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Archiv "Xenotransplantate: Inselzellen sind die Kandidaten Nummer eins" (12.07.2004)

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ereits in drei Jahren erwartet Prof.

Dr. rer. nat. Karin Ulrichs, Uni- versität Würzburg, klinische Er- folge auf dem Gebiet der Xenotrans- plantation. „Dann werden wir vermut- lich Langerhans-Zellen des Schweins auf den Menschen trans-

plantieren“, prophezeite die Leiterin der Sektion Xenotransplantation der Deutschen Transplantati- onsgesellschaft. Im Tier- modell funktioniere die Transplantation der Pan- kreas-Inselzellen bereits sogar ohne Immunsup- pression. Großtierversu- che fehlten aber noch, räumte Ulrichs auf dem 7. Minisymposium

„Xenotransplantation“

des Robert Koch-Instituts (RKI), Berlin, ein. Auf Einladung der Deut- schen Arbeitsgemeinschaft Xenotransplantation und

der Deutschen Transplantationsgesell- schaft trafen sich dort Anfang Juni Transplantationsmediziner, Immunolo- gen, Mikrobiologen, Virologen, Ethiker und Juristen, um neue Ergebnisse und Vorhaben zur Realisierung und Sicher- heit der Xenotransplantation zu disku- tieren.

Fazit des Symposiums: Endgültig ge- sichert ist die Xenotransplantation zwar noch nicht, doch Forschungserfolge las- sen auf einen baldigen Einsatz in der klinischen Praxis hoffen. Zuvor müssen jedoch drei grundsätzliche Probleme überwunden werden: Die immunologi- sche Abstoßungsreaktion, die physiolo- gische Inkompatibilität von Mensch und Tier und das Risiko der Übertragung von Mikroorganismen. Anlass für Opti-

mismus birgt die Verwendung von Orga- nen genetisch modifizierter Tiere. „Erste Transplantationen von Organen von transgenen Schweinen auf Primaten sind bereits sehr positiv verlaufen“, berichtete Dr. Joachim Denner vom RKI, Berlin.

Grund für die derzeit intensiven For- schungsbemühungen auf dem Gebiet der Xenotransplantation ist der nach wie vor große Mangel an Spenderorga- nen. Etwa 12 000 Patienten warten in Deutschland auf ein Organ. Davon wird rund ein Drittel aufgrund zu langer Wartezeiten sterben, schätzt die Bun- deszentrale für gesundheitliche Auf- klärung. Selbst wenn es tatsächlich künftig mehr Spender gebe, würden die Organe den derzeitigen Bedarf keines- falls decken.

Gleichzeitig mangelt es an Alternati- ven – zumindest bis auf weiteres. Zwar stehen Stammzellforschung und Tissue Engineering mit ihrem Ziel, Ersatzge- webe für die Transplantationsmedizin zu züchten, im Mittelpunkt der gesell-

schaftlichen Wahrnehmung, ihre klini- sche Anwendung wird indes noch Jahre oder Jahrzehnte auf sich warten lassen.

„Diese Technolgien befinden sich noch ganz am Anfang ihrer Entwicklung“, betonte Prof. Dr. med. Anthony D. Ho, Heidelberg. Komplexe, vaskularisierte Organe seien weder kurz- noch mittel- fristig zu züchten.

Der Einsatz von Tiergeweben er- scheint den Experten hingegen für die nähere Zukunft realistisch. Es ist geplant, Inselzellen des Schweins für die Behandlung des Diabetes mellitus Typ 1 zu verwenden. Sie produzieren ein Insulin, das sich nur in einer Aminosäure von dem des Menschen unterscheidet und somit die endogene Insulinproduktion des Patienten wie- derherstellen kann. Als aussichtsreiches Trans- plantationsgewebe gelten auch Hepatozyten. Auf- grund der Vielzahl von Enzymsystemen sollen sie jedoch nicht dauer- haft, sondern nur tem- porär bis zu einer endgül- tigen Lebertransplantati- on transplantiert werden (Bridging).

Unter den Vollorganen räumen die Wissenschaft- ler der Transplantation von Herzen die größten Chancen ein, da diese nur geringen hormonel- len Einflüssen unterlie- gen. Nierentransplanta- tionen werden dagegen vermutlich noch auf sich warten lassen. Zu sehr unter- scheiden sich die Aminosäuresequenzen des Erythropoetins des Schweins von denen des Menschen. Auch das Para- thormon sowie die Calcium- und Phos- phathomöostase sind nicht identisch.

Erfolge sind auch bei der Über- windung der immunologischen Ab- stoßungsreaktion erreicht worden. So gelang es, die binnen weniger Stunden nach der Transplantation einsetzende hyperakute Abstoßung zu verhindern.

Sie beruht auf der Reaktion präfor- mierter Antikörper mit Zuckerresten (Galactose-a[1,3]Galactose-Disaccha- ride) auf den porcinen Zellen, die unter Beteiligung eines aktivierten Komple- mentsystems das endotheliale Gewebe P O L I T I K

Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 28–2912. Juli 2004 AA2015

Xenotransplantate

Inselzellen sind die

Kandidaten Nummer eins

Seit Anfang des Jahres fördert die DFG die Züchtung von transgenen Schweinen in Deutschland.

Schweine werden als potenzielle Organspender favorisiert. Ihre Vorteile gegenüber anderen Tierarten: ähnlicher Stoffwechsel, vergleichsweise hohe mikrobiologische Sicherheit sowie geringe Kosten

Foto:Superbild

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der Blutgefäße des Xenotransplantats schädigen und somit zur Abstoßung führen. Um dies zu verhindern, ist es möglich, die präformierten Antikörper entweder durch Oligosaccharide zu bin- den oder durch Plasmapherese zu ent- fernen. Ein weiterer Ansatz besteht in der Entwicklung transgener Schweine, die entweder Enzyme zur Verringerung der Zahl der a(1,3)Galactose-Epitope exprimieren oder durch Entfernung des Gens für die a(1,3)Galactosyl-Trans- ferase diese Zuckerreste gar nicht mehr exprimieren. „In den letzten Jahren wurde eine deutliche Verlängerung der Überlebenszeiten von gentechnisch veränderten Schweineorganen in Pri- maten erreicht“, berichtete Prof. Dr.

med. Dr. med. vet. Claus Hammer, München. So überlebten Nirwana- Affen und Paviane durchschnittlich 30 Tage mit transplantierten Schweine- Herzen und 160 Tage mit transplantier- ten Nieren.

Um die klinische Anwendung der Xenotransplantation voranzutreiben, fördert die Deutsche Forschungsge- meinschaft seit Anfang des Jahres ei- ne Transregio-Forschergruppe mit drei Millionen Euro. Die beteiligten Zen- tren in München, Hannover, Köln sowie das Paul-Ehrlich-Institut, Langen, und das Robert Koch-Institut, Berlin, wol- len in den nächsten Jahren multitrans- gene Schweine züchten und deren Or- gane unter Laborbedingungen auf Langzeitüberleben untersuchen, sagte Prof. Dr. med. Bruno Reichart, Mün- chen, Sprecher der Forschergruppe.

Parallel zur Zucht der Tiere sollen neue Experimente die Übertragung von humanpathogenen Viren aus- schließen. Dies ist besonders bei trans- genen Schweinen von Bedeutung.

Diese bergen nämlich ein zusätzliches Risiko, porcine endogene Retroviren (PERV) zu übertragen. PERV sind im Schweine-Genom als DNA-Proviren integriert. Es besteht die Gefahr, dass sie nach der Transplantation humane Zellen infizieren, und dabei wie andere Retroviren, Tumoren und Immun- schwächen hervorrufen können. Inzwi- schen gelang es jedoch in den USA, gentechnisch veränderte Schweine zu züchten, die keine PERV mehr freiset- zen. Weitere Strategien gegen PERV sind die gezielte Ausschaltung von

überlebenswichtigen Genen der Viren durch RNA-Interferenz sowie die Ent- wicklung eines Impfstoffs gegen PERV.

„Die Forschung auf diesem Gebiet hat wichtige Impulse für die Impf- stoffentwicklung bei HIV gebracht, das auch zu der Gruppe der Retroviren

zählt“, berichtete Denner. Gemeinsam mit Dr. Ralf R. Tönjes vom Paul- Ehrlich-Institut, Langen, leitet Den- ner die Arbeitsgemeinschaft Xeno- transplantation, die jüngst einen neuen Test zum Nachweis von PERV entwickelte. Dr. med. Eva A. Richter-Kuhlmann P O L I T I K

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A2016 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 28–2912. Juli 2004

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ürbiskernkapseln. So steht es in krakeliger Schrift auf dem abgerisse- nen Papierfetzen, der über meinen Schreibtisch gereicht wird. Trium- phierend sagt mein Gegenüber: „Das müssen Sie mir jetzt verschrei- ben! Die hat mir mein Friseur empfohlen!“ Nur eine Sekunde überlege ich, ob ich mich in pharmakologische Diskussionen mit dem Figaro einlassen soll, verwerfe aber sofort diese Haarspaltereien. Mein Widerstand bleibt nicht unbemerkt. „Ich habe bei der Krankenkasse angerufen, dort wurde mir gesagt, wenn es medizinisch notwendig ist, muss der Arzt das verschrei- ben!“ Diesen Satz hasse ich mit der gleichen tiefen Inbrunst wie perforie- rende Dickdarmdivertikel oder MRSA-Kontaminationen.Vorsichtig versu-

che ich klarzumachen, dass die Solidargemeinschaft die Kostenerstattung für Kürbiskerne nicht vorsieht, aber: „Wie können Sie es wagen, mir das Re- zept zu verweigern! Ich werde mich bei der Ärztekammer über Sie be- schweren!“ Die Tür knallt zu, meine Magensäure zündelt die Speiseröhre empor. Kausalen Therapiebedürfnissen folgend, greife ich nicht zum Proto- nenpumpenhemmer, sondern rufe die Krankenkasse in der nächsten Groß- stadt an: „Ich brauche dringendst ein Medikament, ohne dass ich nicht leben kann, und mein Arzt will es mir nicht verschreiben!“ „Wenn es medizinisch notwendig ist, muss der Arzt es verschreiben!“ „Aber der weigert sich! Der will die Kürbiskernkapseln nicht verschreiben!“ Pause in der Leitung.

„. . . na ja, also wie gesagt, wenn es medizinisch notwendig ist.“ Ich setze nach: „Und die Kosten für den philippinischen Wunderheiler will er auch nicht übernehmen, ist das denn die Möglichkeit?!“ „Also, im Fall der medi- zinischen Notwendigkeit . . .“ „Ich meine, der gute Mann muss doch in ei- nem Dreisternehotel wohnen, das können wir ihn doch unmöglich selbst bezahlen lassen, nicht wahr?“ „Der Arzt, also der muss . . .“ „Ihre Kranken- kasse wirbt ja damit, dass sie Naturheilverfahren gegenüber aufgeschlossen ist. Ich habe da noch eine Rechnung über Kieselsteine, die der Wunderhei- ler geweiht hat. Der Arzt muss doch alles, was notwendig ist, verschreiben, nicht wahr?“ „Ja, selbstverständlich.“ Jetzt hab’ ich ihn. „Also den Wunder- heiler, das Hotel, die Kieselsteine, die Kürbiskernkap- seln. Prima! Ich werde nun den Arzt verklagen, mir alles auf Rezept zu verschreiben und mich vor Gericht auf Sie berufen.Wie war noch mal Ihr werter Name?“ „Oh, entschuldigen Sie bitte, ich muss dringend zum Psychia- ter!“ Aufgelegt. Tief befriedigt lehne ich mich zurück.

Der lässt den Spruch so schnell nicht wieder los. Die Magensäure ebbt spürbar ab. Wo ist die Nummer vom nächsten Sachbearbeiter? Dr. med. Thomas Böhmeke

Medizinisch notwendig

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