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Archiv "Das Mammakarzinom: Systemerkrankung oder lokales Problem? Neue Ergebnisse beleben eine alte Kontroverse – Strahleninduziertes Angiosarkom" (16.06.2000)

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A-1673

M E D I Z I N

Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 24, 16. Juni 2000 über hinaus gibt es Hinweise, dass sich

primordiale Keimzellen im Hinblick auf Genregulation und Differenzie- rung deutlich von anderen Stammzel- len unterscheiden (6).

In zunehmendem Maße plädie- ren Wissenschaftler und Ärzte aus diesem Grund für eine neue gesetzli- che Regelung, welche Arbeiten mit menschlichen ES-Zellen nach gründlicher Evaluation und unter streng kontrollierten Bedingungen möglich macht. Die positiven Erfah- rungen mit Leitlinien für genthera- peutische Anwendungen könnten auch auf diese Fragestellung über- tragen werden. Mit unserem Beitrag möchten wir auch das Interesse der ärztlichen Kolleginnen und Kollegen an einer solchen Regelung wecken.

Zitierweise dieses Beitrags:

Dt Ärztebl 2000; 97: A-1666–1673 [Heft 24]

Literatur

1. Brüstle O, Spiro CA, Karram K et al.: In vitro-generated neural precursors partici- pate in mammalian brain development.

Proc Natl Acad Sci USA 1997; 94:

14809–14814.

2. Brüstle O, Choudhary K, Karram K et al.:

Chimeric brains generated by intraventri- cular transplantation of fetal human brain cells into embryonic rats. Nature Biotech- nol 1998; 16: 1040–1044.

3. Brüstle O, Jones KN, Learish RD et al.:

Embryonic stem cell-derived glial precur- sors: A source of myelinating transplants.

Science 1999; 285: 754–756.

4. Brüstle, O: Building brains: neural chime- ras in the study of nervous system deve- lopment and repair. Brain Pathol 1999; 9:

527–545.

5. Evans MJ, Kaufman MH: Establishment in culture of pluripotential cells from mou- se embryos. Nature 1981; 292: 154–156.

6. Kato Y, Rideout WMr, Hilton K et al.:

Developmental potential of mouse pri- mordial germ cells. Development 1999;

126: 1823–1832.

7. Keller G: In vitro differentiation of em- bryonic stem cells. Curr Opinion Cell Bi- ol 1995; 7: 862–869.

8. Martin GR: Isolation of a pluripotent cell line from early mouse embryos cultured in medium conditioned by teratocarci- noma stem cells. Proc Natl Acad Sci USA 1981; 78: 7634–7638.

9. Okabe S, Forsberg-Nilsson K, Spiro AC, Segal M, McKay RDG: Development of neuronal precursor cells and functional postmitotic neurons from embryonic stem cells in vitro. Mech Dev 1996; 59: 89–102.

10. Shamblott MJ, Axelman J, Wang S et al.:

Derivation of pluripotent stem cells from cultured human primordial germ cells.

Proc Natl Acad Sci USA 1998; 95:

13726–13731.

11. Smith AG, Heath JK, Donaldson DD et al.: Inhibition of pluripotential embryonic stem cell differentiation by purified poly- peptides. Nature 1988; 336: 688–690.

12. Thomson JA, Itskovitz-Eldor J, Shapiro SS et al.: Embryonic stem cell lines deri- ved from human blastocysts. Science 1998;

282: 1145-1147.

13. Wilmut I, Schnieke AE, McWhir J, Kind AJ, Campbell KHS: Viable offspring deri- ved from fetal and adult mammalian cells.

Nature 1997; 385: 810–813.

Anschrift für die Verfasser

Prof. Dr. med. Otmar D. Wiestler Dr. med. Oliver Brüstle

Institut für Neuropathologie Universitätskliniken Bonn Sigmund-Freud-Straße 25 53105 Bonn

E-Mail: neuropath@uni-bonn.de AKTUELL/DISKUSSION

„Bei brusterhaltender Operati- on“, heißt es in der Zusammenfassung,

„die heute etwa 70 Prozent aller be- troffenen Frauen angeboten werden kann, ist nach allen vorliegenden Stu- dien die postoperative Strahlenthera- pie weiterhin unverzichtbar.“ Doch in Tabelle 3 sind drei randomisierte Stu- dien zitiert und die Überlebensraten von 1 137, 381 und 837 Patienten mit und ohne Strahlentherapie angegeben:

63 Prozent beziehungsweise 58 Pro- zent, 91 Prozent beziehungsweise 90 Prozent und 79 Prozent beziehungs- weise 76 Prozent. – Es ist mir unver- ständlich, wie aus diesen statistisch nicht signifikanten und nur geringfügig

erhöhten Überlebensraten noch die prinzipielle Notwendigkeit einer Strahlentherapie als Standard nach brusterhaltender Operation abgeleitet werden kann, wenn man von der Tatsa- che absieht, dass die Autoren Radiolo- gen sind.

Prof. Dr. med. Dr. rer. nat.

Hans E. Müller Laborpraxis John

Campestraße 7 · 38107 Braunschweig

Die Schlussfolgerungen der Auto- ren klingen überzeugend und scheinen die Notwendigkeit einer postoperati- ven Strahlentherapie nach brust- erhaltender operativer Behandlung ei- nes Mammakarzinoms zu bestätigen.

Ich vermisse jedoch sowohl im Text als auch im Literaturverzeichnis einen Hinweis auf das strahleninduzierte An- giosarkom der Brustdrüse nach „brust- erhaltender Therapie“ eines pri- mären Mammakarzinoms. Es gibt dar- über bereits seit 1987 zahlreiche Arbei- ten in der onkologischen Literatur und offensichtlich keinen Dissens bezüglich der Kausalitätszusammenhänge. An-

Das Mammakarzinom:

Systemerkrankung oder lokales Problem?

Neue Ergebnisse beleben eine alte Kontroverse Unverständlich

Zu dem Beitrag von

Priv.-Doz. Dr. med. Marie-Luise Sautter-Bihl Prof. Dr. med. Michael Bamberg in Heft 1–2/2000

Strahleninduziertes

Angiosarkom

(2)

gesichts der Tatsache, dass die erwähn- te Erkrankung nahezu ausnahmslos und nach kurzem Intervall zum Tode führt, und wenn weiterhin bedacht wird, dass nach Operation eines klei- nen Mammakarzinoms ein potenziell gesundes Organ bestrahlt wird, muss man die Schlussfolgerungen der Auto- ren sicher kritisch werten. Zumindest wäre eine Stellungnahme zu der ge- schilderten Problematik wünschens- wert.

Dr. med. Hans Stockhausen

Vogelsangstraße 129 · 42109 Wuppertal

Im ersten Leserbrief wird Unver- ständnis darüber geäußert, dass wir uns in unserem Artikel über das Mamma- karzinom den national und internatio- nal üblichen Empfehlungen – beispiels- weise Leitlinien der Deutschen Krebs- gesellschaft – angeschlossen haben, die adjuvante Strahlentherapie weiterhin als Standard nach brusterhaltender Operation zu betrachten. An diesem von Herrn Prof. Müller artikulierten Unverständnis wird deutlich, wie viel Aufklärungsbedarf nach wie vor hin- sichtlich des Stellenwertes der Strah- lentherapie im Gesamtkonzept der On- kologie besteht. So sind die Verfasser des Artikels auch nicht – wie es am En- de des Briefes heißt – Radiologen, das heißt sie betreiben nicht bildgebende Diagnostik, sondern als Radioonkolo- gen therapieren sie Tumorpatienten.

Die angesprochene Tabelle gibt ei- nen Überblick über die fünf randomi- sierten Studien, die nach brusterhalten- der Operation den Verlauf mitpostope- rativer Strahlentherapie dem ohneeine solche gegenübergestellt werden.

Sämtliche zitierten Studien haben ei- nen statistisch signifikanten und erheb- lichen Unterschied in der Lokalrezidiv- rate zu Ungunsten der nichtbestrahl- ten Kollektive ergeben. Alle Studien kommen deshalb zu dem Schluss, dass die Radiatio unverzichtbar sei. Richtig und im Text auch ausdrücklich erwähnt ist, dass die Überlebensraten keinen statistisch signifikanten Unterschied zeigten. Möglicherweise waren hierfür jedoch auch die Nachbeobachtungszei- ten noch nicht ausreichend. Dass eine

verbesserte lokale Tumorkontrolle durchaus die Überlebenschancen ver- bessern kann, wurde in den in unserem Artikel referierten Studien (5, 6, 7) mit einem Follow-up von 10 bis 15 Jahren gezeigt, in denen nach Mastektomie ein signifikanter Überlebensvorteil zugun- sten bestrahlter Patientinnen nachge- wiesen wurde.

Die Berechtigung einer adjuvan- ten Therapiemaßnahme ausschließlich an Überlebensraten zu orientieren hieße jedoch, die heute immer mehr in den Vordergrund rückenden Aspekte der Lebensqualität zu ignorieren. Die Erkrankung Brustkrebs hat unter an- derem deshalb in den letzten bei- den Jahrzehnten einen Teil ihres Schreckens für die betroffenen Patien- ten verloren, da sie nicht mehr automa- tisch mit dem Schicksal Amputation verbunden ist. Unbestritten ist jedoch, dass eine brusterhaltende Operation ohne Strahlentherapie mit einem ho- hen Lokalrezidivrisiko verbunden ist.

Wie in unserem Artikel beschrieben, ist das Rezidiv für die Patientin oft we- sentlich belastender als die Erstdiagno- se, zumal dann eine Ablatio meist nicht mehr vermeidbar ist.

Der zweite Leserbrief thematisiert die Induktion von Angiosarkomen der Brust infolge einer Strahlentherapie.

Das Risiko einer solchen ist als äußerst gering einzustufen. Eine Analyse des schwedischen Krebsregisters, in der speziell unter dieser Fragestellung die Nachsorgedaten von 122 991 Mamma- karzinompatientinnen ausgewertet wurden, fanden sich 40 Angiosarkome.

Die Häufigkeit korrelierte mit dem Vorhandensein eines Lymphödems (so genanntes Stewart-Trewes-Syndrom), eine Beziehung zwischen Angiosar- kom und Strahlentherapie wurde je- doch nicht beobachtet (2). Zu ähnli- chen Schlüssen kommt eine französi- sche Analyse der Nachbeobachtungs- daten von 18 115 brusterhaltend thera- pierten Patientinnen aus elf französi- schen Tumorzentren: Hier ergab sich in neun Fällen ein Angiosarkom der Brust, das heißt fünf Fälle pro 10 000.

Dies entspricht etwa der natürlichen Prävalenz von Angiosarkomen der Brust bei „Gesunden“ (3). Damit soll keineswegs bagatellisiert werden, dass durch den Einsatz ionisierender Strah- len das theoretische Risiko einer Tu- morinduktion besteht. Hierüber wer-

den sämtliche Strahlentherapie-Patien- ten auch vor Behandlungsbeginn auf- geklärt. Dieses rechnerische Risiko muss jedoch gegen das „reale“ Risiko einer Rezidiventstehung von bis zu 35 Prozent nach brusterhaltender Thera- pie ohne Nachbestrahlung abgewogen werden. Auch das sonstige Nebenwir- kungsrisiko einer Strahlentherapie der Brust ist bei Verwendung moderner Techniken (dreidimensionale Bestrah- lungsplanung) als gering einzustufen (4). Darüber hinaus ist diese Therapie – wie in unserem Artikel ausgeführt – auch kostengünstig (1). Somit sollte – unter Abwägung aller Gesichtspunkte – den Frauen, die sich für eine bruster- haltende Operation eignen, die Strah- lentherapie nicht vorenthalten und da- mit der Erhalt ihrer Brust aufs Spiel ge- setzt werden.

Literatur

1. Hayman JA, Hillner BE, Harris JR, Weeks JC: Cost effectiveness of routine radiation therapy following conservative surgery for early stage breast cancer. J Clin Oncol 1998;

16: 1022–1029.

2. Karlsson P, Holmberg E, Samuelsson A et al.:

Soft tissue sarcoma after treatment for breast cancer – a Swedish population-based study.

Eur J Cancer 1998; 34: 2068–2075.

3. Marchal C, Weber B, de Lafontan B et al.:

Nine breast angiosarcomas after conservative treatment for breast carcinoma: a survey from French comprehensive Cancer Centers.

Int J Radiat Oncol Biol Phys 1999; 44 (1):

113–119.

4. Nixon AJ, Manola J, Gelman R et al.: No long term increase in cardiac-related mortali- ty after breast-conserving surgery and radia- tion therapy using modern techniques. J Clin Oncol 1998; 16: 1374–1379.

5. Overgaard M, Hansen PS, Overgaard J et al.:

Postoperative radiotherapy in high-risk pre- menopausal women with breast cancer who receive adjuvant chemotherapy. N Engl J Med 1997; 337: 949–955.

6. Overgaard M, Jensen MB, Overgaard J et al.:

Postoperative radiotherapy in high-risk post- menopausal breast cancer patients given ad- juvant tamoxifen: Danish Breast Cancer Cooperative Group DBCG 82C trial. Lancet 1999; 353: 1641–1648.

7. Ragaz J, Jackson SM, Le N et al.: Adjuvant radiotherapy and chemotherapy in nodeposi- tive premenopausal women with breast can- cer. N Engl J Med 1997; 337: 956–962.

Priv.-Doz. Dr. med.

Marie-Luise Sautter-Bihl Städtisches Klinikum Karlsruhe Klinik für Strahlentherapie Moltkestraße 90 · 76133 Karlsruhe Prof. Dr. med. Michael Bamberg Eberhard-Karls-Universität Abteilung für Strahlentherapie Hoppe-Seyler-Straße 3 72076 Tübingen A-1674

M E D I Z I N

Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 24, 16. Juni 2000

DISKUSSION

Schlusswort

Referenzen

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