Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 111|
Heft 48|
28. November 2014 A 2127 HERZUNTERSTÜTZUNGSSYSTEMMobile Lösung auch für kleinere Kinder
Ein neuer Antrieb zur mobilen Herzunterstützung für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren könnte die Behandlung von schwer herz- kranken jungen Patienten verbes- sern. Dr. med. Eugen Sandica, Di- rektor der Klinik für Kinderherz - chir urgie und angeborene Herzfeh- ler im Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW; www.hdz-nrw.
de), Bad Oeynhausen, wird das Un- terstützungssystem „Excor® Pedia- tric“ weltweit erstmals einsetzen.
Mechanische Kreislaufunterstüt- zungssysteme werden genutzt, um die Wartezeit auf ein Spenderorgan zu überbrücken. Das „Excor Pedia- tric“-System ist das einzige für die Behandlung von Kindern zuge- lassene System weltweit. In Bad Oeynhausen wurden künstliche Herzpumpen bislang bei 29 Kin- dern und Jugendlichen implantiert.
Die mittlere Unterstützungszeit be- trägt 120 Tage, die längste lag bei 619 Tagen. Die Überlebensrate liegt bei 90 Prozent bei den eingesetz- ten Berlin-Heart-Kinderherzpumpen.
Der derzeitige Antrieb der künstli-
chen Herzunterstützung, der durch eine Kabelverbindung mit der Pum- pe des jungen Patienten verbunden ist, wiegt allerdings 95 Kilo. Die große Konsole muss zudem regel- mäßig gewartet werden, so dass ein Verlassen der Klinik nahezu unmög-
TINNITUS
Individuelle Therapie per Software
Das Unternehmen Sonormed hat ei- ne Therapiemethode für Tinnitus (www.tinnitracks.com), die an der Universität Münster am Institut für Biomagnetismus und Biosignalana- lyse erforscht wird (http://campus.
uni-muenster.de/ibbtinnitusstudie.
html), in eine Softwarelösung über- führt und sie so erstmalig für Be- troffene außerhalb des universitären Forschungsumfeldes zugänglich ge- macht.
Die Lösung heißt Tinnitracks und basiert auf der sogenannten Tailor- Made-Notched-Music-Therapie. Da- bei wird die individuelle Tinnitus- Frequenz der Betroffenen aus ih- rer Lieblingsmusik herausgefiltert.
Durch regelmäßiges Hören (Emp- fehlung ein bis zwei Stunden pro Tag über acht bis zwölf Monate) dieser bearbeiteten Musik nimmt die Überaktivität der Hörzellen im Be- reich der Tinnitusfrequenz ab – der störende Ton wird leiser. Die Studi- en des Instituts in Münster sprechen von einer Reduzierung der Lautstär- ke um durchschnittlich 25 Prozent.
Um Chancen auf einen Therapie- erfolg zu haben, sind jedoch be- stimmte Voraussetzungen unerläss- lich: Der Tinnitus muss eindeutig vom HNO-Arzt als chronisch-sub- jektiver, tonaler Tinnitus diagnosti- ziert und die exakte Tinnitus-Fre- quenz durch ihn oder einen Audio- Dem einjährigen Leon wurde im Herz- und Diabeteszentrum NRW bereits eine künstliche Herzunterstützung implantiert. Der 150 Kilogramm schwere Antrieb dieses Systems kann bei Kindern künftig durch einen mobilen Antrieb ersetzt werden. Die Ärzte prä- sentieren das neue System.
Foto: Armin Kühn
lich ist. Zudem arbeitet das System nur etwa 30 Minuten ohne Strom.
Jetzt hat der Hersteller Berlin Heart GmbH einen Antrieb entwi- ckelt, der nur noch elf Kilogramm wiegt und in der Größe eines Kof- fertrolleys mitgeführt werden kann.
Zudem kommt das Unterstützungs- system durch Akkus bis zu zwölf Stunden ohne Netzanschluss aus.
Die CE-Zulassung für den europäi- schen Einsatz der Kinderherzpum- pe „Excor Active“ wird Anfang 2015 erwartet. Danach soll das Sys- tem im HDZ-Kinderherzzentrum in den klinischen Einsatz gehen.
„Für viele Kinder wird die Klinik während der Wartezeit notgedrun- gen zu einem zweiten Zuhause.
Jetzt werden wir mittelfristig – wie dies bei Erwachsenen nach entspre- chender Schulung schon lange mög- lich ist – eine zunehmende Zahl an Patienten ambulant versorgen kön- nen“, erklärte Prof. Dr. med. Deniz Kececioglu, Direktor der Kinder- kardiologie im HDZ NRW. Das sei ein Riesenschritt zu mehr Lebens- qualität für alle Beteiligten. EB
metristen exakt bestimmt worden sein. Die Software muss extrem ge- nau filtern und die Therapiemusik korrekt speichern. Auch im kompri- mierten MP3-Format darf es nicht zu Qualitätsverlusten kommen. Tin- nitracks ist eine Lösung, die diese Anforderungen erfüllt und sie auf jede Art von Musik anwenden kann. Nur so ist es möglich, die ei- gene Lieblingsmusik zur Therapie zu nutzen. Dies ist vorteilhaft, weil es die Adhärenz erhöht und durch das angenehme, selbstgesteuerte Hörerlebnis die Neuvernetzung der Nervenzellen in der Hörrinde be- günstigt. Tinnitracks ist als Medi- zinprodukt klassifiziert. EB