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Archiv "Das Porträt: Dr. med. Ellen Althainz - Die Inselärztin" (06.08.2007)

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 31–32⏐⏐6. August 2007 A2183

T H E M E N D E R Z E I T

A

n stürmischen Tagen, wenn die Möwen nur ihre Flügel ausstrecken müssen, um durch die Luft zu segeln, und die Urlauber re- signiert ihre verbogenen Regen- schirme zusammenklappen, über- lässt Dr. med. Ellen Althainz (51) nichts dem Zufall. „Dann muss man schon die Hausbesuchstour nach der Windrichtung planen“, sagt die Fachärztin für Allgemeinmedizin aus Baltrum. Ganz unabhängig von Wind und Wetter ist das Fahrrad Verkehrsmittel Nummer eins auf der autofreien Nordseeinsel. Und so fährt auch Althainz mit dem Fahrrad zu ihren Patienten. „Moin, Moin“, rufen ihr dann die Insulaner zu. Auf Baltrum kennt jeder jeden. Rund 600 Einwohner hat die kleinste ost- friesische Insel, die vor 21 Jahren zur Wahlheimat der gebürtigen Hes- sin wurde.

„Manche Kollegen von damals begreifen das bis heute nicht“, kom- mentiert Althainz ihre Entschei- dung, nach Baltrum zu ziehen. Das war 1986. Sie arbeitete in einer chir- urgischen Abteilung im hessischen Lich, hatte aber auf der Insel schon zweimal die Urlaubsvertretung über- nommen. Eines Tages klingelte bei Althainz das Telefon. Der Inselarzt suchte einen Nachfolger für seine Praxis. „Drei Wochen später war ich hier“, erinnert sie sich. Sie mochte die Insel und hoffte, dort mehr Zeit für ihre Kinder, damals drei und sieben Jahre alt, zu haben. Ihr Ehe- mann hatte sich als Lehrer beurlau- ben lassen und war Hausmann.

Die Praxis von Althainz liegt di- rekt hinter dem Deich, in Haus 204.

Schilder mit Straßennamen sucht

man auf Baltrum ebenso vergeblich wie Autos. An der Anmeldung fällt das Bild eines grinsenden Chinesen auf. „Albeite flöhlich ohne mullen und knullen“, rät der Asiate dem Be- trachter. Schlicht, aber liebevoll ist die Baltrumer Praxis eingerichtet.

Wenig spektakulär findet Alt- hainz ihre heutige Sprechstunde.

Unter anderem hat sie einen Fremd- körper aus einem Fuß entfernt, eine Platzwunde genäht und einen Pati- enten mit einem entgleisten Diabe- tes mellitus behandelt. Doch es gibt Tage, da eilt sie von Notfall zu Not- fall. Wenn ein Urlauber am Strand vom Blitz getroffen wird, ein uner- fahrener Surfer den Sog der ablau- fenden Flut unterschätzt und unter- kühlt aufgefunden wird oder ein

Insulaner einen Herzinfarkt erleidet, kommen Hubschrauber und Ret- tungsboot zum Einsatz. „Aber Ver- kehrsunfälle gibt es selten“, sagt Althainz mit einem Augenzwinkern.

Medizin ohne Geräte

Medizin auf Baltrum heißt vor al- lem eins: Medizin ohne Geräte. Fast wie „Urwaldmedizin“, findet Alt- hainz. Zum Röntgen beispielsweise müssen die Patienten aufs Festland.

Also steht die körperliche Untersu- chung ganz im Vordergrund: „Das ist etwas, was man hier wirklich lernt: ganz akribisch, klinisch un- tersuchen.“ Genau das reizt sie an der Arbeit. Ebenso das breite Spek- trum: Notfälle, Kinderheilkunde, Geriatrie. „Und dann bin ich hier auch noch das Gesundheitsamt“, sagt sie. Die Untersuchungen für die Inselschule fallen in ihren Aufga- benbereich. Unterrichtet wird auf Baltrum bis zur zehnten Klasse.

Althainz liebt ihre Arbeit, doch es gab auch Zeiten, in denen ihr alles zu viel wurde. Mehrere Tausend Ur- lauber kommen im Sommer auf die Insel, aber in der Saison 2003 fand sie keinen Arzt, der sie in der Feri- enzeit unterstützte. „Da bin ich auf dem Zahnfleisch gegangen“, erklärt sie. Ein Jahr lang war sie im Dauer- einsatz, hatte rund um die Uhr Dienst und konnte die Insel nicht verlassen. „Da war meine größte Sorge: Was mach’ ich, wenn ich mal Zahnschmerzen bekomme?“ Des- halb ist sie froh, dass sie seit drei Jahren eine Kollegin hat.

Die schönste Jahreszeit ist für sie nach wie vor der Winter, denn dann kehrt etwas Ruhe auf der Insel ein.

Die Inselärztin

Seit 21 Jahren lebt und arbeitet die Allgemeinmedizinerin Dr. med. Ellen Althainz auf der Nordseeinsel Baltrum – dem „schönsten Sandhaufen der Welt“.

DAS PORTRÄT

Dr. med. Ellen Althainz

Foto:Birgit Hibbeler

Auch bei „Schiet- wetter“:Hausbe- suche erledigt Ellen Althainz mit dem Fahrrad.

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A2184 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 31–32⏐⏐6. August 2007

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Althainz hat dann viel Zeit, die sie gern mit Rainer Iwanowski (51) verbringt. Er ist der Inselpolizist und seit einigen Jahren ihr Lebens- gefährte.

Auf Baltrum gilt: Ihren Lebens- unterhalt verdienen die Insulaner in erster Linie im Sommer – egal ob als Pensionsbesitzer oder Ärztin. Und auch für den Inselpolizisten Iwa- nowski sind die Ferien die Zeit im Jahr, in der er am meisten zu tun hat.

Denn mit den Urlaubern kommen auch Diebe und Betrüger auf die In- sel. Seine Schusswaffe musste er aber noch nie benutzen.

Als Frau im Shanty-Chor

Mit den Ostfriesen kam Althainz von Anfang an gut zurecht. „Die In- sulaner sind relativ weltoffen. Alle sprechen hochdeutsch, weil sie vom Tourismus leben“, sagt sie. Von An- fang an wurde sie akzeptiert. Den Baltrumern blieb wohl auch nichts anderes übrig, denn sie waren froh, eine Ärztin zu haben. Aber auch für den Shanty-Chor kam die Allge- meinmedizinerin wie gerufen, denn händerringend wurde ein Akkor- deonspieler gesucht. „Ich war so leichtsinnig zu erzählen, dass ich Akkordeon spiele“, berichtet Alt- hainz. Da gab es kein Zurück mehr.

Das Leben auf der Insel müsse man schon mögen, findet Althainz.

Ihr Vorgänger hielt es nur einige Jahre auf der Insel aus. „Privatleben gibt es nicht“, gibt sie zu bedenken.

Man müsse sich darüber im Klaren sein, dass man als Ärztin eine öf- fentliche Person sei. Das Leben auf Baltrum ist zudem nicht nur länd- lich, sondern auch abgeschieden.

Die Fahrt von der Insel ans Festland ist abhängig von Ebbe und Flut so- wie dem Wetter. Deshalb hatte sie sich zunächst eine Frist von fünf Jahren gesetzt, als sie auf die Insel kam. Sie wollte sehen, ob ihr das Leben an der Nordsee auch dauer- haft gefällt. Geblieben ist sie bis heute. Die Kinder (28 und 24 Jahre) sind mittlerweile groß und studieren auf dem Festland, kommen aber oft.

„Die sind auch inselsüchtig“, be- richtet Althainz. Baltrum ist und bleibt für die Ärztin „der schönste Sandhaufen der Welt“. I Dr. med. Birgit Hibbeler

C

hina wandelt sich. In dem Riesenreich hat aufgrund der schwierigen Lage der Agrarregio- nen, in der nicht mehr alle Men- schen Arbeit finden, die sie ernährt, inzwischen eine Landflucht einge- setzt, die vor allem die großen Städte zu spüren bekommen. Der Alltag in der zurzeit mit mehr als 31,8 Millionen Einwohnern größ- ten Stadt der Welt, Chongquing, ist geprägt von Gegensätzen. Der of- fen zur Schau getragene Reichtum spiegelt sich nach außen in riesigen Privatkarossen, luxuriösen Mode- accessoires und teuren Restaurants wider. Daneben findet die Armut ihren unmittelbaren Ausdruck in ei- nem Heer von Wanderarbeitern, die oft nicht mehr besitzen als das, was sie am Leib tragen, und die von der Hand in den Mund leben, das heißt von fleischarmem, preisgünstigem Essen, das die zahlreichen Gar- küchen in den Straßen anbieten.

Obwohl China über die zweit- größten Währungsreserven der Welt verfügt, herrscht im Land ein Neo- kapitalismus, bei dem die Schwa- chen auf der Strecke bleiben. Auf- grund der gewaltigen sozialen Ver- werfungen ist China eines der Län- der mit den größten Einkommens- unterschieden. Wer Geld hat, kann sich gegen „cash“ zum Beispiel ei- ne neue Niere transplantieren las- sen, wer keins hat, könnte in China durchaus an einer Appendizitis ster- ben, weil er sich den Krankenhaus- aufenthalt nicht leisten kann.

Medizinische Versorgung

Trotz des „Konzepts der Harmoni- sierung der Gesellschaft“ (Harmo- nisierung zwischen Ost und West, Nord und Süd, Stadt und Land) gibt es noch keine landesweiten Kon- zepte zur Finanzierung des Gesund- heitswesens, da die herkömmlichen Nachbarschafts- und Gemeindekol-

KINDER- UND JUGENDADIPOSITAS

Das dicke Kind –

Prinz oder Bettelknabe

In China ist das zunehmende Übergewicht bei Kindern ein Wohlstandsphänomen, in Deutschland meist ein Problem sozial schwächerer Schichten: ein Erfahrungs- austausch.

Fotos:dpa

Gesellschaftlicher Wandel:Haupt- sächlich Jungen über 14 Jahre aus wohlhabenden Fa- milien, die in Städ- ten leben, sind in China adipös.

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