Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
minderter Kontraktilität qualitativ erhalten, doch bedarf es einer grö- ßeren Zunahme der Vordehnung, um durch ein erhöhtes Füllungs- potential einen Anstieg der Schlagarbeit zu bewirken.
Auch die Orthostasetoleranz ist bei Patienten mit Herzinsuffizienz erhöht. Für den Kliniker ist es au- ßerordentlich schwierig, aus der Blutdruckmessung Hinweise über die vorliegenden Regulationsme- chanismen abzuleiten, so daß man fast nichts oder nur sehr indirekt etwas über die Durchblutung der einzelnen Kreislaufgebiete aussa- gen kann. Auf der arteriellen Seite wird die Durchblutung der Organe durch Änderungen der Gefäßweite reguliert, wobei nach dem Hagen- Poisseulleschen Gesetz kleine Än- derungen der Gefäßweite erhebli- che Auswirkungen auf den Strö- mungswiderstand haben.
Schließlich sind die seltenen For- men einer primären oder sekundä- ren Positionshypotonie des Blut- drucks hier anzuführen. Bei der sogenannten Positionshypotonie tritt die normalerweise unter Or- thostasebedingungen einsetzende sympathische stimulierende Ver- engung der arteriellen und venö- sen Gefäße der unteren Körper- hälfte nicht ein. Die Folge ist ein in schweren Fällen schon im Sitzen auftretender Abfall des systoli- schen wie auch diastolischen Blutdrucks, der bis zum Kollaps führen kann. Bei der sehr seltenen primären Positionshypotonie wer- den z. B. vier verschiedene Syn- drome voneinander abgegrenzt.
Dabei finden sich deutlich ernied- rigte Noradrenalinspiegel und Stö- rungen im Bereich der afferenten oder efferenten Barorezeptorenre- flexe, die zum Teil schon im Kin- desalter auftreten und familiär be- dingt sein können.
Ferner sind sogenannte sekundä- re Formen abzugrenzen, die bei verschiedenen Erkrankungen des zentralen und peripheren Nerven- systems beobachtet werden, so bei diabetischer Neuropathie, Ta-
bes dorsalis und Syringomylie;
hinzu kommen noch Störungen der humoralen Blutdruckregula- tion bei Morbus Addison, Morbus Sheehan und Myxödem.
Zusammenfassung
Die Hypotonie stellt somit kein selbständiges und eigenes Krank- heitsbild dar. Die ihr zugrundelie- genden hämodynamischen Verän- derungen sind vielmehr ganz un- terschiedlich, häufig finden sich Beeinträchtigung und Betroffen- sein weiterer Funktionskreise, die deutlich machen, daß die Diagno- se Hypotonie eine weitere Abklä- rung auf chemischem und endo- krinologischem Gebiet notwendig macht. Hinweise erhält man auch durch Kreislaufuntersuchungen unter Belastungsbedingungen be- sonders mit leistungsmedizini- schen Methoden oder zur Prüfung der orthostatischen Toleranz mit unterschiedlicher Methodik. Die Ausführungen machen auf alle Fälle deutlich, daß die Hypotonie nicht — wie häufig geschieht — als Bagatellerkrankung anzusehen ist, sondern vielmehr in vielen Fäl- len ein echtes Krankheitsbild dar- stellt, das oft einer intensiven All- gemeinbehandlung und auch ei- ner pharmakologischen Therapie bedarf.
Literatu r
Halhuber, M. J.: Therapiewoche 32 (1982) 429
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Anschrift des Verfassers:
Professor Dr. med.
Hans Werner Kirchhoff Arzt für Innere Krankheiten Chefarzt des
Sanatorium Nordrach Winkelwald 55
7611 Nord rach/Bad. Schwarzwald
Hypertonie-Initialtherapie:
Vergleich von Propranolol mit Hydrochlorothiazid nach Langzeitbehandlung
Das Ziel der Studie war die Be- stimmung der Blutdrucksenkung sowie die Prüfung der erforderli- chen Dosierungsverteilung der Präparate zur Steuerung des Blut- drucks. 394 Patienten mit einem diastolischen Blutdruck zwischen 95 und 114 mmHg wurden zur Langzeitbehandlung ausgewählt und erhielten in einem randomi- sierten Doppelblindverfahren ent- weder Propranolol-Hydrochlorid oder Hydrochlorothiazid.
Während der 12monatigen Lang- zeitbehandlung erwies sich Hy- drochlorothiazid bei der Steue- rung des Blutdrucks wirksamer als Propranolol (mittlere Blutdruck- senkung — 17,5/— 13,1 mmHg mit Hydrochlorothiazid im Vergleich zu — 8,3/— 11,3 mmHg mit Propra-
nolol). 65,5 Prozent der mit Hy- drochlorothiazid behandelten P,a- tienten erreichten einen ange- strebten diastolischen Blutdruck- wert unter 90 mmHg gegenüber nur 52,8 Prozent der mit Proprano- lol behandelten Patienten. 35 Pa- tienten der Propranolol-Gruppe erforderten eine Beendigung der Therapie aus medizinischen Grün- den (zu hoher diastolischer Blut- druck, Nebenwirkungen etc.) im Vergleich zu 11 Patienten der Hydrochlorothiazid-Gruppe (P <
0,001).
Der Dosisbedarf von Hydrochloro- thiazid war im Vergleich zu Pro- pranolol geringer, zusätzliche Do- sisanpassungen waren bei Hy- drochlorothiazid seltener erfor- derlich, und der Blutdruck blieb — nach Absetzen der wirksamen Prä- parate — bei Gabe von Hydrochlo- rothiazid niedriger. Dpe
Veterans Administration Cooperative Study Group an Antihypertensive Agents, Compari- son of Propranolol and Hydrochlorothiazide for the Initial Treatment of Hypertension, JA- MA 248 (1982) 2004-2011, Edward D. Freis, M.
D., Veterans Administration Medical Center, 50 Irving St. NW, Washington, DC 20422, U.S.A.
FÜR SIE GELESEN Hypotonie
62 Heft 10 vom 11. März 1983 80. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe A