S P E K T R U M LESERBRIEFE/BÜCHER
A-880 Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 14, 7. April 2000 die Polikliniken im Zuge der
Krankenkassenneuordnung nach demKrieg (VAB) in den „kassenärztlichen Topf“
aufgenommen. Manches, was neu erscheint, ist gar nicht so neu und originell.
Prof. Dr. med. H.-J. Maurer, Obere Flurstraße 11, 88131 Boldolz-Enzisweiler
KBV
Zu den „Erläuterungen zur Vereinba- rung über Vordrucke für die ver- tragsärztliche Versorgung“ in Heft 10/2000:
Katastrophaler Höhepunkt
Zu diesem katastrophalen Höhepunkt gesundheitssyste- mischen Überbürokratismus auf 13 wertvollen Seiten Ihres
DÄ kann man nur kondolie- ren.
Angesichts gravierendster Probleme im deutschen Ge- sundheitssystem, für viele deutsche Kassenärzte mit zum Teil existenzbedrohen- der Berufssituation, beweist die von Ihnen im DÄ veröf- fentlichte „Erläuterung zur Vereinbarung über Vor- drucke für die vertragsärztli- che Versorgung“ erneut eine schon als krankhaft zu be- zeichnende Gewichtung nach- rangiger Formularangele- genheiten. Schade nur, dass diese Veröffentlichung nicht rechtzeitig zu den „tollen Ta- gen“ an Fastnacht erschien;
auch wenn schon etwas zu spät, nachträglich mein narri, narro.
Dr. med. Volker Traut, Am Himmelreich 1, 79312 Em- mendingen
Bleivergiftung
Wer kann helfen?
Im DÄ lasen wir 1998 den Artikel zur fraglichen Blei- vergiftung von Heinrich Heine und wurden auf einen möglichen Zusammenhang mit der Erkrankung unseres Sohnes Georg aufmerksam. Wir baten deshalb im Verlauf einer stationären Behandlung um Kontrolle der Blutblei- werte: Sie betrugen 669 und 970 µg/l. Der Referenzwert für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren beträgt 60 µg entsprechend dem Bundesgesundheitsblatt 6/96 des Um- weltbundesamtes. Es erfolgten mehrere Therapien mit DMPS, Penicillamin und Ca-EDTA, ohne dass die Blei- werte sanken. Intensive Quellensuche erbrachte lediglich eine Trinkwasserbelastung mit Blei von maximal 0,08 mg/l.
Die WHO empfiehlt einen Grenzwert von 0,01 mg/l, in Deutschland gilt nach der Trinkwasserverordnung vom 5. Dezember 1990 der Grenzwert von 0,04 mg/l.
1995 erkrankte Georg, Jahrgang 1988, relativ akut. Kli- nisch imponierte das Krankheitsbild als schlaffe beinbe- tonte Tetraparese im Sinne einer Polyneuropathie. Weite- re intensive Diagnostik schätzte das Krankheitsbild als ätiologisch ungeklärt mit motorischer Neuropathie, fluk- tuierender Muskelschwäche und dem Verdacht einer Sy- stemdegeneration ein. 1997 erhielt Georg erstmals einen Rollstuhl, auch seine Sehkraft schränkte sich zunehmend ein: Optikusatrophie beidseits. Es traten Halluzinationen mit dem klinischen Bild einer schweren Psychose auf. Zur Zeit ist Georgs Zustand bis auf die Optikusatrophie und die Fußheberparese stabil. Die Blutbleiwerte liegen im- mer noch zwischen 400 und 570 µg/l.
Welcher Kollege kennt ähnliche Kasuistiken oder eine polyneuropathische Symptomatik, die auf eine derartige toxische Ätiologie hinweisen könnte? Wir sind über jede Anregung oder Äußerung aufrichtig dankbar.
Silvia und Maik Röpke, Kolmstraße 4, 04299 Leipzig
Differenzialdiagnose
Ein Klassiker
Walter Siegenthaler (Hrsg.):
Differentialdiagnose innerer Krankheiten.18., vollständig neu bearbeitete Auflage, Georg Thie- me Verlag, Stuttgart, New York, 2000, XXXVI, 1 020 Seiten, 716 meist farbige Abbildungen in 889 Einzeldarstellungen, 235 Tabellen, gebunden, Lehrbuch, 199 DM
Unter den zahlreichen Differenzialdiagnosen der In- neren Medizin ganz verschie- denen Inhalts und Wertes ist die von Hegglin begründete, dann von Walter Siegenthaler herausgegebene ein Klassi- ker. Wenn man die in den 40er-Jahren erschienene oder spätere mit der jetzigen 18.
Auflage vergleicht, sieht man nicht nur den Fortschritt der allgemeinen Kenntnisse, son- dern auch den Fleiß und die Übersicht der rund 30 Auto-
ren, vorzugsweise aus der Züricher Schule. Differen- zialdiagnostische Bücher sind unerlässlich, da die Standard- lehrbücher aus didaktischen Gründen vor allem syste- matisch-nosologisch gehalten werden müssen, die Kranken aber mit Beschwerden und Erscheinungen kommen, also eine phänomenologische Ori- entierung erfordern. Im „Sie- genthaler“ gibt ein Inhalts- verzeichnis eine Übersicht der Leitsymptome, mit zum Teil nosologischer Gliede- rung. Nach einer allgemeinen Übersicht der Differenzial- diagnostik werden in den or- gan- und systembezogenen Teilen die einzelnen Krank- heiten nach modernen Ge- sichtspunkten beschrieben.
Bemerkenswert sind die über 700 Abbildungen und die 235 Tabellen sowie die klare Gliederung: ein deutli- cher Fortschritt gegenüber früheren Auflagen.
Rudolf Gross, Köln
L. Dorlöchter, M. Radke, M.
Müller (Hrsg.): Pädiatrie auf den Punkt gebracht.de Gruyter Lehrbuch, Verlag Walter de Gruyter, Berlin, New York, 1999, XVIII, 783 Seiten, kartoniert, 68 DM
Wer in einer großen All- gemeinarztpraxis häufig Kin- der aller Altersgruppen zu behandeln hat, wird dieses klar gegliederte und über- sichtliche Nachschlagewerk bald nicht mehr missen wollen.
Eine schnelle Orientie- rung über die normale Ent- wicklung des Kindes mit we- nigen wichtigen Tabellen hilft, im Zweifelsfall Patholo- gisches zu erkennen und ein- zuordnen. Fragen der Kar- diologie, Infektiologie, Endo- krinologie et cetera werden ebenso umfassend erläutert wie seltene Krankheitsbilder und Syndrome. Ein großes Kapitel ist der Kinder- und Jugendpsychiatrie gewidmet.
Im Anhang finden sich Do- sierungstabellen, Laborwer- te aller Altersgruppen und ein ausführliches Inhaltsver- zeichnis. Nützlich für Allge- meinärzte ist, dass wichtige Fakten in Kästen hervorge- hoben werden und damit schnell zu finden sind.
Das Buch ist als knapp und präzise formulierte Fach- information gedacht. Es emp- fiehlt sich für alle Ärzte, die Kinder – und sei es nur imNotdienst – zu behandeln haben.
Wem Bilder fehlen, der wird seine Freude an der von den gleichen Autoren und Herausgebern erarbeiteten CD-ROM „Kinderheilkunde in Bild, Text und Ton“ haben, mit Videosequenzen vom Keuchhusten bis hin zu selte- nen Herzfehlern.
M. Holtermann, G. Maintz, M. Husmann, Buchholz i. d. N.