Zur Fortbildung Aktuelle Medizin Tumor-Sonographie
Retroperitoneale Tumoren sowie insbesondere paraaortale Lympho- me können sonographisch ab etwa 2 Zentimeter Durchmesser diagnosti- ziert werden; normal große Lymph- knoten sind dagegen auch mit lym- phographisch bereits pathologi- schen Speicherdefekten im akusti- schen Schnittbild des Retroperito- neums nicht darstellbar. Große Be- deutung hat hier die Sonographie insbesondere auch in der Stadien- einteilung lymphatischer Systemer- krankungen mit einer Sensitivität im Nachweis paraaortaler Lymphome von etwa 60 bis 70 Prozent (7) sowie in der Bestrahlungsplanung und Verlaufskontrolle der Lymphome unter zytostatischer beziehungswei- se radiologischer Therapie.
Die Konsistenzdiagnose und Diffe- renzierung „pulsierender" Tumoren im Abdomen in paraaortale Lympho- me (Abbildung 8), Raumforderun- gen, ausgehend von der Pankreaslo- ge, oder Aortenaneurysmen (Abbil- dung 7) ist sonographisch beson- ders gut möglich.
Raumforderungen im kleinen Bek- ken (Uterus, Adnexe, Harnblase, Prostata) können sonographisch unter günstigen Untersuchungsbe- dingungen ab 1,5 bis 2 Zentimeter Durchmesser darstellbar werden (Abbildung 9); häufig erweisen sich jedoch Ortung und Organzuord- nung als schwierig oder unmöglich infolge Darmgasüberlagerung und struktureller Vielfalt der Region.
Die Diagnostik der Tumoren des Ma- gen-Darm-Traktes obliegt im we- sentlichen den röntgenologischen und endoskopisch/bioptischen Un- tersuchungsverfahren, insbesonde- re im Frühstadium der Erkrankun- gen. Es gelingt jedoch auch mittels Ultraschall (Real-time-Technik) ge- legentlich, fortgeschrittene gastro- intestinale Tumoren mit insbeson- dere zirkulärer Verdickung der Darmwand auch im noch kurativ operablen Zustand (besonders Ko- lonkarzinome) zu lokalisieren (8).
Tumordicke, mesenteriale und Le- bermetastasen können sonogra- phisch in Ergänzung der röntgeno- logischen und endoskopischen Be-
funde dargestellt werden. Prinzipiell ist jedoch keine Dignitätsdifferen- zierung zu entzündlicher intestinaler Wandverdickung anhand akusti- scher Schnittbildbefunde möglich.
Auch in diesen Fällen gilt für das Ultraschallverfahren wieder, daß die Ergiebigkeit und Treffsicherheit der Untersuchung um so größer ist und die Interpretation der akustischen Schnittbilder um so leichter gelingt, je besser der Untersucher über Vor- befunde und das Krankheitsbild des Patienten informiert ist.
Literatur
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Anschrift der Verfasser:
Dr. med. Wolf B. Schwerk Medizinische Universitätsklinik Mannkoffstraße 1
3550 Marburg (Lahn)
Professor Dr. med. Dr. rer. nat.
Emil Heinz Graul Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin
Lahnstraße 4a 3550 Marburg (Lahn)
FÜR SIE GELESEN
Diagnose
des Colon irritabile
Die Diagnose eines irritablen Dick- darms beruht im wesentlichen auf dem oft mühevollen Ausschluß einer organischen Erkrankung, obwohl dieses Krankheitsbild, beziehungs- weise die damit in Zusammenhang stehenden Symptome, zum „tägli- chen Brot" des praktischen Arztes gehören. Man kann davon ausge- hen, daß bis zu 60 Prozent aller ga- stroenterologischen Beschwerden dieser funktionellen Störung zuzu- ordnen sind. An Hand eines Frage- bogenkatalogs versuchten die Auto- ren, durch eine sorgfältige Ana- mnese der Diagnose eines Colon ir- ritabile näherzukommen, und eine aufwendige Diagnostik zu vermei- den. 15 für das Reizkolon typische Symptome wurden 109 unausge- wählten Patienten mit abdominellen Beschwerden vorgelegt. Die definiti- ve Diagnose wurde nach einem Be- obachtungszeitraum von 17 bis 26 Monaten gestellt, um organische und funktionelle Beschwerden eini- germaßen sicher zu differenzieren.
Die folgenden sechs Symptome wa- ren signifikant häufiger bei Patien- ten mit einem irritablen Darm zu finden:
O Völlegefühl und Meteorismus;
• Besserung der Beschwerden nach Stuhlgang;
• Durchfallsneigung bei Einsetzen der Schmerzen;
• Zunahme der Darmentleerungen bei Einsetzen der Schmerzen.
Zwei weitere Symptome, nämlich der Abgang von Schleim und das Gefühl einer unvollständigen Ent- leerung, waren ebenfalls auffallend häufig beim Reizkolon zu finden. Je mehr dieser Symptome vom Patien- ten angegeben wurden, desto wahr- scheinlicher wurde die Diagnose ei- nes Colon irritabile.
Manning, A. P.; Thompson, W. G., Heaton, K.
W., Morris, A. F.: Towards positive diagnosis of the irritable bowel, Br. med. J. 2 (1978) 653-654, University of Bristol Department of Medicine, Bristol Royal Infirmary, Bristol 2
954 Heft 14 vom 5. April 1979 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT