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Q Auf einem Chip vereint

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B R E N N P U N K T

1 Physik Journal 15 (2016) Nr. 12 © 2016 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim

Auf einem Chip vereint

Aus Kohlenstoff-Nanoröhrchen entsteht ein quantenphotonisches Mikrobauteil, dessen Einzelphotonenquelle elektrisch angeregt wird.

Q

uantencomputer beruhen auf den Prinzipien der Superposi- tion und Verschränkung. In ihren kleinsten Speichereinheiten, den Quantenbits, liegen die binären Zustände Null und Eins als Überla- gerung vor. Die technische Umset- zung von Quantenbits gelingt z. B.

mit Schleifen aus supraleitendem Niobium, in denen sich Ringströme ausbilden. Deren magnetisches Mo- ment repräsentiert nur bei extrem tiefen Temperaturen das Quanten- bit. Denn die hochgenaue Messung, die das Moment bestimmt, ist gegenüber Störungen besonders empfindlich.

Photo nen als Quantenbits unter- liegen dieser Einschränkung nicht und könnten die Information beispielsweise in ihrer Polarisation kodieren [1]. Zudem ermöglichen sie es als propagierende Teilchen, Quantencomputing und Quanten- kommunikation direkt zu verknüp- fen. Solche Konzepte entstehen im Rahmen der Quantenphotonik.

Ein wichtiges Ziel ist es, steuerbare und effiziente Quellen einzelner Photonen zu entwickeln. Tatsäch- lich gelang es bereits, verschiedene Einzelphotonenquellen zu identi-

fizieren und zu realisieren. Dazu gehören Halbleiter-Nanokristalle („Quantum Dots“), Farbstoff- zentren in Diamant und fluores- zierende Moleküle [2, 3]. All diese Quellen arbeiten mit optischer An- regung. Eine integrierte Lösung auf einem Chip erfordert daher eine Anregungslichtquelle. Zudem sind effiziente Spektralfilter notwen- dig, um das anregende Licht vom Licht der wesentlich schwächeren Einzel photonenquelle zu separie- ren. Interessant wäre es daher, eine Einzelphotonenquelle elektrisch anzuregen [, ].

Kürzlich stellte eine Gruppe von Wissenschaftlern – federführend vom Karlsruher Institut für Tech- nologie, der TU Darmstadt und der Universität Münster – einen neuen Ansatz vor, um die elektrische Anregung zu realisieren []. Dazu verwenden sie einzelne, halblei- tende Kohlenstoff-Nanoröhrchen.

Diese quasi-eindimensionalen Strukturen besitzen Durchmesser von etwa einem Nanometer und Längen bis in den Millimeter- bereich. Sie entstehen z. B. mittels chemischer Gasphasenabscheidung und wachsen auf einem Substrat.

Bisher entstehen dabei Mischungen aus halbleitenden Nanoröhrchen mit unterschiedlichen Bandlücken bis hin zu metallischen Strukturen.

Für die technische Anwendung ist

es entscheidend, die Röhrchen mit geeignetem Verhalten auszuwählen.

Die Besonderheit des neuen Ansatzes besteht darin, die Kohlen- stoff-Nanoröhrchen sowohl als elektrische Zuführung als auch als Einzelphotonenquelle zu verwenden (Abb. ). Dadurch ist es nicht erforderlich, den sonst üblichen Größen unterschied zwi- schen konventio neller Zuführung im sub-Mikrometerbereich und nano skaligem Quantensys tem zu überbrücken. Für eine effiziente Abstrahlung und die kontrollierte räumliche Führung des Lichts koppeln die Nanoröhrchen direkt an einen optischen Wellenleiter an. Zwei supraleitende Einzel- photonendetektoren mit hoher Zeitauflösung komplettieren das Mikrobauteil. Im Mittelpunkt der Untersuchungen stand die Frage, ob sich die Nanoröhrchen als Einzel- photonenquellen elektrisch anregen lassen []. Dass eine optische An- regung möglich ist, wurde bereits gezeigt [].

Im Experiment werden daher die Detektoren in Koinzidenz zueinan- der betrachtet. Im Fall einer Einzel- photonenquelle ist es nicht mög- lich, dass beide Detektoren gleich- zeitig ein Photon registrieren, weil die Quelle erst nach Durchlaufen eines Anregungs-Emissions-Zyklus ein zweites Photon emittieren kann.

Abb. 2 Im Koinzidenz-Histogramm der beiden Detektoren zeigt sich ein steiler Rückgang bei τ = 0: Zum selben Zeitpunkt weist entweder Detektor 1 oder Detektor 2 ein Photon nach – das Merkmal einer Einzelphotonenquelle.

1,5

1,0

0,5

0,0 g2(τ)

–2 –1 0 1 2 τ in ns

g2(0) = 0,52 0,12 µW

aus [6]

Abb.  Das Mikrobauteil besteht aus dem elektrisch kontaktierten Kohlen- stoff-Nanoröhrchen als Emitter und den

zwei Detektoren. Ein Wellenleiter führt das Licht und dient dazu, die Kompo- nenten effizient zu koppeln.

Wellenleiter

Detektor 2 Emitter

Detektor 1

aus [6]

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B R E N N P U N K T

© 2016 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim Physik Journal 15 (2016) Nr. 12 19 Für eine ideale Quelle nimmt daher

die Koinzidenz-Funktion g2(τ) bei einer Zeitdifferenz τ = 0 den Wert Null an. Für Zeitdifferenzen, die der mittleren Lebensdauer des An- regungszustands entsprechen, steigt der Wert der Koinzidenz-Funktion an. Ein thermischer Strahler er- reicht beispielsweise den Wert 2.

Bei realen Quellen geht man aufgrund der Quantenstatistik be- reits für Werte von g2(0) < 0,5 von Einzelphotonenemission aus. Für die Nanoröhrchen im Mikrobauteil lagen die Werte von g2(0) bei etwa 0,52 (Abb. 2). Die kurze Lebensdauer des emittierenden Zustands von etwa 100 ps und die zeitliche Auf- lösung der Messung von ungefähr 40 ps führen dazu, dass Photonen aus zwei eng aufeinanderfolgen- den Anregungs-Emissions-Zyklen gleichzeitig nachgewiesen werden.

Das erhöht den beobachteten Wert von g2(0), sodass der tatsächliche Wert deutlich unter 0,5 liegen dürf- te und damit die nichtklassische Quantennatur des emittierten Lichts nachweist.

Warum sich die räumlich aus- gedehnten quasi-eindimensionalen Kohlenstoff-Nanoröhrchen wie

Einzelphotonenquellen verhalten, ist noch nicht völlig klar. Eine mög- liche Erklärung wäre eine außer- gewöhnlich effiziente Lokalisie- rung mobiler Anregungszustände (Exzitonen) durch einen einzelnen energetisch abgesenkten Zustand.

Dieser könnte durch Störungen der Umgebung entstehen, und dann als Emitter agieren. Nach diesem Prinzip erfolgte die gezielte Dotie- rung von Nanoröhrchen, um nach optischer Anregung eine Einzel- photonen-Emission bei Raumtem- peratur zu realisieren [8]. Im Fall der elektrischen Anregung könnten auch die besonders starken Korrela- tionseffekte der Ladungsträger dazu führen, dass ein einzelner emittie- render Zustand übrig bleibt: Treten zwei Anregungszustände gleichzei- tig auf, könnten sie sich gegenseitig auslöschen (Annihilation).

Die Mikrobauteile erreichen mit 10–4 Photonen pro Elektron bereits eine sehr gute Konver- sionseffizienz. Die zu erwartende Modulationsbandbreite liegt im GHz-Bereich und würde daher sehr hohe Taktraten eines zukünftigen Quantencomputers ermöglichen.

Bisher wurden die Bauteile bei

Prof. Dr. Achim Hartschuh, LMU München, Bute- nandtstr. 5–13E, 81377 München

5 K betrieben, weil die Detektoren supraleitend arbeiten und die emit- tierenden Anregungszustände in diesem Fall lokalisiert sind. Eine gezielte Dotierung könnte den Be- trieb bei Raumtemperatur erlauben.

Auch im klassischen Computerde- sign dienen Kohlenstoff-Nanoröhr- chen als elektrische Zuleitungen und Transistoren [9]. Eine direkte Kombination von klassischem und Quanten computing basierend auf den gleichen Komponenten erscheint mit dem neuen Chip möglich.

Achim Hartschuh [1] P. Kok et al., Rev. Mod. Phys. 79,

135 (2007)

[2] H. Stolz, M. Kira und S. W. Koch, Physik Journal, Juni 2008, S. 37 [3] W. Pfaff, Physik Journal, Februar 2016,

S. 20

[4] C. L. Salter et al., Nature 465, 594 (2010) [5] N. Mizuochi et al., Nat. Photon. 6,

299 (2012)

[6] S. Khasminskaya et al., Nature Photon.

(2016), doi: 10.1038/nphoton.2016.178 [7] A. Högele et al., Phys. Rev. Lett. 100,

217401 (2008)

[8] X. Ma et al., Nat. Nanotech. 10, 671 (2015)

[9] M. M. Shulaker et al., Nature 501, 526 (2013)

für Wasserstoffbrücken (220 mol/l) spielt eine Rolle. Wenn sich infolge thermischer Fluktuationen Defekte bilden, findet ein betroffenes Was- sermolekül durch Umorientieren rasch ein geeignetes Partnermole- kül, um eine neue Bindung einzu- gehen [2, 3].

Zunächst überrascht die Tat- sache, dass sich Wasser trotz seiner vergleichsweise starken Vernetzung und ausgeprägten Struktur aufgrund der zahlreichen verfügbaren Wasserstoffbrücken- Bindungspartner gegenüber ande- ren Flüssigkeiten durch eine hohe dynamische Flexibilität auszeich- net. Gleichermaßen erstaunlich ist es, dass die der Vernetzung entgegenwirkende Beeinflussung, Ein einzelnes Wassermolekül ist

in der Flüssigkeit trotz der starken Vernetzung durch Wasserstoffbrü- cken-Bindungen sehr beweglich.

Die dielektrische Relaxationszeit beträgt für Wasser am Schmelz- punkt nur etwa 10–11 s und ist um sechs Größenordnungen kleiner als für Eis bei 0 °C. Diese Zeit ist ein Maß dafür, wie lange es dauert, bis sich ein Wassermolekül in einen neuen Bindungszustand innerhalb des Netzwerks umorientiert. Ent- scheidenden Einfluss auf die kurze Relaxationszeit der Flüssigkeit hat der höhere Gehalt an Netzwerk-De- fekten gegenüber der im Eis weit- gehend perfekten tetraedrischen Ordnung [2]. Auch die sehr große Konzentration von Möglichkeiten

W

asser ist zweifellos eine der wichtigsten und auch exotischsten Substanzen auf un- serem Planeten. Die Vielzahl von Besonderheiten, die zuweilen als

„Anomalien“ diskutiert werden, re- sultiert aus der speziellen Struktur des Wassermoleküls, insbesondere aus der Verteilung der elektrischen Ladungen. Diese Struktur bewirkt ein elektrisches Dipolmoment und führt im kondensierten Zustand zu einem perkolierenden, nahezu te- traedrischen Netzwerk aus Wasser- stoffbrücken. Dieses entsteht durch die einzigartige Konstellation von zwei positiven und zwei – wenn auch verschmierten – negativen Ladungszentren pro Wassermole- kül [1].

Verblüffendes Wasser

Wassermoleküle in engen Kanälen von Beryll-Kristallen weisen Ordnung mit ferroelektrischem Verhalten auf.

Referenzen

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