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Archiv "Neurowissenschaftliche Forschung: Privates Engagement" (20.06.2003)

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A1712 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 2520. Juni 2003

D

em Engagement von Stiftern liegt oft eine persönliche Geschichte zu- grunde. So ist es auch bei der Ge- meinnützigen Hertie-Stiftung, die auf dem Lebenswerk des 1972 gestorbenen Georg Karg, dem Inhaber der Hertie Waren- und Kaufhaus GmbH, gründet:

In der Familie des Stifters wird eine Multi- ple-Sklerose-Erkrankung vermutet.

Schlechte Bedingungen

Die Hertie-Stiftung stellt durchschnitt- lich zehn Millionen Euro im Jahr für die klinische Hirnforschung zur Verfü- gung und ist damit der größte private Förderer der Neurowissenschaften in Deutschland. Dieser Förderbereich ist einer von drei Schwerpunkten der Stiftungsarbeit. Gefördert werden auch Projekte zur europäischen Integration sowie zur demokratischen Erziehung.

Dass die klinische Hirnforschung in Deutschland besonderer Förderung be- darf, hat auch die Deutsche Forschungs- gemeinschaft bestätigt, betont der Lei- ter des Förderbereichs Neurowissen- schaften, Prof. Dr. med. Michael Ma- deja: „Die klinische Hirnforschung hat schlechte Bedingungen im internatio- nalen Vergleich.“ Dieses Manko sollen unter anderem das Hertie-Institut für Klinische Hirnforschung im Univer- sitätsklinikum Tübingen sowie das In- stitut für Multiple-Sklerose-Forschung an der Universität Göttingen auszuglei- chen helfen.

Das Hertie-Institut für Klinische Hirnforschung in Tübingen wird seit 2000 aufgebaut und soll das „bundes- weit größte und modernste Zentrum für Neurologie“ werden. Das Institut um- fasst vier Abteilungen:Allgemeine Neu- rologie, Kognitive Neurologie, Neuro-

degenerative Erkrankungen, Zellbiolo- gische Grundlagen neurologischer Er- krankungen. Die erstgenannten Abtei- lungen werden von der neurologischen Universitätsklinik getragen; die ande- ren beiden Abteilungen finanziert die Hertie-Stiftung mit 22 Millionen Euro für die nächsten zehn Jahre. 28 Stellen wurden neu geschaffen, davon acht Pro- fessuren. Dadurch soll eine „kritische Masse“ entstehen, sagt Madeja. Das heißt, die Ärzte sollen neben der Ver- sorgung der Patienten auch tatsächlich Zeit für die Forschung haben, die wider- um von der praktischen Arbeit profi- tiert. Mit dem Institut soll gleichzeitig ein Reformmodell verwirklicht werden:

Eine „Department-Struktur“ soll ge- schaffen werden, bei der im Gegensatz zur Ordinarienstruktur alle vier Abtei- lungen gleichberechtigt nebeneinander arbeiten können. Ein flexibler Pool an Mitteln ist vorgesehen, um bei aktu- ellen Forschungsvorhaben schnell rea- gieren zu können. Leistungsgerechte Gehälter sollen für Konkurrenzfähig- keit sorgen.

Institut für MS-Forschung

Nach einem international begutachte- ten Auswahlverfahren erhielt ein Ko- operationsprojekt der Universität Göt- tingen unter acht sich bewerbenden Universitäten den Zuschlag für das In- stitut für Multiple-Sklerose-Forschung.

Die Hertie-Stiftung unterstützt dieses Institut, das eine MS-Ambulanz mit kli- nischer Forschung verknüpft, mit 4,6 Millionen Euro in den nächsten zehn Jahren. Das „erste MS-Forschungsinsti- tut dieser Art“, wie Madeja betont, will die neuroimmunologischen Mechanis- men untersuchen, die dem Untergang

der Nervenfaserscheiden als auch Ner- venfasern selbst zugrunde liegen und will Strategien zur Reparatur dieser Schäden entwickeln. Im Sommer 2002, gut ein Jahr nach der Ausschreibung, wurde mit der Arbeit begonnen.

Die Stiftung hat zudem bundesweit den Stiftungslehrstuhl „Klinische Mul- tiple-Sklerose-Forschung“ ausgeschrie- ben, um eine neue eigenständige For- schungsgruppe und MS-Einheit mit stationär-klinischer Beteiligung durch einen „herausragenden Arzt und For- scher“ an einer Universität aufzubauen.

Moderne Stiftungsarbeit

Beim „Hertie-Exzellenzprogramm“ wer- den herausragende Neurowissenschaft- ler unterstützt, die aus arbeitsrecht- lichen Gründen gezwungen sind, ihre wissenschaftliche Karriere in Deutsch- land aufzugeben. Eine Jury endscheidet über zunächst drei Stipendien, die die Inhaber während der bis zu fünfjähri- gen Laufzeit qualifizieren sollen, Le- benszeitprofessuren zu erhalten.

Der Neurophysiologe Madeja, der immer noch selbst in der Forschung tätig ist, versucht „moderne Stiftungsarbeit“

zu machen, sie ein wenig von ihrem

„mitunter verstaubten Image“ zu be- freien. Das heißt für ihn, eine hohe Qua- lität der Projekte zu sichern, transparent in Bezug auf die Kriterien der Mittel- vergabe zu bleiben sowie aktuell und schnell bei hoher Qualität Entschei- dungen über die Förderung von neuro- wissenschaftlichen Forschungsprojek- ten erreichen zu können. Petra Bühring

Informationen:

Gemeinnützige Hertie-Stiftung Lyoner Straße 15, 60528 Frankfurt/Main Internet: www.ghst.de

Neurowissenschaftliche Forschung

Privates Engagement

Die Gemeinnützige Hertie-Stiftung unterstützt mit rund zehn Millionen Euro

jährlich die Hirnforschung.

Die Ursachen

der MS sind noch nicht

erforscht. Foto:

Gemeinnützige Hertie-Stiftung

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