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Archiv "Kassenärzte: Beginn der Befreiung" (28.03.2008)

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 105⏐⏐Heft 13⏐⏐28. März 2008 A681

B R I E F E

KASSENÄRZTE

Der Bayerische Hausärzteverband propagiert den Sys- temausstieg (DÄ 6/2008: „Aufstand der bayerischen Hausärzte“ von Klaus Schmidt, DÄ 5/2008: „Abschied vom System“ von Heike Korzilius, und DÄ 8/2008: „Er kommt, er kommt nicht, er . . .“ von Heinz Stüwe).

Uns steht das Wasser bis zum Hals

Mit Interesse habe ich den Artikel über den angedrohten Systemaus- stieg der bayerischen Hausärzte gele- sen. Man muss es aber auch so se- hen, dass es sich um einen unsolida- rischen Akt handelt, denn es geht letztlich darum, gleiche Bedingun- gen für alle Ärzte zu verhindern.

Bayern droht, mit den schlechten KVen gleichgestellt zu werden, was aus der Sicht eines hessischen Ner- venarztes eher attraktiv, aus der Sicht des bayerischen Hausarztes bedroh- lich wirkt. Wieder mal sieht man:

Wenn man es uns selbst überlässt, über das zu geringe Gesamthonorar zu befinden, gibt es null Solidarität, weder auf Landes- noch auf Bundes- ebene. Daher sieht es der hessische Neurologe als rettend und nicht be- drohlich an, wenn die Politik das jetzt regelt. In verbundenen Gefäßen steht das Wasser gleich hoch, uns steht es schon bis zum Hals . . .

Peter Laß-Tegethoff,Frankfurter Straße 71, 35625 Hüttenberg

Existenzängste

. . . Den bayerischen Hausärzten, die den Weg des Systemumstiegs einge- schlagen haben, geht es darum, eine

Amerikanisierung des Gesundheits- wesens zu verhindern, bei der der Patient zu einem reinen Wertschöp- fungsobjekt degradiert wird. Weiter- hin geht es um die Erhaltung der wohnortnahen hausärztlichen Ver- sorgung, die aufgrund der Alters- struktur der bayerischen Hausärzte, aber auch aufgrund der Einkom- menssituation in den nächsten Jahren massiv gefährdet sein wird. 30 Pro- zent weniger Umsatz – wie auch von der KVB prognostiziert – bedeuten 60 Prozent weniger Einkommen.

Vielen Kollegen steht das Wasser bis zum Hals: Es geht auch um die nack- te Existenz und nicht um ein biss- chen Randale oder Frust ablassen.

Dr. med. Michael Thümmler,Fürther Straße 55, 91058 Erlangen

Frauenärzte könnten sich anschließen

Nach einem Ausstieg der Hausärzte könnten sich doch gleich die Frau- enärzte anschließen. Wer sollte denn dann außer uns noch eine Krebsvor- sorge durchführen zum nicht zu un- terbietenden Spottpreis von circa zwölf Euro!

Dr. med. Christian Dorn,Frauenarzt, Adlergebirgsstraße 3, 84478 Waldkraiburg

Beginn der Befreiung

Frau Heike Korzilius scheint sich für die Hausärzte nur ein Szenarium vor- stellen zu können: entweder Kollek- tivvertrag oder eine Vielzahl von Ein- zelverträgen mit unterschiedlichsten Anforderungen an Dokumentation, Verordnung, Qualitätssicherung und Fortbildung. Zum Glück ist die Welt bunt und nicht schwarz-weiß. Frau Korzilius, haben Sie schon einmal etwas von der Direktabrechnung gehört? In einem Vertrauensverhält-

nis zwischen Arzt und Patient werden Probleme des Patienten gemeinsam gelöst, es werden ärztliche Leistungen erbracht, die dann direkt mit dem Pa- tienten abgerechnet werden. Dieses System kennen die „Vertragsärzte“

schon lange von ihren Privatpatien- ten. Das Versicherungsverhältnis zwi- schen Kassen und Patienten interes- siert die Ärzte nur sekundär, genauso wenig wie das Autohaftpflichtversi- cherungsverhältnis. Dieses System der Kassen, KBV und KVen hat abge- wirtschaftet . . . Allerdings habe ich nach der Veranstaltung in Nürnberg sehr große Hoffnung, dass es eine Zu- kunft für uns Ärzte nach diesen Jahr- zehnten des Sklaventums innerhalb des SGB V gibt. Dies ist ein Sklaven- aufstand, und der 30. Januar 2008 wird in die Geschichte der deutschen Ärzteschaft als Feiertag eingehen, als der Beginn von der Befreiung von so- zialpolitischen Fesseln hin zu einem freien und vertrauensvollen Arzt-Pati- enten-Verhältnis ohne die diaboli- schen Fesseln und Bevormundungen durch die Sozialpolitik . . .

Dipl.-Biochemiker Dr. med. Hans-Ulrich Jabs, Von-der-Reck-Straße 3, 48301 Nottuln

Tranzparenz der GKV-Gelder

Die Hausärzte verlassen das System, weil sie mit voraussichtlich 30 bis 40 Euro brutto pauschal im Quartal je Patient und 20 Euro brutto für einen Hausbesuch nicht überleben können.

Viele sind jetzt schon pleite und er- fahren es dann mit dem Honorarbe- scheid Ende Juni. Sie sind nicht län- ger in der Lage, sich für die finanzi- ellen Folgen der demografischen Entwicklung und des medizinischen Fortschritts ausbeuten zu lassen . . . Mit dem Wettbewerbsstärkungsge- setz hat sich die Politik bzw. die

Beiträge im Deutschen Ärzteblatt sollen zur Diskussion anregen. Deshalb freut sich die Redaktion über jeden Leserbrief. Wir müssen aus der Vielzahl der Zuschriften aber auswählen und uns Kürzungen vorbehalten. Leserbriefe geben die Meinung des Autors, nicht die der Redaktion wieder. E-Mails richten Sie bitte an leserbriefe@aerzteblatt.de, Briefe an das Deutsche Ärzteblatt, Ottostraße 12, 50859 Köln.

Das Leser-Forum

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A682 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 105⏐⏐Heft 13⏐⏐28. März 2008

B R I E F E

wählende Gesellschaft endgültig vom Solidarprinzip verabschiedet – Konkurrenz ist in gewisser Weise das Gegenteil von Solidarität! Den Wählern gaukelt die Politik weiter- hin das Einklassenmaximalversor- gungssystem vor, und verdeckt wird still rationiert bei den Leistungser- bringern und Leistungsbedürfti- gen . . . Wenn wir dieses Sachleis- tungssystem aufrechterhalten wol- len, wird die Gesellschaft sich die unangenehme Frage stellen müssen, wo das Geld momentan bleibt, wie wir es wieder gerechter verteilen können und wie wir letztlich das Ge- sundheitssystem querfinanzieren können. Dazu würde es natürlich auch einer vollständigen und zeitna- hen Transparenz der GKV-Gelder bedürfen. Oder wir Ärzte erhalten die ganz selbstverständliche Erlaub- nis, unsere Leistung transparent und direkt dem Patienten in Euro anbie- ten zu können, wie es jeder andere Beruf auch darf (Kostenerstattung).

Bedürftige werden dann durch die Gesellschaft über das Sozialamt fi- nanziert und nicht auf Kosten einer Berufsgruppe . . .

Dr. med. Oliver Heinemann, Steinkirchner Straße 28, 81475 München

Wo bleibt die Logik?

Ohne etwa als außen stehender Kli- nikarzt über die Pläne der Hausärzte rechten zu wollen, muss ich doch das in diesem Zusammenhang immer wieder gebrauchte Schlagwort der

„Amerikanisierung“ kritisieren, das auch in dem Artikel unkommentiert auftaucht. Diese drohende „Ameri- kanisierung“ gelte es zu verhindern, so der Hausärzteverband, und ein Mittel dazu sei der Ausstieg aus dem KV-System und die direkte Verhand- lung jedes einzelnen Arztes mit den Kassen. Hier ergibt sich meines Er- achtens ein Logikproblem: Bekannt- lich verhandelt jeder einzelne Arzt in den USA schon immer direkt mit den Kassen, da es kein Äquivalent zur KV gibt. Wie soll also gleichzeitig ein wesentliches Element des US- Gesundheitssystems übernommen und dadurch die „Amerikanisierung“

verhindert werden?

Dr. med. Hansjörg Rothe,

Freiherr-vom-Stein-Straße 2, 93049 Regensburg

Viele Risiken

Heinz Stüwe hat in dem Artikel über den kollektiven Systemausstieg auf die ungeklärte rechtliche Situation hingewiesen. Vertragsrechtlich gese- hen kündigen die Hausärzte mit dem Austritt aus der KBV den Vertrag, der in den meisten Fällen ihre Exis- tenzgrundlage bildet. Es bestehen keine Sicherheiten oder vertragli- chen Vereinbarungen mit den Kas- sen, die die Bezahlung im Falle des Austritts – wie der BHÄV es vor- sieht – übernehmen sollen . . . Ange- nommen, 70 Prozent der Hausärzte geben ihre Kassenzulassung zurück.

Dann sind sie darauf angewiesen, dass die Krankenkassen schnell zah- len. Wenn nun die Kassen nicht oder teilweise, eventuell durch Gerichts- prozesse zeitverzögert zahlen, dann stehen viele Hausärzte mangels Rücklagen vor der Insolvenz. Unter Ausnutzung dieser Notlage können die Krankenkassen den Hausärzten

Verträge diktieren, die wesentlich schlechter sind als die derzeitigen KBV-Verträge. Die Hausärzte sind auf regelmäßige Zahlungen angewie- sen; genau das ist das Druckmittel der Krankenkassen. Herr Dr. Hop- penthaller hat keine Verhandlungser- gebnisse mit den Krankenkassen vorzuweisen . . . Es ist fraglich, ob die Kassen bessere Bedingungen bie- ten wollen und können. Sollten Ver- träge abgeschlossen werden, könnten sie durchaus befristet sein, was den Kassen erlauben würde, Hausärzte später direkt gegen die gefürchteten MVZ auszuspielen, wenn ein Kon- zern ein besseres Angebot vorlegt . . . Wenn man noch nicht einmal die Be- dingungen eines neuen Vertrags kennt, sollte man nie einen sicheren Vertrag kündigen, auch wenn er nicht zufriedenstellend ist.

Dipl.-Phys. Stephan Camerer

FORSCHUNG

In der Therapie wichtiger Krankhei- ten sind Fortschritte rar (DÄ 4/2008:

„Translationsfor- schung: Wege aus der Krise“ von Prof.

Dr. med. Martin Wehling).

Die Umbenennung des Problems

. . . Als die Menschen zu Zeiten des geozentrischen Weltbilds die „Schlei- fenläufe“ von Planeten wie dem Mars erkannten und zeitgleich Feh- ler in der Umlaufberechnung ent- deckten, schlussfolgerte man zu- nächst, dass der Mars und andere Planeten sich nicht nur auf einer einzelnen Kreisbahn um die Erde bewegen, sondern auf einer Kreis- bahn auf der Kreisbahn. Dies mach- te die Berechnungen etwas genauer, aber insgesamt doch unzuverlässig.

Kopernikus schlussfolgerte hinge- gen, dass die Erde sich mit den an- deren Planeten auf Bahnen um die Sonne bewegt, und erhielt deutlich exaktere Umlaufberechnungen. Es revolutionierte das gesamte Welt-

bild, das heliozentrische Weltbild setzte sich durch. Ich kann in der Problematik der „Übersetzbarkeit“

von Ergebnissen aus Tierversuchen auf den Menschen nicht erkennen, wie das Problem mithilfe von „Bio- markern“ gelöst werden soll, wenn es gerade an Übertragbarkeit fehlt.

Man benennt das Problem von feh- lender Übertragbarkeit in Biomar- ker um und „schlingert“ weiter wie im Mittelalter durchs All, um Welt- ansichten nicht aufgeben zu müs- sen. Wenn Mäuse, die zu kurz le- ben, um Arteriosklerose zu ent- wickeln, mit Eisenchloridpräpara- ten behandelt werden müssen, um Arteriosklerose zu simulieren, ver- kompliziert die Frage nach Biomar- kern doch eher den Versuchsaufbau, statt neue Erkenntnisse zu schaffen.

Den Weg aus der Krise sehe ich eher in der Überwindung des Tier- versuchs als wissenschaftliche Methode. Die alternative Richtung sollte z. B. in klinischen, vermehr- ten postmortalen Studien am Men- schen, menschlicher Zellkultur, Sa- lutogenese . . . eingeschlagen wer- den . . .

Dr. med. Stefan Preuße,Gartenstraße 44, 37073 Göttingen

Referenzen

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