts (ho.) oder hieramts (ha.) entspringen der speziellen Sprache der österreichischen Diplomatie und wurden kommentarlos beibehal-ten. Gleiches gilt für heute eher unübliche Wortverkürzungen wie „hiebei“ oder

„hiezu“. Auf eine Ergänzung des fehlenden „r“ wurde verzichtet. Stillschweigend korrigiert wurden lediglich offensichtliche Tipp- und Grammatikfehler. Auf da-rüberhinausgehende Eingriffe wird stets durch […] beziehungsweise in einer An-merkung hingewiesen. Nicht zuletzt aus Platzgründen werden die bei einigen Dokumenten vorkommenden Randglossen in der Edition ihrem Zweck entspre-chend als Zwischenüberschriften wiedergegeben und kursiv hervorgehoben. Bei sehr umfangreichen Dokumenten und im Falle der ausführlichen Wiedergabe von Inhalten ohne näheren Bezug zur Thematik der Edition wurden gelegentlich Auslassungen vorgenommen. Diese sind stets durch […] kenntlich gemacht und werden zudem durch eine Anm. erläutert.

Die offiziell nichtexistierende Abkürzung „BRD“ für die Bundesrepublik Deutschland wurde – wie bereits aus den wörtlichen Zitaten dieser Einleitung ersichtlich wurde  – von der österreichischen Diplomatie durchgängig verwen-det und ist daher Bestandteil dieser Edition. Österreich etablierte nach der An-erkennung der DDR 1972 eine Botschaft „in der DDR“ und nicht wie so viele andere Staaten „bei der DDR“.420 Daraus resultiert auch, dass in der Regel eine Unterscheidung in Ost- und West-Berlin unterbleibt. Sowohl die in West-Berlin ansässige österreichische Delegation, als auch die Botschaft in Ost-Berlin berich-teten aus Berlin. Nur auf dem Berichtspapier der Delegation wurde in der Regel auf ihren Standort im Westen der Stadt hingewiesen. Trotz dieser Praxis hatte sich Österreich in allen bilateralen Dokumenten mit der DDR konsequent gegen die Bezeichnung „Berlin, Hauptstadt der DDR“ verwahrt.

Die vorliegenden Dokumente wurden ausgiebig kommentiert. Nicht zuletzt galt es, Verweise auf die Vielzahl der bisher erschienenen Editionen und Quellen-sammlungen herzustellen. All diese Werke haben die Arbeit an dieser Edition er-heblich erleichtert und ihre Erkenntnisse spiegeln sich in den Fußnoten wider. Im Falle themenfremder Passagen in Gesprächsprotokollen, d. h. über die deutsche Frage hinausweisender Gesprächsinhalte (wie z. B. dem Nahost-Konflikt) wurde die Kommentierung sparsam gestaltet. Generell wurde die Kommentierung so-weit als möglich aus den Akten des BMAA, Akten aus anderer österreichischer und deutscher Provenienz, der zeitgenössischen Medienberichterstattung und anderen zeitgenössischen Veröffentlichungen sowie den in anderen Editionen veröffentlichten Akten zur deutschen Einheit und zum Ende des Kalten Kriegs er-arbeitet. In einigen Fällen wurde bei der Erläuterung komplexer Sachverhalte auf

420 Zu den österreichischen Vertretungsbehörden in Deutschland siehe: Rudolf Agstner, 130 Jahre Österreichische Botschaft Berlin. Von der Moltkestraße zur Stauffenbergstraße. Handbuch der Vertretungsbehörden von Österreich(-Ungarn) in Deutschland seit 1720, Wien 2003.

die rezente Forschungsliteratur zurückgegriffen.421 Während beim Verweis auf andernorts publizierte Dokumente das Wort „Dokument“ ausgeschrieben wird, erfolgt bei den internen Verweisen innerhalb der Edition eine Reduzierung auf

„Dok.“ und gegebenenfalls beim Verweis auf eine Anmerkung auf „Dok., Anm.“, ergänzt um die jeweilige Nummer. Damit wird eine nutzerfreundliche Navigation sichergestellt. Diesem Zweck dienen auch das von Sarah Knoll erarbeitete aus-führliche Personenregister, in dem die wichtigsten Funktionen der erwähnten Akteure ausgeführt sind, und das von Phillip Greilinger und Frank Binkowski erstellte Sachregister am Ende des Bandes.

421 Für eine Liste häufig verwendeter Literatur und publizierter Quellen siehe den Anhang sowie den Anfang dieser Einleitung.

Dok. 1: [Auszug] Grundbericht Österreich und die DDR, Anfang 1985 . . 111 Dok. 2: Abschlussbericht Botschafter Willibald Pahr (Bonn), 5.12.1985 . . 124 Dok. 3: Bericht. Beziehungen DDR-Sowjetunion unter Gorbatschow,

12.8.1986 . . . . 127 Dok. 4: [Auszug] Information. Beziehungen der Warschauer-Pakt-Staaten unter Gorbatschow, 12.9.1986 . . . . 130 Dok. 5: [Auszug] Analyse. Reaktionen der Warschauer-Pakt-Staaten auf die Perestroika, 19.3.1987 . . . 133 Dok. 6: Bericht. Stand der deutsch-deutschen Beziehungen, 2.4.1987 . . . . 137 Dok. 7: [Auszug] Vorbereitungsunterlagen für das Treffen

Vranitzky – Mittag, Salzburg, 20./21.8.1987 . . . 140 Dok. 8: Bericht. Die DDR vor dem Honecker-Besuch in der BRD, 25.8.1987 149 Dok. 9: Information. Der Besuch Honeckers in der BRD, 18.9.1987 . . . 151 Dok. 10: Amtsvermerk. Honeckers Bonn-Besuch aus Sicht der DDR,

28.9.1987 . . . . 152 Dok. 11: Gespräche Mocks mit Kohl und Genscher, 6./7.10.1987 . . . 155 Dok. 12: Bericht. Auswirkungen der Perestroika auf die DDR, 22.10.1987 . . 164 Dok. 13: Bericht. Die BRD zwischen Westbindung und Ostpolitik,

23.10.1987 . . . 166 Dok. 14: [Auszug] Analyse. Bewegungsspielraum der DDR im

Warschauer Pakt, 14.12.1987 . . . 170 Dok. 15: Bericht. DDR-Haltung zur deutschen Teilung, 26.1.1988 . . . 170 Dok. 16: [Auszug] Länderberichte. Warschauer Pakt und Jugoslawien,

28.1.1988 . . . 173 Dok. 17: Aktenvermerk. Opposition in der DDR, 12.2.1988 . . . . 178 Dok. 18: Gespräch Klestil – Nier, Berlin (Ost), 24.3.1988 . . . 182 Dok. 19: Gespräch Klestil – Krolikowski, Berlin (Ost), 24.3.1988 . . . 184 Dok. 20: Bericht. Diskussion über Wiedervereinigung in der BRD,

27.4.1988 . . . . 186 Dok. 21: Delegationsgespräch Mock – Fischer, Wien, 18.5.1988 . . . 192

Dok. 22: [Auszüge] Informationen für den DDR-Besuch Vranitzkys

14.–16.6.1988 . . . 198 Dok. 23: Aktenvermerk. Besuch Vranitzkys in der DDR, 14.–16.6.1988 . . . 208 Dok. 24: [Auszug] Information. Internationales Treffen für

atomwaffenfreie Zonen, Berlin 20.–22.6.1988 . . . . 213 Dok. 25: Bericht. Besuch von Heinz Fischer in der DDR, 8.–11.9.1988 . . . . 214 Dok. 26: Bericht. Besuch Grósz in der DDR, 15.9.1988 . . . . 217 Dok. 27: Bericht. Honeckers Besuch in der Sowjetunion, 6.10.1988 . . . 221 Dok. 28: Gespräche Botschafter Schmid mit Kovács und Őszi, 13.10.1988 . 225 Dok. 29: Bericht. Bondarenko in Berlin (Ost), 3.11.1988 . . . . 226 Dok. 30: [Auszug] Information. Osteuropa im Wandel?, 11.11.1988 . . . . . 227 Dok. 31: Bericht. Treffen Honecker-Ceaușescu, Ost-Berlin, 23.11.1988 . . . 231 Dok. 32: Bericht. Die DDR vor dem Jahreswechsel, 7.12.1988 . . . . 234 Dok. 33: Bericht. Deutsch-polnische Beziehungen, 20.12.1988 . . . 237 Dok. 34: Gespräch Mock – Genscher, Wien, 18.1.1989 . . . 241 Dok. 35: Bericht. Maßnahmen der DDR nach dem Wiener KSZE

-Folgetreffen, 24.1.1989 . . . 245 Dok. 36: Bericht. Besuch Engholms in der DDR; Stand der

deutsch-deutschen Beziehungen, 8.2.1989 . . . . 247 Dok. 37: Information. Konsultationen der Außenministerien Österreichs und der DDR, Berlin, 27./28.2.1989 . . . . 249 Dok. 38: Gespräch Klestil – Horn, Wien, 17.3.1989 . . . 252 Dok. 39: [Auszug] Information. Aktuelle Lagebeurteilung Osteuropa,

8.6.1989 . . . 253 Dok. 40: Bericht. Besuch Schewardnadses in Ost-Berlin, 14.6.1989 . . . 254 Dok. 41: Information. Besuch Gorbatschows in der BRD, 16.6.1989 . . . . . 258 Dok. 42: Vorsprache Botschafter Schikins bei Generalsekretär Klestil,

20.6.1989 . . . . 261 Dok. 43: Bericht. Gorbatschows BRD-Besuch aus Sicht des deutschen

Bundeskanzleramts, 21.6.1989 . . . 263 Dok. 44: Bericht. Gorbatschows BRD-Besuch und die DDR, 26.6.1989 . . . 265 Dok. 45: Gespräch Mock – Horn, 26.6.1989 . . . . 268

Dok. 46: Bericht. Neues Denken in der SED?, 26.6.1989 . . . . 272 Dok. 47: Bericht. DDR-Sicht auf die Tagung des Warschauer Pakts,

11.7.1989 . . . 276 Dok. 48: Konsultationen der Außenministerien Österreichs und der

Sowjetunion, 13./14.7.1989 . . . . 278 Dok. 49: Depesche. Geplanter Privatbesuch Vranitzkys in der DDR,

18.8.1989 . . . . 283 Dok. 50: Bericht. Bonn und die Botschaftsflüchtlinge, 25.8.1989 . . . 284 Dok. 51a: Protokoll der Botschafterkonferenz (Ost-West), 8.9.1989 . . . 288 Dok. 51b: Protokoll der Botschafterkonferenz (Westeuropa und USA),

8.9.1989 . . . 291 Dok. 52: Aktenvermerk. Die DDR und die Fluchtwelle durch Österreich, 11.9.1989 . . . 296 Dok. 53: Bericht. Erklärung Ungarns zur Ausreise der DDR-Flüchtlinge, 12.9.1989 . . . . 297 Dok. 54: Bericht. Dank Genschers an Österreich, 13.9.1989 . . . 298 Dok. 55: Bericht. Militärische Besuche der DDR in Österreich, 13.9.1989 . . 300 Dok. 56: Runderlass. Durchreise der DDR-Bürger durch Österreich,

18.9.1989 . . . . 301 Dok. 57: Information. Das Gespenst der deutschen Wiedervereinigung,

19.9.1989 . . . . 303 Dok. 58: Bericht. Sowjetische Haltung zur Fluchtwelle aus der DDR,

21.9.1989 . . . . 313 Dok. 59: Bericht. Die BRD und die Wiedervereinigungsdiskussion,

29.9.1989 . . . . 314 Dok. 60: Bericht. Die Lage in der DDR nach der Fluchtwelle, 29.9.1989 . . . 322 Dok. 61: Bericht. Gespräch Nationalrat Steiner – Bondarenko, 6.10.1989 . . 326 Dok. 62: [Auszug] Information. Lage in Osteuropa, 12.10.1989 . . . 329 Dok. 63: Bericht. Frankreich und die Frage der Wiedervereinigung,

30.10.1989 . . . 332 Dok. 64: Bericht. Treffen Genscher – Felber, 2.11.1989 . . . 335 Dok. 65: Aktenvermerk. Lage in der DDR Anfang November, 6.11.1989 . . 336 Dok. 66: Bericht. Die DDR und die deutsche Frage aus Bonner Sicht,

9.11.1989 . . . 339

Dok. 67: Bericht. 10. Tagung des ZK der SED, 9.11.1989 . . . 342 Dok. 68: Bericht. Die Maueröffnung, 10.11.1989 . . . 345 Dok. 69: Information und Sprachregelung. Wiedervereinigung, 10.11.1989 347 Dok. 70: Gespräch Mock – Eyskens, 10.11.1989 . . . . 354 Dok. 71: Bericht. Die Lage in der DDR aus Bonner Sicht, 14.11.1989 . . . . 357 Dok. 72: [Auszug] Bericht. Besuch Dumas in Moskau, 15.11.1989 . . . . 361 Dok. 73: Bericht. Frankreich, die Wiedervereinigung und Österreich,

20.11.1989 . . . 362 Dok. 74: Aktenvermerk. Polen zum Treffen der

Warschauer-Pakt-Außenminister im Oktober, 20.11.1989 . . . 364 Dok. 75: Bericht. Kanzleramtsminister Seiters in der DDR (I), 22.11.1989 . . 366 Dok. 76: Bericht. Kohls Polen-Besuch aus Bonner Sicht, 23.11.1989 . . . 369 Dok. 77: Vorbereitungsunterlagen für den DDR-Besuch Vranitzkys,

Warschauer-Pakt-Außenminister im Oktober, 20.11.1989 . . . 364 Dok. 75: Bericht. Kanzleramtsminister Seiters in der DDR (I), 22.11.1989 . . 366 Dok. 76: Bericht. Kohls Polen-Besuch aus Bonner Sicht, 23.11.1989 . . . 369 Dok. 77: Vorbereitungsunterlagen für den DDR-Besuch Vranitzkys,