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Archiv "In einem Satz: Angestellten-Gewerkschaft/Krebsregister" (09.11.1978)

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BLÜTENLESE

Tapferer Kapiza

Mit Stolz meldet die russische Presse, daß Pjotr Kapiza 1978 den Nobelpreis erhielt. Was der russische Leser nicht erfahren hat, soll hier in Kürze nachge- holt werden:

Das Schicksal des Forschers war wechselhaft und anschei- nend nicht ganz untypisch.

Er gehörte nie der kommunisti- schen Partei an. 1921 befand er sich auf einer befristeten Reise in England. Der junge Physiker (* 1894) kehrte nicht nach Hau- se zurück. Er blieb in England 13 Jahre lang und arbeitete dort bei dem Nobelpreisträger Ru- therford, dem schon 1919 der erste Nachweis einer Kernreak- tion beim Stickstoff gelang. Ru- therford erkannte früh die hohe Begabung des Russen. Er för- derte ihn und sorgte dafür, daß Kapiza 1930 die Leitung des Physikalischen Forschungsin- stitutes der Universität Cam- bridge anvertraut wurde.

Als Tourist reiste Kapiza 1934 nach Rußland. Was dort mit ihm geschah, ist noch weitgehend unbekannt. Jedenfalls durfte er nicht nach England zurück.

Stalin veranlaßte, daß all sein wissenschaftliches Instrumen- tarium samt seiner schriftlichen Unterlagen nach Rußland ge- schafft wurde. Es ist unschwer zu vermuten, daß dieses Vorge- hen nicht im Sinne Kapizas lag.

Denn über ein Jahr lang verwei- gerte er jegliche Forschertätig- keit. Dann muß aus unbekann- ten Gründen ein Vergleich her- beigeführt worden sein. Er wur- de Direktor des Institutes für physikalische Probleme bei der Akademie der Wissenschaften.

Aber schon 1946 wurde er frist- los entlassen und unter Hausar- rest gestellt. Er hatte sich ge- weigert, an militärischen Aufga- ben mitzuarbeiten. Zum Ärger Stalins wurde im Westen be- hauptet, daß Kapiza zu den Vä- tern der russischen Atombom-

be zählt. So schreibt Chru- schtschow in seinen Memoiren.

Nach Stalins Tod „rehabilitier- te" man Kapiza und ernannte ihn zum Direktor des berühm- ten Wawilow-Institutes, dessen Gründer Wawilow Stalin im Ge- fängnis verhungern ließ.

Erneut forderte man Kapiza dann auf, sich an der Entwick- lung von Kriegswaffen zu betei- ligen. Kapiza weigerte sich.

In Chruschtschows Memoiren wird diese Weigerung mit höchst zweifelhaften Motiven begründet. Danach habe der eitle Kapiza nach Weltruhm ge- strebt. Weil aber militärische Forschungen notwendig ge- heim bleiben müßten, habe sich der Physiker versagt. Zwar be- kennt Chruschtschow, daß man Kapiza ungerecht behandelt hätte und Repressalien über ihn verhängt hätte. Über die Art der Druckmittel erfährt man nichts.

Es wäre unbillig zu erwarten, daß der 84jährige Kapiza sich hierüber heute öffentlich äu- ßert. Allein die Tatsache, sich mutig der Rüstungsforschung zu widersetzen, spricht für die- sen großartigen Menschen, zu dem der Vorwurf der Ruhm- süchtigkeit nicht paßt. Sein starkes sittliches Bewußtsein veranlaßte ihn, sich schriftlich für seinen Kollegen Sacharow einzusetzen. Ebenfalls schrift- lich warnte er den 23. Parteitag vor einer Re-Stalinisierung. Er plädierte für die Entlassung von Jaures Medwedew aus dem Ir-

renhaus und trug indirekt dazu bei, daß heute Medwedew in England leben kann.

Am 250. Jahrestag der Akade- mie der Wissenschaften hielt er einen Vortrag, der nie an die Öffentlichkeit drang. Er sprach über die Leichtfertigkeit, mit der in Rußland die Sicherheits- probleme von Atomkraftwerken behandelt werden

Das Nobel-Komitee hat nicht nur einen bedeutenden For- scher, sondern auch einen auf- rechten und tapferen Men- schen.geehrt. Durrak Die Information:

Bericht und Meinung NACHRICHTEN

der öffentlichen Apotheken ausge- dehnt werden. Dadurch würden die selbständigen Apotheker zu ei- nem wirtschaftlich unzumutbaren Wettbewerb mit staatlich finan- zierten oder subventionierten An- staltsapotheken gezwungen.

Eine andere Bestimmung der geplanten Apotheken-Novelle kommt freilich den Bestrebungen der Apotheker entgegen. Beab- sichtigt ist nämlich ein Verbot der Stillen Gesellschaft und damit praktisch eine Verhinderung von Apothekenketten. Das ist ganz im Sinne auch des Deutschen Apo- thekertages. Dieser vertrat zudem die Auffassung, daß in jeder Apo- theke zumindest ein approbierter Apotheker vorhanden sein muß. NJ

54 Milliarden DM für Tabak und Alkohol

Für Tabak und Alkohol gaben die Bundesbürger im vergangenen Jahr rund 54,3 Milliarden DM (da- von allein 36,7 Milliarden DM für alkoholische Getränke) aus. Wie die Hauptstelle gegen Suchtgefah- ren in Hamm/Westfalen mitteilte, bedeutet dies einen neuen „Re- kord". 1976 wurden für „Geisti- ges" und „blauen Dunst" etwa 2,3 Milliarden DM weniger ausgege- ben als 1977. Der Fiskus ist am Genußmittelkonsum mit einer Steuereinnahme von 15,3 Milliar- den DM „überdurchschnittlich gut" beteiligt. EB

In einem Satz

Angestellten-Gewerkschaft — Die Deutsche Angestellten-Gewerk- schaft (DAG) zählte am 30. Sep- tember 1978 478 735 Mitglieder (+3363 gegenüber 1977).

Krebsregister — An der Universität Münster ist ein „Register für on- kologische Nachsorge", ein „zen- trales Krebsregister", eingerich- tet worden, das sowohl die nach- klinische Betreuung unterstützen als auch das Zusammentragen wissenschaftlicher Erkenntnisse erleichtern soll. DÄ

2638 Heft 45 vom 9. November 1978 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Referenzen

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