• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Klinik und Therapie der Pedikulosen" (03.02.1977)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Klinik und Therapie der Pedikulosen" (03.02.1977)"

Copied!
5
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Der älteren ärztlichen Generation ist das klinische Bild des Läusebefalls, die Durchseuchung von Teilen der Bevölkerung und die Behandlung der Läuseinfektion aus der Kriegs- und Nachkriegszeit noch in guter Er- innerung. Für die jüngeren Kollegen handelt es sich jedoch um ein neues, ihnen weitgehend unbekanntes Krankheitsbild. Die massive Zunah- me des Läusebefalls in Kindergärten, Schulen, aber auch bei Erwachsenen in der letzten Zeit macht es daher erforderlich, die medizinischen und hygienischen Aspekte dieses nun- mehr wieder sehr verbreiteten Krankheitsbildes aufzuzeigen und in das Bewußtsein der mit der Pflege und Behandlung betreuten Perso- nen zu rücken.

Für den HNO-Arzt ist die Kenntnis der Infektion mit Kopfläusen aus zwei Gründen von besonderer Be- deutung. Erstens besteht ein Groß- teil seines Patientengutes gewöhn- lich aus hospitalisierten Kindern, die im Rahmen einer Adeno-Tonsillekto- mie betreut werden. Finden sich bei

diesen Kindern Läuse oder Nissen, so hat er zu entscheiden, welche zu- sätzlichen therapeutischen Schritte einzuleiten sind. Zweitens fällt die Diagnostik und Behandlung von Lymphknotenvergrößerungen des Halses in das Fachgebiet des HNO-Arztes. Wegen des gehäuften Auftretens der Läuseinfektionen in den letzten Jahren muß der HNO-Arzt auch wieder häufiger die Möglichkeit einer Pedikulose mit Lymphadenitis colli in seine differentialdiagnosti- schen Erwägungen einbeziehen.

Systematik

Läuse werden in zwei Gruppen un- terteilt, die einen beißen (Mallopha- ga), die anderen saugen (Anoplura).

Die Mallophaga sind Ektoparasiten von Vögeln und Säugetieren. Sie er- nähren sich von Hautanhangsgebil- den, also Haaren, Schuppen und Fe- dern. Nur für die Anoplura kann der Mensch als Wirt fungieren. Sie kom- men ausschließlich bei Säugetieren und beim Menschen vor. Anoplura,

die den Menschen befallen, sind die Kopflaus (Pediculus humanus capi- tis), die Kleiderlaus (Pediculus hu- manus corporis) und die Filzlaus (Phthirius pubis). Sie saugen Blut und Gewebesäfte aus ihrem Wirt.

Alle Menschenläuse benötigen strö- mendes, warmes Blut und saugen zwei- bis dreimal innerhalb von 24 Stunden. — Läuse sind kleine, flache Insekten ohne Flügel. Ihr Kopf ist annähernd oval und trägt Antennen, Sehorganellen und Saugwerkzeuge.

Der übrige Körper gliedert sich in drei Thorakal- und neun Abdominal- segmente. Die Beine sind so gestal- tet, daß sich das Tier an Haaren und Gewebsfasern festklammern kann.

Kopf- und Kleiderläuse haben eine mehr längliche Form. Die Körperlän- ge der Kopflaus beträgt 2-3,5 Milli- meter, die der Kleiderlaus 3-4,5 Milli- meter (Abbildung 1).

Die Filzlaus ist die kleinste Men- schenlaus. Sie ist von annähernd quadratischer Gestalt, ihr Abdomen ist etwas weniger lang als breit. Die Körperlänge einer Filzlaus beträgt 1-1,7 Millimeter. Sie kann mit den beiden anderen Läusearten, die den Menschen befallen, nicht verwech- selt werden (Abbildung 2). Kopf- und Kleiderlaus dagegen sind äußerlich sehr schwer zu unterscheiden. Daher werden sie von manchen Autoren als eine genetisch polymorphe Art zweier verschiedener Rassen ange- sehen (Tischler). Andere vermuten, daß aus der Kopflaus die Variante Kleiderlaus wurde, als das Tragen von Kleidern „erfunden" wurde

Klinik und Therapie der Pedikulosen

Zugleich ein Beitrag

zur Differentialdiagnose der Halslymphknotenschwellungen

Tilman Brusis und Werner Unshelm

HNO-Klinik des Städtischen Krankenhauses Köln-Holweide (Chefarzt: Professor Dr. med. Joseph Matzker)

Es wird auf das zunehmende Auftreten von Kopfläusen in der letzten Zeit hingewiesen. Systematik, Morphologie, Vorkommen, Vermehrung und Übertragung aller drei den Menschen als Wirt benutzenden Läuse- arten sowie Klinik und Therapie der Pedikulosen werden erläutert. Zur Verhütung der Übertragung wird unter anderem gefordert, daß in Frisiersalons nur ausreichend gereinigte beziehungsweise sterilisierte Kämme benutzt werden. Im Fall unklarer Lymphknotenschwellungen im Halsbereich sollte der Hausarzt wieder häufiger an Kopfläuse denken!

(2)

Pedikulosen

(Steigleder). Nach Buxton handelt es sich um eine „Species in the Ma- king", die sich in ihrer Entwicklung noch nicht weit voneinander entfernt hat.

Vorkommen und Vermehrung Die Kopflaus sitzt im Bereich des behaarten Kopfes, bevorzugt am Hinterkopf und hier vor allen retroau- rikulär. Selten kommen Kopfläuse auch in Bart- und Schamhaaren vor.

Dies tritt nur dann ein, wenn die Be- siedlung auf dem Kopf zu dicht ge- worden ist (Steigleder).

Die Kopflaus kittet ihre Eier (Nissen) an den Haarschaft. Sie sind etwa 1 Millimeter lang, oval und mit einem Deckel versehen (Abbildung 3). Bei Körpertemperatur werden sie in vier bis vierzehn Tagen ausgebrütet. Es folgen drei Larvenstadien bis zur fer- tigen Laus. Die gesamte Entwicklung von der Nissenablage bis zum ferti- gen Parasit dauert in Abhängigkeit von der Temperatur 12-28 Tage. Die Lebensdauer einer Laus beträgt etwa 30 Tage (Faust, Russet und Jung).

Die Nissen der Kopflaus werden mei- stens retroaurikulär an den Haaran- satz angekittet. Sie entfernen sich durch das Wachsen der Haare von der Kopfhaut. Dadurch soll das Ei in einen für die ausschlüpfende Larve günstigen Temperaturbereich gelan- gen. Der Deckel der Nisse fehlt nach dem Ausschlüpfen, so daß Nissen, die keinen Deckel haben und weit entfernt von der Kopfhaut am Haar sitzen, als leer betrachtet werden müssen.

Die Kleiderlaus bevorzugt etwa 24 bis 30° C, eine Temperatur die etwas unterhalb der Hauttemperatur liegt.

Zu finden sind die Läuse in der dem Körper zugewandten Seite der Klei- dung; dort wo diese engen Körper- kontakt hat, vor allem in der Gegend der behaarten Haut des Stammes, also im Brustbereich, im Nacken, zwischen den Schulterblättern, über dem Kreuzbein, in den Achselhöhlen sowie in der Schamgegend bis in die Gesäßregion (Hase und Weber). Die Nissen werden nicht am Körper, son- dern in Säumen und Nähten der Klei-

dung abgelegt. Die Entwicklung der Larven erfolgt in gleicher Weise wie bei der Kopflaus.

Filzläuse haben den größten Aus- dehnungsbereich am Körper. Sie können an allen behaarten Regionen vorkommen, bevorzugen jedoch den Genitoanalbereich und die Axillarbe- haarung. Augenbrauen und Wim- pern werden nur von Filzläusen be- fallen. Die Nissenablage erfolgt an den Haaren der betroffenen Körper- region. Die Entwicklung ist der bei den anderen Läusen gleich.

Übertragung der Läuse

Die Übertragung der Kleiderläuseer- folgt aktiv von einem Wirt auf den anderen. Sie wird durch Körperkon- takt begünstigt. Bei niedriger Tem- peratur sind die Läuse inaktiv. Unun- terbrochenes Tragen eines Klei- dungsstückes begünstigt ihre Aus- breitung. Sie erfolgt meist dort, wo Menschen unter schlechten hygieni- schen Bedingungen eng zusammen- leben, zum Beispiel in Massenlagern, Asylen usw. Sie kann weiter durch Abwandern von einem Kleidungs- stück zum andern oder durch die gemeinsame Benutzung von Betten, Matratzen usw. geschehen. Ohne Blutaussaugen überleben die Klei- derläuse 24-28 Stunden, bei niedri- ger Temperatur länger. Im Gegen- satz dazu sind die Nissen sehr tem- peraturempfindlich. Kopfläuse kön- nen einige Tage von ihrem Wirt ge- trennt leben. Hauptübertragungs- weg ist bei ihnen der Sprung der Laus von Kopfhaar zu Kopfhaar, der durch den engen körperlichen Kon- takt spielender Kinder oder auch von Mutter und Kind begünstigt wird. Die Kontagiosität ist sehr groß. Meist sind in einer Familie mehrere oder alle Kinder, eventuell auch die Er- wachsenen befallen.

Weiter muß daran gedacht werden, daß eine indirekte Übertragung durch Gemeinschaftskämme mög- lich ist. Durch den Kamm können Nissen, die von einer Laus an kopf- hautnahe Stellen der Haare geklebt wurden, losgelöst und in fremdes Kopfhaar übertragen werden. Kamm

und Haarbürste als Übertragungsve- hikel sind nicht nur in der Familie zu suchen, sondern auch beim Friseur.

In den meisten Frisiersalons über- wiegt ja auch heute noch die Praxis, daß ein und derselbe Kamm nach einer flüchtigen Reinigung durch Entfernen hängengebliebener Haare beim nächsten Kunden wiederver- wandt wird. Es wäre jedoch unbe- dingt zu fordern, daß jeder Kamm nach dem Gebrauch intensiv gerei- nigt und vor Wiederverwendung ste- rilisiert wird! — Eine indirekte Über- tragung von Läusen ist außerdem durch Kopf- beziehungsweise Nak- kenstützen in öffentlichen Verkehrs- mitteln denkbar.

Filzläuse sind relativ wenig beweg- lich. Ihre Übertragung erfolgt passiv, meist beim Geschlechtsverkehr.

Klinik der Pedikulosen

Die auf dem Kopf sitzenden Läuse saugen zwei- bis dreimal in 24 Stun- den Blut. In die Bißstellen der Läuse gelangt deren toxinhaltiger Speichel (Braun-Falco und Keining). Dieser soll einerseits wesentlich für den Juckreiz verantwortlich sein und an- dererseits die Bildung einer Papula hervorrufen können, die einer an- fänglichen Rötung folgt. Der Spei- chel der Läuse sowie deren Kot rufen eine Hypersensibilität der befallenen Haut hervor. Durch Superinfektion der Bläschen, die durch Kratzeffekte begünstigt werden, entstehen nun Pusteln. Im weiteren Verlauf kann es zu einer nässenden lmpetigo und zur Krustenbildung kommen. Diese kann in ganz seltenen Fällen ein solches Ausmaß erreichen, daß die Haare schließlich miteinander verkleben und als Endzustand der sogenannte Weichselzopf (Plica polonia) resul- tiert.

Durch die Hautveränderungen kommt es häufig zu einem Anschwel- len der regionären Lymphknoten.

Diese bieten beim Kopflausbefall ein typisches Verteilungsmuster, so daß häufig erst der Lymphknotenbefall einen wichtigen Hinweis auf eine Pe- diculosis capitis gibt. Die Lymphkno-

(3)

Abbildung 1 (links): Die Kopf- und Kleiderlaus. Beide Formen sind äußerlich kau Kopflaus 2-3,5 Millimeter, Kleiderlaus 3-4,5 Millimeter— Abbildung 2 (Mitte): Die Filz' Abbildung 3 (rechts): Die Nissen werden von der Laus an den Haarschaft angekittet.

Natürliche Größe etwa 1 Millimeter

m zu unterscheiden. Natürliche Größe:

aus. Natürliche Größe: 1-1,7 Millimeter—

Rechts ein geschlüpftes Ei ohne Deckel

tenvergrößerungen führen den Pa- tienten dann häufig zum Hals-Na- sen-Ohren-Arzt. Das Anschwellen der regionären Lymphknoten der be- troffenen Hautareale wird einerseits durch das Eindringen von Bakterien in die Bißläsionen und andererseits durch Superinfektion der entstande- nen Bläschen hervorgerufen. För- dernd wirken hier vor allem die durch den starken Juckreiz ausgelösten Kratzeffekte. Auch für die beim Läu- sebiß eingebrachten Toxine stellen Lymphknoten eine Barriere dar (Becker).

Die Lymphdrainage der behaarten Hinterkopfhaut erfolgt über die Nodi lymphatici occipitales, nuchales und retroauriculares in die Nodi lympha- tici cervicales superficiales, cervica- les profundi und supraclaviculares.

Entsprechend dem Verteilungsmu- ster der LK-Gruppen können beim Kopflausbefall LK-Anschwellungen im gesamten Nackenbereich bis zur

Ohrmuschel, im medialen und latera- len Halsdreieck sowie in der Supra- klavikularregion vorkommen.

Die in den Kleidern sitzenden Läuse lösen je nach dem betroffenen Indivi- duum ein unterschiedliches klini- sches Bild aus. Manchmal führen nur wenige Läuse bereits zu intensivem Juckreiz, ein anderes Mal treten erst bei starker Verlausung Beschwerden auf. Das Blutsaugen führt zu einer Hämorrhagie, in deren Folge sich Pa- peln entwickeln können. Daran schließen sich Sekundäreffloreszen- zen an sowie strichförmig angeord- nete Kratzeffekte. Es kommt zu bräunlichen Pigmentverschiebun- gen, Verdickungen der Haut und Pyodermien, ein buntes Bild, das man als Vagabundenhaut be- zeichnet.

Charakteristisch für die Bißstellen von Filzläusen sind graublaue Flecke, die man Täches bleues oder

Maculae coeruleae nennt. Sie liegen meist an an der Innenfläche der Oberschenkel und führen ebenfalls zu starkem Juckreiz.

Läusebefall ein medizinisches oder ein hygienisches Problem?

Zwischen Kopf- und Kleiderlaus be- stehen Unterschiede bezüglich der von ihnen übertragenen Krank- heiten.

Grundsätzlich können Läuse Fleck- fieber, Rückfallfieber und Mykosen übertragen und weiter Dermatosen hervorrufen. Nach Meinung vieler Autoren spielt bei der Übertragung von Fleck- und Rückfallfieber nur die Kleiderlaus eine Rolle (Tischler, Hase und Weber, Braun-Falco und Klei- ning). Andere sehen auch in Kopfläu- sen und sogar in Filzläusen (Faust, Russe! und Jung) gelegentliche Überträger. Möglicherweise kom-

(4)

Abbildung 4: Jacu- tinkappe mittels ela- stischem Schlauch- verband

Pedikulosen

men jedoch Kleiderläuse bei stark verlausten Personen auch in den Haaren vor (Hase und Weber) sowie Kopfläuse bei zu dichter Besiedlung auch außerhalb des Kopfes (Steig- leder).

Darüber hinaus sind die Kleiderläuse

— wie oben angeführt — morpholo- gisch nur außerordentlich schwierig von den Kopfläusen zu unterschei- den. Nach Schöll sind alle größeren Flecktyphusepidemien mit starkem Auftreten von Kleiderläusen verbun- den gewesen, wohingegen Kopf- lausbefall noch nie zum Auftreten von Epidemien geführt haben soll.

Zusammenfassend kann man fest- stellen, daß Kopflausbefall — wenn man von Dermatosen und Lymph- adenitiden absieht — im allgemeinen mehr ein hygienisches Problem dar- stellt. — Der Befall mit Läusen gehört nicht zu den meldepflichtigen Er- krankungen, wenn auch sich die Zu- sammenarbeit mit den Gesundheits- ämtern empfiehlt.

Eigene Beobachtungen

Auf die zunehmende Bedeutung der Pediculosis capitis wurden wir erst- malig durch den Fall einer 19jährigen Patientin aufmerksam. Diese klagte bei der stationären Aufnahme über drei Wochen alte druckschmerzhafte Lymphknotenschwellungen der lin- ken Halsseite. Bei der Untersuchung fanden sich zahlreiche erbsen- bis taubeneigroße Lymphome vor und hinter dem linken Musculus sterno- cleidomastoideus. Die Haut über den Lymphknoten war gering verschieb- lich und reizlos. Die ganze Halsseite war sehr druckschmerzhaft. Da das klinische Bild am ehesten an das Vorliegen eines Morbus Hodgkin denken ließ, wurde eine Halslymph- knotenexstirpation vorgenommen.

Dabei zeigte sich, daß der gesamte Hals von der Schädelbasis bis zur Clavicula mit derben Lymphknoten- konglomeraten ausgefüllt war. Auch der Venenwinkelbereich und die Submandibularloge zeigte erheb-

liche Lymphknotenvergrößerungen.

Unter Schonung der Strukturen der Gefäßscheide und der den Hals durchlaufenden Nervenstränge wur- den die Lymphknotenpakete entfernt und zur feingeweblichen Untersu- chung eingesandt. Das Ergebnis lau- tete: Schwere, teilweise eitrige un- spezifische Lymphadenitis.

Im Rahmen der Operationsvorberei- tungen war aufgefallen, daß das Kopfhaar im Bereich des Hinter- hauptes voller Nissen war. Die Pa- tientin — von Beruf Friseuse! — hatte selbst davon nichts bemerkt. Der postoperative Verlauf war komplika- tionslos. Da sich keine anderen Ge- sichtspunkte für die Entstehung der erheblichen Lymphadenitis fanden, mußten wir annehmen, daß es sich um eine Begleitlymphadenitis bei Pedikulose gehandelt hat.

Durch die mehr zufällige Entdek- kung von Kopfläusen bei einigen Kindern, die zur Adenotonsillekto- mie in unserer Klinik aufgenommen waren, begannen wir, die folgenden 100 Kinder genauestens auf einen Befall mit Läusen beziehungsweise Nissen zu untersuchen. Erstaunli- cherweise fanden wir bei elf Kindern zwischen vier und fünfzehn Jahren—

sechs Mädchen und fünf Jungen — Nissen und Läuse. Lediglich bei vier Kindern war dies den Eltern bereits bekannt gewesen. Eine Mutter war entrüstet und entsetzt, bis wir plötz- lich entdeckten, daß auch sie — wie ihre Tochter— zahlreiche frische Nis- sen in den Haaren hatte. Fast alle Kinder hatten kleinere oder größere Lymphome in den Venenwinkeln, die sich durch die chronisChen Tonsilli- tiden beziehungsweise gehäuften Anginen allein erklärten. Bei acht Kindern fanden sich außerdem deut- liche nuchale und okzipitale Lymph- knoten, und zwar immer auf der lin- ken Seite, bei einem Kind sogar dop- pelseitig. Als Ursache der Lymph- knotenvergrößerungen nahmen wir die durch Kratzeffekte am Hinterkopf hervorgerufene Superinfektion mit lokaler Lymphadenitis an. Eine Er- klärung für das bevorzugt einseitige Auftreten konnten wir nicht finden.

Hinsichtlich der sozialen Struktur der Familien fanden sich im wesentli-

(5)

chen keine Besonderheiten. Unter den elf Kindern war ein Gastarbeiter- kind. Ein Kind besuchte eine Sonder- schule für Lernschwache.

Therapie

Zur Vernichtung der Kopfläuse wird zunächst eine gründliche Kopfwa- schung vorgenommen. Hierbei kann das Problem noch nicht beendeter Wundheilung nach einer Operation durch einen wasserdichten Verband gelöst werden. Im Anschluß daran erfolgt die Anwendung eines antipa- rasitären Mittels auf die noch feuch- ten Kopfhaare, zum Beispiel Jacutin®

(Hexachlorcyclohexanum) als Emul- sion oder als Gel. Das Mittel wird in den Haaren gut verteilt und für einige Stunden belassen. Zweckmäßig ist das Anlegen eines elastischen Schlauchverbandes für eine Nacht (Abbildung 4). Die Applikation des antiparasitären Therapeutikums sollte an drei aufeinanderfolgenden Tagen wiederholt und erst danach eine weitere Kopfwäsche durchge- führt werden. Eine abschließende Anwendung sollte nach etwa einer Woche erfolgen, um noch aus den Nissen ausschlüpfende Larven zu er- fassen und zu vernichten. Zur me- chanischen Entfernung von Nissen kann man zusätzlich einen feinen Staubkamm benutzen. Das Ablösen der Nissen aus den Haaren läßt sich durch Essigwasser erleichtern.

Schließlich werden gute Resultate auch durch Jacutin®-Puderspray oder Blattanex®-Staub erzielt. Beide Mittel werden häufig bei Massenent- lausungen eingesetzt. Neben dem Jacutin® stellt Goldgeist® ein gutes Therapeutikum dar. Cuprex® hat den Nachteil, daß es feuergefährlich ist und die Schleimhäute reizt.

Bei Kindern und Kleinkindern kann man sich unter Umständen mit der Durchführung der Maßnahmen an zwei aufeinanderfolgenden Tagen begnügen.

In diesem Falle wird nach dreistündi- gem Einwirken abgebadet. Prophy- laktisch sollte man Kämme und Haar- bürsten reinigen oder gar vernichten und Nackenstützen, Hemdkragen

und so weiter gründlich säubern, da Läuse auch vom Wirt getrennt über- leben können. Darüber hinaus sollte man nicht versäumen, auch die Räume, in denen sich verlauste Per- sonen aufgehalten haben, gründlich zu säubern.

Schließlich sollte man daran denken, auch die Personen, die mit den ver- lausten engen Körperkontakt hatten, gründlich auf Läuse und Nissen zu untersuchen und gegebenenfalls mitzubehandeln. Bei konsequenter Durchführung der antiparasitären Maßnahmen ist ein Abschneiden der Haare meist nicht erforderlich.

Kleiderläuse werden durch fachge- rechte Entlausung der infizierten Kleider, Betten usw., vernichtet.

Filzläuse werden in der gleichen Weise wie Kopfläuse durch Waschen und Behandeln mit Jacutin® oder an- deren Spezifika bekämpft. Die Mitbe- handlung der Partner ist unerläßlich

Nachwort

Warum Kopfläuse wieder vermehrt auftreten, ist derzeit noch unbe- kannt. Die heutige Haarmode anzu- schuldigen dürfte rein spekulativ sein, sonst müßte es sich ja früher ausschließlich um eine Erkrankung des weiblichen Geschlechts gehan- delt haben. Bemerkenswert er- scheint, daß die heutige Läusewelle gegenüber früher keine sozialen Un- terschiede aufweist.

Literatur

Becker, W.: Die Klinik der Lymphknotenerkran- kungen des Halses, Arch. Ohr.-, Nas.- u Kehlk.-Heilk., 182 (1963) 125-304 - Braun-Fal- co, 0., Keining, E.: Dermatologie und Venerolo- gie, Lehmanns, München, 1969, 2. Aufl. - Faust, E. C., Russel, P. F., Jung, R. C.: in Craig and Faust's Clinical Parasitology, Lea and Febiger, Philadelphia, 1970, 8. Aufl. - Steigleder, G. K.:

Dermatologie und Venerologie. Thieme, Stutt- gart, 1975, 2. Aufl.

Anschrift des Verfassers - Dr. med. Tilman Brusis Oberarzt der HNO-Klinik Dr. med. Werner Unshelm Städtische Krankenanstalten Holweide

Neufelder Straße 32 5000 Köln 80

Gynäkologie:

Mögliche

Nebenwirkungen der Ultraschalldiagnostik

Bei medizinischer Anwendung von Ultraschallwellen sind Schä- digungsmöglichkeiten gegeben durch die Entstehung von Wärme, von mechanischen Wir- kungen und von chemischen Ef- fekten. In einer Zusammenstel- lung von Arbeiten zu diesem Pro- blem, insbesondere durch Ver- gleich älterer und neuerer Unter- suchungen, läßt sich feststellen, daß im diagnostischen Bereich — Frequenzbereich von 1-3 MHz und mittlere Intensität von 10 mW/cm 2 — Ultraschallwellen, wie sie während der Schwanger- schaftsbetreuung verwendet werden, auch bei wiederholter Anwendung unschädlich sind.

Dies gilt für die gesamte Gravidi- tät. — Erst durch Steigerung der Ultraschallintensitäten, der Fre- quenzen oder Expositionszeiten, wie sie im therapeutischen Be- reich verwendet werden, lassen sich in Tierexperimenten, in Zelt- kulturen und bei Untersuchun- gen an Chromosomen biologi- sche Veränderungen nachwei- sen. Die Vergleichsschwierigkei- ten und Differenzen neuerer Er- gebnisse und älterer Veröffent- lichungen, bei denen Chromatid- brüche unter Ultraschalleinfluß festgestellt und Bedenken gegen eine Ultraschalldiagnostik wäh- rend der Schwangerschaft geäu- ßert worden waren, beruhen auf der fehlenden Standardisierung dieser Tests. Als Folgerung aus seinen Überlegungen fordert der Autor, Ultraschallgeräte nicht nur technisch zu standardisieren, sondern gleichfalls im Sinne ei- ner „biologischen Eichung"

Richtlinien unter Berücksichti- gung verschiedener Parameter für Impuls- und Dauergeräte zu schaffen. Sg

Loch, E.-G.: Kritische Betrachtungen über mögliche Nebenwirkungen der Ultraschall- diagnostik, Gynäkologe 9 (1976) 103-107

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Dies wird sich auch mit der elften Auflage nicht ändern, die auch die neueren Entwicklungen auf dem Gebiet der antimikro- biellen Therapie mitberück- sichtigt, insbesondere auf

Selbst wenn man einräumt, daß der Anwendung der Er- kenntnislogik gerade in der Heilkunde oft unüberwind- liche ethische Grenzen ge- setzt und daß viele Aufga- ben des Arztes

Dagegen hat sich die Vorstellung nicht immer verwirklichen lassen, durch FrequenzanhebunQ eine Herzinsuffizienz zu bessern oder nach Schrittmacherimplantation eine

Rund zehn Prozent aller Todesfälle werden durch Erkrankungen der At- mungsorgane verursacht.. Allerdings ging die Zahl der Erkrankungen an Tu- berkulose der Atmungsor- gane

Zu Beginn der Erkrankung weist die Mehrzahl der Patienten eine Par- kinsonsymptomatik (46 Prozent) oder autonome Störungen (41 Prozent) auf, zerebelläre Störungen finden sich in-

Erst danach kann auf seltene Krankheitsbilder (zum Beispiel Glomustumor oder das hier nicht erwähnte Le- mierre-Syndrom) oder neue- ste technische Errungenschaf-

So scheint die „Aufwertung der Naturheilbewegung“ etwas zu kurz zu kommen (be- kanntlich hat ja auch die „Al- ternativmedizin“ in der NS- Zeit ihre Unschuld verloren),

Das Referenzwerk zur elektrokardiographischen Dia- gnostik, 14., neubearbeitete Auf- lage, Georg Thieme Verlag, Stutt- gart, New York, 1999, XIII, 705 Seiten, 604 Abbildungen in 1