Zur Fbrtbildung Aktuelle Medizin
KONGRESS-NACHRICHTEN
Mammakarzinom:
Aggressive Chemotherapie
Ein wesentlicher Nebeneffekt bei zytostatischer Karzinomtherapie ist die Beeinträchtigung des im- munologischen Reaktionsvermö- gens. Art und Umfang der Schä- digung des immunologischen Abwehrsystems hängen von den Zytostatika, ihrer Dosierung und ihrer Applikationsform ab. Auf- grund der heutigen Kenntnisse ist die Reagibilität der Lymphozy- ten in vitro gegenüber Mitogenen ein brauchbarer Parameter für die Überwachung des Immunsy- stems.
Ziel der Untersuchungen war es festzustellen, ob diese immuno- logische Form der Überwachung bei Mammakarzinom-Patienti n- nen unter zytostatischer Therapie exaktere und verläßlichere Daten zur Therapie-Einstellung, zur Frage der Aggressivität eines Therapieschemas und zur Vor- aussage einer drohenden Infekt- anfälligkeit liefert, als die her- kömmlichen Methoden der Leu- kozytenbestimmung im periphe- ren Blut.
Die vorgelegten Ergebnisse zei- gen, daß die kontinuierliche Überwachung der Lymphozyten aus dem peripheren Blut chemo- therapeutisch behandelter Pa- tientinnen hinsichtlich ih'rer Rea- gibilität gegenüber Mitogenen ei- ne Aussage über die unterschied- liche immunsuppressive Wirkung zytostatischer Therapieformen ermöglicht. Die in unserem Pa- tientinnenkollektiv angewandte adjuvante Chemotherapie zeigt nur einen vorübergehenden im- munsuppressiven Effekt. Die Reagibilität der Lymphozyten von Patientinnen unter Fünfer-Kom- bination dagegen bleibt während des gesamten Behandlungszeit- raums unterhalb der Normwerte unbehandelter Kontrollpersonen Darüber hinaus bieten diese Un- tersuchungen offenbar die Mög-
lichkeit, therapiebedingte 1 nfekt- anfälligkeiten besser und früher zu erfassen, alsdies mit den bishe- rigen Leukozytenbestimmungen möglich war. R. Kreienberg, F.
Melchert, E.-M. Lemmel aus der Frauenklinik (Direktor: Professor Dr. V. Friedberg) und dem Institut für Medizinische Mikrobiologie (Direktor: Professor Dr. P. Klein) der Universität Mainz. Kee
(Tagung der Niederrheinischen Gesell- schaft für Gynäkologie und Geburtshilfe
Juli 1978, Aachen) ·
Hirndruck-Symptome beim Kind
Unverschlossene oder geplatzte Fontanellen mit Makro- bezie- hungsweise Hydrozephalus sind nur bei angeborenen Störungen des Liquorabflusses richtungwei- send, ansonsten handelt es sich um Spätsymptome. Bei geschlos- senen Schädelnähten müssen mehr oder weniger unspazifische indirekte Zeichen den Verdacht auf eine Hirndrucksteigerung wecken (Dr. F. Höpner, Universi- tätskinderklinik, München; Prof.
Dr. E. Kazner, Klinikum Großha- dern München). Beim Kleinkind:
Schmerzen, Unlust, Übelkeit, Würgen, Erbrechen, Stauungs- papille. Beim Schulkind sind die Kopfschmerzen oft deutlicher, kombiniert mit Störungen der Feinmotorik und der sensornoto- rischen Koordination. Je nach Lebensalter können aber auch Entwicklungs- und Leistungsstö- rungen, zum Beispiel Konzentra- tionsschwäche, bis hin zur geisti- gen Retardierung die Symptoma- tik beherrschen. Ursachen der Hirndrucksteigerung: Liquorab- flußstörung, Tumoren, Trauma, Entzündungen, Zysten. Die tech- nische Diagnostik wird heute vom Echo-Enzephalogramm und von der Computer-Tomographie des Schädels beherrscht. WP
(16. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie, September 1978, Frei- burg)
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vom 30. November1978 DEUTSCHES ARZTEBLATT
Differentialdiagnose des nephrotischen Syndroms
Die sogenannte große Protein- urie, das Leitsymptom der "Ne- phrosen", hat sehr unterschiedli- che Ursachen. Aus therapeuti- schen Gründen müssen sie rechtzeitig differenziert werden, was nur mit Hilfe der transkuta- nen Nierenbiopsie möglich ist (Professor Dr. A. Kleinschmidt, Konservatives Zentrum der Medi- zinischen Hochschule Lübeck·
Professor Dr. W. Thoenes,
Patho~
logisches Institut der Universität Mainz). Das Biopsiepräparat muß grundsätzlich histologisch und immunehistologisch untersucht werden. Manche (Frühverände- rungen) sieht man nur im Elek- tronenmikroskop. Die nicht völlig risikofreie Nierenbiopsie ist nur gerechtfertigt, wenn hernach die notwendigen Untersuchungen durchgeführt werden können.
Andererseits kann die Therapie (in erster Linie Glukokortikoide und zytostatische Immunsup- pression, neuerdings auch Elimi- nierung von Anti-Basalmembran- Antikörpern aus dem Serum mit- tels Plasmapherese) desto geziel- ter einsetzen, je besser die Ursa- che eines "nephrotischen Syn- droms" differenziert wird. So sprechen auf die Therapie vor al- lem an (Thoenes):
~ Minimalveränderungen (Ursa- che: T-Lymphozyten-Dysfunk- tion), speziell im Kindesalter;
~ Wegenersehe Granulemato- se (Sonderform der Kollage- nasen);
~ Goodpasture-Syndrom (Pias- mapherese und temporäre Im- munsuppression).
Das ist noch nicht viel. Da es je- doch im 2. und 3. Fall auf mög- lichst früh einsetzende Therapie ankommt, muß die Ursache einer
"großen Proteinurie" so früh wie
möglich abgeklärt werden. WP
(91. Tagung der Nordwestdeutschen Ge- sellschaft für innere Medizin, Juni 1978, Timmendorfer Strand)