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Archiv "Antiphlogistische Schmerztherapie: Das Blutungsrisiko minimieren" (29.10.2010)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 43

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29. Oktober 2010 A 2123 ANTIPHLOGISTISCHE SCHMERZTHERAPIE

Das Blutungsrisiko minimieren

Nach einer aktuellen Vergleichsstudie führt die Therapie mit einem nichtsteroidalen Antirheumatikum plus Protonenpumpenhemmer häufiger zu Komplikationen im Magen-Darm-Bereich als mit dem Cox-2-Hemmer Celecoxib.

T

raditionelle nichtsteroidale An- tirheumatika (tNSAR) sind weltweit die am meisten verschrie- benen Medikamente, obwohl sie mit einem gastrointestinalen Risiko verbunden sind. Schätzungen zu- folge sterben in Deutschland jährlich rund 2 200 Menschen an den Folgen schwerer Komplikationen wie Ma- gen-Darm-Perforationen oder Blu- tungen. Für die Praxis zahlenmäßig von größerer Bedeutung sind klei- ne schleichende Blutungen im Dünndarm, die zu einer Anämie führen. Erstmals wurde jetzt in ei- ner großen Vergleichsstudie be- legt, dass ein signifikanter Blut- verlust unter einer antiphlogisti- schen Schmerztherapie mit dem COX-2-Hemmer Celecoxib deut- lich seltener auftritt als unter tNSAR plus Protonenpumpenhem- mer (PPI).

Schutzwirkung ist nicht überall gleich

Bei einer Therapie mit COX- 2-Hemmstoffen ist das Risiko für gastrointestinale Komplikationen im Vergleich zu tNSAR laut Studien um mindestens 50 Prozent verrin- gert. Zwar kann das Blutungsrisiko im oberen Gastrointestinal(GI)- Trakt unter tNSAR durch Kombina- tion mit einem PPI etwa auf das Ni- veau von Coxiben gesenkt werden;

aber im unteren GI-Trakt (unterhalb des Treitz’schen Bandes) hätten PPI praktisch keine Schutzwirkung, be- tonte Prof. Dr. med. Rainer Wigand (Frankfurt/Main).

Bis zur Hälfte aller Magen- Darm-Blutungen unter NSAR-The- rapie betreffen nach seiner Ein- schätzung den unteren GI-Trakt, und besonders häufig handelt es sich bei ihnen um kleine schlei- chende Blutungen, die mit einer diffusen Anämie einhergehen. „Dar -

auf wird noch viel zu selten ge - achtet“, bemängelte Wigand. Eine Änamie (Hb-Werte < 13 g/dl bei Männern, < 12 g/dl bei Frauen) sei die mit Abstand häufigste und kli- nisch relevanteste konkrete Kom- plikation einer Therapie mit tNSAR.

Die Auswirkungen für die Patien- ten sind erheblich. In Studien wur- de belegt, dass niedrige Hb-Wer - te nicht nur mit eingeschränktem Gesundheitszustand und einge- schränkter Lebensqualität, son- dern auch mit eingeschränkten körperlichen Funktionen und er- höhtem Sturzrisiko, mit signifi- kant häufigeren Klinikeinweisun- gen und erhöhtem Sterberisiko as- soziiert sind.

In der kürzlich veröffentlichten CONDOR*-Studie (Lancet 2010, 376: 173–9) wurde nachgewiesen, dass ein signifikanter Blutverlust (Abfall des Hb um mindestens 2 g/dl oder des Hämatokrits um mindestens zehn Prozent) unter Ce- lecoxib (200 mg zweimal täglich) rund fünffach seltener ist als bei Behandlung mit Diclofenac (75 mg zweimal täglich) plus Omeprazol (20 mg einmal täglich).

An der sechsmonatigen interna- tionalen Multicenterstudie nahmen 4 484 Rheumapatienten – über 80 Prozent mit Arthrose, die übri- gen mit rheumatoider Arthritis – mit erhöhtem gastrointestinalem Ri- siko (mindestens 60 Jahre alt oder gastrointestinale Ulzera in der Anamnese) teil. Patienten unter ASS-Therapie (mit erhöhtem KHK- Risiko) und Patienten mit Heli - cobacter-pylori-Besiedelung waren ausgeschlossen. Mehr als 80 Pro- zent der Patienten waren weib - lich und 85 Prozent 60 Jahre und älter, berichtete Prof. Dr. med.

Herbert Kellner (München), Lei - ter der deutschen Studienkohorte.

Knapp ein Fünftel hatten gastro- duodenale Ulzerationen oder ul- kusbedingte Blutungen in der Vor- geschichte. Zur Beurteilung von Ereignissen und Läsionen im ge- samten Magen-Darm-Trakt wurde der primäre Endpunkt CSULGIEs (Clinically Significant Upper and/

or Lower GI Events) eingesetzt, der sowohl Läsionen bekannten als auch okkulten Ursprungs bei klinisch sig- nifikanter Anämie berücksichtigt.

Deutliche Unterschiede bei klinisch relevanten Anämien

Insgesamt erfüllten 0,9 Prozent der Patienten der Coxib-Gruppe die Kri- terien des primären Endpunkts im Vergleich zu 3,8 Prozent unter Diclo- fenac plus Omeprazol (p < 0,0001).

Die Ereignisrate sei unter Celeco- xib insgesamt rund vierfach niedri- ger als unter tNSAR plus PPI gewe- sen (20 versus 81 Ereignisse), be- richtete Kellner. Besonders deutlich waren die Unterschiede bei klinisch relevanten Anämien: nur fünf Er- eignisse gastrointestinalen Ursprungs unter Celecoxib im Vergleich zu 24 unter Diclofenac plus PPI und zehn versus 53 Ereignisse infolge einer okkulten Blutung.

Die Vorteile der Celecoxib-The- rapie zeigten sich eindeutig durch weniger Anämien, resümierte Wi- gand. Mehr als 80 Prozent der Pa- tienten, bei denen das Hb während der Studie um mehr als 2 g/dl ab- nahm, wurden mit Diclofenac plus PPI behandelt. Bei Patienten, bei de- nen der Hb-Wert unter 11,5 g/dl fiel, betrug der Anteil fast 90 Prozent. ■

Roland Fath Pressekonferenz „Die CONDOR-Daten: Neue Per- spektiven für die antiphlogistische Schmerzthera- pie!“ in Frankfurt/Main der Pfizer-Pharma GmbH

*CONDOR = Celecoxib versus Omeprazole and Diclofenac in patients with osteoarthritis and rheumatoid arthritis

P H A R M A

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