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Archiv "Impfung gegen Rotaviren: Schutz hält mindestens drei Jahre" (18.06.2010)

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A 1226 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 24

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18. Juni 2010

IMPFUNG GEGEN ROTAVIREN

Schutz hält mindestens drei Jahre

Die bei Säuglingen und Kleinkindern häufigen Rotavirusinfektionen belasten nicht nur die Familien, sondern auch die Gesundheitsversorgungssysteme erheblich.

Schutzimpfungen haben ein sehr günstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis.

R

otavirusinfektionen sind die häufigste Ursache für schwer verlaufende Brechdurchfälle mit Dehydrierung im Kindesalter und damit auch für Arztbesuche und Klinikaufenthalte. Rotaviren verur- sachen allein in den EU-Staaten jährlich rund 3,6 Millionen Erkran- kungsfälle bei unter Fünfjährigen, circa eine Million Arztbesuche und etwa 100 000 Krankenhausaufent- halte. Zwar haben bereits vor drei Jahren die Europäische Gesellschaft für Pädiatrische Infektionskrankhei- ten (ESPID) und die Europäische Gesellschaft für pädiatrische Gast - roenterologie, Hepatologie und Er- nährung die Empfehlung zur Rota- virusschutzimpfung von Kindern in ihre Leitlinien aufgenommen, in Deutschland allerdings ist die Rota- virusimpfung noch nicht in die Impfempfehlungen integriert.

Rotavirusimpfung erzeugt eine Herdenimmunität

Aktuelle Studiendaten belegen nun, dass ein fast vollständiger Schutz vor schwer verlaufenden rotavirus- bedingten Gastroenteritiden (RVGE) durch die pentavalente Vakzine RotaTec® für mindestens drei Jahre besteht und die RVGE-assoziierte Krankheitslast auch bei Ungeimpf- ten durch Herdenimmunität gesenkt wird. So hat Prof. Dr. med. Timo Vesikari (Tampere, Finnland) bei der Jahrestagung der ESPID im französischen Nizza die Daten der Finnischen Extensionsstudie (FES) zur REST-Study1 vorgestellt. An der REST-Study hatten 28 006 Kinder aus europäischen Ländern teilge- nommen, von denen etwa die Hälfte (n = 14 018) den Schluckimpfstoff erhalten hatte, die andere Hälfte Placebo. Das Ergebnis der Intent- to-treat-Analyse der REST-Studie:

Die Rate der RVGE-bedingten Hos-

pitalisierungen und Notfallanalysen sank in der ersten und zweiten Saison nach Immunisierung um 92 Prozent, die der RVGE-assozi- ierten Arztbesuche um 83 Prozent (Vaccine 2010; 28: 345–51).

Die Auswertung der Per-Proto- koll-Analyse (drei Immunisierun- gen im Alter zwischen sechs Wo- chen und sechs Monaten) ergab eine Effektivität bis zu 96 Prozent. Das Risiko für schwere RVGE wurde in der ersten und zweiten Saison nach Impfung um 98 Prozent vermindert, für jegliche Art von RVGE betrug die Risikoreduktion 68 Prozent. An der FES-Studie haben 21 000 finni- sche Kinder teilgenommen. Sie wur- den nach der dritten Impfung für 3,1 Jahre beobachtet. In der dritten Sai- son nach abgeschlossenem Impfpro- gramm wurden fast keine RVGE- verursachten Klinik- und Notfall- aufnahmen notwendig (Risiko - reduktion um 95 bis 100 Prozent).

Die Impfung war nach den Worten von Vesikari gut wirksam gegen die in Europa häufigsten Serotypen, nämlich G1, G2, G3, G4 und G9.

Die Herdenimmunität belege eine Studie an allen New Yorker Akut- versorgungskrankenhäusern: Eine hohe Durchimpfungsrate von Kin- dern bis zum 24. Lebensmonat habe auch die RVGE-assoziierte Hospi- talisierungrate bei ungeimpften, äl- teren Kindern um 60 bis 70 Prozent reduziert (Vaccine 2010; 28: 754–8), berichtete Vesikari.

Dieses Ergebnis bestätigte sich ebenfalls in einer französi- schen prospektiven Kohortenstudie (IVANHOE2), für die Prof. Dr.

med. Arnaud Gagneur (Universität Brest) die Daten aus dem Raum Brest vorstellte. 2008/2009 gab es das Angebot einer Impfung für Kin- der unter zwei Jahren, 47,1 Prozent von ihnen erhielten alle drei Imp-

fungen. Bei den Geimpften sank das Risiko für eine RVGE-beding- ten Klinikaufenthalt um 98 Pro- zent, in der gesamten Population der Kinder, also auch der Un- geimpften, halbierte sich die Rate der RVGE-verursachten Klinikauf- enthalte im Vergleich zu den Daten aus den Jahren 2002 bis 2008. Dies belege zudem die hohe Kostenef- fektivität der Impfung, sagte Gag- neur.

Kein erhöhtes Risiko für Intussuszeption des Darms

Die Studien nach der Markteinfüh- rung bestätigten die vor der Zulas- sung festgestellte gute Verträglich- keit: Es bestünde kein erhöhtes Ri- siko für Intussuszeption des Darms und Kawasaki-Syndrom, sagte Ve- sikari.

Zeitlich fast parallel zum Kon- gress hat die Cochrane Library auf Basis einer Metaanalyse die Rotavi- rusimpfungen als „hocheffektiv“

(Cochrane Database of Systematic Reviews 2010; 5: CD008521) ein- gestuft. 34 Studien entsprachen den Kriterien der Auswerter, darunter acht, in denen RotaTec getestet wurde. Das Ergebnis mit einem Schutzeffekt von 70 bis 90 Prozent (je nach Vakzine) mache deutlich, wie nützlich die Impfung für die Bekämpfung von Rotavirusinfek- tionen bei Kleinkindern sei, so das Fazit. Es sei wichtig, dass diese Daten auch die für die öffentliche Gesundheit verantwortlichen Insti- tutionen erreichten. ■ Dr. rer. nat. Nicola Siegmund-Schultze

1 REST = Rotavirus Efficacy and Safety Trial

2 IVANHOE = Impact of a Vaccination Campaign in Infants on Hospitalisations for Acute Rotavirus Diarhhea in France

Veranstaltung: Value of real-life experience in pediatric vaccine von Sanofi-Pasteur-MSD, beim ESPID in Nizza

P H A R M A

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