Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
KONGRESS-NACHRICHTEN
Die Altersgrenze bei gynäkologischen Vorsorgeuntersuchungen
Von 1959 bis 1976 wurden am Rudolf-Virchow-Krankenhaus — Berlin 1767 Frauen mit mittlerer bis schwerer Dysplasie, Carcino- mata in situ und invasivem Kol- lumkarzinom untersucht und be- handelt. Innerhalb der Berichts- zeit erfolgte eine deutliche Ver- schiebung zugunsten der Früh- fälle, die invasiven Karzinome nahmen von 155 Fällen (1959 bis 1960) auf 71 Fälle (1975/76) ab.
Bei den Patienten unter 30 Jah- ren fanden sich 33 Prozent der Dysplasien, 14 Prozent Carcino- mata in situ und ein Prozent der invasiven Karzinome. Es waren 10,5 Prozent des Gesamtkollek- tivs unter 30 Jahre alt. In der Gruppe der Dysplasie und des Carcinoma in situ waren 20 Pro- zent der Patienten unter 30 Jahre alt. Bekanntlich werden von den Krankenkassen Vorsorgeunter- suchungen erst ab 30. Lebens- jahr vergütet. Bei den unter 30- jährigen Patienten wurde hier die
Läsion zufällig zytologisch bei ei- ner gynäkologischen Untersu- chung aus anderen Gründen ent- deckt. Die Untersuchung zeigt, daß die untere Altersbegrenzung der Krebsvorsorgeuntersuchung bei Frauen überdacht werden muß (H.-W. Boschmann, Vir- chow-Krankenhaus Berlin). MS
(Vortrag auf der VII. Dreiländertagung für klinische Zytologie, November 1977. Salz- burg)
Dornröschen-Syndrom
Die seelische Hospitalismus-Ge- fährdung von Kindern macht vor Intensivstationen nicht halt. Die- se Therapieform wirft vielmehr bei schädel-, hirnverletzten Kin- dern besondere physiologische und organisatorische Probleme auf (Dr. S. Toderow, Universitäts- kinderklinik Tübingen). Retrogra- de Amnesie und die oft lange dauernde Bewußtlosigkeit lassen
eine zutiefst ängstigende Erinne- rungslücke zurück. Apparaturen und Geschäftigkeit auf der Inten- sivstation, das „neue Leben", ru- fen obendrein neue entsetzliche Angst hervor. Deshalb kommt es fast regelmäßig zu psychoreakti- ven Störungen. Die psychomoto- rische Erstarrung, die man dabei beobachtet und die man „Dorn- röschen-Syndrom" nennt, muß schon auf der Intensivstation durchbrochen und auch noch später systematisch mitbehan- delt werden. WP
(3. Jahrestagung der Gesellschaft für Neu- ropädiatrie, Oktober 1977, München)
Vorsorgeuntersuchungs- programm auf
gynäkologische Ca
Diese Darstellung gibt interes- sante Hinweise 'auf Intensität, Er- folge und Kosten eines Vorsorge- untersuchungsprogramms auf gynäkologische Karzinome. Es wird festgestellt, daß die Ab- strichentnahme durch Kranken- schwestern mit nachfolgender gynäkologischer Untersuchung der Patienten mit auffälligen Ab- strichen eine Ausweitung des Un- tersuchungsprogramms ermög- licht und dabei die Sicherheit der Methode nicht einschränkt. Es wird ein Intervall von vier Jahren zwischen den einzelnen Vorsor- geuntersuchungen für ausrei- chend gehalten. Das Programm hat — in dieser Weise durchge- führt — einen deutlich aufklären- den Effekt auf die Bevölkerung.
Zwar läßt sich eine Senkung der Krebssterblichkeit an Kollumkar- zinomen noch nicht nachweisen, das Vorkommen der präinvasiven Karzinome hat sich aber gegen- über den invasiven Karzinomen deutlich erhöht. Alle diese Ergeb- nisse werden auch unter dem Ko- stengesichtspunkt behandelt.
(Lindberg, L. G., Fiac et al., De- partment of Gynecological on- cology, University of Lund, Swe- den. MS
(Vortrag auf dem VII. Europäischen Zytolo- giekongreß, Oktober 1977, Liege)
Schnellfärbetechnik im Vergleich mit zytologischen
Schnelluntersuchungen
Die Schnellfärbetechnik gibt eine vollwertige zytologische Aussa- ge, die in der Sprechstunde in- nerhalb von zwei Minuten vor- liegt, bzw. intraoperativ eine Be- urteilung der Malignität von Mammatumoren zuläßt. Die Treffsicherheit der Methode ist vergleichbar mit der histologi- schen Schnellschnitt- und Paraf- finschnittuntersuchung. — Von 1971 bis Ende Juli 1977 wurde bei insgesamt 687 untersuchten Mammatumoren eine zytologi- sche Schnelluntersuchung unter Verwendung der Abzug-Squash- Technik durchgeführt. Von 687 Tumoren waren 111 Karzinome.
Bei allen Karzinomen wurde die Dignität durch die Histologie ge- sichert (Szczepanik, E., Berg- mann-Klinik, Bonn-Duisdorf). MS
(Vortrag auf dem VII. Europäischen Zytolo- giekongreß, Oktober 1977, Liege)
Lumbalpunktion beim Kind
Auch bei Meningitis ersetzt die Lumbalpunktion nicht den erfor- derlichen klinischen Befund.
Lumbalpunktionen sind ebenso wie andere Eingriffe nur bei kla- rer Indikation berechtigt. Min- destanforderungen an das Labor:
Zellzahl und Differenzierung, all- fälliger Erregernachweis, Eiweiß- und Zuckerbestimmung (Prof. Dr.
W. Isler, Kinderspital Zürich).
Nicht nur das Röhrchen gegen das Licht halten, womit vielerorts noch immer eine Differentialdia- gnose aus dem Lumbalpunktat gestellt wird! Nach Möglichkeit Eiweißelektrophorese. Auch Zell- zahl alleine erlaubt nicht immer die Differenzierung der bakteriel- len von der abakteriellen Menin- gitis. WP
(3. Jahrestagung der Gesellschaft für Neu- ropädiatrie, Oktober 1977. München)
184 Heft 4 vom 26. Januar 1978 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT