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Archiv "Gesundheitsberatung für Jugendliche: Zersplittertes Angebot, geringe Nachfrage" (17.10.1997)

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esündere Jugendliche, gesün- dere Erwachsene und damit geringere Kosten – das erhofft sich das Bundesgesundheits- ministerium von einer speziellen Ge- sundheitsberatung für Jugendliche.

Gesundheitsberatung, das heißt vor- wiegend Vermittlung von gesund- heitsbezogener Information, könne Jugendlichen helfen, aktuelle gesund- heitliche Probleme zu lösen und künf- tigen vorzubeugen. Doch ein flächen- deckendes Angebot gibt es kaum.

Das ergab die vom Ministerium in Auftrag gegebene Expertise „Situati- on der Gesundheitsberatung im Ju- gendalter“, erstellt vom Beratungsin- stitut der Prognos Consult GmbH (Unter Sachsenhausen 37, 50667 Köln) in Kooperation mit dem Son- derforschungsbereich „Prävention und Intervention im Kindes- und Ju- gendalter“ der Universität Bielefeld, der Akademie für öffentliches Ge- sundheitswesen in Düsseldorf und der Brendan-Schmittmann-Stiftung des NAV-Virchowbundes.

Fünf Anbieter teilen sich den Beratungsmarkt: der kinder- und ju- gendärztliche Dienst des öffentlichen Gesundheitsdienstes, die niederge- lassenen Ärzte, die Beratungsstellen in freier oder öffentlicher Träger- schaft, die Krankenkassen und ein- zelne Initiativen oder Modellprojek- te. Das Engagement der Krankenkas- sen werde nach der Novellierung des Paragraphen 20 des Sozialgesetzbu- ches V (SGB) kaum noch eine Rolle spielen, fürchtet Prognos: „Hier ent- steht eine Lücke, die zunächst wohl

keine der übrigen Institutionen füllen wird.“

Jede einzelne Beratergruppe setzt bei ihrer Arbeit unterschiedliche Schwerpunkte: Niedergelassene Ärz- te zum Beispiel bieten spezielle Un- tersuchungen für Jugendliche an, zum Teil auch spezifische Jugendsprech- stunden. Sie betonen dabei medizini- sche Inhalte. Die Beratungsstellen hingegen widmen sich hauptsächlich der AIDS-, Sexual- und Drogenbera- tung, und sie berücksichtigen eher psychosoziale Aspekte. Über die Ar- beit der Einzelinitiativen und Modell- projekte kann kaum ein systemati- scher Überblick gegeben werden. Sie ist in der Regel zeitlich befristet, da sie stark abhängig ist von ehrenamtli- chen Mitarbeitern und vor allem von Spenden.

Jugendliche sind kaum informiert

Weil die Angebote so verschie- den sind, halten die Autoren der Stu- die Kooperation für besonders wich- tig. Die Berater selbst wie auch weite- re von Prognos befragte Experten ge- ben ihrer Zusammenarbeit gute No- ten. Doch Ausmaß und Qualität der Kooperation hängen stark von einzel- nen engagierten Mitarbeitern ab. „Ei- ne Institutionalisierung wäre wün- schenswert“, schreibt Prognos.

Bilanz: Das Angebot ist be- grenzt. Doch die Nachfrage nach Be- ratung ist nicht sehr hoch. Dafür gibt es im wesentlichen zwei Gründe: Er-

stens wissen die Jugendlichen oft zu wenig über Beratungsangebote.

Zweitens befürchten sie, Eltern oder Schulkameraden könnten von ihren Problemen erfahren; oder sie haben Angst vor unangenehmen Fragen im Beratungsgespräch. Trotz der gerin- gen Nachfrage betreiben die Berater jedoch keine Öffentlichkeitsarbeit:

Sie bewältigen mit ihren personellen oder finanziellen Möglichkeiten kaum die reguläre Nachfrage.

Bedarf an Beratung ist bei den Jugendlichen dennoch vorhanden.

Von AIDS/HIV über Erste Hilfe und Ernährung bis hin zu Allergien und Impfungen: Keiner der vorgegebenen Bereiche schien den von Prognos be- fragten Jugendlichen unwichtig zu sein. Besonders interessierten sie sich für Beratung zu den Themen Sexua- lität, Drogen, Pubertät, Fitneß und körperliche Attraktivität.

Das Fazit der Prognos-Studie:

„Angebote der Gesundheitsberatung im Jugendalter im Sinne einer eigen- ständigen Maßnahme im Rahmen der Gesundheitsförderung und primär ärztlich getragener Leistungen wer- den in der Tendenz bisher kaum vor- gehalten.“ Ein klares Gesamtkonzept existiert nicht, ebensosowenig gibt es systematisch verwertbare Erfahrun- gen. Fundierte Aussagen über die Perspektiven der Gesundheitsbera- tung für Jugendliche sind daher kaum möglich. Deshalb fordert die Studie- weitere Modellversuche, um zu „er- proben, ob durch die Integration ärzt- licher Gesundheitsberatung an Schu- len die Zugangsbarrieren von Jugend- lichen vermindert werden könnten“.

Aufgabe der beratenden Ärzte wäre dabei vor allem die präventive Beratung und Hilfe bei akuten Pro- blemen. Prognos hält eine enge Zu- sammenarbeit mit Eltern und Leh- rern für wichtig, ebenso eine „Vernet- zung“ der Ärzte untereinander sowie mit anderen Einrichtungen der Ge- sundheitsvorsorge.

Weil der Beratungsbedarf von Schultyp zu Schultyp differiere, emp- fehlen die Autoren der Expertise,

„Modellversuche vorrangig an Son- der-, Haupt- und Berufsschulen sowie an Realschulen durchzuführen“. Die Krankenkassen sollten bereits in der Modellphase an der Finanzierung be-

teiligt werden. AE

A-2707

P O L I T I K AKTUELL

Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 42, 17. Oktober 1997 (27)

Gesundheitsberatung für Jugendliche

Zersplittertes Angebot, geringe Nachfrage

Die Jugendlichen in Deutschland sind heute, wenn man einen historischen Vergleich

anstellt, gesund. Viele Krankheiten, die noch vor wenigen Jahrzehnten die Sterbe-

statistiken beherrschten, wurden zurückgedrängt. Doch das Bild täuscht: Heute leiden

Jugendliche vor allem unter chronischen Krankheiten und psychosomatischen oder

psychischen Beschwerden. Deren Zahl steigt sogar. Eine spezielle Gesundheitsberatung

für Jugendliche könnte hier gegensteuern. Doch eine Studie dazu, die im Auftrag des Bun-

desgesundheitsministeriums durchgeführt wurde, ergab: Ein klares Gesamtkonzept fehlt.

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