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Archiv "Ambulante Versorgung: Daten und Fakten" (08.05.1998)

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Heftige Attacken gegen Politiker

Ihren Unmut und ihre Wut haben die Kassenärzte in Leipzig an den Politikern ausgelassen.

Der Konzertsaal, der wie ein Am- phitheater gebaut ist, bot gerade- zu ideale Voraussetzungen, die Vortragenden einzuschüchtern.

Der sächsische Gesundheitsmini- ster Dr. Hans Geisler (CDU) brachte seine Rede nicht zu En- de. „Im Vergleich zu den übrigen Löhnen und Gehältern im Osten liegen die Ärzte richtig“, sagte er und beraubte sich damit jeder Möglichkeit, weiterzureden. „Aufhören“, riefen ihm die Kassenärzte von allen Seiten zu. Pfiffe, Buhrufe und Klatsch- manöver trieben Geisler schließlich vom Rednerpult – ohne daß der Mode- rator der Veranstaltung versuchte, das Publikum zur Ruhe zu ermahnen. Ge- schickter verhielt sich der Staatsse- kretär im Bundesgesundheitsministe- rium, Baldur Wagner (CDU). „Im Kampf gegen Einkaufsmodelle und Budgets ist die Koalition ihr verläßli- cher Partner“, beruhigte er die Menge.

Doch die Verantwortung für das ge- genwärtige Honorardilemma schob Wagner der Selbstverwaltung zu. Im 2.

NOG habe der Gesetzgeber Kassen und KVen „neue Instrumente“ an die Hand gegeben. Als Fortschritt be- zeichnete er die Ablösung der Arznei- mittelbudgets durch Richtgrößen und

die Schaffung von Regelleistungsvolu- mina mit festen Punktwerten. „Sie ori- entieren sich am medizinischen Be- darf“, sagte Wagner. „Der Grundsatz der Beitragssatzstabilität darf hier im Grunde gebrochen werden“, unter- stützte er die Forderung der Kas- senärzte. Es gehe nun darum, die neu- en Regelungen in den Verhandlungen mit den Kassen durchzusetzen – wenn nötig, auch über die Schiedsämter.

„Wenn uns die Politik keine schlüssigen Antworten geben kann“, resümierte der Vorsitzende der KV Sachsen-Anhalt, Dr. med. Klaus Penndorf, „ist für mich Selbsthilfe das Stichwort – Streik inklusive.“ Die ost- deutschen Kassenärzte denken über weitere „Leipziger Signale“ nach.

Penndorf regte an, „jedes Jahr einen ostdeutschen Kassenärztetag in Leip- zig zu veranstalten, bis die Sozialmau- er gefallen ist“. Dr. Sabine Glöser

A-1143

P O L I T I K AKTUELL

Deutsches Ärzteblatt 95, Heft 19, 8. Mai 1998 (23)

Ambulante Versorgung

Daten und Fakten

Das Gesundheitssystem in der ehemaligen DDR war ganz über- wiegend staatlich. Kurz vor der Wende hatten nur rund 340 Ärzte (von insgesamt etwa 20 000 ambu- lant tätigen Ärzten) eine eigene Pra- xis. Schon 1992 waren mehr als 70 Prozent der früheren poliklinischen Einrichtungen entweder aufgelöst oder in andere Formen überführt worden. 1991 hatte eine Welle der Privatisierung eingesetzt. Ende 1992 hatten sich bereits rund 16 500 Ärz- te als Vertragsärzte niedergelassen.

Heute stellen sie einen Anteil von 96 Prozent an der gesamten ambu- lanten Versorgung, während die verbleibenden poliklinischen Ein- richtungen und Fachambulanzen nur noch vier Prozent abdecken.

Im Jahr 1997 gab es 17 693 Ver- tragsärzte mit eigener Praxis und in Polikliniken in den neuen Bundes- ländern, davon waren nach Anga- ben der KBV 8 000 als Allge- meinärzte beziehungsweise prakti- sche Ärzte tätig. Das Niederlas- sungsalter ist im Osten höher als im Westen. Während die meisten Ärzte im Westen (41,4 Prozent, Osten:

32,7 Prozent) im Alter von 40 bis 49 Jahren in die Praxis gehen, lassen sich in den neuen Bundesländern die meisten Ärzte zwischen 50 und 59 Jahren nieder (39,1 Prozent; We- sten: 34,3 Prozent). Der Frauenan- teil bei den Ärzten liegt mit 51 Pro- zent im Osten wesentlich höher als im Westen (24,5 Prozent). Die Arzt- dichte in den neuen Ländern ent- spricht noch nicht der in den alten Ländern (im Osten kommen auf ei- nen Arzt 329 Einwohner, in den al- ten Ländern 285 Einwohner).

Die Vergütung in den neuen Bundesländern betrug im Jahr 1996 gut 600 DM pro Patient (– 28 Pro- zent zum Bundesdurchschnitt). Die Ausgaben der GKV für ambulante ärztliche Behandlung pro Arzt la- gen im Jahr 1996 nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums bei 288 258 DM und damit um fast 70 Prozent höher als 1991. Die Auf- wendungen je Arzt hätten sich auf 88 Prozent des Betrages in den alten Ländern belaufen. Kli Protest vor dem Gewandhaus: Die Ärzte mach-

ten ihrem Unmut Luft. Fotos (3): Johannes Aevermann

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