B R I E F E
wendige 90-Prozent-Quorum errei- chen . . . und für 60 Prozent des PP- Honorars ist Psychotherapie in der Praxis wirtschaftlich nur unter radi- kaler Ausbeutung des Arztes darstell- bar . . .
Ulrich Hammerla,Schlägelstraße 31 a, 46045 Oberhausen
FRÜHGEBORENE
Der G-BA sollte die Prävention von Risi- koschwangerschaf- ten im ambulanten Bereich stärker be- rücksichtigen (DÄ 44/2008: „Mindest- fallzahlen bei Frühgeborenen: Keine Evi- denz für konkreten Schwellenwert“ von Regina Klakow-Franck und Hermann Wetzel).
Vorenthaltener Fortschritt
Die Autoren zitieren den Abschluss- bericht des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheits- wesen (IQWiG) über den Zusam- menhang zwischen Leistungsmenge und Ergebnis bei der Versorgung von Frühgeborenen, in dem „die Daten bezüglich der primären Zielgröße Mortalität unter Berücksichtigung der Studien- und Publikationsqualität sowie ihres Populationsbezugs deut- liche Hinweise auf einen statisti- schen Zusammenhang geben, der sich als Trend einer Risikoreduktion
mit steigender Leistungsmenge dar- stellt. Insbesondere die Studien mit deutschen Versorgungsdaten von Bartels 2006 und Heller 2008 zeigen einen signifikanten statistischen Zu- sammenhang zwischen Leistungs- menge und Ergebnisqualität.“ Sie weisen darauf hin, es handele sich um eine statistische Assoziation ohne Beweis des Kausalzusammenhangs und schlussfolgern, dass eine evi- denzbasierte Mindestmenge nicht festgelegt werden kann. Wenn deut- sche Politiker dieser Argumentation immer folgen würden, wäre niemals die Anschnallpflicht im Straßenver- kehr eingeführt worden, denn eine beweisende randomisierte Interventi- onsstudie zu dieser Fragestellung hat es nie gegeben. Bei der Anhörung im IQWiG wurde die Durchführung ei- ner Interventionsstudie als ethisch nicht vertretbar eingestuft. Ohnehin wäre nicht zu erwarten, dass Eltern nach Aufklärung ihre Zustimmung zur Teilnahme an einer solchen Stu- die geben. Basierend auf der be- schriebenen Assoziation wurde aber in Nordamerika und in vielen eu- ropäischen Ländern in den letzten 20 Jahren die Versorgung von Hochrisi- kofrühgeborenen zentralisiert, ohne dass die von den Autoren geforderte Evidenz zur Verfügung stand. Ist ei- ne Beweisführung mittels Interventi- onsstudien aus ethischen Gründen unmöglich, muss eine Entscheidung auf niedrigerer Evidenzstufe getrof- fen werden. Wer beweisende Evi-
denz fordert, aber keine Stellung zur Machbarkeit solcher Studien bezieht, versucht mit Scheinargumenten den deutschen Frühgeborenen und ihren Eltern einen Fortschritt vorzuenthal- ten, den andere Länder ihren Patien- ten längst anbieten.
Literatur bei den Verfassern
Prof. Dr. Helmut Hummler,Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Ulm, 89070 Ulm
Hans-Jürgen Wirthl,Kiefernstraße 21 a, 55246 Mainz-Kostheim
EBM
Noch weiß der ein- zelne Kassenarzt nicht, was von der Honorarsteigerung bei ihm ankommt (DÄ 44/2008: „Hono- rarreform 2009: Was Ärzte verdienen“ von Sabine Rieser).
Geld kann verdunsten
Das staunende Publikum weiß nicht, dass im Gesundheitssystem das Geld verdunsten kann. Es ist ja üblicher- weise im festen Aggregatzustand, al- so wird es sublimiert. Es gäbe ein einfaches Verfahren der Honorie- rung, wenn nämlich die ärztliche Leistung irgendwie bewertet würde und dieser Betrag ausbezahlt würde (Kostenerstattung, Direktabrech- nung). So wird dem Gesundheitssys- tem von der Politik Geld für andere Sozialleistungen entzogen. Mit dem Gesundheitsfonds werden neue Ar- beitsbeschaffungsmaßnahmen instal- liert. Ich bin da nicht optimistisch. In den letzten Jahren beobachte ich zu- nehmend, dass genau das Gegenteil von dem eintritt, was nach außen hin gesagt wird.
Dr. med. Karl-Heinz Linder,Alte Hünxer Straße 8, 46562 Voerde
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