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Archiv "Können Arzte zur Verhinderung eines Atomkrieges beitragen?: Machtinstrumente" (25.02.1983)

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KURZBERICHTE

zubildenden in den freien Berufen - von 56 400 im Jahr 1970 auf 123600 im Jahr 1981 .

..,. Ausdrücklich stellt sich die Bundesregierung hinter die Erhal- tung der berufsständischen Al- terssicherungseinrichtungen der freien Berufe. Diese seien aus ei- gener Initiative geschaffen worden und seien von Anfang an aus- schließlich durch Beiträge der Mit- glieder finanziert (die berufsstän- dischen Versorgungswerke erhal- ten also keine Staatszuschüsse).

Auch eine aus früheren Re- gierungsbeteuerungen bekannte These findet sich im Grüner-Re- port: Die Vorsorgeaufwendungen der Selbständigen, insbesondere diejenigen für die Altersvorsorge und für den Krankheitsfall, seien steuerlich verbesseru ngsbed ü rf- tig. Allerdings lasse die derzeitig enge Haushaltslage keine Anhe- bung zu. Falls hiereine Besserung eintrete, werde die Bundesregie- rung prüfen, inwieweit die Selb- ständigen-Aufwendungen mit je- nen der Unselbständigen steuer- lich gleichbehandelt werden. Die Einführung eines Selbständigen- Vorwegabzuges für Krankenversi- cherungsaufwendungen soll ge- prüft werden.

Im übrigen lehnt es die Bundesre- gierung entschieden ab, die amtli- chen Gebührenordnungen für An- gehörige der freien Berufe auto- matisch anzupassen. Grüner wört- lich: "Eine irgendwie geartete In- dexierung wäre ein Präjudiz für andere Bereiche und ist aus ord- nungs-, stabilitäts- und währungs- politischen Gründen abzulehnen."

Und eine andere "sinnige" Fest- stellung traf Grüner: "Die Qualität einer freiberuflichen Leistung ist nicht abhängig von der Existenz einer Honorarordnung oder von zwingend vorgeschriebenen Min- destsätzen in Honorarordnungen.

Maßgeblich sind vielmehr andere Faktoren, wie etwa eine qualitativ hochwertige Ausbildung, die ent- sprechende Fähigkeiten vermit- telt." Harald Clade

Spektrum der Woche Aufsätze · Notizen FORUM

Können Arzte zur Verhinderung eines Atomkrieges beitragen?

Zu dem Artikel von Prof. Dr. U. Gottstein, Dr. H. Koch, Prof. Dr. Dr. H.-E. Richter und Dr. K. Sroka in Heft 43/1982

Dem Menschen verpflichtet

... Es konnte einfach nicht so wei- tergehen, daß wir Ärzte einer der- artig bedrohlichen Entwicklung, die sich dazu 'noch in unserem Kontinent abspielt, wortlos zuse- hen. Als Nervenarzt und Psycho- therapeut habe ich mich mehr als die Kollegen anderer Fachrichtun- gen mit den täglichen Ängsten meiner Patienten auseinanderzu- setzen. Die Ängste, die von der derzeitigen Rüstungspolitik in Ost und West wachgerufen werden, häre ich von Patienten aller Alters- stufen und sozialen Schichten!

Wir Ärzte, die wir diesen Beruf er- griffen haben, um Leben zu schüt- zen und zu erhalten, dürfen in die- sen Fragen unsere Verantwortung nicht einfach auf die Politiker ab- wälzen. Die Politiker sind häufig viel zu sehr befangen in partei- und machtpolitischen Gedanken- gängen. Wir sind dem einzelnen Menschen verpflichtet und müs- sen von unserer Berufsauffassung her tätig werden. Bereits unser al- ter Kollege Virchow hat die Politik eine "Medizin im Großen" ge- nannt und die Ärzte aufgefordert, politisch aktiv zu werden. Ich den- ke, dabei ist wichtig für uns, über der kleinlichen Parteipolitik zu stehen.

Dr. med.

Wolfgang Ditges Bismarckstraße 80/82 4050 Mönchengladbach 1

Machtinstrumente

... Was die Folgen eines Atom-

krieges angeht, stimme ich mit den Autoren völlig überein,

ebenso in ihrer Beurteilung des Rüstungswahnsinns. Die daraus gezogenen Schlußfolgerungen halte ich jedoch für falsch; sie sind ebenso falsch wie die Therapie ei- nes Arztes, der die Symptome be- kämpft, statt die Ursachen zu be- seitigen. Die Hauptursache der Spannungen zwischen Ost und West ist ohne Zweifel nicht die Existenz von Wasserstoffbomben, sondern das gegenseitige Miß- trauen. Dementsprechend können nur Maßnahmen auf lange Sicht Erfolg versprechen, die dieses Mißtrauen beseitigen. Es ist be- dauerlich, aber eine Tatsache, daß bisher nicht die Einsicht, sondern in erster Linie die gegenseitige Angst das Schlimmste verhindert hat. Wer die Tatsache anerkennt, daß die Wurzel des Wettrüstens das gegenseitige Mißtrauen ist, der muß hier den Hebel ansetzen.

Es gilt, den maßgeblichen Politi- kern in Ost und West gleicherma- ßen die Erkenntnis zu vermitteln, daß das Denken in machtpoliti- schen Kategorien im Atomzeitalter seine Berechtigung verloren hat.

Eine Lösung der Probleme, die uns alle bedrücken - mich nicht minder als U. Gottstein und seine Freunde-, sehe ich deshalb nur in einem grundsätzlichen Verzicht auf Gewaltanwendung auf allen Seiten, und zwar nicht nur auf dem Papier, sondern auch in der Praxis. Gewaltanwendung aber wird es immer geben, solange die Machtinstrumente dazu da sind:

Ob konventionelle oder atomare Waffen macht dabei nur einen quantitativen, aber keinen grund- sätzlichen Unterschied. Als erstes müßte demnach ein grundsätzli- cher Konsens zur Abschaffung al- ler Streitkräfte herbeigeführt wer- den, die über ein Limit an Polizei- kräften - z. B. ein Polizist auf je Ausgabe A DEUTSCHES ARZTEBLATT 80. Jahrgang Heft 8 vom 25. Februar 1983 91

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen Atomkrieg

1000 Einwohner — hinausgehen.

Ohne Armeen gibt es keinen Krieg.

Hat man einen solchen Grundkon- sens erreicht, sollte man nach ei- nem Langzeitprogramm ausgewo- gen und kontrolliert schrittweise abrüsten, und zwar im atomaren und konventionellen Bereich glei- chermaßen. Eine Abrüstung im atomaren Bereich allein würde die Kriegsgefahr nicht vermindern, sondern erhöhen, weil sie das Übergewicht des Ostblocks im konventionellen Bereich erst voll zur Geltung bringen würde. Eine solche Forderung mag heute noch als Utopie erscheinen. Daran zu arbeiten, daß sich der Gedanke ei- ner totalen Abrüstung durchsetzt, scheint mir auf lange Sicht der einzig erfolgversprechende Weg, so unrealistisch er im Augenblick noch erscheinen mag. Ich habe bis 1967 in der DDR gelebt. Für mich besteht nicht der geringste Zweifel daran, daß z. B. Prof.

Tschasow/Moskau nicht ohne Zu- stimmung maßgeblicher politi- scher Stellen in der IPPNM mitar- beiten darf. Warum? Doch wohl nur, weil dies für den Osten —wie der Mißbrauch der Friedenssehn- sucht der Völker generell — ein Mittel zum Zweck ist, dem „deka- denten westlichen Kapitalismus"

den Todesstoß zu geben. Wenn wir als Ärzte uns weigern, aus mo- ralischen Gründen den Opfern ei- nes Atomkrieges zu helfen, müßte dies gleichermaßen auch für die Opfer eines konventionellen Krie- ges gelten. Das wäre höchstens dann vertretbar, wenn diese Mög- lichkeit den Ärzten in Ost und West gleichermaßen zur Verfü- gung stünde. Da das aber sicher nicht zutrifft, würde eine solche Handlungsweise nicht nur gegen unsere ärztlichen Verpflichtungen verstoßen, sondern auch gegen die als Staatsbürger einer deut- schen Republik, die bisher ihren Bürgern mehr Freiheiten gesichert hat als jemals in der deutschen Geschichte.

Prof. Dr. med.

Ferdinand Schmidt Maybachstraße 14-16 6800 Mannheim 1

Sieg ohne Krieg

... Es geht nicht um Ja oder Nein zum Frieden. Denn wer von uns kleinen Leuten will nicht den Frie- den? Es geht nicht um Ja oder Nein zum Atomkrieg. Denn irre müßte der sein, der ihn wollte! Es geht um das politische Geschäft mit dem Atomkrieg, in das sich wohlmeinende, anständige Men- schen, ahnungslose Wissen- schaftler, deutsche Träumer ein-.

spannen lassen. Es geht um fol- gendes:

1) Im sowjetischen Machtbereich gibt es „Pressefreiheit", jedoch sorgen Parteifunktionäre an allen wichtigen Stellen für parteikonfor- mes Wort und parteikonforme Tat.

Und da die Bruderparteien auf den großen Bruder hören, geht nichts ohne das Ja und Amen der großen ruhmreichen Sowjetunion.

2) Wort und Tat bilden im sowjeti- schen Machtbereich eine dialekti- sche Einheit, aber keine logische.

Wenn die Sowjets sagen Frieden, so meinen sie nicht unbedingt Frieden. Das ist schwer zu verste- hen für den, der sie nicht kennt.

Wenn sie Frieden sagen, so mei- nen sie Sieg ohne Krieg. Und für den Sieg ohne Krieg muß der We- sten moralisch und militärisch ab- gerüstet werden.

Die Veröffentlichung ihres Artikels hilft ihnen dabei.

Dr. med. Hans-Peter Müller Rosenstraße 5

8753 Obernburg/Main

Volle Zustimmung

Es ist erfreulich, daß das DEUT- SCHE ÄRZTEBLATT endlich über die Internationale Friedensbewe- gung der Ärzte IPPNW berichtet hat. Was die Kollegen aus Gie- ßen . . . veröffentlicht haben, fin- det meine volle Zustimmung. Es wird allerdings weiterhin viele Kol- legen geben, die die „Rote Ge- fahr" aus dem Osten mehr fürch-

ten als den allgemeinen Atomtod.

Sie brauchen unseren geduldigen Zuspruch. Wird das DEUTSCHE ÄRZTEBLATT in Zukunft dabei helfen?

Dr. med. Walter Harless Residenzstraße 20 8000 München 2

Notwendiges Übel

... Vorab stimme ich Ihnen voll zu, daß 1. ein Atomkrieg eine Kata- strophe wäre, die nicht zu be- schreiben ist, 2. wir alles tun müs- sen, um einen Atomkrieg zu ver- hindern, 3. wir viel tun können.

Ihr Weg scheint mir jedoch sehr falsch zu sein, um es genau zu nennen, erhöht er meines Erach- tens sogar die Gefahr eines Atom- krieges.

1. Ich bin überzeugt, daß Sie als L‘rzt nicht vor einer Diagnose eine Therapie betreiben ... Genau dies schlagen Sie nun für den politi- schen Bereich vor. Dies hat zur Konsequenz, daß die Gefahr der Katastrophe nicht verhindert wird, sondern diese eher sogar be- schleunigt wird. Es ist bekannt, daß sich auch bei Karzinompatien- ten durch Selbstaufgabe und Angst der Zustand rasch ver- schlechtert! Ihr Therapievorschlag zur Verhinderung der Katastrophe bedeutet im Endeffekt Erzeugung von Potentialdifferenzen, die in naturgesetzlicher Zwangsläufig- keit zur Katastrophe führen müs- sen, wie dies in der jüngsten Zeit der Falkland-Krieg, Afghanistan und auch der Zweite Weltkrieg be- wiesen haben. Indem Sie die Ge- sellschaft der noch freien Welt mit Ihrem ersten Lösungsvorschlag in einen Zustand der Angst verset- zen, stören Sie empfindlich das Gleichgewicht, ohne zur kausalen Beseitigung der Ursache beizutra- gen. Es bedeutet für die Maus kei- nen Funken Hoffnung, wenn sie vor der Schlange in Schreck er- starrt und unfähig wird zu han- deln.

92 Heft 8 vom 25. Februar 1983 80. Jahrgang DEUTSCHES ARZTEBLATT Ausgabe A

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