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Archiv "Kinder kranker Eltern: Danke" (17.08.2007)

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 33⏐⏐17. August 2007 A2255

B R I E F E

KINDER KRANKER ELTERN

Eine Studie zur psy- chosozialen Situati- on von Kindern krebskranker Eltern zeigt Mängel in der Aufklärung und Be- treuung auf (DÄ 24/

2007: „Zu wenig Unterstützung“ von Prof.

Dr. Gerhard Trabert, Jasmin Axmann und Michael Rösch).

Eine Anlaufstelle

Die Autoren machen deutlich, dass Kinder krebskranker Eltern in unse- ren Kliniken noch zu wenig Unter- stützung erfahren . . . Am Tumorzen- trum Ludwig Heilmeyer – CCCF des Universitätsklinikums Freiburg gibt es aus eben diesen Gründen seit dem 1. Februar eine speziell für diese Kinder eingerichtete Anlaufstelle.

Gerade krebskranke Mütter fühlen sich in ihrer Doppelrolle als Patientin und Mutter in einer ständigen Insuf- fizienz. Ihr Wunsch, den Kindern ge- rade auch in dieser schwierigen Si- tuation gerecht zu werden, sie zu un- terstützen, und gleichzeitig für sich selbst als Patientin zu sorgen und die notwendigen Therapien zu durchlau- fen, bringt sie in starke innere Kon- flikte. Hier ist es für die Mütter sehr entlastend, mit einer neutralen Fach- person diese Dinge durchzuspre- chen, die eigenen Kompetenzen zu festigen, und ihre Kinder in einem Angebot eingebunden zu wissen, wo diese in ihren Nöten und Bedürfnis- sen gesehen und begleitet werden . . . Kinder beziehen bei nicht genügen- der Aufklärung so vieles vom Ver- halten der Eltern, aber auch von der Ursache der Erkrankung auf sich. Sie entwickeln Schuldgefühle bezüglich der Erkrankung, erleben sich als zu-

sätzliche Last, nehmen sich zurück.

All dies ist sehr belastend für die Kinder. Insbesondere da Kinder lan- ge brauchen, um über diese scham- besetzten Gefühle zu sprechen. Den Kindern durch Einbeziehung in den Krankheitsprozess – ohne sie mit zu vielen Informationen zu überfrachten – eine größtmögliche Sicherheit in dieser existenziell bedrohlichen Si- tuation zu geben, ist daher dringend notwendig und für alle sehr hilfreich.

Auch erlebe ich es für die Gesamtfa- milie als sehr entlastend, wenn die Krankheit kein Tabu mehr darstellt.

Daher kann ich den Wunsch von Herrn Prof. Dr. Trabert nur sehr un- terstützen: Es braucht mehr Unter- stützung für die Kinder krebskranker Eltern. Dabei ist ein ganz wichtiger Aspekt, den Eltern Mut zu machen, ihre Kinder mit einzubeziehen, nicht allein die Verantwortung tragen zu wollen, um die Kinder nicht zu belas- ten. Dieser Trugschluss, die Kinder schonen zu wollen, kostet unglaub- lich viel Energie. Kinder spüren, wenn etwas „nicht stimmt“, und ihre eigenen Fantasien zu dem Unausge- sprochenen sind in der Regel immer schlimmer als die Realität.

Anna Hupe,Tumorzentrum Ludwig Heilmeyer – CCCF, Universitätsklinikum Freiburg,

Albert-Ludwigs-Universität, Hugstetter Straße 55, 79106 Freiburg

Danke

Danke für oben genannten Artikel.

Aus der Praxis ist bekannt, dass die nächsten Angehörigen betroffener Patienten, und hier sind es in erster Linie die Kinder, nur unzureichend über das Geschehen informiert, ge- schweige denn damit vertraut ge- macht werden. In diesem Zusam- menhang möchte ich auf ein Buch hinweisen, dass in einfühlsamer,

kindgerechter Sprache und Illustrati- on das Thema aufgreift und als Auf- klärungshilfe für Kinder krebser- krankter Eltern nützlich sein kann.

Die Autorin, Marianne Franke, selbst betroffen, veröffentlicht ihr Buch un- ter dem Titel: Alarm im Körperhaus, Aulis Verlag Deubner, Köln, ISBN 3-7614-2549-X.

Dr. Wolfram von Hausen,Rosskastanienhof 24, 13158 Berlin

DOPING

Ärztliches Doping ist kein Kavaliersdelikt (DÄ 23/2007: „Do- ping im Sport: Wie sich Ärzte strafbar machen“ von RA Dr.

med. Markus Parzel- ler und RAin Dr. jur. Christiane Rüdiger).

Gegen alle ärztliche Ethik

Sollte das alles gewesen sein, was die deutsche Ärzteschaft zu den unsäglichen Dopingenthüllungen der letzten Wochen, insbesondere zu den massiven Beteiligungen deutscher und anderer europäischer Ärzte zu sagen hat? Zu den erwiesenen, sich über Jahrzehnte hinziehenden Ver- fehlungen einer der angesehensten universitären Institutionen der Sport- medizin in Deutschland? Kann es mit aufgefrischten, allgemeinen Pro- klamationen gegen Doping, wie in der letzten Nummer der „Zeitschrift für Sportmedizin“ sein Bewenden haben? Oder ist etwa eine juristische Abhandlung über strafrechtliche Ahndungsmöglichkeiten ärztlicher Dopingvergehen alles, was die Ärz- teschaft dazu zu sagen hat? Ist nicht die aktive Beteiligung von Ärzten bei Dopingpraktiken ein massiver

Beiträge im Deutschen Ärzteblatt sollen zur Diskussion anregen. Deshalb freut sich die Redaktion über jeden Leserbrief. Wir müssen aus der Vielzahl der Zuschriften aber auswählen und uns zudem Kürzungen vorbehalten. Die Chance zur Veröffentlichung ist umso größer, je kürzer der Brief ist. Leserbriefe geben die Meinung des Autors, nicht die der Redaktion wieder. E-Mails richten Sie bitte an leserbriefe@aerzteblatt.de, Briefe an das Deutsche Ärzteblatt, Ottostraße 12, 50859 Köln.

Das Leser-Forum

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A2256 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 33⏐⏐17. August 2007

B R I E F E

Verstoß gegen alle ärztliche Ethik?

Und wird nicht die Zielrichtung alles ärztlichen Handelns, nämlich „be- handeln, um zu heilen“ geradezu auf den Kopf gestellt, durch „behandeln, um zu manipulieren“, Schädigungen in Kauf nehmend? Fühlt sich die Ärzteschaft nicht berufen, die Fakten beim Namen zu nennen, einen Ap- pell an alle Kolleginnen und Kolle- gen zu tätigen, und die Öffentlichkeit darüber zu informieren? Oder gilt auch hier bereits das Gesetz der

„umerta“?

Dr. Ludger Schilgen,Hittorfstraße 46, 48149 Münster

Gegen Kriminalisierung des Dopings

. . . Jedermann weiß, dass insbeson- dere im Hochleistungssport in allen Staaten gedopt wird. Auch ist be- kannt, dass alle Ausführungen zum Doping scheinheilig sind . . . Die Antidoping-Initiativen widerspre- chen Art. 2 unseres Grundgesetzes:

Hiernach hat jeder das Recht auf freie Entfaltung seiner Persönlich- keit, soweit er nicht die Rechte an- derer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt. Da jede Person, die im Hochleistungssport selbst etwas erreichen möchte, oder durch interessierte Gruppen dazu angetrieben wird, etwas erreichen zu sollen, ohne Dopingmittel diese Leistungen nicht erreichen kann, ist es eine eigenverantwortliche Aufga- be dieser Person, ob sie zur Entfal- tung ihrer Persönlichkeit im Sport entsprechende Dopingmittel nimmt oder nicht. Sie hat darüber zu ent- scheiden, ob die für das entspre- chende Dopingmittel beschriebenen Nebenwirkungen so gravierend sind, dass sie von diesem Mittel oder überhaupt von dem Vorhaben, Hochleistungssportler zu werden und von der Öffentlichkeit ob ihrer Leistungen bejubelt zu werden, Ab- stand nimmt oder nicht. Schließlich ist es der eigene Körper, der auf Kos- ten gegebenenfalls erheblicher Ne- benwirkungen geschädigt wird. In- soweit verletzt der Doper auch kei- ne Rechte anderer – höchstens dann, wenn sich herausstellen sollte, dass aufgrund von erheblichen Neben-

wirkungen für ihn später mehr so- ziale Aufwendungen erbracht wer- den müssen als für den Durchschnitt der übrigen Bevölkerung. Diese ma- teriellen Auswirkungen lassen sich jedoch dann gesetzlich regeln. Es ist auch nicht ersichtlich, wie ein Do- per gegen die verfassungsmäßige Ordnung verstoßen sollte. Auch ist nicht ersichtlich, wie er gegen das Sittengesetz verstoßen sollte.

Schließlich ist es im Hochleistungs- sport Sitte, dass gedopt wird. Es ist daher auch nicht angebracht, Ärzte und Trainer (und konsequenterweise das Publikum – zu dem auch Do- pinggegner gehören –, das weiß, dass gedopt wird und durch Zahlun- gen Anreiz zum Dopen gibt und den Doper belohnt) zu kriminalisieren.

Darüber hinaus erweist man auch der Wissenschaft keinen Dienst, wenn man den Doper und die Men- schen, die den Doper bei seinem Vorhaben unterstützen, kriminali- siert: Zumindest ist es erstaunlich, welche Leistungen durch Doping- mittel zu erzielen sind. Die Wissen- schaft wird schon aus sich heraus stets darum bemüht sein, noch bes- sere Dopingmittel mit noch weniger Nebenwirkungen zu erfinden, als sie bis jetzt bekannt sind . . . Seien wir ehrlich und geben wir das kon- trollierte Dopen frei nach Richtlini- en des Arzneimittelgesetzes unter Aufführung der Wirkungen und der Nebenwirkungen.

Dr. Gert Schwaiger,Kurhessenstraße 93 a, 60431 Frankfurt/Main

VATERVERLUST

Kinder und Jugendli- che betreuende Ärz- te sollten die psy- chosozialen Folgen für die Diagnostik berücksichtigen (DÄ 22/2007: „Vergleich- bares Trauma wie beim Verlust der Mut- ter“ von Prof. Dr. med. Horst Petri).

Honorarkürzungen

„Da er (der Arzt) als Vertrauensper- son oft die erste und einzige Anlauf- stelle für alleinerziehende Mütter darstellt, hat er die Chance, ihre Mo- tivation für eine konstruktive Zusam-

menarbeit mit dem Vater zu stär- ken . . .“, schreibt der Autor. Wenn das gelegentlich gelingt, erfordert das zeitaufwendige Gespräche, die u. a. bei mir regelmäßig zu 50- bis 60- (in Worten: sechzig) prozentigen Honorarkürzungen durch die KV ge- führt haben. Meine begründeten Wi- dersprüche sind seit I/2006 zwar noch nicht beim Sozialgericht gelan- det, seit eineinhalb Jahren habe ich jedoch noch keinen einzigen rechts- kräftigen Honorarbescheid mehr er- halten.

Michel Voss,Graf-Adolf-Straße 18, 51065 Köln-Mülheim

Zu wenig beachtet

Der wahrscheinlich viel zu wenig beachtete Artikel von Prof. Petri über das seelische Trauma des Va- terverlusts im Kindesalter bedarf einer ausdrücklichen Unterstrei- chung auch aus kinder- und jugend- ärztlicher Sicht. Erfreulicherweise sieht man manchmal auch Väter in der Praxis, die ihre Kinder zur Vor- sorge bringen oder die Mütter in der Betreuung beim Arzt vertreten. Ge- rade auch solche Unternehmungen fördern die Vater-Kind-Bindung (der Vater umsorgt das Kind und bietet damit eine neue Vertrauens- basis) und beschleunigen den Los- lösungsprozess aus der festen Mut- ter-Kind-Bindung. Es geht also nicht nur um das explorative, die Welt erkundende Element in der Vater-Kind-Beziehung, sondern ausdrücklich auch um ihren emotio- nalen Aspekt. Die Loslösung aus dem festen, emotionalen Band der Mutter-Kind-Dyade gelingt nicht nur auf dem Weg eines völlig ge- genteiligen, inhaltlichen Bezie- hungsangebots durch den Vater, sondern vor allem auch auf dem Boden einer erweiterten emotiona- len und sozialen Sicherheit. Ich glaube, dieser Punkt wird noch im- mer viel zu wenig in unserer Ge- sellschaft berücksichtigt. Denn ge- rade auch der Mangel in der emo- tionalen Beziehung zum Vater legt den Keim zu einer Verunsicherung des Selbst. Erschreckend ist, wie wenig sich die Männer, als Väter, dieser Bedeutung für ihre Kinder bewusst sind, und wie schnell sie

Referenzen

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