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Archiv "Herzchirurgen stellen Leistungszahlen 1993 vor: Der Anteil älterer Patienten steigt stetig an" (13.05.1994)

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THEMEN DER ZEIT BERICHTE

I

nsgesamt hat die Zahl der Herz- operationen in Deutschland im Jahr 1993 erneut zugenommen. In jetzt 61 Zentren wurden insgesamt 66 813 Eingriffe — davon 56 082 mit Einsatz der Herz-Lungen-Maschine (HLM) — vorgenommen (1992:

59 159 Eingriffe an 57 Zentren, da- von 48 953 mit Herz-Lungen-Maschi- ne). Dies entspricht einer Steige- rungsrate von 14 Prozent. Den Hauptanteil nimmt die Koronarchir- urgie ein (60 Prozent Bypass-Opera- tionen), 20 Prozent der Patienten be- nötigte neue Herzklappen, und 4 000 Operierte litten an einem angebore- nen Vitium.

Versorgungsgefälle

Im Jahr 1993 gab es in Deutsch- land 61 Herzchirurgische Zentren, davon 55 in den Alt-Bundesländern und sechs in den neuen Bundeslän- dern. In den alten Ländern wurden 1993 vier Zentren eröffnet, und zwar in Frankfurt/Main (CardioClinic); in Bad Bevensen (Herz-Kreislauf-Kli- nik); in Bad Rothenfelde (Schüchter- mannklinik) und in Ludwigshafen/

Rhein (Städtische Kliniken).

Von den im vergangenen Jahr betriebenen 277 Linksherzkatheter- Meßplätzen für Erwachsene und Kinder wurden 111 ( = 41 Prozent) in Verbindung mit den Herzchirur- gie-Zentren vorgehalten. An mehr als der Hälfte der Zentren in den al- ten Ländern werden mehr als ein Herzkatheter-Meßplatz betrieben, an je sechs Zentren sind es drei und vier Linksherzkatheter-Meßplätze.

In den neuen Ländern dagegen ver- fügt nur ein Zentrum über drei Linksherzkatheter-Meßplätze.

Allerdings gibt es noch ein merk- liches Versorgungsgefälle zwischen den alten und den neuen Ländern.

So sind auch die Wartezeiten im Hin- blick auf eine dringliche Herz- operation mit der Herz-Lungen-Ma- schine in den neuen Ländern wesent- lich länger als in den alten.

Auch ist festzustellen, daß im- mer mehr Patienten aus den neuen Bundesländern eine Operation an Zentren in den alten Ländern durch- führen lassen, um so die Wartezeiten abzukürzen. Dies ist das Fazit einer

Analyse über „Die Situation der Herzchirurgie 1993 in Deutschland", vorgelegt vom Ltd. Ministerialrat Dr.

jur. Ernst Bruckenberger, Kranken- hausreferent im Niedersächsischen Sozialministerium (Hannover), im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft der Leitenden Medizinalbeamten der Länder.

Mehr Kapazität, aber Wartelisten kaum verändert

Von den Eingriffen mit HML entfielen 51 911 (1992: 45 178) Ope- rationen auf die Zentren in den alten Ländern und 4 171 (1992: 3 775) auf die Herzchirurgiezentren in den neu- en Ländern. Auf je eine Million Ein- wohner ergibt dies in den alten Län- dern 795 (1992: 701) und in den neu- en Ländern 266 (239) Herzoperatio- nen mit der Herz-Lungen-Maschine.

Im Jahr 1993 standen auf den Wartelisten der Zentren in den alten Ländern 10 609 Patienten; dies sind 20,4 Prozent der 1993 festgestellten Operationskapazität. In den neuen Ländern wurden auf den Wartelisten 1 790 Patienten registriert; das sind 42,9 Prozent der Operationskapazi- tät. Insgesamt waren in Deutschland im vergangenen Jahr mithin 12 399 Patienten für eine Herzoperation auf einer Warteliste vorgemerkt.

Damit hat sich trotz des raschen Ausbaus der Operationskapazitäten die Warteliste kaum verändert. Al- lerdings hat sich gleichzeitig die War- tezeit bis zu einer Operation merk- lich verkürzt. Die Bandbreite der Herzoperationen je eine Million Ein- wohner reicht von 320 Operationen in Sachsen bis zu 1 049 Operationen in Hamburg.

Die allgemeinen Pflegesätze in den 61 Zentren schwankten 1993 zwi- schen 248 und 686 DM. Das Sonder- entgelt, das zuzüglich zum allgemei- nen Pflegesatz berechnet wird, lag zwischen 13 912 DM und 25 046 DM.

Bezogen auf eine Million Ein- wohner erfolgen also zur Zeit im Durchschnitt für ganz Deutschland 689 herzchirurgische Eingriffe pro Jahr. Damit nähert sich die Operati- onsfrequenz den Empfehlungen der Gesundheitsministerkonferenz. Die- se hatte im November 1988 als Richt- zahl 700 Operationen pro eine Milli- on Einwohner festgelegt und gefor- dert, daß grundsätzlich jedes Bun- desland die Verantwortung für die herzchirurgische Versorgung seiner Bevölkerung selbst trägt. Die Deut- sche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie hält jedoch in- zwischen höhere Richtzahlen von 900 Operationen für erforderlich.

Kalmar begründetet diese For- derung mit Veränderungen der Al- tersstruktur in der Bevölkerung und einer Zunahme an Zweiteingriffen

Herzchirurgen stellen Leistungszahlen 1993 vor

Der Anteil

älterer Patienten steigt stetig an

Die deutschen Herzchirurgen operieren immer häufiger ältere Patienten, da das Risiko des Eingriffs für den Betroffenen heute geringer ist als das der Grunderkrankung. Wie Prof. Dr.

med. Peter Kalmar (Hamburg-Eppendorf) anläßlich der 23. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie e. V. in Bonn mitteilte, war im vergange- nen Jahr jeder fünfte Patient, der am Herzen operiert werden mußte, bereits über 70 Jahre alt. Zum Vergleich: Im Jahr 1989 lag der Anteil der Senioren noch bei elf Prozent.

A-1352 (32) Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 19, 13. Mai 1994

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Heute können alle notwendigen herzchirurgischen Operationen an den 61 Herzchirurgischen Zentren in

Deutschland durchgeführt. werden. Foto: Vorsorge-Initiative

THEMEN DER ZEIT

von jetzt sieben auf in Zukunft 20 bis 25 Prozent: „Vergleiche mit anderen Nationen unterstützen die Annahme, daß der Bedarf an herzchirurgischen Eingriffen wachsen wird."

Bypässe weiter nötig

Auch die steigende Zahl an Bal- londilatationen (PTCA) habe zu kei- ner Entlastung der operativen Ein- heiten geführt. „In vielen Fällen er- setzt die Ballondilatation die Bypass- Operation nicht, sondern schiebt nur den Zeitpunkt des Eingriffs hinaus", erklärte Prof. Dr. med. Peter Satter (Frankfurt) in Bonn. „Auffallend ist inzwischen auch die wachsende Zahl jener Patienten, die erst nach mehr- maligen Dilatationen zur Operation angemeldet werden. Selbst Patien- ten, die vier- oder fünfmal dilatiert wurden, sind inzwischen keine Sel- tenheit mehr." Dann aber steige das Operationsrisiko des Betroffenen.

In den neuen Ländern sind sie- ben weitere Herzchirurgie-Zentren geplant. Um die in den alten Ländern erzielte Gerätedichte an Linksherz- katheter-Meßplätzen zu erreichen, müßten in den neuen Ländern zu den vorhandenen 28 weitere 39 Meß- plätze installiert werden.

Bei der Erweiterung des herz- chirurgischen Angebots sollten nach Ansicht der Operateure — anstelle der Installation neuer Einheiten — grundsätzlich die Kapazitäten bereits bestehender Operationszentren aus- gebaut werden. Auf diese Weise könnte das selbstgesteckte Ziel von 900 Eingriffen je eine Million Ein- wohner innerhalb von drei Jahren er- reicht sein.

Gegen „Mini-Einheiten"

Mit Nachdruck wandten sich die Herzchirurgen gegen die weitere Einrichtung von „Mini-Einheiten", da diese weder ökonomischen Ge- sichtspunkten gerecht würden noch die von der Gesellschaft vorgeschrie- benen Standards erreichten. Nach Angaben von Prof. Dr. med. Fritz Hehrlein (Gießen) liegt die Zahl der Eingriffe bei zwölf Zentren derzeit unter 500 pro Jahr: „Diese sollten

BERICHTE

aus Gründen der Wirtschaftlichkeit rasch ausgebaut werden."

Legt man einen Krankenhaus- aufenthalt von 10 Tagen zugrunde, so errechnen sich für eine Herzoperati- on Kosten zwischen 19 980 und 30 747 DM. Die durchschnittlichen Kosten für eine Operation lagen mit- hin bei 25 363 DM. In drei Herzchir- urgie-Zentren wurde eine Fallpau- schale zwischen 19 747 und 22 800 DM vereinbart.

Die Kapazitätsanalyse läßt fol- gende Prognose zu:

• Bei einer unveränderten Operationskapazität und bei einem Betrieb von 55 Herzchirurgie-Zen- tren (1993) können mindestens 55 000 Herzoperationen mit der Herz-Lungen-Maschine durchge- führt werden.

Mit einer zusätzlichen Kapazität von rund 7 500 Operationen, die durch die geplanten und die bereits im Bau befindlichen Zentren ge- schaffen wird, besteht in den näch- sten Jahren in den alten Ländern ei- ne Kapazität von jährlich mindestens 62 500 Herzoperationen.

Je eine Million Einwohner wä- ren dies durchschnittlich 955 Herz- operationen (nur Alt-Länder). Mit- hin wäre die Empfehlung der Ge- sundheitsministerkonferenz vom No- vember 1988 — 500 bis höchstens 700 Operationen je eine Million Einwoh-

ner — deutlich überschritten. Damit kann die Warteliste von insgesamt 12 399 Patienten in den alten Län- dern kurzfristig abgebaut werden.

Ausweichen ins Ausland?

Über die Zahl der zu Lasten der Krankenversicherung im Ausland durchgeführten Operationen gibt es keine statistischen Anhaltspunkte, doch dürfte diese zur Zeit über 1 000 liegen. So gibt es beispielsweise in London Herzchirurgie-Zentren, dar- unter das Hillside-Hospital, die ohne Wartezeiten qualifizierte Herzopera- tionen durchführen. Dabei sind die Gesamtkosten (einschließlich Flug) geringer als für die im Inland zu all- gemeinen Pflegesätzen und Sonder- entgelten erbrachten Herzoperatio- nen.

Die Leitenden Medizinalbeam- ten der Länder empfehlen, Kapazitä- ten in den neuen Ländern rasch aus- zubauen und das Standardgefälle ge- genüber den alten Ländern zu verrin- gern. Andernfalls bestehe die Ge- fahr, daß eine zusätzliche Nachfrage nach Herzoperationen in den alten Ländern oder im Ausland ausgelöst wird.

Dr. Vera Zylka-Menhorn, Dr. Harald Clade Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 19, 13. Mai 1994 (33) A-1353

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