Pick räumte ein, daß die
„Grundsätze und Maßstäbe“ für die Qualitätsanforderungen des Medizi- nischen Dienstes an die Pflegeeinrich- tungen ein „eher niedriges Qualitäts- niveau“ beinhalteten. Sie seien mithin nur ein Einstieg in einen dynamischen Prozeß, der schrittweise höhere An- forderungen verlange.
Eine Schlüsselrolle spielen dabei die leitenden Pflegekräfte. Deren Qualifikation ist entscheidend für das Qualitätsniveau der Pflege und den Standard der Einrichtung, meinte MDS-Geschäftsführer Pick. Nach den Erfahrungen des MDK ist die Vor- schrift, wonach 50 Prozent der Mitar- beiter einer Pflegeeinrichtung Fach- kräfte sein müßten, problematisch. Je nach Aufgabenstruktur einer Pflege- einrichtung könne eine Quote von 70 Prozent oder auch nur von 40 Prozent im Einzelfall sinnvoll sein.
Ansatzpunkte
für eine Verbesserung
Häufig wurde festgestellt, daß es Mängel bei der Versorgung der Pfle- gebedürftigen mit Essen und Trinken gebe. Dieser Bereich würde von den Betroffenen besonders oft als
„schlecht“ bezeichnet. Bemängelt wurde beim Symposium auch, daß sich die Träger der privaten Pflege- pflichtversicherung, die privaten Krankenversicherungsgesellschaften und deren Begutachtungsdienst, die Firma Medicproof GmbH (Köln), zu wenig für die Qualitätssicherung ein- setzten. Sie profitieren mithin von den Qualitätsanforderungen, Empfehlun- gen und Prüfaktionen der gesetzli- chen Einrichtungen. Mängel gibt es auch beim Personaleinsatz, vor allem auf der Führungsebene. Verbessert werden müsse die Pflegeplanung und -dokumentation. Bei fast jeder Bege- hung seien hier Defizite festgestellt worden, so Eva Krebs, Leitende Pfle- gefachkraft des MDK Rheinland- Pfalz, Mainz. Es müsse für mehr Problembewußtsein und eine größere Aussagekraft der Dokumentation gesorgt werden. Standards und Richt- linien und übergeordnete Zielsetzun- gen, die in das Pflegekonzept ein- gebunden sind, könnten für Abhilfe sorgen. Dr. Harald Clade
A-1823
P O L I T I K AKTUELL
Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 30, 24. Juli 1998 (15) ie Patienten schätzen die Be-
handlungsqualität in der Me- dizinischen Qualitätsgemein- schaft Rendsburg (MQR) höher ein als im übrigen Schleswig-Holstein. Sie vertrauen ihrem Arzt und loben Gründlichkeit und Sorgfalt der Un- tersuchungen sowie die gute Kommu- nikation zwischen den Ärzten.
Die Gesellschaft für Systembera- tung im Gesundheitswesen hat diese Daten jetzt in Kiel vorgestellt. Im Ok- tober und November vergangenen Jahres befragte sie 654 Patienten aus Rendsburg und 744 Patienten aus dem restlichen Schleswig-Holstein. 63 Praxen haben sich beteiligt, davon 36 der MQR. Die Auswertung ist Teil der wissenschaftlichen Begleitfor- schung des Rendsburger Modellpro- jektes, an dem rund 120 Ärzte aus 90 Praxen teilnehmen.
Weniger
Doppeluntersuchungen
Doppeluntersuchungen kommen der Umfrage zufolge in Rendsburg um 6,1 Prozent weniger vor als im übrigen Schleswig-Holstein. Die Ärz- te der MQR nehmen weniger Rönt- genuntersuchungen (0,8 Prozent), Blutuntersuchungen (3,1 Prozent) und Urinuntersuchungen (2,4 Pro- zent) vor. Tendenziell sind die Rends- burger Patienten nicht so häufig im Krankenhaus: Wegen desselben An- liegens waren 4,9 Prozent in den letz- ten vier Wochen vor der Befragung im Krankenhaus, in der Kontrollgrup- pe waren es 8,2 Prozent. Mit 2,9 beziehungsweise 7,6 Prozent war der Unterschied bei den chronisch Kran- ken noch deutlicher. „Dies sind genau
die Ziele der Medizinischen Qua- litätsgemeinschaft Rendsburg. Im Trend setzen sie sich durch und werden vom Patienten akzeptiert“, kommentierte der Hauptgeschäfts- führer der KV Schleswig-Holstein, Dr. Bodo Kosanke.
Gute Noten für
ambulante Operateure
Durchweg positiv beurteilten die Patienten ambulante Operationen in der MQR. 95,9 Prozent der Befrag- ten, die sich ambulant operieren ließen, würden dies wieder tun. Als Grund gaben 71,6 Prozent die Ver- meidung eines Krankenhausaufent- halts an. 51,4 Prozent schätzten den schnellen Operationstermin. Vier Wochen nach der Operation empfan- den 37 Prozent ihren Gesundheitszu- stand als sehr gut.
Rund zwei Drittel der Patienten kennen das Rendsburger Modell, entweder durch ihren Arzt oder die Presse. Einen niedrigeren Bekannt- heitsgrad haben hingegen die Anlauf- praxis (37,5 Prozent), die in den Abendstunden und am Wochenende geöffnet ist, und die Leitstelle (23,9 Prozent), die den Patienten eine wei- tere ärztliche Behandlung vermittelt.
Der Vorsitzende der MQR, Dr. med.
Helmut Scholz, hält das für verständ- lich. Doch man führe bereits Ge- spräche mit dem Rendsburger Kran- kenhaus, die Anlaufpraxis direkt im Krankenhaus einzurichten. Über die Zufriedenheit der Patienten freut sich Scholz: „Sie ist für uns ein wichtiges Barometer, um die MQR zu steuern und unsere eigenen Praxen zu opti- mieren.“ Dr. Sabine Glöser