AMBULANTE VERSORGUNG
Gute Bilanz mit Rissen
Die KV Baden-Württemberg will die Gemeinden stärker in das Werben um junge Ärzte einbinden.
D
ie ambulante Versorgung in Baden-Württemberg kann immer noch auf einen hohen Stan- dard verweisen. Dies geht aus dem Versorgungsbericht 2009 der Kas- senärztlichen Vereinigung (KV) Ba- den-Württemberg hervor, den das für die Sicherstellung zuständige Vorstandsmitglied, Dr. med. Gisela Dahl, in Stuttgart vorstellte. „Mit unserem flächendeckenden, dichten Netz an wohnortnah zugelassenen Haus- und Fachärzten gehören wir nach wie vor zur Spitze in Deutsch- land“, sagte die Allgemeinärztin.Aktuell gewährleisten 8 013 Haus- und Kinderärzte, 7 619 Fachärzte so- wie 2 793 Psychologische Psycho- therapeuten die ambulante Versor- gung. Nahezu alle Planungsbezirke in Baden-Württemberg gelten nach den Kriterien der kassenärztlichen Bedarfsplanung als überversorgt.
Gleichwohl sieht Dahl Anzeichen dafür, „dass in Zukunft nicht mehr überall Nachbesetzungen gewähr- leistet werden können“. Auch das Musterländle kann den allgemeinen Trend offenbar nicht abwehren:
„Schon heute ist vor allem im länd- lichen Raum festzustellen, dass im- mer mehr Hausärzte, die ihre Praxis übergeben wollen, keinen Nachfol- ger mehr finden.“ Viele Ärzte arbei- ten deshalb auch im Pensionsalter weiter oder schließen ihre Praxis ganz. „Diese Entwicklung macht uns große Sorgen“, bekannte Dahl.
Die KV sucht Schulterschluss
Baden-Württemberg geht es da nicht anders als den meisten Bun- desländern. Der Ärztemangel stellt die KVen zusehends vor Sicher - stellungsprobleme. Honorarmisere, Regressrisiken bei der Verordnung von Arzneimitteln sowie ausufern- de Bürokratie lauten hier wie da die Schlagworte. Der Beruf insgesamt hat an Attraktivität verloren, die Niederlassung in ländlichen Regio-nen erst recht. Weil auch in Baden- Württemberg die Altersstruktur der niedergelassenen Ärzte ungünstig ist und weniger junge Ärzte die Gründung oder Übernahme einer Praxis anstreben, muss die KV han- deln. „Die Sicherstellung gehört zu den Kernaufgaben der Kassenärztli- chen Vereinigung“, betonte Dahl.
Angesichts der allgemeinen Ent- wicklung stellt der KV-Vorstand jedoch fest, „dass die ärztliche Ver- sorgung gerade auch im ländlichen Raum als gesellschaftliche Aufgabe verstanden werden muss“.
„Ansiedlungsziel“ junge Ärzte
Konkret bedeutet das für die KV Baden-Württemberg, dass man ein Frühwarnsystem für bald frei wer- dende Arztsitze aufbauen möchte, an dem auch die Gemeinden beteiligt werden sollen. „Gemeinsam wollen wir überlegen, wie wir den jeweili- gen Arztsitz nachbesetzen können“, erläuterte Dahl, die dabei auch an kommunale Hilfen denkt. So wie sich die Gemeinden seit Jahren um die Ansiedlung von Gewerbebetrie- ben kümmerten, so sollten sie sich auch um die Niederlassung von jun- gen Ärzten bemühen. Die KV selbst werde ihren Teil dazu beitragen, dass sich die Rahmenbedingungen für Ärzte verbesserten. Ein Beispiel ist die Einrichtung von Notfallpraxen in der Nähe von Krankenhäusern, um die niederlassungswilligen Ärzte zu- mindest an den Wochenenden etwas entlasten zu können. Erste Erfahrun- gen damit gibt es bereits – und sie seien positiv, berichtete Dahl.Weitere Überlegungen gelten der Ausbildung des ärztlichen Nach- wuchses. Bereits im Medizinstudi- um müsse die mögliche Tätigkeit als niedergelassener Arzt stärker in den Fokus rücken. Besonders der Stellenwert der Allgemeinmedizin müsse erhöht werden. ■
Josef Maus
A 532 Deutsches Ärzteblatt