Die Information:
Bericht und Meinung
BRIEFE AN DIE REDAKTION
genauso deutlich verrin- gert werden. Die kurative Arbeit wird in der ambulan- ten Versorgung zum einen von staatlich angestellten Ärzten durchgeführt, deren Mitarbeit als integraler Be- standteil dieses Primary Health Care verstanden wird (eine solche Stelle wird auch von mir besetzt) und deren Leistungen (ein- schließlich Abgabe von Me- dikamenten) kostenlos für den Patienten sind, zum anderen gibt es natürlich auch zahlreiche privat li- quidierende Ärzte in freier Niederlassung. Dabei zeigt sich zwischenzeitlich eine Tendez, beide Möglichkei- ten zu integrieren (d. h.
Teilzeitärzte im öffentli- chen Gesundheitswesen
GROSSKLINIKEN
Zu dem Diskussionsbeitrag von Prof. Dr. med. Wilhelm Föllmer „Humanität im Groß- klinikum", Heft 33/1982:
Enorme
Herausforderung
... Ein wahrer „Insider"
wird man oft erst, wenn man gezwungenermaßen als „Outsider" Diagnostik und Therapie am eigenen Leibe erfährt und wenn Ge- duld als höchste innere Qualität geprüft wird. Ein Kollege pflegte am Kran- kenbett „eimerweise" Ge- duld zu wünschen und hat dabei der offensichtlich viel zu sehr in Vergessen- heit geratenen Wahrheit Rechnung getragen: Die Geduldigen sind die Star- ken. Unsere weiße, beto- nierte Arbeitswüste ist uns Ärzten eine enorme Her- ausforderung („Ansporn"
wäre wohl ein zu positiver Ausdruck), den Patienten, d. h. den Leidenden, von unserer Leistungsgesell- schaft abgeschobenen, als
Mitmenschen zu begeg- nen. Daß man damit viel- fach überfordert ist, läßt sich nicht leugnen. Aber
mit Erlaubnis zur Privattä- tigkeit). Ohne hier diese Tendenz werten zu wollen und auch ohne sicher vor- handene Probleme in ei- nem vom Kräftespiel des Weltmarktes abhängigen Land (z. B. Medikamenten- knappheit) ganz verschwei- gen zu wollen, sollen doch die Bemühungen des ja- maikanischen Gesund- heitsministeriums und die bisher erreichten Erfolge zeigen, daß Gesundheits- fürsorge in der Karibik mehr ist als „Inselroman- tik" für Idealisten .
Dr. Axel Eisenmann M. D., D. M. 0. Port Maria Columbus Avenue Tower Isle P. 0., St. Mary Jamaica, W. I.
wir können doch ohne be- sonderen Zeitaufwand eini- ges humaner ausdrücken oder durch spontane kleine Gesten zeigen, daß wir „die Nahen, Helfenden" sind und nicht die „Fernen, nur Wissenden".
Dies ist unsere Antwort auf das Bedürfnis des Kranken, menschliche Nähe zu spü- ren als Ausdruck der uns allen in derartigen Situatio- nen innewohnenden Hilflo- sigkeit, gilt doch für einen jeden: „Zu der Pforte des Himmels geht man völlig allein", wie es das Haupt- thema der Oper Joonas Kokkonens „Die letzte Ver- suchung" sagt.
Letztlich liegt es an uns sel- ber, ob wir unseren Patien- ten wahre Begleiter in der Wüste des Krankseins sind
— ob wir, die wir ständig
„mit Krankheit hantieren"
auch den unbestreitbaren Wert und die Bedeutung des Krankseins für den ein- zelnen ermessen und ihm
in dieser Weise bei der Ver- arbeitung seines Zustan- des beistehen.
Dr. med. Irmeli Schüz Am Haderner Winkel 2 8027 Neuried
BESTEUERUNG
Zu dem Leserbrief „Warum kein Musterprozeß?", von Dr.
Gerhard Ritscher (Heft 42/
1981), der sich auf einen Bei- trag von Rechtsanwalt Dr. jur.
Hans Joachim Heber „Be- steuerung bei der Altersver- sorgung verfassungswidrig"
(Heft 28/1981) bezog:
Groteske
Ungerechtigkeit
... Diese Frage möchte ich gerne noch einmal wie- derholen und nachdrück- lich unterstreichen. Wahr- scheinlich werden unsere Standesvertreter sagen, das passe jetzt nicht in die politische Landschaft. Aber paßt es denn in die politi- sche Landschaft, wenn die Abgeordneten jeweils ihre steuerfreien Bezüge erhö- hen, knapp bevor sie wie- der einmal die Rentner oder sonstige kleine Leute zur Kasse bitten? Die gro- teske Ungerechtigkeit die- ser Besteuerung wird von Jahr zu Jahr unerträgli- cher, da sich die Schere
BERLIN
Zu
der Meldung in Heft 38/1982„Einstellung von Ärzten ist wieder möglich":
Erwähnenswerte Tatsache
Mit Freuden habe ich Ihren optimistischen Bericht ge- lesen. Es war einer von vie- len, der durch die Berliner und bundesdeutsche Pres- se ging und den Eindruck vermittelt, daß es jetzt nach der Aufhebung des Einstel- lungsstopps in Berlin mög- lich sei, eine Anstellung zu finden. Leider wird in kei- nem der besagten Artikel erwähnt, daß sich dies fast nur auf Kollegen bezieht, die bereits klinische Erfah- rungen besitzen. Das Ar- beitsamt konnte laut telefo- nischer Auskunft in den
zwischen Unkostensteige- rungen und Beitragssteige- rungen einerseits und Ein- kommensentwicklung an- dererseits immer mehr schließt. Obwohl ich inzwi- schen nur die Pflichtbeiträ- ge zahle, wäre ich auch da- zu nicht mehr in der Lage, wenn ich nicht 77 ein Grundstück verkauft hätte und aus dem Erlös jährlich zu meinem Lebensunter- halt zusteuern würde.
Solange unsere gut verdie- nenden Ärztekollegen sich nicht dafür interessieren, was den 50 Prozent der Kollegen, die z. T. mit ih- rem Einkommen erheblich unter dem Durchschnitt lie- gen, übrigbleibt, wenn sie von ihrem versteuerten Nettoeinkommen ihre Ver- sicherungsbeiträge bezahlt haben, kann man ja wohl kaum erwarten, daß wir im außerärztlichen Bereich Verständnis für diese Si- tuation finden.
Dr. med. Guntrun Krieger Mellinghofer Straße 334 4330 Mülheim
letzten neun Monaten nicht einen „Berufsanfänger"
vermitteln, so daß es unter anderem auch mir nicht sinnvoll erscheint, mich dort überhaupt zu melden.
Wahrscheinlich wird auch mir, wie vielen meiner vor mir fertig gewordenen Stu- dienkollegen, nichts weiter übrigbleiben, als nach di- versen Bewerbungsabsa- gen mein Ränzlein zu schnüren und meine beruf- liche Tätigkeit außerhalb von Berlin zu beginnen.
Dies ist im Gegensatz zu anderen bei mir nicht so dramatisch, trotzdem halte ich es doch für eine zumin- dest erwähnenswerte Tat- sache.
Alexander Lippert Weimarische Straße 26 1000 Berlin 31
10 Heft 44 vom 5. November 1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe B