• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "GKV – Besser: Über die Auswirkungen berichten" (25.12.2000)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "GKV – Besser: Über die Auswirkungen berichten" (25.12.2000)"

Copied!
3
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

absehbarer Zeit zu einem Niedergang der qualifizierten fachärztlichen Krankenver- sorgung im Rahmen der GKV, obwohl Staat und Ge- sellschaft, nach Aussage von Frau Jaeger, dies nicht wün- schen, da diese von den frei- en Berufen, dazu gehören auch Fachärzte, profitieren würden.

Dr. med. Ulrich Wettmann, Hochstraße 74 a, 58511 Lüdenscheid

Wir sollten weniger bieder sein

Mit Ihrem Artikel über die Tagung in Stuttgart haben Sie ein heißes Eisen angefasst, und ich bin froh, dass man sich in der Landesärztekam- mer einmal diesem Problem zugewandt hat. Frau Jaeger scheint der Rechtsauffas- sung, wie sie auch in den KVen vertreten werden, of- fenbar am nächsten zu lie- gen. Bossmann (Westfäli- sches Ärzteblatt 11/99) schrieb dazu, dass die Exi- stenz, Funktion und Zielset- zung der KVen ausschließlich Angelegenheit des Staates seien. Damit ist die Ärzte- schaft gezwungen, Einrich- tungen zu unterhalten, die – vielleicht etwas platt gesagt – nichts zu sagen haben, in de- nen wir nichts zu bestimmen haben, die wir dennoch fi- nanziell unterhalten müssen.

Schachtschneider geht offen- bar in seinen Betrachtungen davon aus, dass eine Körper- schaft öffentlichen Rechts als juristische Person Grund- rechtsschutz genießt, und un- terscheidet sehr streng die ju- ristischen Personen von Be- hörden, die als Teil der Exe- kutive weder Grundrechts- schutz genießen noch rechts- fähig sind.

In der Tat habe ich das Ge- fühl, dass sich die KVen viel zu stark aus dem Sozialrecht definieren. Personenrecht ist aber nicht Gegenstand des SGB V, sondern des BGB.

Zu prüfen wäre daher, inwie- weit der Staat Grundrechts- schutz und Rechtsfähigkeit durch „Sondergesetze“ ein- engen kann. Bevor man an-

fängt, neue Strukturen wie Medi-GmbH oder ähnliche zu schaffen, wäre man sicher besser beraten nachzusehen, was mit den jetzt vorhande- nen Instrumentarien zu re- geln ist. Schachtschneider hat für die Vertragsärztliche Bundesvereinigung ein Gut- achten erstellt und sich die- ser Problematik gewidmet.

Dieses Gutachten ist leider in der Versenkung ver- schwunden. Ich habe bisher nicht genau herausbekom- men, welche juristischen Gründe es hatte, es an die Seite zu legen. Über eines sollten wir uns im Klaren sein, dass die Berufspolitik so lange ins Leere gehen wird, wie die KVen sich als Exekutivorgane verstehen.

Vor diesem Hintergrund muss man die Entwicklungen der letzten zwanzig Jahre als zwingend logisch betrachten.

Eine strikt weisungsgebun- dene Institution kann keine Impulse setzen und vor al- lem keine wirtschaftlichen Interessen durchsetzen. Die Schachtschneiderschen Ideen waren insofern sehr interessant, weil sie auf das Ausnutzen von Rechtsräu- men in einem vorhandenen System ausgerichtet sind.

Wir täten gut daran, diese Ideen aufzugreifen und ein- gehend zu prüfen, welche Handlungsmöglichkeiten wir schon jetzt haben. Das schnelle Aufgeben und die verzweifelte Suche nach grundsätzlich neuen Wegen schaffen nur Konfusion, die im Übrigen von der Politik weidlich genutzt wird.

Unser größter Erfolg wäre, wenn ein Teil des SGB V al- lein aufgrund der Rechts- position der Körperschaften des öffentlichen Rechts zu Makulatur würde. Ob das gelingen kann, vermag ich nicht zu sagen. Uns könnte aber nichts Besseres passie- ren, als wenn der Politik die Ergebnisse ihrer Arbeit um die Ohren geschlagen wür- den. Allein aus diesem Grunde lohnt sich ein ge- naueres Hinsehen.

Wir sollten weniger bieder sein und die Produkte politi-

scher Arbeit sorgfältig und systematisch auf Stolperfal- len untersuchen. Erst dann wird man anfangen, uns ernst zu nehmen. Bisher machen wir eher den Eindruck eines Haufens, der im Trüben fischt . . .

Dr. med. Volker Burgdorf, Elberfelder Straße 20, 58095 Hagen

Medi-Verbund

Zu dem Beitrag „Mit aller Macht ins Netz“ von Thomas Gerst in Heft 44/2000:

Umstritten

Das DÄ schien mir bisher ei- ne Informationszeitschrift mit sachlichen Fachbeiträgen

für alle Ärzte zu sein. Gerade zu der Zeit, als in Nord- Württemberg die Wahlen zur KV anstanden, erschien bei Ihnen in einem Leitartikel ei- ne Information zum Netz- werk Medi-Verbund. Wie Ih- nen sicherlich bekannt ist, ist dieser Verbund durchaus um- stritten, da den regionalen Ärzteschaften erhebliche, bedenkliche Machtbefugnis- se entzogen sind und gleich- zeitig ein Austritt aus der bis- her gut funktionierenden In- stitution „Anstalt des öffent- lichen Rechts“ veranlasst wird. Mit der Einrichtung ei- ner privaten GmbH werden alle rechtlichen Besitzstände an eine undemokratische Mehrheit weitergegeben, de- ren Überwachung wir als

Ärzte nicht mehr be- einflussen können, insbesondere ent- zieht sich hier uns Ärzten die Gestal- tungsmöglichkeit des HVM. Eine ausgewo- gene Recherche mit Meinung und Gegen- meinung wurde zu unserem Bedauern leider vernachlässigt.

Heinz-Joachim Kuper, Marktplatz 8, 97980 Bad Mergentheim

Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 97½½½½Heft 51–52½½½½25. Dezember 2000 AA3491

B R I E F E

GKV

Zu der Meldung „Hilfe bei der Kassen- wahl“ in Heft 48/2000:

Besser: Über die Auswir- kungen berichten

Der Bericht löst bei mir Fas- sungslosigkeit aus.

Die Vergütung der ambulan- ten ärztlichen Tätigkeit geht derzeit buchstäblich den Bach runter, unter anderem wegen der massenhaften Ab- wanderung in billige Kran- kenkassen mit Auswirkung auf die Kopfpauschalen. Ei- ne Krankenkasse, die eine entwürdigende Kopfpau- schale an die KV Berlin zahlt, überzieht seit Wochen Ärzte, die ihre Patienten hierüber aufklären, systema- tisch mit Abmahnungen und einstweiligen Verfügungen

mit Strafandrohungen bis zu 500 000 DM, ersatzweise Ge- fängnis. Selbst der ursprüng- lich nicht wertend, sondern deskriptiv gemeinte Begriff

„Billigkrankenkasse“ darf in- zwischen nicht mehr benutzt werden, weil er den freien Wettbewerb einer Kranken- kasse stört. Und dem Ärzte- blatt fällt nichts Besseres ein, als den Versicherten Unter- stützung zu bieten, wo sie die

„günstigste“ Krankenkasse finden! Dem Ärzteblatt stün- de eine breite Berichterstat- tung über die Auswirkungen des Kassenwechsels und über die Verfolgung von Kollegen durch gestörte Krankenkas- sen besser zu Gesicht. Topak- tuelle Informationen siehe:

Fehler! Textmarke nicht defi- niert.

Dr. med. Uwe Behrendt, Ansbacher Straße 8–14, 10787 Berlin

(2)

Medizinstudium

Zu den Leserbriefen in Heft 40/2000, die sich auf den Beitrag „Problemori- entiertes Lernen: Eine Chance für die Fakultäten“ von Prof. Dr. med. Win- fried Kahlke et al. in Heft 35/2000 be- zogen:

Reformiertes Lehr-Lern- Prinzip unabdingbar

Die bei der Redaktion des DÄ und der Autorengruppe eingetroffenen zahlreichen Zuschriften bringen Wunsch und Notwendigkeit intensi- ver Diskussion des Medizin- studiums und seiner Reform zum Ausdruck. Einige offen- bar nur von den grafischen Darstellungen abgeleiteten Kritikpunkte werden aber bereits durch den zugegebe- nermaßen recht komprimier- ten Text entkräftet. Der „pa- per-case“ – von angelsächsi-

schen Reformuniversitäten übernommen – ist als klini- sches Fallbeispiel gewisser- maßen die Initialzündung für die Inhalte und den Prozess des Lernens in den anschlie- ßenden Lehrveranstaltungen der laufenden Woche – also keine „lächerliche terminolo- gische Adaption“. Der Be- fürchtung einer Vernachlässi- gung des einen oder anderen Faches bei den für das sechs- semestrige (!) Curriculum empfohlenen Fallbeispielen ist entgegenzuhalten, dass die Bearbeitung der genann- ten Fälle jeweils Querverbin- dungen zu Nachbarfächern herstellt, vor allem aber, dass drei Viertel des klinischen Studiums noch folgen. In die- sem klinischen Teil – nach unserem Konzept dann wie- der im Regelstudium – treten die Absolventen des POL- Curriculums mit Kenntnissen

ein, die sie im Kontext der Fallbeispiele erworben und

„systematisch“ zu einer brei- ten Wissensbasis zusammen- getragen haben. So sind bei- spielsweise die Erkrankun- gen des atopischen Formen- kreises und Allergien, wie schon vom Kollegen Kapp ausgeführt, ein typisches Bei- spiel für die nötige interdiszi- plinäre Zusammenarbeit, wie sie im POL bereits trainiert wird. Auch die unterstellte Vernachlässigung der Pädia- trie lässt das Gesagte außer Acht, und das Beispiel „Po- liomyelitis“ ist nicht nur trotz, sondern eher wegen der von der WHO angestreb- ten Ausrottung in den kom- menden Jahren geeignet, Impferfolge und Impfmüdig- keit zu thematisieren.

POL ist natürlich nicht nur eine Frage des „didaktischen Konzeptes“: der „explizite

Wille, die akademische Auf- gabe einer guten Lehre in ih- rer Bedeutung ernst zu neh- men“ (Vermaasen) ist unver- zichtbar. Zu unterscheiden ist zwischen einer zeitlich be- schränkten Anwendung von POL auf einzelne Kurse – Münchener Modell mit sei- nen beneidenswerten Trai- ningskursen der Tutoren aus dem Lehrkörper! – und ei- nem POL-Curriculum „von Anfang an“.

Das dargestellte Konzept ist kein bloßer Vorschlag „Pra- xis kontra Theorie“ (Dieter), sondern das Exzerpt eines in mehrjähriger kollektiver Ar- beit mit allen Details ent- wickelten Antrags auf einen Modellversuch. Die gegen- wärtige Unsicherheit einer Umsetzung am Ort seiner Entstehung war der Auslö- ser, unser komplettes Re- formkonzept als „eine Chan-

A

A3492 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 97½½½½Heft 51–52½½½½25. Dezember 2000

B R I E F E

(3)

ce für die Fakultäten“ zur Verfügung zu stellen – zu der vom Kollegen Schüffel für die Hamburger Medizinische Fakultät befürchteten Meta- morphose zum „Tollhaus“

muss es dennoch nicht kom- men!

Das „eingestaubte Medizin- studium“ kann sich doch in Deutschland deshalb so lan- ge halten, weil der Medizini- sche Fakultätentag beharr- lich die verkrusteten Struktu- ren verteidigt, mit erschüt- ternd rückschrittlichen Emp- fehlungen den jüngsten Ent- wurf einer neuen Approbati- onsordnung verhindern woll- te und schließlich auch noch die Einführung der „Modell- klausel“ – Grundlage zum Beispiel für den Reformstu- diengang Berlin – abgelehnt hat. Umso begrüßenswerter und hoffnungsvoller sind die zunehmenden Reformele-

mente in einzelnen Fächern und ihre interdisziplinäre Vernetzung. Dennoch bedarf das Medizinstudium eines von Grund auf reformierten Lehr-Lern-Prinzips. Die Vor- stellung des Berliner Re- formstudienganges an der Charité durch Studierende nach ihrem ersten Jahr auf

der siebten Tagung „Qualität der Lehre in der Medizin“

(22. bis 24. September 2000) bestärken die Erwartung an eine andere (Aus-)Bildung und Förderung der angehen- den Ärztinnen und Ärzte.

Prof. Dr. med. Winfried Kahlke, Universitätskrankenhaus Eppendorf, Martinistraße 52, 20246 Hamburg

Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 97½½½½Heft 51–52½½½½25. Dezember 2000 AA3493

B R I E F E

Klinische Studien

Zu Evidence based Medicine (EbM):

EbM: Quo vadis? oder da fehlte doch noch was . . .

. . . EbM richtet sich an die fachliche Seite ärztlicher Tätigkeit und bietet eher we- nig Ansätze für Probleme der eigentlichen Arbeitsaus- übung und -strukturierung.

„Arbeit in hochkomplexen Arbeitswelten“ findet sich im

Krankenhaus genauso wie im Flugzeugcockpit, in Kern- kraftwerken und der chemi- schen Industrie. In mancher Branche ist es schon lange selbstverständlich, so genann- te Crew Resource Manage- ment (CRM) zu betreiben.

Man erinnere sich an Titel wie

„To Err is human“ mit der Be- schreibung vorhandener Defi- zite in den USA. CRM wird bisher jedoch in Deutschland, außer vielleicht in der Anäs- thesie, eher stiefmütterlich be-

handelt. Auf der Frankfurter Buchmesse gab es eine Un- zahl neuer Titel zu EbM (übri- gens mit den bei diesen Men- gen an Neuerscheinungen zu erwartenden erheblichen Qualitätsunterschieden), je- doch lediglich einen Titel zum CRM: „Culture at Work in Aviation and Medicine“.

Auch Veranstaltungen wie die der Plattform „Menschen in komplexen Arbeitswelten e.V.“ (www.plattform-ev.de) werden bisher nur von weni- gen Medizinern besucht – leider! Dabei finden sich auf deren Internetseiten eine Unzahl an medizinrelevanten Beiträgen, ebenso wie in der Sonderausgabe des British Medical Journal vom März unter dem Titel: „Reducing Error improving Safety“

(www.bmj.com). . .

Gerhard Schuster, Pestalozzistraße 23, 55283 Nierstein

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Hierbei interessiert sich der Filmemacher Johann Feindt, der nach seinem Medizinstudium eine Zeit- lang als Assistenzarzt auf der Station gearbeitet hat, nicht so sehr für

weise die Form einer unstrukturierten Prüfung durch einen Einzelprüfer oder die Form einer Kollegialprüfung oder auch eine Aufsummierung studienbe- gleitender Testate

A nfang März 1986 versammel- flten sich auf Einladung der In- stitute für Klinische Immunologie und Rheumatologie sowie für Kli- nische Mikrobiologie der Universi- tät

Das „eingestaubte Medizin- studium“ kann sich doch in Deutschland deshalb so lan- ge halten, weil der Medizini- sche Fakultätentag beharr- lich die verkrusteten Struktu- ren

Das „eingestaubte Medizin- studium“ kann sich doch in Deutschland deshalb so lan- ge halten, weil der Medizini- sche Fakultätentag beharr- lich die verkrusteten Struktu- ren

Ich freue mich für die Me- dizinstudentin Karin Sachse, daß sie China erleben konn- te.. Was aber soll eigentlich der Reisebericht im Deut-

Wer mehr Geld für das Gesundheitssy- stem fordere, müsse den Versicher- ten auch ehrlich sagen, dass dies nur mit höheren Krankenversicherungs- beiträgen oder einer höheren

Sektorale Budgets gelten auch für Arznei- und Hilfsmittel so- wie für die Krankenhausversorgung.. Im Gesetz wird klargestellt, dass als Obergrenze für die Vereinbarun- gen über