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Die himjarischen Inschriften im Tschinili Kiöschk.
Von Dr. J. U. Hordtmann.
(Hierzu 2 lith. Tnfeln.')
Durch einen zufdlhgen Besuch im TschiniH Kiöschk '), wohin
vor einiger Zeit die his dahin in der Irenenkirche aufbewahrt
gewesenen Alteiibümer des kaiserhch türkischen Museums geschafft
worden sind, wurde ich auf eine grosse Anzahl himjarischer In¬
schriften aufmerksam gemacht, welche dort sorgfiiltig vor den pro¬
fanen Blicken der neugierigen Welt gehütet wurden. Zwar hatte
ich schon im XXX Bd. dieser Zeitschrift einige derselben , nacb
Copien, die mir HeiT Dr. Dethier (No. 5, 12, 15, 19) und mein
Vater (No. 10, 18) zur Verfügung gestellt hatten, mitgetheilt, doch
überzeugte ich mich sogleich, dass diese Copien mannigfache
Fehler enthielten, und die umfangreicheren und wichtigeren In¬
schriften sich nicht darunter befanden. Nach üeberwindmig unend¬
licher Schwierigkeiten , von denen der Besucher europilischer Mu¬
seen kaum eine Ahnung haben dürfte, gelang es mir erst kraft
einer directen Ordre des Ex - Unterrichtsministers Subhi Pascha,
ungehindert Zutritt zu diesem ungehobenen Schatz zu erlangen und
von sämmtlicben Steinen Abschriften und Abklatsche .anzufertigen,
die ich hiermit verffentliche. Ich glaubte auch die kleinsten
Fragmente nicht zurückhalten zu dürfen, da sie, wie man sich
z. B. bei No. IX und XIV überzeugen mag, durch die Feststellung
von sonst unsicher überlieferten Formen oder Wörtern Werth für
die Kritik gewinnen kör ..en *).
1) D. h. der Fayoncenkiöschk (von ^^^Äa:^ , wie man jetzt missbräuchlich statt ^ALf") ^^^*oLi' sagt), so genannt wogen der Menge der bunten Kayence- kacholn. mit denen seine Wände bedeckt sind.
2> Sämmtliche IC Abklatsche hat Herr Dr. Mordtmann der Uibliotbek dor D. M.C5. zum Geschenk gen\aclit. Zwei davon (No. I und VU) erscheinen hier in lithographischer Reproduction. d Ked.
Lft
'Afitschnf/ ^ DAfa. JCÄXllI.
_;Iri'r,-., .■.B.it-tl'.f.O/.i.
Mordtmann, die himjarischen Inschriften im Tschinili Kiöschk. 485
I.
(s. Taf. III.)
Eine zusammenhängende Uehersetzung und Erklärung der
sehr stark fragmentirten Insclu-ift ist nicht möglich ; ich werde
sie Zeile für Zeile durchgehen.
Z. 1. N3ir)| ^b52 I i7rN | dti | •^ra | Naia [ | ^3573
„Könige von Saba, Söhne des Jerim Aiman, Königs von Saba."
Die Lesung | Dl^ | "'53 ist nicht über jeden Zweifel erhaben, mdess füliren die Spuren im Abklatsch eher hierauf, als auf | Bn2 | p,
welches etwa noch daneben denkbar wäre; der verloren gegangene
Anfang der Inschrift wird ähnlich gelautet baben wie Os. 3.5,
1. .'■). Der Künig Jerim Aiman kommt hier zum ersten Male vor.
Von den beiden Namen, die er führt, ist bisher nur aus
Hal. 657 = Pr. XLV Z. 1 bekannt, wenn man nicht annehmen
will, dass das Fragment Hal. 612 N | ni'' zu
I iw]'' I 0'^'' ergänzen ist (vergl. aucb Hal. 613); ebenso un¬
sicher bleibt die Deutung des Monogramms auf der von Longperier
publieirten Münze , welches sowohl DT' wie n"'"i aufgelöst werden
kann. Beachtenswerth aber ist es , dass die südarabische Sage
,c.S
beide Namen kennt: abgesehen von dem mythischen König q+jI,
dem Enkel des Stammvaters Himjar (Himj. Kas. v. 20; v. Kremer
Südar. S. S. 58. 116), erscheinen und y^ji\ imter den Ahnen
des Abdkulal aus der letzten Herrseherreihe (v. Kremer a. a. 0.
S. 80 und 102, vgl. Wüstenfeld G. T. III, 22) und der JSlame
allein in der Kurfürstenfamüie Dzu Maqär (ebd. S. 95; Sprenger
A. Geogi-. Ar. S. 275). Wüstenfeld Reg. S. 386 bringt noch die
Notiz bei, dass Jerim ibn Zeid Name eines kleinen Königs in Jemen
war, der nach seiner Festung auf dem Berge Ru'ein aueh Du
Ru'ein genannt wurde. Auch sonst ist als himjarischer Per¬
sonenname belegt, vgl. Ibn Doreid S. 309; letzterer Autor ver¬
breitet sich über die Bedeutung der Wurzel ^ ; es ist zu be¬
merken, dass dieselbe schon früh ausser Gebrauch gekommen sein
muss, da die Inschriften uns nur von ihr abgeleitete Eigennamen
bieten: W'^, yo'^^, nji-'-), Dn72-'nn; vergl. auch noeh Name
eines Königs von Hadbramaut bei Ibn Cbaldun, und den geogra¬
phischen Namen ^ j" *).
1) Nachträglich finde ich, dass Hamdäni (bei Müller Südar. Stud. S. 22 ff.) mehrere Inschriften mittheilt, in denen u. A. der Name ^.^^ vorkommt;
diese Insehriften sah der Gewährsmann des H. in Nä'it.
Bd. XXXIII. 32
3 5
486 Mordtmann, die himjarischen Inschriften im Tschinili Kiöschk.
Z. 2 b I inb«toM I npi | pn | p^bi: | i[n | npnbt« | rspn
„weihten dem Ahnaqah ] dieses Idol, weil er erhört hat, als er
, gebeten wurde, zu "
Es ist sonst kein Beispiel bekannt, wo npi absolut ohne
Object steht.
Z. 3. a I iN-üa[ I i]73rinna | . .
Von dem Worte, mit dem diese ZeUe beginnt, sind nur die
beiden ersten Buchstaben als ia und n sicher erkennbar; die
hierauf im Abklatsch vorhandenen Spuren führen auf i:, so dass
wir eine Form des Vb. "jNTB vor xms haben.
onns „Schutz, Rettung", von der Wurzel init, ist in den
Inschriften zahlreich bezeugt. Os. 4,i9 j npMiNn | pliSN | n735 | initD
,da rettete er die Herren unserer Felder von Arhäqm« ; i) Hal.
599,9 I Inns ] in[n]ra | 3-iDr:7:B ] iIKt „und es rettete, sich S.
unter dem Schutze des 'Attär" ; ähnhch 604,6; vgl. Crutt. San. I, i ;
ZDMG XXX S. 289, II Z. 3; das Substantiv: Os. 13,6. ii ZDMG
XXIX 591 I, 4.
!-!p73bN I ri]3 I INiaa „m Beran, dem Heiligthum des A."
•jNia ist als Locahtät durch Fr. LIH bezeugt: | bsa | -pTsbät
I iN-ia I in-inn | -p | -jNia „A. Herr von B. in seinem Heihg-'
thum B." Diese Stelle erklärt das Vorkommen des Namens in
unserer dem Almaqah geweihten Inschrift; derselbe findet sich
sonst noch Hal. 43; 48,4 (wo statt iNiaa | pjy wohl ^Nian | IJW
zu lesen ist) und 534,4 (| ■ii<n[a?)
Z. 4. . . ia I TOnninit | laDii ....
Die Lesung laai ist, wie ein Bhck auf die Lithographie lehrt,
nicht ganz sicher, schien mir jedoch den Buchstabenresten am
genauesten zu entsprechen. Die Wurzel aST ist durch den Eigen¬
namen aai Os. 12 und die Form "jaairf H. 344,i8. 19, vermuthlich
«,uch Hal. 48,10 als himjarisch belegt, zur Bestimmung ihrer Be¬
deutung reicht dies nicht aus.
1) Diese Stelle wird von Osiander, Praetorius Beitr. I, 4 ff., Halevy
Et. Sab. 158 und MUUer ZDMG XXIX 607 ganz vorschieden erklärt. Mir
scheint 1) durch Vergleich von Hal. 147,4.11 (Praet. Beitr. III, 22), Fr. XI ( I nJinniynn \ 173miiaNT | aas©) , vielleicht auch II. 343 die Bedeutung von "1"1123N als ,,Feld, Acker" oder ähnlich festzustehen 2) aus Z. 14 vonOs. 4:
I inpn 1 IND I mfnn | p | p-iffiN | n72nb, wo offenbar I mn-in | "p
„die Beni Martad" Apposition zu dom in Frage stehenden Ausdruck ist, hervor¬
zugehen, dass letzterer nicht mit „diese Felder" übersetzt werden kann, ganz abgesehen davou, dass ein Demonstrativum n73n an sich wenig wahrscheinlich ist uud noch weniger hier in den Zusammenhang gehört. Die im Text vor¬
geschlagene Uebersetzung, bei welcher die gegen die andern Deutungen sich erhobenden Schwierigkeiten wegfallen, empfiehlt sich durch Parallelen wie
Prideaux X: ,,Rabib b. Uzrän weihte dies Denkmal dem Almaqah zum
Gedeihen seiner Früchte und zum Heil des Herrn ihrer Leute
und ihrer Kameele" 131 | 172!TiyaT | 172r!bnN | bSa | ''DV, Os. 17,8: „möge er [Almaqah] ihnen verleihen" | 173nrT'a | bsas | ""Sl, und ebenso Os. 36,5.
3 5
Mordtmann, die himjaritchen Inichriften im Tschinili Kiäsehk. 487
Z. 5. ... I nn I 693 I npabN | b« . . .
Die zusammengesetzte Präposition D93 kommt meistens in
Verbindung mit Verben des Bittens vor, und zwar zur Anknüpfung
des entfernteren Objects, an welches die Bitte gerichtet ist, so bei
Nb7;ni2: Os.12,6, 16,8, 23,2.4» 27,«. lo, ZDMG XXIX S. 591 1, 5.12, bNinn
Os. 13,3, mp H. 237,3,; ferner bei einigen Verben, deren Be¬
deutung noch nicht festgestellt ist, so ib« Reh. IV I V, 10, ^biN
Prid. XV, 1, -nn H. 62,4.«, 344,15, tdi H. 49, ss, aber stets mit
darauf folgendem persönlichen Object*). Der vorliegende Fall
scheint eine Ausnahme davon machen zu wollen. Das Vb. zu
t-
Anfang der Zeile ist vermuthlich zu bNiö = JL» zu ergänzen,
vgl. Os. 8,2: I i!ibNii3»3 I npnbN | inbNia | nn | bapb «weil A. ihn
erhörte etc."
Z. 6. . . . T I iBin I pa I innniiit | n[:i3i
,und es erfolgte ihre Errettung in diesem Herbste und . . . ."
DD-ifi bedeutet im Himjarischen das Jahr und den Herbst ; in
letzterer Bedeutung wird einmal Hal. 149 die auch hier vor¬
kommende Form pin gebraucht; andererseits empfiehlt die Ana¬
logie zahlreicher anderer Stellen, wo stets das Jahr der Weihung
angegeben wird , auch hier die üblichere Bedeutung von Clin als
Jahr anzunehmen.
Z. 7 ma I lisN I i^ssn | nnyaiai ....
T>::n ist Ethnikon von einem Ortsnamen; täusche ich mich
nicht, so liegt der Plural desselben m | -(SJnN ZDMG XXX S. 291
N. 5,2 vor; vgl. die Zusammenstellung ähnlicher Pluralbildungefl
ZDMG XXXI S. 70.
liCN ein räthselhaftes Wort. Zur Vergleichung bieten sich
dar die Formen niON H. 62,8 Reh. VI, 11, tun Prid. XlVa, 4,
DiöNnsy H. 344,5, Reh. I,i, iiiöN Hisn Ghur. 8; doch ist es
bisher nicht gelungen , eine annehmbare Erklärung dieser Wörter
aufzustellen, welche vielleicht ganz verschiedenen Wurzeln an¬
gehören.
Z. 8. ... a I on73m | msia» | wanä | n
waniB zuerst hier vorkommend, ist offenbar X von SiU, ^Lb ,
in der dem Arabischen geläufigen Bedeutung: „vermögen". Das
Object dazu inrias ist ebenfalls ana^ ktyöuevov, doch von einer
mehrfach bezeugten Wurzel. Ein Substantivum 13? finden wir
H. 49,2, 252,4, 535,2, Reh. IV I V, 1, wo der Zusammenhang überall
die Bezeichnung einer Bodenconfiguration oder ähnlich verlangt.
Der Monatsname | ma: | 13? H. 188,14 ist nicht recht deutlich.
Das Suffix in in:i3y muss sich auf den Gott beziehen, dem die
Inschrift geweiht ist, und da bietet sich das Vb. dar, welches Os. 18,5
ebenfalls auf eine von der Gottheit gewährte Gunst sich bezieht
I pb-i I Obyb I yiT | p3y | CjJts | •'b3pb „damit er den Jünghngen 1) Ich sehe ab von don zweifelhaften Stellen H. 02,9, 374,2, 401,2.
32»
488 Mordtmanny die himjarisclien Inschriften im Tschinili Kiöschk.
Samen zum Kinderzeugen gUbe" (ganz abweichend Hal. Et. Sab.
12t). Ganz ähnlich wie unsere Stelle muss Os. 26,«— s gelautet
haben
... 73 I DizjiN I irnD[y . .
. . i7:m I miayb I o • •
. . npjabN I Dp7:i | bin
Ich übersetze demnach die Scblusszeile unserer Inschrift:
,. . . . weil] sie erlangten die Gewährung seiner Gunst , und
preisend [die Macht des Almaqah etc."
II.
Links und oben abgebrocben = ZDMG XXX, 292 No. 12,
nicht ganz genau.
»1173 I ayioN b I yo-\ I i73n
■jnp5>73 I pni DJTin I rä-\
asiöN I bl I Db 5 :b I Dsnim
Am Ende der 2. Zeile folgte auf yQ nicht, wie üblich, die
Angabe des Objects der Weihung, sondern vermuthlich die Präpo¬
sition b, vgl. die Wendung Reh. IV I V, i : "i3i | -jnyD | "jbnib | pai
IH.
Wie es scheint, rechts vollständig.
Wä I py»
a I Dia3N I b[D 73NU: I payCi I a]i-i73 I pana | t
li I pi I pba[p 5
Die „Stamme yw", Z. 1, sind nicht weiter bekannt, auch kommt
die Wurzel sonst nicht im Semitischen vor, die Lesmig ist indessen
durchaus sicher.
Z. 3. pDy[i vgl. die Porm "oy H. 259,3.« statt der sonst
üblichen VUI -isny H. 257, .o, 478,20 (429, ä?); über ihre muthmass¬
liche Bedeutung Praet. B. II, 28; Müller ZDMG XXX, 696 f.
Z. 5. li I ",731 I pbap „unsere Stämme und diejenigen,
welche indem ich vennuthe, dass die Phrase ähnlich
lautete wie Os. 4,14: | ppii | iND | mni73 [ p „die Beni Martad
und die, welche ihnen gehorchen' (HaL). üeber pbap vgh zu
No. \1I.
Mordtmann, die himjarischen Inschriften im Tschinili Kiöschk. 489
rv.
Buchstaben en rehef.
yay-i I | bj>a[N io]n?3näT I ani-i
Z. 1. ,die Herren unseres Schlosses Rei[män", eine auch sonst
wiederkehrende Phrase, Os. 31,3, Pr. XLV, s.
V.
Rechts und unten abgebrochen ; links befand sich, durch eine
Art Rahmen von der Inschrift getrennt, ein Monogramm oder eine
bildliche Darstellung. Bustrophedon.
iaa I i72Na[bn a»->- :M7Dn I ai | i<b[T
a I n-TiD I ia | -<-^
a-I I :nun | rT[p [13 5
Ungenau ZDMG XXX, 293 N. 15; vgl. das dort über nMHD
Bemerkte.
Z. 2. Das n. pr. Ninb« auch noch Hal. 534,1.
VI.
Rechts vollständig. Die Bucbstaben sind sehr schlecht ein¬
gebauen.
... in I Nbai cb]i3oniyi | -a
... p -91 I N
. . . :a I n:--i
. . D'I 5
... ym I
Nnian
... 7» I p?3
Z. 1. Nba-i = ^^^j. Wort ist nicht häufig in
den Inschnften : ich kenne nur noch die beiden folgenden Stellen,
an denen es vorkommt: Pr. LVI,3 | n-nn | ba-iN | bai ! pyaiNT j Na[ia ,Saba, Scha'biu und alle Männer von n-nn" und H. 448,2 : Nnpin | ni I "Jinn I bana „Du Hun-kari' -mit den Männern Dutin".
Z. 2. ato]näniy, ein Name wie »U/c jjj:, ist sonst nicbt
weiter belegt; vgl. jedoch c-ij'3änay Os. 10,1, öb7:[ä . . . Os. 25,2/3.
Z. 7. Auf das n folgt im Abklatsch ein Strich, den man
für den Trennungsstrich halten könnte, wenn es nicht eine zufällige Verletzung des Steines ist.
490 Mordtmann, die himjarischen Inschriften im TschiniU Kiöschk.
VII.
(s. Taf. rv.) Unten vollständig. Bustrophedon.
pi I tnin I | dxid -t-m
m-^ I launi I P^btni | ianfi
yn^an I bl I innsN | n
yupiN I fflbrin | nfintin
byab | ina | ibpa^ 5
T I aaeb I n-nübi|
yi I bsnpi I ia | in«:a
Z. 1. aine findet sich hier zum ersten Mal. imn kommt
bereits vor: Fr. XI | nn-'yn7:i | mN[3]i | nnyi | innm ] obia
, . . . . und unsere n^n mit ihrer Burg, Bnmnen und Weide";
Hal. 210,3: icnsrCa | Ixaraa | innn | pi | my | -jCa] | irmpiao
„seine Tränken mit . . . und diesem (unsern) nnn sammt dem
Wasserwerk seiner Zwingmauer ..." Reh. IV I V, 3 f : | ppD | ya\l3a
innriDsm | inn"in | yaiai „mit */? von Naqbän und 77 seiner nnn
und ....". — Ein Plural hiervon ist vielleicht Diann H. 188,10;
vgl. auch noch . . nn | ym \ üü . . Fr. XVII = H. 676 und H.
3.59,7: .. nm I innaias | n[n]m. Höchst wahrscheinlich hängt es
mit dem Vb. nnn zusammen H. 51, u (vgl. 484, lo); Prid. XIV, 1.
Zu nnn gehören noch die Substantiva nn73 imd nnnn Fr. XL,
H. 333,1, 406,2, 598,3: n | nn72 | ym.
Es liegt nun zwar nahe, zu nnn das bekannte arabische B^Ls»-
„Quartier" zu vergleichen, wenn nicht der Zusammenhang in den
übrigen angeführten Stellen, wo das Wort oder seine Derivate
vorkommen, vielmehr darauf hinführte, dass es irgend einen
Wasserbau oder Aehnliches bedeuten muss.
Z. 2. I inbap I "pu::. Diese Worte erinnern sehr an Os. XXX, 3
"iai I pbap I ynm | pDins | yn?: | onpn | dii; für paia lässt
sich aus H. 453 die Bedeutung „Cisterne" vennuthen. Nach
Osiander's und Praetorius' (Beitr. p. 7 und ZDMG XXVI, 747)
Uebersetzung hat Halevy Et. Sab. p. 149 die Stelle Os. XXX be¬
sprochen und ist zu dem Resultat gelangt, dass die fraglichen Worte heissen : „le jour oü il a termine (?) les reservoirs des gommiers (?) et les reservoirs des arbres fruitiers (?)". Ohne auf eine Unter¬
suchung im Einzelnen eingehen zu wollen , scheint mir H. mit
vollem Recht 1) die Bedeutung von ynn als reservoir, 2) den
Zusammenhang von "inbap mit dem Wort pap H. 361 und 362
„au milieu d'une s6rie d'objets d'agriculture" behauptet zu haben.
Vielleicht kommt Aufklärung von ganz unerwarteter Seite. Plinius
VI, 158 sagt in seiner Uebersicht über Jemen: Chodae Aiathuri
in montibus oppido XXV p., in quo fons Aenuscabales , quod
significat camelorum; sollte dies etwa = ^bap | yy sein? Das
•.5 :< *•
Zeuschnrt A. n.M. c.xxm.
Ihr. ff.
m
\^
3 (r'J^fli
o4?nMi©hciYrth
<i^<>(iiiii8Xi^^'pn)
bWi\ofnB<>[]?\
" ' H?.Yiirr^
r
ooM
Mordtmann, die himjarischen Inschriflen im Tschinili Kiöschk. 491
Kameel heisst allerdings sonst in den Inschriften DlSa ^ -y ; , und
man könnte annehmen, dass im Text des Plinius Aenusgabales =
Jw4J>- ^y>J^ zu lesen ist. Zum Uebergang von arab. ^ in himj. v_j
vgl. Müiier ZDMG XXX, 704 flf.
Z. 3. pnDN Plural eines Ethnicums, s. oben zu I, 6.
Z. 4. N-ip52y ein zusammengesetztes n. pr. wie Nnpin H.
448,2; vgl. "nsw H. 145, i, 146, i mit mynn H. 667,3. Prae¬
torius Beitr. II, 25 macht auf die mit Verwandtscbaftsnamen ge¬
bildeten Nomina propria aufmerksam; vermuthlich gehören Nipin
und inyin auch zu ihnen, indem in, von der Wiu-zel ^ „Edler,
Preier', ähnlich wie jetzt im gewählten Türkisch ^yXc^ für „Sohn"
und kerime für „Tochter" gebraucht wird, irgend einen
Grad der Verwandtschaft bezeichnete.
Z. 5. I nna | ■,bpa-' ygl. Prid. XI, 4; H. 151,9.
Z. 6 enthält lauter anaS, XiyöfiEvst.
Z. 7 ist der Name zu Anfang wohl zu ini2:a[b?2 zu ergänzen,
vgl. Tjbuiniäi Pr. XLVII mid | bb-- | iniä H. 504,2.
vni.
Nur unten vollständig = ZDMG XXX, 292 N. 10.
pba I
npsi I Dnbö I
Misai I mm
Z. 2. Zu npD vgl. H. 409,1 I PET hni;[y, 412,4, 215,3
252,11, Pr. XI, 4 und H. 663.
A. a. 0. der Zeitschrift äusserte ich die Vermuthung, onbiä
sei wohl nicht Zahlwort; im Hinblick auf die soeben citirte Stelle
H. 409, wo ebenfalls ein Zahlwort voraufgeht, halte ich dies nicht
ü y
mehr für zutreffend, glaube jedoch, dass es = arab. vi>Jlj' ist,
welche Fonn einmal in der Schreibung fibi^j H. 200, i vor¬
kommt.
Beüäufig sind über die Pom des Zahlworts drei im Himja¬
rischen noch immer In-thümer verbreitet. Hr. Halevy stellt in seinen
Et. Sab. S. 75 folgende Pormen auf:
nrbis H. 50 nbn
nnbn H. 3,4 nbn Pr. LI
nbn Fr. LIV
und ihm sich anschhessend hat Hr. Dr. Müller ZDMG XXX, 707
nbn = 3 aufgefasst. Die dieseu Studien femer stehenden Semi¬
tisten könnten daher auf die Vermuthung kommen, dass das Zahl¬
wort für drei im Himjarischen mit = (ji, n = vi», n = und
n = o anlautete und in den letzten beiden Fällen den Schluss-
492 Mordtmann, die himjarischen Inschriften im Tschinili Kiöschk.
radical in n = o verwandelte. Dem ist aber nicbt so, vielmehr
kennen die Inschriften nur folgende Formen:
1) nbffl, fem. nnb«: Reh. IV I V, i, Prid. VII, 2, ZDMG XXX,
292 No. 11, 'Ohne 4, Fr. IX, 2,- oben VII, 4; rbnä H. 200 2'
2) nnbii Fr. III (= H. 3), 4.
Das Wort nbn Fr. LI hat nichts mit der Zahl 3 zu thun;
es kommt verschiedentlich in den Halevy'schen Bauinschriften vor;
vgl. die Stellen 194,2; 485,3; 534,7; 353, lo, welche die Existenz
des Substantivs nbn ausser Zweifel stellen dürften, welches immer
auch seine Etymologie und Bedeutung sein mag; die fragliche In¬
schrift Fresnel's lautet: | ynTn |-i[3 \ ]y[-f}~\m |p3[-i]Dny ; nnan::
p I •ii: I nbnn , Opferstätte des 'Ammikarib b. Damarjeda' b. Ju¬
tai' von . . . Hier ist nichts was uns zur Annahme zwänge,
dass nbn Zahlwort ist, im Gegentheil erwarten wir hier, wie
Halevy bei Erläuterang dieser Insebrift ganz ricbtig bemerkt, einen
geographischen Namen; in der That ist inbn H. 192,2 = 243,2
Name irgend einer Localität und konnte daher hier ebenfalls ge¬
standen haben.
Was die zweite Stelle betrilft, Pr. LIV, 2: [ nbn | innnn
I plb I ba;, so hat Halevy Et. Sab. 231 gesehen, dass statt pib,
■jaia zu lesen ist; anstatt aber diese Worte mit „trois assises de
dalles" zu übersetzen, hätte er weiter gehen und aueh nbn in nb?i
ändern sollen, vgl. die oben angezogene Stelle aus H. 485, wo
sieh beide Wörter zusammen finden. Jedenfalls ist diese Con¬
jectur wahrscheinlicher als die Aimahme einer iu südsemitischen
Dialecten wenig glaublichen aramaisireudeu Form nbn.
IX.
Buehstaben en rehef; rechts mid links abgebrochen, jedoch,
wie es seheint, oben und unten vollständig. Die ZDMG XXX, 294
N. 18 mitgetheilte Copie ist ungenau.
i7:fnn;yn 1 i;»!
1 I inrnniN
I I I P
Z. 1. wird, nach dem aueh sonst z. B. bei -in beobach¬
teten Uebergang der Vb. ^ b und i b, = i;y Inscbriften bei Levy
ZDMG XXIV 195 ff. I, 7 und 2,9 sein, dureh welehe Stellen die
Bedeutung „zu Hülfe kommen" feststeht.
Z. 2 i7:mniN. Die unzweifelhafte Uebeiiiei'eruiig dieses Wortes
bestätigt die Richtigkeit der Lesung aiamn-'N bei Hal. 478,9:
n^N Iia I nN73 I nai
I nJanNii linbsbsa | Dtom
"ui I lyiD I pa
Mordtmann, die himjarischen Inschriften im Tschinili Kiöschk. 493
Man vergleiche ferner H. 533, 2: | y'iniD-'T | pffiTiN | p | nxn
! DiaJpT und H. 192,10 (526,3): | bmi |p | iNU | 131. Es er¬
giebt sich hieraus , dass iTN im Himjarischen die Mehrzahl von
ist, welches ohne Frage dem semitischen Wort für ,Hand" ent¬
spricht; die Pluralform niN lässt sich an die arabische oder an
die äthiopische anknüpfen (vgl. Philippi ZDMG XXXII, 73 f.);
der ätbiopiscben Form kommt am nächsten i^onN, falls hier nicht
ein Abscbreibefehler statt picniN vorliegt.
Was dies letztere Wort betrifft, so ist meines Wissens bis
jetzt noch kein Versucb gemacht, das seltsame Sirffix "jub zu er¬
klären. Man könnte auch in diesem Falle geneigt sein, ein Ver¬
sehen des Abschreibers anzmiehmen, wenn nicht noch weitere
?
Spuren desselben vorhanden wären: H. 457,2 | DVI | Dbn | l7:Trii3-i
■nnny | nan; H. 520,1.5 I pNaami | p)!m | pD^, wo vermuthhch
pffiüsm zu lesen ist; H. 578 | a \ pitu | IT?:! | plt7:
? ?
12 I iiaiinns I I sniyilti:. Man vergleiche mit V^^^T^ die Formen
p72 412, .■>; 522,1 = li<?L« und diüWa H. 252,1.7 =
-
von »Lo = 9U.
Wenn nicht alles täuscht, liegt hier das für den minä¬
ischen Dialect bisher noch nicht nachgewiesene
Suffix der III. p. dualis vor, welches im Gemeinarabischen
bekanntlich lautet. So gut, wie der st. estr. des Dual t_
aus ^.jt verkürzt ist, kann auch das Suffix L«.^ aus ^-^l*^ entstanden
sein; letztere hypothetische Fonn muss aber im S-Dialect ganz
genau •]73b werden. Leider sind die Belegstellen sämmtlich zu
lückenhaft, um uns absolute Sicherheit zu geben; indess könnte
man aUerdings in H. 520 ,.Jäfi'än und Himm und ihrer beiden
Flachländer (Ja^i-j" sowie H. 578: ,Massiran und Me'in
mit ihrer beiden Gewässern" eine gewisse Bestätigung finden.
Z. 3 enthielt vermuthlich die Bitte um Bewahrung | lait | p
... I ]an ; im Arab, heisst Lya , n. a. |_^>-»a , kindisch, thöricht sein,
und würde diese Bedeutung im Hinbhck auf die Parallele ZDMG
XXX 671 I, b: ... I Dbn73i I Qbbil I Diiy „bewahre sie vor] Ver¬
kehrtheit (uto^) , Irrthum (j^sLto) und Thorheit (^lJ)" nicht übel
passen. Aber Freytag bietet noch conspurcatus fuit, de
panno (vocab. Jeman. Ibn Doraid), und wenn man bedenkt, welch
grosse Rolle die Reinheit im physischen und moralischen Sinne
bei den Orientalen spielt — noch heute nennt sich der Mohamme¬
daner hier zu Lande mit Vorhebe Mitghed einer Sj^lL vi>Jl* — so
494 Mordtmann, die hirnjarischen Inschriften in Tschinili Kiöschh.
ist man versucht, diese Bedeutung hier vorzuziehen , vgl. die Votiv¬
tafel bei Levy ZDMG XXIV S. 198 N. II.
X.
Fragment, an allen Seiten abgebrochen. Bustrophedon.
a I apaä | n;a | i -<-«:
»->■ 1 I nmrn | npr
Z. 1. Der Eigeimame opo-jj aucb noch Prid. XII, 2, ver¬
muthlich = v_Äj^tt.i.
Z. 2. Zu TOnn]i:pn vgl. Os. XXX, 2; n^spia Os. XXIX, 2;
H. 535,23.
XI.
Rechts rmd unten vollständig. Bustrophedon.
n I la I TOn -<-«
m-y nisaim |
nn5pn72i xn.
An allen Seiten abgebrochen.
Dai2:?:a 1 o 1 I i-ran 2 I IS?:«-::
Z. 3 ist vermuthhch ]373N£[-' zu ergänzen, vgl. DNä"' H. 344,4.
xni.
An allen Seiten abgebrocben ; äusserst plumpe Buchstaben.
i-izai ait<72i I D nn Mono- nai gramm.
XIV.
Rechts und oben vollständig.
I Nfcyj:
Fr. XXXVII lautet: in-aa72T | ianib | p | siam; Hal. 649:
yicn I p I Nisi?;. Unser Fragment entscheidet für die Richtigkeit
der Aniaud'schen Lesart'). Durch ZDMG XXX, 294 N. 21: | Cn
iNiar ist auch das Vb. belegt. Diese Wurzel ist sonst nicht im
Semitischen vorhanden. Niayr; ist nicht n. pr. sondern Suhstantiv.
1) Von Nbi .ibKoleitot findet sich der Eigenname T^Nbin H. 3.59, x, welcher vermuthlich mit den Tnsiyyfln bei v. Kremer S. A. 9C zu vergleichen ist.
Mordtmann, die himjarischen Inschriften im Tschinili Kiöschk. 495 XV.
p I mma
„Bi'attar, Sohn des . . . ."
XVI.
Bustrophedon.
an I in Nb I T
Die folgenden Bruchstücke habe ich nur copirt, nicht abgeklatscht.
XVII.
npni
Derselbe Eigenname H. 151, i; vgl. bN7:pn H. 148,2 und
a';pn:73 H. 141,2.
XVIII.
BustropheSon.
1 npnbN-i I aynnn | la
XIX.
I nnain
Vgl. ZDMG XXX 291 zu N. 6.
XX.
Buchstaben en relief.
bs I N-ipn
Ausser in den oben zu No. VII besproebenen Eigennamen
N-ipnn und N-ip73y findet sieb tnp noch Pr. XXIII: | namn
nnn i N-ipn-iuni | dbimzi und Hal. 51,2: | bNii'T | pa | bxjni
N-ipnbn vor, wo es eher wie ein n. pr. als wie eine Verbalform
aussieht ; ieh will ausdrücklich bemerken, dass über die Lesart an
unserer Stelle bei der Grösse der Buehstaben (I8,.'i etra.) kein Zweifel erlaubt ist.
XXI.
Buehstaben en relief, >vie es scheint, Pragment einer Linie.
Ungenau ZDMG XXX, 294 N. 19.
«j I Dpbn I -n
Offenbar identisch mit Hal. 665: Ti | nbpD | 'r? (Mareb N. 5),
indessen bemerkt der Herausgeber ausdrücklich, dass sie reehtsläufig
ist (huit lettres se dirigeant de ganche ä droite). Dor Anfang wird
wobl zu I m[s „Bild des Halq etc.' zu ergänzen sem.
A
Adar Gushasp.
Von F. Spieg:el.
In dem eränischen Königsbjiche wird des Adar Gushasp öfter
und in verschiedenen Beziehungen gedacht. ZuerWt als der Name
eines berühmten himmlischen Peuers , dessen Einsetzung, von der
später noch die Rede sein soll, ausfiihrlich erzählt wird. Häufig
wird aber dieses Peuer auch zu Vergleichungen gebraucht und
zwar wegen seines Glanzes :
Shähn. 1) 153,9 (I, 209):
St—' /; J a-^-^
V— ß J^j^i
oder wegen seiner Schnelligkeit 255, is (I, 349):
(^..mI ^i>^.5^>JCji jj (jiiAjvXJ f-'^j y>
y}>\ y-^ J-? i>.-^L_k_J
oder auch wegen des Reichthums , der mit seinem Tempel ver¬
bunden war: 355, pen. (II, 745):
Sr^-"^-^ LT-^H'ji
w».-»«—;^ yT >r^*^ iJi-Jiy^ Ul
Der Grund dieser Vergleichungen geht aus der Geschichte
des Feuers deutlich genug hervor. In der Zeit der Säsäniden
erscheint das Wort Gushasp mit oder ohne Zusatz häufig als
Eigenname, ohne Zweifel weil die Personen, welche diesen Namen
führen, sich dieses heilige Feuer zum Schutzpatron erkoren hatten.
Ohne weitem Beisatz kommt der Name Gushasp vor als der
1) Oio Ziilileii bozielien sich auf die Au.s(;aIio von Macan, die eingeklammer¬
ten auf die von Vullers, soweit sie his jotzt erschienen ist.