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Hypotonie und Herzinsuffizienz

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Academic year: 2022

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Bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist der Einsatz von Phytopharmaka begrenzt. Bei arterieller Hypotonie und Orthostasesyndrom hat sich die fixe Kombination Adonis/

Maiglöckchen/Meerzwiebel/Oleander sowie Campher/

Weissdornbeeren bewährt. Bei Herzinsuf fizienz NYHA II ist die Wirksamkeit von Crataegus belegt.

D I E T E R LO E W

Die arterielle Hypotonie ist definiert als dauerhaft systolische Werte unter 100 mmHg bei Frauen sowie unter 110 mmHg bei Männern beziehungsweise diastolischen Werten unter 60 mmHg.

Beim Orthostasesyndrom erleben die Patienten einen Blut- druckabfall um 20 mmHg systolisch beziehungsweise 10 mmHg diastolisch innerhalb von 3 Minuten beim Wechsel von der lie- genden in die aufrechte Position (4).

Hypotonie als Risikofaktor

Galt bisher der niedrige Blutdruck als lebensverlängernde Be- findlichkeitsstörung, so bedarf es nach neueren epidemiologi- schen Studien eines Umdenkens besonders im Alter. Nach der US-amerikanischen nationalen Gesundheits- und Ernährungs- studie steigt im Alter die Prävalenz des Orthostasesyndroms (oH) mit Gleichgewichts-, Herzrhythmusstörungen, Ohnmacht, Angina-pectoris-Anfällen und Sturzgefahr an (8). In einer fin- nischen Studie (18) war bei 561 alten Menschen die Mortalität in der Gruppe mit niedrigem Blutdruck (<120/70 mmHg) deutlich höher als in der Gruppe mit einem Blutdruck >160/90 mmHg.

Nach der ARIC-Studie (6), an der über 11 000 Personen im Alter von 45 bis 64 Jahren teilnahmen entpuppte sich das Ortho - stasesyndrom als si gnifikanter Risikofaktor für ischämischen Apoplex. Zudem war die 13-Jahres-Mortalität bei Patienten mit oH signifikant höher als bei den Kontrollen.

Typische Beschwerden

Zu den charakteristischen Beschwerden der Hypotonie zählen unter anderen Sehstörung, Ohrensausen, Schwindel, Kopf- schmer zen, Ermüdbarkeit, körperlich-geistige Erschöpfung,

Konzentrations- und Leistungsschwäche, Zittern, Palpitatio- nen, Tachykardie, Angina-pectoris-Anfälle, Schweissausbruch, Kollapsneigung, Benommenheit, Gleichgewichtsstörungen, Standunsicherheit, Sturzgefahr, kalte Hände und Füsse, Angst, zerebrale Dysfunktion mit Synkopen und Wetterfühligkeit.

Therapieoptionen

Grundsätzlich besteht die Therapie aus Allgemeinmassnahmen wie körperlicher Aktivität, vaskulärer Tonisierung (z.B. Wech- selbäder nach Kneipp, Sauna, Bürstenmassage, Wadenmuskel - gymnastik), gesunder Ernährung, ausreichender Trinkmenge, Kochsalzzufuhr (regt Durstgefühl an, erhöht intravaskuläres Volumen), Meidung hoher Temperaturen, Stützstrümpfen und Ausschaltung von Risikofaktoren (z.B. koffeinhaltige Getränke, Alkohol, Genussmittel). Reichen diese Massnahmen nicht aus, kommen an zugelassenen synthetischen Substanzen α-Sym- pathomimetika (Midodrin [Gutron®]) beziehungsweise α-β- rezeptoren stimulierende Substanzen (Etilefrin [Effortil®], Oxi- lofrin) infrage. Zu beachten sind Nebenwirkungen und Gegen- anzeigen wie Herzklopfen, ventrikuläre Rhythmusstörungen, Angina pectoris, KHK, Engwinkelglaukom und benignes Pro - statasyndrom. Mit Dihydroergotamin wird der Venentonus ge- steigert und die bei sympathikotoner Form erhöhte Katechola- minwirkung ab geschwächt. Mineralokortikoide (Fludrocorti- son [Florinef®]) reduzieren die Natrium- und steigern die Kaliumausscheidung. Nebenwirkungen sind Hypokaliämie und Gegenanzeigen, Alter über 65 Jahre, Hypertonie und me- tabolische Alkalose.

F O R T B I L D U N G

948

ARS MEDICI 23 2010

Merksätze

Insbesondere bei älteren Menschen stellen Hypotonie und Ortho - stasesyndrom einen Risikofaktor dar, der mit erhöhter Mortalität einhergeht.

Medizinhistorisch wurden Weissdornarten bereits in der Antike bei verschiedenen Beschwerden, aber erst Ende des 18. Jahrhunderts bei Herzerkrankungen angewendet.

Hypotonie und Herzinsuffizienz

Was leisten Phytopharmaka?

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Phytopharmaka

Als Alternative bieten sich Extrakte aus Adonis/Maiglöck chen/

Meerzwiebel/Oleander sowie Campher mit Weissdornbeeren an. Sie sind toxikologisch, experimentell, klinisch-pharmako- logisch und klinisch geprüft. Von der fixen Kombination D-Campher mit Weissdornbeeren liegen Dosis-Wirkungs- Studien der Einzelbestandteile und der fixen Kombination bei Probanden nach Lagewechsel beziehungsweise am Kipptisch vor (1, 2, 17, 26). Bereits innerhalb der ersten 5 Minuten stie- gen Blutdruck und peripherer Widerstand signifikant an. Das visuelle Kurzzeitgedächtnis und die kognitive Verarbeitungs- geschwindigkeit verbesserten sich gleichzeitig (26). Die positi- ven Kreislaufeffekte wurden in klinischen Studien bestätigt.

Chronische Herzinsuffizienz

Medizinhistorisch wurden Weissdornarten bereits in der Antike bei verschiedenen Beschwerden, aber erst Ende des 18. Jahr- hunderts bei Herzerkrankungen angewendet. Mit dem Beginn des Chemiezeitalters und der modernen analytischen Verfah- ren erfolgten Isolierung, Identifizierung der Inhaltsstoffe und

deren Wirksamkeitsprüfung. Tabelle 1 fasst die In-vitro-Effekte am Myokard verschiedener Tierspezies, am menschlichen in- suf fizienten Myokard sowie die In-vivo-Wirkungen an klassi- schen Modellen wie dem Langendorfherz oder dem Ganztier zusammen (3, 12, 13, 23, 27). Daraus ergibt sich, dass Cratae- gusextrakte (in der Schweiz z.B. Cardiplant® 450, Crataegus Synpha®, Faros® 300) über mehrere Einzelwirkungen pleiotrop synergistisch kardioprotektiv, antiarrhythmisch, vasorelaxie- rend und vasoprotektiv wirken.

Zum Nachweis der Wirksamkeit bedarf es der humanpharma- kologischen Bestätigung experimenteller Effekte und klinischer Studien. Aufgrund pharmakologischer Wirkungen erfolgte dies bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz Stadium NYHA II anhand akzeptierter Messparameter (10) wie Ejek - tionsfraktion (Herzkatheter, Radionuklid), Herz-Minuten- Volumen (Einschwemmkatheter), Belastbarkeit (Fahrradergo- metrie, Spiroergometrie) und Beschwerdesymptomatik (Ta- belle 2). Die prospektiven Studien wurden von der Cochrane Collaboration im Rahmen einer Metaanalyse (22) beurteilt (10 Studien mit 855 Patienten mit NYHA I–III). Crataegus verbesserte hämodynamische, ergometrische und subjektive Parameter signifikant gegenüber Plazebo.

Zudem wurde eine Mortalitätsstudie (7, 11) mit dem Extrakt WS 1442 bei 2681 Patienten NYHA II–III mit eingeschränkter linksventrikulärer Funktion (<35%) durchgeführt. Im Vergleich zu Plazebo wurde die kardiale Mortalität über die Stu diendauer von 24 Monaten nicht signifikant gesenkt, lag jedoch im 6. und 18. Monat signifikant niedriger als unter Plazebo. Von dem Crataegusextrakt profitierten Patienten mit einer LEF > 25 Pro - zent. Schwerwiegende Nebenwirkungen und Interaktion mit der Komedikation wurden nicht beobachtet (7, 11).

Prof. Dr. med. dent. Dieter Loew Arzt für Pharmakologie Klinische Pharmakologie D-65191 Wiesbaden

Interessenkonflikte: keine deklariert

Literatur unter www.allgemeinarzt-online.de/downloads Diese Arbeit erschien zuerst in «Der Allgemeinarzt» 4/2010.

H Y P O T O N I E U N D H E R Z I N S U F F I Z I E N Z

ARS MEDICI 23 2010

949

Steigerung der Kontraktion durch erhöhte intrazelluläre Ca++- Konzentration in der Systole über Einstrom von Ca++-lonen durch Hemmung der Na+/ K+-ATPase (positiv inotrop)

Spontanfrequenz (weitgehend neutral)

Verkürzung der AV-Überleitung (positiv dromotrop)

Verlängerung der Refraktärzeit und Dauer des Aktionspotenzials (negativ bathmotrop)

Steigerung der Koronar- und Myokarddurchblutung durch Vaso - dilatation

Toleranz gegen Sauerstoffmangel, kardioprotektiv, antiarrhyth- misch (am Ischämiemodell)

Senkung des peripheren Gefässwiderstands (Afterload)

antioxidativ, antiphlogistisch

Tabelle 1:

Pharmakologische Wirkungen

Tabelle 1:

von Crataegus

Ejektionsfraktion in Ruhe ↑*

Ejektionsfraktion nach Belastung ↑*

Druck-Frequenz-Produkt ↑*

anaerobe Schwelle (Ergospirometrie) ↑*

Arbeitstoleranz (Fahrradergometrie) ↑*

Lebensqualität ↑*

systolischer, diastolischer Blutdruck ↓ * = signifikant Tabelle 2:

Klinische Wirkungen von Crataegus

Referenzen

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