Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
NOTIZ
Auf Antrag verschiedener nationaler Delegationen, unter anderem der Bundesrepublik Deutschland, Ita- liens, Großbritanniens und der Ver- einigten Staaten von Amerika, hat die 34. Weltgesundheitsversamm- lung in ihrer im vergangenen Mai abgehaltenen Sitzung beschlossen, auf den ursprünglich vorgesehenen Ersatz der Meßeinheit mmHg für den Blutdruck durch kPa zu verzichten und die alte Meßeinheit mmHg bei- zubehalten. Daneben kann die Ein- heit kPa verwendet werden. Der Text der Resolution der WHO ist so abge- faßt, daß die Einheit mmHg endgül- tig beibehalten werden dürfte, da nicht damit zu rechnen ist, daß Ärz- teschaft und Fachgremien die Ein- heit mmHg als unnötig für eine un- gestörte ärztliche Versorgung und einen Austausch wissenschaftlicher Informationen halten werden. Mit diesem Entscheid der WHO hat eine jahrelange aufwendige und unnöti- ge Diskussion ein gutes Ende gefun- den. Der Beschluß der 34. Weltge- sundheitsversammlung lautet (in of- fizieller Übersetzung, der englische Originaltext liegt der Schriftleitung vor):
Die 34. Weltgesundheitsversamm- lung,
nachdem sie die internationalen Schwierigkeiten in Betracht gezo- gen hat, die sich dem Versuch ent- gegengestellt haben, das kilo Pas- cal, die Einheit des Systäme interna- tional d'Unitäs (SI) für die Messung des Blutdruckes einzuführen, nachdem sie Kenntnis genommen hat von den Stellungnahmen und Beschlüssen der internationalen wissenschaftlichen Organisationen, die sich gegen einen überstürzten Ersatz des millimeter Quecksilber durch das kilo Pascal ausgespro- chen haben,
nachdem sie weiterhin mit Beunru- higung davon Kenntnis genommen hat, daß sich in einer Reihe von Mit- gliedsstaaten Schwierigkeiten erge-
ben haben im Verkehr zwischen der wissenschaftlichen Welt und der Be- völkerung,
nachdem sie die weite Verbreitung des Hochdrucks, seine schwerwie- genden Auswirkungen und die gro- ße Wahrscheinlichkeit einer Vorbeu- gung bei frühzeitiger Erfassung in Betracht gezogen hat,
jedoch trotzdem eingedenk der in früheren Resolutionen ausgedrück- ten Wünschbarkeit eines einheitli- chen internationalen Systems von Meßeinheiten,
erinnernd nochmals an die in der Resolution WHA 29.65 ausgespro- chene Warnung hinsichtlich der Schwierigkeiten, die auftreten könn- ten infolge einer überstürzten Ein- führung gewisser Einheiten des SI in die medizinische Praxis, mit beson- derer Beziehung auf den Ersatz des millimeter Quecksilber durch das ki- lo Pascal bei der Messung des Blut- druckes,
• berücksichtigt, daß keine zwin- gende Notwendigkeit besteht, zur Zeit das millimeter Quecksilber durch das kilo Pascal in der medizi- nischen Praxis zu ersetzen,
• empfiehlt, daß das millimeter Quecksilber und das kilo Pascal gleichzeitig verwendet werden, bis eine künftige Weltgesundheitsver- sammlung es für unnötig erachtet, das millimeter Quecksilber beizube- halten, um eine ungestörte ärztliche Versorgung und den Austausch wis- senschaftlicher Information sicher- zustellen,
• fordert den Generaldirektor auf, diese Resolution in den Veröffent- lichungen der WHO und durch die Medien den Nichtregierungsorgani- sationen zur Kenntnis zu bringen.
Professor Dr. F. Gross Vorsitzender der
Deutschen Liga zur Bekämpfung des hohen Blutdruckes e.V.
Homöopathie: „Contra"
Aber eine unrealistische und fanati- sche Haltung sollte nicht geduldet werden, weil die Patienten dann durch ungeeignete Therapie und un- begründete Hoffnungen in Gefahren kommen und zum Teil auch ausge- beutet werden. Es sollen auch die Ärzte, die „sich täglich redlich und gewissenhaft bemühen, ihre be- schwerlichen Sorgfaltspflichten zu erfüllen" (Wimmer), nicht übervor- teilt werden von solchen Kollegen, die vorgeben, dort helfen zu können,
„wo die Schulmedizin versagt"
habe.
Die vorliegende Expertise ist keine Anklage, sondern ein Appell an un- ser Gewissen und unsere Verpflich- tung zur Kollegialität. Zu ihrer Ein- haltung sind Komplimente, Laissez- faire-Verhalten oder Vogel-Strauß- Politik nicht ausreichend. Und Resi- gnation hilft uns erst recht nicht.
Was bleibt übrig? Ein neuer Versuch zur Besinnung und Verständigung.
Das ist mein Vorschlag!
Herrn Professor Dr. rer. nat. Peter Ihm, Direktor des Instituts für medi- zinisch-biologische Statistik und Dokumentation der Universität Mar- burg danke ich für seine Stellung- nahme zu den statistischen Anga- ben der zitierten Literatur.
Literatur bei der Verfasserin
Anschrift der Verfasserin:
Professor Dr. med. Irmgard Oepen Institut für Rechtsmedizin der Universität Marburg
Bahnhofstraße 7 3550 Marburg
mmHg werden zur Messung des Blutdrucks beibehalten
Beschluß der 34. Weltgesundheitsversammlung zur Verwendung von mmHg und kPa als Einheiten zur Messung des Blutdrucks
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
1530 Heft 32 vom 6. August 1981