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Archiv "Führungswechsel bei der Rhön-Klinikum AG: Im freundschaftlichen Einvernehmen" (05.10.2012)

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A 1976 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 109

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Heft 40

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5. Oktober 2012

FÜHRUNGSWECHSEL BEI DER RHÖN-KLINIKUM AG

Im freundschaftlichen Einvernehmen

Es war wohl nur eine Frage der Zeit: Nach dem zwar zunächst geplatzten, aber hinter seinem Rücken eingefädelten Verkauf an Fresenius verlässt Vorstandschef Wolfgang Pföhler die Rhön-Klinikum AG.

E

s geht hier doch nicht um mich“, betont Wolfgang Pföh- ler am 8. September in einem Inter- view mit der „Süddeutschen Zei- tung“. Die Redakteurin hatte ihm einleitend dazu gratuliert, dass der Gesundheitskonzern Fresenius mit dem Versuch gescheitert sei, die Rhön-Klinikum AG zu überneh- men und er seinen Job als Vor- standsvorsitzender somit behalten könne. Doch zu diesem Zeitpunkt sind die Würfel längst gefallen.

Zwei Tage zuvor hatte der Auf- sichtsrat der privaten Klinikkette bereits Dr. Martin Siebert neu in den Vorstand bestellt. Er gilt als Nachfolger Pföhlers an der Spitze des börsennotierten Konzerns.

Am 27. September gab der Rhön-Aufsichtsrat bekannt, dass Pföhler sein Amt als Vorstandsvor- sitzender Ende des Jahres niederle- gen wird – „auf eigenen Wunsch und im besten freundschaftlichen Einvernehmen mit dem Aufsichts- rat“. Zumindest Letzteres darf be- zweifelt werden. Schließlich hatte Aufsichtsratschef Eugen Münch, zugleich Gründer und größter Ak- tionär des Unternehmens, im Früh- jahr hinter Pföhlers Rücken einen Verkauf des Konzerns an Fresenius mit seiner Tochter Helios-Kliniken eingefädelt. Der Deal ist zwar ge- scheitert (die Mindestannahmequo- te von 90 Prozent der Stimmrechts- anteile wurde knapp verfehlt), das Verhältnis zwischen Münch und Pföhler ist seither aber beschädigt.

Ökonomische Gründe für Pföh- lers Abschied sind nicht ersichtlich.

In seiner Ära stieg der Umsatz von 1,4 Milliarden Euro (2005) auf 2,6 Milliarden Euro (2011). Dabei legte der Gewinn jährlich etwas zu: von damals 88 Millionen Euro auf zu- letzt 161 Millionen Euro.

Spätestens zum Jahreswechsel dürfte Siebert den Vorsitz des

Rhön-Vorstands übernehmen. Der 51-Jährige war zuletzt Vorsitzender der Geschäftsführung der Median- Kliniken, deren Leitung er 2010 übernommen hatte. Seitdem ist das Unterne hmen von 27 auf 42 Ein- richtungen gewachsen. Zuvor war Siebert 16 Jahre lang am Aufbau der Asklepios-Kliniken beteiligt;

inzwischen hinter Helios und Rhön die Nummer drei der Branche.

Bemerkenswert: Asklepios-Allein-

gesellschafter Dr. Bernard gr. Broer- mann hatte im Sommer die Rhön- Übernahme durch Fresenius in letzter Minute durch den Kauf eines Aktienpakets vereitelt. Sie - bert wechselt zum 1. Oktober in den Rhön-Vorstand. Bei seiner Berufung am 5. September nannte Münch ihn einen „erfahrenen Branchenexperten“, was Insider als Ritterschlag werteten.

Neben Vorstandschef Pföhler verlässt auch Finanzvorstand Erik Hamann die Rhön-Klinikum AG.

Er schied bereits zum 30. Septem- ber aus. Ihm nachfolgen wird Jens- Peter Neumann. Der wiederum war bisher Mitglied des Rhön-Auf- sichtsrats und ist der Finanzszene bekannt als früherer Chef der Kapi- talmarktsparte der Dresdner Bank.

Nach der Übernahme durch die Commerzbank hatte er mit Erfolg

seinen Bonus und eine Abfindung eingeklagt (zusammen 4,5 Millio- nen Euro), obwohl seine Abteilung mit riskanten Geschäften hohe Ver- luste gemacht hatte. Neumann wur- de daraufhin von der Presse als „Gier-Banker“ bezeichnet. Die Entscheidung pro Neumann be- gründet Münch mit dessen Er - fahrung in der internationalen In- vestorenlandschaft: Die mit der Bewegung in der Aktionärsstruktur nach dem Übernahmeangebot ver- bundenen Aufgaben benötigten ei- ne besondere Aufmerksamkeit.

Dazu muss man wissen, dass die Machtverhältnisse bei Rhön inzwi- schen sehr unübersichtlich sind. So hält Mitbewerber Asklepios derzeit mindestens 5,01 Prozent der Ak- tien. Broermann hat zudem ange- kündigt, den Anteil auf mehr als zehn Prozent aufstocken zu wollen.

Damit hätte Asklepios endgültig ein Vetorecht bei Rhön. Vor diesem Hintergrund ist es wohl kein Zufall, dass der langjährige Asklepios-Ma- nager Siebert als Pföhler-Nachfol- ger gilt. Doch damit nicht genug:

Mit den Sana-Kliniken soll sich ein weiterer Konkurrent bei Rhön ein- gekauft haben. Die Rede ist von einem Anteil zwischen fünf und sieben Prozent. Gerüchte, wonach Sana sogar die Aktienmehrheit an- strebe, hat Vorstandschef Michael Philippi aber dementieren lassen.

Neben den Klinikketten hat auch der Krankenhauszulieferer B. Braun Melsungen Rhön-Aktien gekauft – wohl um zu verhindern, dass Rhön auf Fresenius-Produkte umsteigt.

Firmenpatriarch Münch geht je- denfalls davon aus, dass Rhön dem- nächst in einen noch größeren Kli- nikverbund aufgeht: „Langfristiges Ziel des Unternehmens ist es nach wie vor, ein bundesweites Versor- gungsangebot zu realisieren.“

Jens Flintrop Gute Miene

zum bösen Spiel:

Nach sieben Jahren an der Spitze des Konzerns räumt Wolfgang Pföhler (59) seinen Posten, natürlich „auf eige- nen Wunsch“.

Foto: dapd

P O L I T I K

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