VARIA AUS DER INDUSTRIE
Chinolone
gegen Infektionen der Atemwege
Bisher war Ketoprofen nur gut.
I
nfektionen der Atemwege verursachen jährlich Krankheitstage in zwei- stelliger Millionenhöhe. Dies macht deutlich, wie stark die Volkswirtschaft durch Infek- tionen des Respirationstrakts belastet wird. Die Gabe po- tenter Antibiotika bietet eine kurative Therapie. Zumin- dest kürzt sie den Krankheits- verlauf ab, betonte Prof. Dr.med. Friedrich Vogel, Hof- heim/Taunus, auf dem I.
Herbstforum „Chinolqne in der Therapie von Atemwegs- infektionen", zu dem die Bay- er AG Ende September nach Genf eingeladen hatte.
Selbst bei massiven Infek- tionen des Respirationstrakts wird jetzt die orale Zufuhr von Antibiotika propagiert.
Diese Behandlungsform ist kostengünstiger als die paren- terale Applikation und hin- terläßt überdies weniger Kli- nikmüll. Die Sequenztherapie ist anzustreben, wenn der Pa- tient — aus welchen Gründen auch immer — initial nicht oral therapiert werden kann.
Dann bekommt er sein Anti- biotikum zunächst parenteral und danach per os.
Bei bakteriellen Infektio- nen der unteren Atemwege wird das Erregerspektrum von Pneumokokken, Haemo- philus-Species, Moraxella ca- tarrhalis, Streptokokken und Staphylokokken beherrscht.
Diese Mikroorganismen las- sen sich zuverlässig mit Ce- phalosporinen, Amoxicillin, Makroliden und Chinolonen angehen. Am potentesten sind die Chinolone, beispiels-
weise Ciprofloxacin, wie Vo- gel in Genf anmerkte. Sie kommen bei mittelschweren bis schweren bakteriellen In- fektionen der tiefen Atemwe- ge in Betracht.
Laut Vogel sollte Cipro- floxacin in bestimmten Situa- tionen favorisiert werden, und zwar bei Problempatien- ten mit schweren Grundlei- den, längerer Anamnese und häufigen Exazerbationen. Die Substanz sollte auch dann an- deren Antibiotika vorgezogen werden, wenn gramnegative Keime mit im Spiel sind. Zur Initialtherapie der durch Streptokokken hervorgerufe- nen Pneumonie sollte man je- doch nach wie vor Penicillin einsetzen.
Die chronische Bronchitis gilt aufgrund ihrer hohen Prä- valenz als Volkskrankheit. In Deutschland sind acht Pro- zent der Frauen und bis zu zwanzig Prozent der Männer betroffen. Vor dem Hinter- grund des GSG werden aus Kostengründen immer mehr Patienten mit einem chroni- schen Leiden wie der Bron- chitis in Krankenhäuser abge- schoben, kritisierte PD Dr.
med. Gebhard Würtemberger aus Freiburg.
Für die kalkulierte anti- biotische Therapie der chro- nischen Bronchitis eignen sich vor allem hochbakterizi- de Pharmaka, die ein breites Erregerspektrum erfassen und auch bei Kranken mit Neutropenie wirksam sind.
Zudem sollten solche Sub- stanzen wenig Nebeneffekte und Resistenzen auslösen.
Diese Kriterien werden nach Würtembergers Einschätzung von Ciprofloxacin weitgehend erfüllt.
Zur ambulanten Behand- lung der chronischen Bron- chitis empfiehlt sich eine Ta- gesdosis von zweimal 250 mg.
Von 177 Patienten, die auf
diese Weise therapiert wur- den, erfreuten sich 89 Pro- zent einer klinischen Heilung.
In der Vergleichsgruppe mit 171 Kranken wurde auf ande- re Antibiotika zurückgegrif- fen. Hier belief sich die Er- folgsquote auf 64 Prozent.
Die ambulante orale Gabe von Ciprofloxacin, so hieß es in Genf, ist per summam als kostengünstig anzusehen, weil die Patienten bis zu 300 Tage lang rezidivfrei bleiben und viel seltener stationär be- handelt werden müssen. kbf
Kurz informiert
Tamox-Gry® - Die Firma Gry-Pharma, Kirchzarten, hat Tamoxifen zur hormonellen Behandlung des Mammakar- zinoms in den Stärken 10, 20 und 30 mg als Filmtabletten unter dem Warenzeichen Ta- mox-Gry® eingeführt. Gry- Pharma teilt in einer Fach- presseinformation mit, daß sie derzeit das preisgünstigste Tamoxifen für die Antiöstro- gen-Therapie anbietet. H/Z
Sormodren® — Zur Be- handlung der symptomati- schen und genuinen Hyper- hidrose wurde in einer offe- nen multizentrischen Anwen-
dungsbeobachtung von Der- matologen und Gynäkologen die als Anticholinergikum und Parkinsonmittel bewähr- te Substanz Bornaprin (Sor- modren®, Nordmark) unter- sucht. Die Ergebnisse wurden in „Der Deutsche Dermatolo- ge", Nr. 9, publiziert: Bei nicht ausreichender Wirk- samkeit physikalischer oder adjuvanter lokaler Therapie biete Bornaprin eine gute und hinsichtlich der Neben- wirkungen eine zufriedenstel- lende Alternative zur bisher gebräuchlichen Behandlung der Hyperhidrosis. KY
Euphyllin® 500 zur Infusi- on — Wie die Firma Byk Gul- den, Konstanz, mitteilt, hat sie zum 1. November 1993 Euphyllin® 500 Infusionslö- sungskonzentrat eingeführt zur Akutbehandlung von Atemnot. Eine Ampulle (20 ml) enthält 500 mg Theophyl- lin, das zu 250 bis 500 ml Infu- sionslösung (isotonische Na- triumchloridlösung, Elektro- lyt- oder Glukoselösung) ge- geben werden soll. A/B
Piretanid plus Ramipril
Das Unternehmen Cassel- la-Riedel Pharma, Frankfurt, stellt seit Mitte Oktober Are- fixe ACE, die erste Kombina- tion des Schleifendiuretikums Piretanid (6 mg) mit dem ACE-Hemmer Ramipril (5 mg) in teilbaren Tabletten für die Hochdrucktherapie zur Verfügung. Mit der täglichen Einmalgabe, so heißt es in ei- ner Fachinformation von Cas- sella-Riedel, seien die Blut- drucksenkung über 24 Stun- den gewährleistet und die Blutdruckspitzen am Morgen vermindert. Arelix® ACE sei besonders geeignet für ältere Hochdruckpatienten mit Herzinsuffizienz, Diabetes oder Störungen des Fettstoff- wechsels. Bei älteren Hyper- tonikern und Patienten mit nachlassender Nierenfunkti- on sollte mit einer halben Ta- blette pro Tag begonnen wer- den. RK
Bisher war Diclofenac nur
günstiger.
A1-3254 (80) Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 48, 3. Dezember 1993