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Archiv "Das Mendelson-Syndrom" (15.02.1979)

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin NOTFALL IM BEREITSCHAFTSDIENST

Das Mendelson-Syndrom

Das Mendelson-Syndrom entwickelt sich als Folge der Aspiration kleiner Mengen von flüssigem und saurem Mageninhalt (.,Magensaftinhalation") in das Bronchialsystem und die Alveolen. Dem Anästhesi- sten ist dieses Krankheitsbild als Komplikation der Narkose gut bekannt; weniger geläufig ist jedoch, daß das Mendelson-Syndrom auch in anderen Bereichen der Medizin (zum Beispiel Neurologie, Innere Medizin) auftritt und wegen seiner hohen Letalität schnell erkannt und therapiert werden muß. Die Aspiration von salzsäurehaitigern Mageninhalt ruft eine toxische Schädigung des Bronchialsystems und des Lungenparenchyms hervor. Im Bronchialsystem führt die Schädigung der oberflächlichen Schleimhautschichten zu einem entzündlichen Schleimhautödem, zur Exsudation ins Bronchiallumen, zum reflektorischen Branchespasmus und damit letztlich zu einer endebronchialen Atemwegsobstruk- tion mit dem entsprechenden asthmaartigen Auskultationsbefund und einer intrapulmonalen Gasvertei- lungsstörung. Im Lungenparenchym erzeugen interstitielle und alveoläre Exsudation das klinische Bild des Lungenödems. Diese akute Phase mit endebronchialer Atemwegsobstruktion, intrapulmonaler Gasverteilungsstörung, erheblicher Minderung der Diffusionskapazität der Lunge und der Eröffnung intrapulmonaler Rechts-Links-Shunts führt über eine schwere Hypoxämie nicht selten zum raschen Tod des betroffenen Patienten. Wird dieses Stadium überlebt, so kommt es durch die tiefergreifenden Schleimhautläsionen im Bronchialsystem zu einer sich mitunter über Tage hinziehenden hämorrhagi- schen Tracheobronchitis. Bakterielle Superinfektionen der geschädigten Lungenpartien können zu weiteren Komplikationen führen. Die Schwere des Krankheitsbildes ist einerseits abhängig von dem pH des Magensaftes (unter 2,5), andererseits jedoch auch von der Menge und Verteilung des Aspirates. Das Mendelson-Syndrom ist nicht zu verwechseln mit der Aspirationspneumonie, die als Folge einer Aspiration von Fremdkörpern oder festem Mageninhalt auftritt; beide Krankheitsbilder können jedoch zusammen vorkommen.

Symptomatik

Tachykardie und Hypotonie, die initiale Symptomatik, wird häufig durch die Symptome der Grunderkrankung überla- gert, als deren Komplikation das Mendelson-Syndrom ent- standen ist.

Dyspnoe und Zyanose inner- halb weniger Stunden nach der Aspiration.

Absinken des ZVD und des ar- teriellen Blutdrucks aufgrund der Flüssigkeitsverschiebung in das Alveolar- und Bron- chialsystem.

Mehr oder weniger starke Hä- moptysen als Symptom der hämorrhagischen Trachea- bronchitis.

Fieber durch Pneumonie und Abszedierung bei Kombina- tion mit einer Aspirations- pneumonie.

Diagnose

An die Möglichkeit einer .,Ma- gensaftinhalation" denken:

neben der Anästhesiologie bei allen Zuständen mit Bewußt- seinstrübung und einge- schränkten Schutzreflexen, zum Beispiel Schlafmittelinto- xikationen, zerebravaskuläre Ereignisse, Reanimation, Hypoglykämien.

Zyanose und Dyspnoe, feuch- te ohrnahe Rasselgeräusche und spastische Atemgeräu- sche,

blutig tingiertes Sputum, Absinken des arteriellen p02,

in schwersten Fällen alveoläre Hypoventilation (Anstieg des pC02 und respiratorische Azi- dose).

Im Thorax-Röntgenbild: aus- gedehnte diffuse und häufig bds. Verschattungen.

Therapie

..,_ Prophylaxe des Krank- heitsbildes durch richtige La- gerung des bewußtseinsge- trübten oder bewußtlosen Pa- tienten; gilt insbesondere für den

..,_ Transport ins Kranken- haus.

..,_ Kontinuierliche Absau- gung des Mageninhaltes,

z.

B.

beim diabetischen Koma mit Gastroparese.

..,_ Intubation über einen ge- nügend langen Zeitraum. Eine frühzeitige Absaugung des aspirierten Mageninhaltes mit anschließender Lavage der Lunge mit verdünnten Hu- man-albuminlösungen wird empfohlen. Liegt die Aspira- tion länger als 12 Stunden zu- rück, ist die Absaugung fast immer ohne Erfolg.

DEUTSCHES ARZTEBLATT Heft 7 vom 15. Februar 1979 427

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

~

Das Mendelson-Syndrom

Symptomatik

Sekundäre bakterielle Super- infektion.

Diagnose

ln Abhängigkeit von der Lage bei der Aspiration und bedingt durch die Anatomie des Bron- chialbaumes auch einseitige Veränderungen möglich (am häufigsten rechter Lungen- unterlappen, gefolgt vom rechten überlappen).

Differentialdiagnostische Ab- grenzung: Nur anhand des Röntgenbildes schwierig, da ein Lungenödem kardialer Ur- sache, eine Schocklunge, eine Lungenblutung oder eine all- ergische interstitielle Reak- tion der Lunge genauso aus- sehen können.

Beim Ausschluß dieser und ähnlicher Ursachen sowie dem Vorliegen einer entspre- chenden Anamnese oder Er- krankung mit der Möglichkeit der stillen Aspiration sollte an das Vorliegen eines Mendel- son-Syndroms gedacht wer- den.

428 Heft 7 vom 15. Februar 1979 DEUTSCHES ARZTEBLATT

Therapie

~ Schockbehandlung. Eine Diuretikatherapie wie beim Lungenödem aus kardialer Ursache ist beim Mendelson- Syndrom nicht indiziert, da eher eine Hypovolämie mit Hämekonzentration vorliegt, die einen Flüssigkeitsersatz notwendig macht.

~ Therapie der Hypoxämie:

Je nach Schwere des Krank- heitsbildes 02-Zufuhr über Nasensonde oder durch ma- schinelle Beatmung mit volu- mengesteuertem Respirator una PEEP.

~ Bronchialtoilette.

~ Steroidtherapie in hoher Dosierung zu Beginn wird im allgemeinen empfohlen; ihre Wirksamkeit ist klinisch je- doch nicht erwiesen.

~ Infektionsprophylaxe durch Therapie mit einem breitwirk- samen Antibiotikum ist uner- läßlich.

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Dieter Deppermann Medizinische

Universitätsklinik (Ludolf-Krehi-Kii nik)

(Direktor: Professor Dr. Dr.

mult. Gotthard Schettler) Bergheimer Straße 58 6900 Heidelberg

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