Vorwort
Die vorliegende Arbeit wurde unter dem Titel "Poeto- logische Studien zum Bildungsroman. C.M. Wieland 'Ge- schichte des Agathon1 - Robert Musil 'Der Mann ohne Eigenschaften1" vom Fachbereich Germanistik der Freien Universität Berlin als Dissertation angenommen. Der Text des Manuskripts wurde für den Druck überarbeitet und leicht verändert.
Thema der Untersuchung ist die am Beispiel zweier Romane durchgeführte Analyse der mimetisch-poietischen Struktu- ren des Bildungsromans. Es geht darum, im Nachvollzug der mimetischen Figuration der genannten Romane Baustei- ne für eine exemplarische Beschreibung des Typus bereit
zu stellen. Solche Gattungsanalyse, die etwa im Sinne Staigers oder Kaisers poetologisch-typologisch gemeint ist, hat gerade in bezug auf die Form des Bildungsromans eine Tradition, die in der bisherigen historistisch orien- tierten Forschung weitgehend unberücksichtigt geblieben ist.
Jenseits des im 18. Jahrhundert geführten Prinzipienstreits um Wesen und Funktion der Gattung unternimmt Fr. v. Blancken- burg anläßlich der Entstehung des ersten deutschen Bildungs- romans bei Wieland bereits den Versuch seiner theoretischen Begründung. Blanckenburgs am "Agathon" orientierte 'Gat- tungs'theorie ergibt sich nicht zuletzt aus der Beschrei- bung immanenter Erzählstrukturen. Damit ist gleichzeitig mit der Entfaltung des Romantyps poetologisches Material vorgegeben, mit dem die einzelnen historisch bedingten Er- scheinungsformen des Bildungsromans auf vergleichbare ästhetische Strukturzusammenhänge hin analysiert werden
VIII Vorwort
können. Solche immanenten Baugesetze des Romantypus modell- haft zu erschließen, ist das Anliegen vorliegender Studie.
Mein besonderer Dank gilt an dieser Stelle Herrn Professor Emrich, dessen Vorlesungen und Seminare mir vielfältige Anregungen zur Bearbeitung des Themas vermittelten. Un- ter seiner Leitung und Beratung entstand die Arbeit.
Danken möchte ich auch Herrn Professor Müller-Seidel und Herrn Professor Miller für ihre in langen Gesprächen erteilten Ratschläge und Kritik. Herzlicher Dank gilt ebenso Herrn Professor Sonderegger und Herrn Professor Wenzel für die Aufnahme dieser Arbeit in die "Quellen und Forschungen" und dem Cusanuswerk für die großzügige Förderung.
M.S.