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Archiv "Praxisalltag in den neuen Bundesländern: Defizite werden allmählich abgebaut" (24.01.1992)

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Darüber klagen Arzte

Umfrage unter niedergelassenen Ärzten (Praktische Ärzte, Allgemeinärzte, Internisten)

Ergebnis in %, Mehrfachnennungen

Bundesländer Bundesländer

West zunehmende Ost

Spezialisierung

Konkurrenzdruck

33 29

Überstunden

63 wenig Zeit

für das Privatleben hoher Verwaltungsaufwand gehe

0 imu

91 10 23 gen:.

Quellen: ÄZ, GP-Forschungsgruppe

KTUELLE POLITIK

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

In den neuen Bundesländern haben sich die nie- dergelassenen Ärzte mit Problemen herumzu- schlagen, die sie in ihrer bisherigen beruflichen Karriere in der damaligen DDR nicht kannten und mit denen sie nicht konfrontiert wurden. Informa- tionsdefizite und anfängliche Unsicherheiten.

beim Sprung in die freiberufliche Tätigkeit als ri- sikotragender Praxisarzt wurden aber in den neuen Ländern inzwischen schnell abgebaut.

Praxisalltag in den neuen Bundesländern:

Defizite werden

allmählich abgebaut

B

is zum Jahresbeginn 1992 dürften sich bereits mehr als 12 500 Ärzte und Ärztinnen in den neuen Bundesländern nieder- gelassen und/oder eine Zulassung als Kassenarzt beantragt haben. Domi- nierend ist darunter die Zahl der Fachärzte für Allgemeinmedizin und der praktischen Arzte, die heute bei rund 7000 liegen dürfte. Mithin ha- ben sich in dieser Gebietsarztgruppe bereits 75 Prozent der Ärzte nieder- gelassen.

Wie sich das Stimmungsbarome- ter im Laufe des Jahres 1991 gewan- delt hat und mit welchen Problemen in den „Niederungen" des Praxisall- tages sich insbesondere die Fachärz- te für Allgemeinmedizin in den ost- deutschen Bundesländern „herum- zuschlagen" haben — darüber infor- miert eine repräsentative schriftliche Befragung, die zweimal nach iden- tischem Frageraster durchgeführt wurde, und zwar zur Jahreswende 1990/1991 und im September 1991.

Primäres Untersuchungsziel der zweiten Befragung*) waren vier Fra- genkomplexe:

> Neue Arzneimittel — neue Therapieformen: Wie machen sich die Ärzte damit vertraut?

> Wie kommen die Ärzte mit ihrem Praxisalltag zurecht? Was läuft zufriedenstellend, was macht (noch) Probleme?

> In welchen Bereichen besteht für die nächsten Monate aktueller Fortbildungsbedarf?

.) „Praxisalltag in den neuen Bundesländern.

Der Dialog geht weiter." Gemeinschaftsuntersuchung unter Beteiligung von: BPA — Berufsverband der Prak- tischen Ärzte und Ärzte für Allgemeinmedizin Deutschlands e.V. —; MED.KOMM. Gesellschaft für medizinische Kommunikation mbH, Köln; und Medical Tribune Verlagsgesellschaft mbH, Wiesbaden. Auswer- tung: Reibestein & Partner, Hamburg; 62 Seiten + An- hang.

I> Wie schätzen die Ärzte den eigenen Kenntnisstand zu Abrech- nungsfragen ein? Welche Informati- onsquellen spielen dabei eine Rolle?

Reger Fortbildungseifer

Der Befragung zufolge haben auch die Fachärzte für Allgemein- medizin seit der deutsch-deutschen Einigung die zahlreichen Fortbil- dungsveranstaltungen rege besucht und für den Praxisalltag davon profi- tiert. Anfängliche Schwierigkeiten bei der Information über Kassen- arztfragen, über das Abrechnungssy- stem und verwaltungstechnische so- wie organisatorische Fragen ebenso

66 Prozent der niedergelassenen Prakti- schen Ärzte, Allgemeinärzte und Internisten in den neuen Bundesländern klagen über Überstunden und 71 Prozent über zu wenig Freizeit für das Privatleben, wie die GP-For- schungsgruppe, München, in einer Umfra- ge bei 180 Arzten feststellte.

wie die Vermittlung eines verläßli- chen und aktuellen Überblicks über das enorm gewachsene Arzneimittel- angebot konnten inzwischen allmäh- lich abgebaut werden. Vor Jahres- frist bezeichneten noch 47,3 Prozent der befragten Ärzte den vor allem durch die westdeutschen Arzneimit- tel angereichterten Arzneimittel- schatz als eine „Erleichterung bei der Auswahl der indizierten Präpa- rate". Im September 1991 waren es 49,5 Prozent, die das gewachsene Arzneimittelangebot begrüßten. Im- merhin sind noch 46 Prozent der Meinung, nach der Zulassung aller West-Arzneimittel in den neuen Ländern sei die Transparenz er- schwert worden und damit keine Er- leichterung in der Rezeptierung ein- getreten. In der ehemaligen DDR war nämlich das Arzneimittelange- bot mit insgesamt rund 2000 Präpa- raten sehr überschaubar; nur 300 Präparate deckten fast 90 Prozent des Marktes ab. Bezogen auf den einzelnen Versicherten war der Arz- neimittelkonsum um rund 24 Pro- zent geringer als in den alten Bun- desländern.

Wie der Arzneiverordnungs-Re- port '91, herausgegeben vom Wissen- schaftlichen Institut der Ortskran- kenkassen (Bonn), ausweist, liegt der Pro-Kopf-Verbrauch bei Sexualhor- monen, Schmerzmitteln, Beta-Re- zeptorenblockern und Koronarmit- teln in den ostdeutschen Ländern deutlich über den Verordnungsmen- gen in den alten Ländern.

Bluthochdruckmittel, Mittel zur Stärkung der Herzfunktion, Psycho- pharmaka oder durchblutungsför- dernde Mittel wurden dagegen deut- lich seltener verordnet als in den al- ten Bundesländern. Auch nach der Wiedervereinigung dominieren in den neuen Bundesländern noch The- Dt. Ärztebl. 89, Heft 4, 24. Januar 1992 (17) A1-169

(2)

Schriftliche Befragung Januar 1991 September 1991

Erleichterung 47,3% 49,5%

keine Erleichterung 47,3% 46,0%

keine Angaben 5,4% 4,5%

Das Arzneimittelangebot ist für Sie umfangreicher gewor- den. Empfinden Sie das als Erleichterung?

Basis/N 471 711

rapieprinzipien mit Medikamenten, die im Westen bereits längere Zeit nicht mehr im Handel sind.

Wie der Arzneimittelverord- nungs-Report weiter vermerkt, wur- den bis Ende des Jahres 1990 bereits 30 Prozent der „Ost"-Arzneimittel durch westliche Präparate substitu- iert. Diese Entwicklung hat sich 1991 verstärkt fortgesetzt, da die Ver- triebswege der pharmazeutischen In- dustrie erst langsam ihre volle Wir- kung entfalten. Wie die schriftliche Befragung ergeben hat, sind die pharmakologischen und therapeuti- schen Informationen über westdeut- sche Arzneimittel von den Ärzten in den ostdeutschen Ländern noch nicht oder nur unzureichend in dem von den Ärzten selbst gewünschten Maß verarbeitet worden.

Über bisher unbekannte Arznei- mittel und neue Therapieformen in- formieren sich der Umfrage zufolge die ostdeutschen Kolleginnen und Kollegen hauptsächlich über Phar- mareferenten und Nachschlagewer- ke, gefolgt von Arzneimittelinforma- tionen in Fachzeitschriften. Die be- fragten Allgemeinärzte gaben in fol- gender Skalierung als Arzneimittel- informationslieferanten an: Pharma- referenten (85 Prozent); Nachschla- gewerke (81,4 Prozent); Fachzeit- schriften (77,9 Prozent); schriftliche Infos der Pharma-Industrie (57,2 Prozent); Fortbildungsveranstaltun- gen (51,3 Prozent); Gespräche mit Kollegen (26,9 Prozent); Fachbücher (10,3 Prozent). Mehrfachnennungen erklären die hohen Prozentzahlen.

Auffällig ist, daß gegenüber der ersten Befragung vorn Januar 1991 eine höhere Zahl der Ärzte Informa-

tionen aus Fachzeitschriften bezieht.

Dennoch hält die Informationspräfe- renz zu Pharmareferenten an. Dies dürfte eine Folge des inzwischen auf- gebauten Außendienstes und der vollzogenen Niederlassung sein.

Kassenarztabrechnung:

Noch Lücken

Nach der jüngsten Befragung schätzen nur 1,7 Prozent der Allge- meinärzte ihren Kenntnisstand über die Kassenarztabrechnung als „sehr gut" ein. Immerhin ist zur Zeit mehr als die Hälfte der Fachärzte für All- gemeinmedizin der Meinung, daß ihr Kenntnisstand derzeit ausreichend sei, 23 Prozent stufen ihren Kennt- nisstand als „gut" ein, fast ebensovie- le — 22,5 Prozent — finden aller- dings, daß sie noch nicht genug über die Kassenarztabrechnung und das kassenärztliche System wissen und noch unzureichend informiert sind.

Unvermindert hoch ist die Ak- zeptanz der Ärzte gegenüber Semi- narveranstaltungen und anderen In- formationstreffs.

Top-Themen der Fortbildung der letzten sechs Monate waren ein- deutig „wirtschaftliche Fragen, Pra- xisführung, Abrechnung", auch die

„Wirkstoff-, präparate-, indikations- bezogene Fortbildung" spielte bei gut 50 Prozent der Befragten eine wesentliche Rolle. Die klassische medizinische Fortbildung bliebe kei- neswegs „auf der Strecke". Mit Nen- nungen von 38,7 Prozent der Ärzte ist auch dieser Bereich gut besetzt und charakterisiert die Fortbildungs- bereitschaft in den neuen Bundes-

ländern. Immerhin hat sich — nach Angaben der befragten Ärzte — auch schon fast jeder Fünfte auf dem Ge- biet der Medizintechnik fortgebildet.

Diejenigen, die noch Nachhol- bedarf zum Thema „wirtschaftliche Fragen, Praxisführung, Abrechnung"

haben, äußerten die Absicht, sich in diesem Bereich fortbilden zu wollen.

Ein gutes Drittel will sich der „klassi- schen medizinischen Fortbildung"

widmen. Zugenommen hat auch die Zahl derer, die sich künftig im Be- reich „Medizintechnik" fortbilden wollen. Rückläufig scheint der Fort- bildungswille bezüglich „Wirkstoff-, präparate-, indikationsbezogener Fortbildung" zu sein. Zumindest bei den Allgemeinärzten wird in den neuen Bundesländern der anfänglich hohe Zuspruch zu Seminarveranstal- tungen, firmengesponserten, pro- duktabhängigen und produktunab- hängigen Veranstaltungen zurückge- hen. Wegen der Zeitknappheit, des wachsenden Konkurrenzdruckes, der überdurchschnittlichen Arbeits- zeit und des hohen Verwaltungsauf- wandes dürfte ein Rückzug auf jene Fortbildung erfolgen, die bequem zu Hause geleistet werden kann: Lesen von Fachzeitschriften, Publikationen und Fachbüchern.

Deutsches Ärzteblatt vorn

• Auf die Frage „Welche Fach- zeitungen und Fachzeitschriften nut- zen Sie für Ihre berufliche Informati- on?" rangiert bei der Auswahl unter 30 überregionalen Fachzeitschriften- titeln das wöchentlich erscheinende DEUTSCHE ÄRZTEBLATT weit an der Spitze: 65 Prozent der Allge- meinärzte gaben an, dieses Blatt re- gelmäßig zu lesen, 15,3 Prozent „ge- legentlich". Umgerechnet bedeutet dies einen Leserkreis von 80,3 Pro- zent. Nach dem DEUTSCHEN ÄRZTEBLATT rangieren bei den befragen Allgemeinärzten die Ver- bandszeitschrift des BPA, „Der Praktische Arzt" (55,7 Prozent regel- mäßig; 33,2 Prozent gelegentlich);

„Der Kassenarzt" (48,4 Prozent re- gelmäßig; 24,9 Prozent gelegentlich) und „Medical Tribune" (46,0 Pro- zent regelmäßig; 35,6 Prozent gele- gentlich). Dr. Harald Clade A1 -170 (18) Dt. Ärztebl. 89, Heft 4, 24. Januar 1992

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