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Archiv "Medizinisch notwendig" (12.07.2004)

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der Blutgefäße des Xenotransplantats schädigen und somit zur Abstoßung führen. Um dies zu verhindern, ist es möglich, die präformierten Antikörper entweder durch Oligosaccharide zu bin- den oder durch Plasmapherese zu ent- fernen. Ein weiterer Ansatz besteht in der Entwicklung transgener Schweine, die entweder Enzyme zur Verringerung der Zahl der a(1,3)Galactose-Epitope exprimieren oder durch Entfernung des Gens für die a(1,3)Galactosyl-Trans- ferase diese Zuckerreste gar nicht mehr exprimieren. „In den letzten Jahren wurde eine deutliche Verlängerung der Überlebenszeiten von gentechnisch veränderten Schweineorganen in Pri- maten erreicht“, berichtete Prof. Dr.

med. Dr. med. vet. Claus Hammer, München. So überlebten Nirwana- Affen und Paviane durchschnittlich 30 Tage mit transplantierten Schweine- Herzen und 160 Tage mit transplantier- ten Nieren.

Um die klinische Anwendung der Xenotransplantation voranzutreiben, fördert die Deutsche Forschungsge- meinschaft seit Anfang des Jahres ei- ne Transregio-Forschergruppe mit drei Millionen Euro. Die beteiligten Zen- tren in München, Hannover, Köln sowie das Paul-Ehrlich-Institut, Langen, und das Robert Koch-Institut, Berlin, wol- len in den nächsten Jahren multitrans- gene Schweine züchten und deren Or- gane unter Laborbedingungen auf Langzeitüberleben untersuchen, sagte Prof. Dr. med. Bruno Reichart, Mün- chen, Sprecher der Forschergruppe.

Parallel zur Zucht der Tiere sollen neue Experimente die Übertragung von humanpathogenen Viren aus- schließen. Dies ist besonders bei trans- genen Schweinen von Bedeutung.

Diese bergen nämlich ein zusätzliches Risiko, porcine endogene Retroviren (PERV) zu übertragen. PERV sind im Schweine-Genom als DNA-Proviren integriert. Es besteht die Gefahr, dass sie nach der Transplantation humane Zellen infizieren, und dabei wie andere Retroviren, Tumoren und Immun- schwächen hervorrufen können. Inzwi- schen gelang es jedoch in den USA, gentechnisch veränderte Schweine zu züchten, die keine PERV mehr freiset- zen. Weitere Strategien gegen PERV sind die gezielte Ausschaltung von

überlebenswichtigen Genen der Viren durch RNA-Interferenz sowie die Ent- wicklung eines Impfstoffs gegen PERV.

„Die Forschung auf diesem Gebiet hat wichtige Impulse für die Impf- stoffentwicklung bei HIV gebracht, das auch zu der Gruppe der Retroviren

zählt“, berichtete Denner. Gemeinsam mit Dr. Ralf R. Tönjes vom Paul- Ehrlich-Institut, Langen, leitet Den- ner die Arbeitsgemeinschaft Xeno- transplantation, die jüngst einen neuen Test zum Nachweis von PERV entwickelte. Dr. med. Eva A. Richter-Kuhlmann P O L I T I K

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A2016 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 28–2912. Juli 2004

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ürbiskernkapseln. So steht es in krakeliger Schrift auf dem abgerisse- nen Papierfetzen, der über meinen Schreibtisch gereicht wird. Trium- phierend sagt mein Gegenüber: „Das müssen Sie mir jetzt verschrei- ben! Die hat mir mein Friseur empfohlen!“ Nur eine Sekunde überlege ich, ob ich mich in pharmakologische Diskussionen mit dem Figaro einlassen soll, verwerfe aber sofort diese Haarspaltereien. Mein Widerstand bleibt nicht unbemerkt. „Ich habe bei der Krankenkasse angerufen, dort wurde mir gesagt, wenn es medizinisch notwendig ist, muss der Arzt das verschrei- ben!“ Diesen Satz hasse ich mit der gleichen tiefen Inbrunst wie perforie- rende Dickdarmdivertikel oder MRSA-Kontaminationen.Vorsichtig versu-

che ich klarzumachen, dass die Solidargemeinschaft die Kostenerstattung für Kürbiskerne nicht vorsieht, aber: „Wie können Sie es wagen, mir das Re- zept zu verweigern! Ich werde mich bei der Ärztekammer über Sie be- schweren!“ Die Tür knallt zu, meine Magensäure zündelt die Speiseröhre empor. Kausalen Therapiebedürfnissen folgend, greife ich nicht zum Proto- nenpumpenhemmer, sondern rufe die Krankenkasse in der nächsten Groß- stadt an: „Ich brauche dringendst ein Medikament, ohne dass ich nicht leben kann, und mein Arzt will es mir nicht verschreiben!“ „Wenn es medizinisch notwendig ist, muss der Arzt es verschreiben!“ „Aber der weigert sich! Der will die Kürbiskernkapseln nicht verschreiben!“ Pause in der Leitung.

„. . . na ja, also wie gesagt, wenn es medizinisch notwendig ist.“ Ich setze nach: „Und die Kosten für den philippinischen Wunderheiler will er auch nicht übernehmen, ist das denn die Möglichkeit?!“ „Also, im Fall der medi- zinischen Notwendigkeit . . .“ „Ich meine, der gute Mann muss doch in ei- nem Dreisternehotel wohnen, das können wir ihn doch unmöglich selbst bezahlen lassen, nicht wahr?“ „Der Arzt, also der muss . . .“ „Ihre Kranken- kasse wirbt ja damit, dass sie Naturheilverfahren gegenüber aufgeschlossen ist. Ich habe da noch eine Rechnung über Kieselsteine, die der Wunderhei- ler geweiht hat. Der Arzt muss doch alles, was notwendig ist, verschreiben, nicht wahr?“ „Ja, selbstverständlich.“ Jetzt hab’ ich ihn. „Also den Wunder- heiler, das Hotel, die Kieselsteine, die Kürbiskernkap- seln. Prima! Ich werde nun den Arzt verklagen, mir alles auf Rezept zu verschreiben und mich vor Gericht auf Sie berufen.Wie war noch mal Ihr werter Name?“ „Oh, entschuldigen Sie bitte, ich muss dringend zum Psychia- ter!“ Aufgelegt. Tief befriedigt lehne ich mich zurück.

Der lässt den Spruch so schnell nicht wieder los. Die Magensäure ebbt spürbar ab. Wo ist die Nummer vom nächsten Sachbearbeiter? Dr. med. Thomas Böhmeke

Medizinisch notwendig

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