• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Neuer Tumor-Suppressor identifiziert: Viele Krebszellinien mit Schäden am p16-Gen" (06.06.1994)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Neuer Tumor-Suppressor identifiziert: Viele Krebszellinien mit Schäden am p16-Gen" (06.06.1994)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

THEMEN DER ZEIT

Jede Wissenschaft, also auch die Medizin, ist auf die Vermittlung ih- rer Anliegen durch die Medien ange- wiesen. Aber auch die Vertreter der Medien verfolgen eigene Interessen.

Sie sind von Auflagenzahlen abhän- gig und berichten daher vielfach über vermeintlich sensationelle Neuigkei- ten. So kommt es zu Mißverständnis- sen oder sogar Konflikten zwischen Journalisten und den Vertretern der verschiedenen medizinischen Fach- richtungen. Um diesem Problem zu begegnen, hat nun die Deutsche Ge- sellschaft für Kommunikationsfor- schung (DGfK) einen Kongreß ins Leben gerufen, der den Dialog zwi- schen beiden Berufsgruppen fördern soll. Die erste Veranstaltung unter dem Titel „Mensch, Gesundheit und Gesellschaft" fand kürzlich in Düs- seldorf statt.

Folge der Kommunikationspro- bleme zwischen Ärzten und Journali- sten ist in vielen Fällen eine Desin- formation des Konsumenten. Einer- seits sind die Inhalte sowohl für den Journalisten als auch für den Rezi- pienten in vielen Fällen schwierig nachzuvollziehen. Die Schwerver- ständlichkeit wird außerdem durch Fachbegriffe erhöht, derer sich die Mediziner und in der Folge auch die Journalisten wie selbstverständlich bedienen. Das aber kann nicht das Ziel eines anspruchsvollen Medizin- journalismus sein, meint die DGfK.

Die Veranstaltung sollte also „einer- seits die Vertreter des Gesundheits- marktes anhalten, nicht nur Presse- mitteilungen und Hintergrundinfor- mationen zu verteilen", so Dr. Wal- ter Nutz, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kommunikationsfor- schung. Andererseits sollte auch Journalisten die Möglichkeit gegeben werden, im Gespräch mit der „ande- ren Seite" ihre Rolle zu überdenken.

Aber Gesundheitskommunikati- on fängt nicht erst in Zeitungsarti-

BERICHTE

keln oder Fernsehbeiträgen an. Sie beginnt schon in der Praxis zwischen Arzt und Patient. Und auch hier gibt es nicht selten Verständnisprobleme.

Laut Dr. Ellis Huber, Präsident der Berliner Ärztekammer, fehlt man- chem Arzt die mitmenschliche Ein- fühlsamkeit für die seelischen Nöte des Patienten. Zur Lösung der Kom- munikationsprobleme stellte Dr.

Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Ärztekammer Nordrhein und Vize- präsident der Bundesärztekammer, folgende Ansätze vor: eine patien- tenbezogene Ausbildung, eine Neu- ordnung der ärztlichen Spezialisie- rung, Fortbildungsmaßnahmen, eine Qualitätssicherung ärztlicher Arbeit, eine Gutachterkommission, die Pro- bleme zwischen Arzt und Patient auf- deckt, und eine Wiedergutmachung im Falle ärztlicher Fehler.

Krebszellen gehen nie allzu sorg- fältig mit ihrem Erbgut um. Doch wenn verschiedene Tumoren immer wieder einen ganz bestimmten Ab- schnitt verlieren, werden Molekular- biologen hellhörig. Solche Deletio- nen sind ein typisches Signal für den Standort eines Tumor-Suppressor- Gens, dessen Verlust dem Tumor ei- nen Wachstumsvorteil bringt. Eine amerikanische Forschergruppe hat jetzt offenbar bei der Analyse solch einer verdächtigen Region auf Chro- mosom 9p21 einen Volltreffer gelan- det. Eines der dort lokalisierten Ge- ne stellte sich nicht nur als ein bereits bekannter Hemmer der Zellteilung

Nach Einschätzung von Prof. Jo Groebel von der Universität Utrecht entwickelt sich in der Massenkom- munikationsgesellschaft wieder eine Individualkommunikation. Denn mit der Vielfalt der Medien werde es im- mer schwieriger, ein großes Publi- kum zu erreichen. Schon heute kön- ne man die Konsequenzen dieser Entwicklung abschätzen. Das Publi- kum habe eine Vorstellung von Ge- sundheitskonzepten, die bestenfalls annähernd richtig, aber eher falsch seien. Daher könne der Einzelne auch nicht rational mit seiner Ge- sundheit umgehen. Er handle nur bei solchen Krankheiten vernünftig, die gerade „en vogue" seien.

Um das Publikum' von einer gesunden Lebensweise zu über- zeugen, so Prof. Paul Schnabel von der Universität Utrecht, müssen Me- dien das soziale Klima verändern.

Bisher sei das nur in wenigen Fällen (Anti-Raucher-Kampagne, Aids- Aufklärung) gelungen. In den mei- sten Fällen seien Medien zwar geeig- net, um kognitive Informationen zu verbreiten. Das Verhalten der Kon- sumenten weiche aber in vielen Fäl- len von ihrem Wissen ab.

Monika Lemmen

heraus. Erste Untersuchungen an dem dort isolierten „p16-Gen" zei- gen vielmehr, daß es in Dreiviertel von 34 Melanomzellinien defekt ist (Science, Bd. 264, S. 436, 15.4.).

Darüber hinaus wurden p16-De- letionen in 25 Prozent der untersuch- ten Lungenkrebs- und Leukämie- Zellinien beziehungsweise in 82 Pro- zent der Astrozytomlinien gefunden.

Insgesamt zeigten 133 von 290 Tu- morzellinien einen Schaden im Be- reich des p16-Gens; negativ waren le- diglich Kolonkarzinom- und Neuro- blastom-Zellinien. Die Autoren hal- ten es für unwahrscheinlich, daß die in Linien außerordentlich weitver-

1. Kongreß über Medizinkommunikation

Gesundheit und Medien im Dialog

Neuer Tumor-Suppressor identifiziert

Viele Krebszellinien mit Schäden am p16-Gen

Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 22/23, 6. Juni 1994 (89) A-1651

(2)

THEMEN DER ZEIT

breitete Deletion des p16-Gens le- diglich ein Artefakt der Zellkultur ist, weil auch eine Vielzahl primärer Tumoren Deletionen im Bereich des Gens aufweist.

Damit könnte sich der Verlust der p16-Funktion als ebenso weitver- breiteter Schaden herausstellen wie der bisherige Spitzenreiter der „Tu- mor-Pannenstatistik", das p53-Gen, das immerhin in knapp der Hälfte al- ler Krebsfälle eine Rolle spielt.

Gleichzeitig zeigen die Untersuchun- gen anderer Gruppen bereits, welche Funktion p16 in der Regulation der Zellteilung ausübt. p16 ist ein Hemmfaktor einer der vier bislang bekannten Cyklin-abhängigen-Pro- teinkinasen („cdks" nach dem engli- schen Begriff „cyclin-dependent Pro- tein kinases").

Von der Aktivität dieser Enzyme hängt es ab, ob eine Zelle bestimmte Kontrollpunkte der Zellteilung pas- sieren kann. Indem die cdks andere Mitglieder der Zellteilungs-Maschi- nerie durch Anheftung von Phospat- gruppen regulieren, treiben sie die Zelle durch die Zellteilung. Dabei ist

Das Alter sollte bei der Auswahl von Empfängern für Spendernieren keine größere Rolle spielen. Zu die- sem Ergebnis gelangt eine Studie der Abteilung für Chirurgie der Ohio State University in Columbus (Ohio/

USA), die kürzlich in „Lancet" (343, 461-462, 1994) veröffentlicht wurde.

Damit wird die Diskussion über den Wert einer Nierentransplantation bei Personen über 60 Jahre, der auf- grund der altersbedingten Morbidi- tät, der Knappheit menschlicher Transplantate und limitierter fina- zieller Resourcen entbrannt ist, durch neue Daten bereichert.

Die Autoren gaben einen Über- blick über 1 222 aufeinanderfolgende Nierentransplantationen ihrer Abtei- lung während eines Zeitraumes von

BERICHTE

p16 ein wirksamer Hemmer der cdk4.

Die Häufigkeit der p16-Mutationen in Zellinien unterschiedlichster Ab- stammung legt nahe, daß auch die Bedeutung der cdk4 für die Zelltei- lung bislang möglicherweise unter- schätzt wurde.

Nachdem erst kürzlich ein Inhi- bitor der cdks entdeckt worden war, der durch den Tumor-Suppres- sor-p53 aktiviert wird, richtet sich das Interesse zunehmend auf die Funkti- on der cdks und ihrer Regulations- faktoren. Ihr Einfluß auf die Zelltei- lung scheint weit mächtiger zu sein als der der mittlerweile mehr als hun- dert bekannten Onkogene. Tumor- Suppressoren wie das relative kleine p16 bieten auch aus therapeutischer Sicht einen wichtigen Aspekt. Die Tatsache, daß die Zelle selbst Fakto- ren herstellt, die ihre Teilung aktiv blockieren, liefert einen neuen An- satz für die Krebstherapie. Denn wenn der Verlust dieser Inhibitoren Tumorwachstum voranteibt, kann ein Ersatz, der ihre Wirkung an den rich- tigen Stellen nachahmt, es mögli- cherweise bremsen. Klaus Koch

zehn Jahren (1982 bis 1992). Dabei wurde durchgängig das gleiche Im- munsuppressions-Protokoll geführt.

Die 5-Jahres-Überlebensrate der transplanierten Organe war bei Per- sonen unter und über 60 Jahren gleich. Die Überlebensrate der Pa- tienten war zwar in der Gruppe der Älteren geringer (68,1 Prozent versus 87,8 Prozent); allerdings entwickel- ten die Senioren deutlich weniger Abstoßungsreaktionen (elf Prozent versus 31 Prozent), so daß eine Re- Transplantation nur bei zwei älteren, aber bei 76 jüngeren Patienten erfor- derlich wurde.

In beiden Altersgruppen traten die meisten Todesfälle infolge von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und nicht durch Komplikationen des Im-

munsystems auf. Trotz der kürzeren Lebenserwartung älterer Patienten ist es nicht gerechtfertigt, Personen von über 60 Jahren eine Spendernie- re vorzuenthalten, da in diesem Alter das Transplantat nur selten abgesto- ßen wird, so das Fazit. zyl

Läßt sich gesundes

Leben lehren?

Die Grundlagen für gesund- heitsbewußte Lebensweisen werden in der Kindheit in Elternhaus und Schule gelegt. Im Rahmen des Präventions-Erziehungs-Programms Nürnberg (PEP) will der Münchner Lipidforscher Professor Peter Schwandt herausfinden, wie sich Häufigkeit und Schweregrad kardio- vaskulärer Risikofaktoren bei Kin- dern und Jugendlichen entwickeln.

In einer Pilotphase wurden zu Be- ginn des Schuljahres 1993/94 Kinder sowie ihre Eltern, Geschwister und Großeltern an zwei Nürnberger Schulen eingehend untersucht. Das bayerische Gesundheitsministerium hat das Projekt mit 300 000 DM un- terstützt.

In die Studie sollen etwa 4 000 Schüler und deren Familien einge- schlossen und über die nächsten 14 Jahre durch regelmäßige Kontroll- untersuchungen beobachtet werden.

Zu Beginn werden die Eltern — und falls möglich die Großeltern — an- amnestisch und untersuchungstech- nisch erfaßt. Durch die Verlaufsbe- obachtung der Risikofaktoren soll festgestellt werden, welche Rolle ge- netische oder Umweltfaktoren für die Entwicklung einer Atherosklero- se spielen. Vorgesehen sind jährliche Verlaufsuntersuchungen, die damit mindestens zwei Generationen erfas- sen. Zum PEP Nürnberg gehört auch ein Gesundheits-Erziehungspro- gramm, das sich zunächst an die El- tern und später auch an die Heran- wachsenden wendet. Durch eine Be- gleituntersuchung soll geklärt wer- den, inwieweit Schule und Familie die Entwicklung kardiovaskulärer Risikofaktoren beeinflussen. JS

Nierentransplantation:

Alter ist kein

Hinderungsgrund

A-1652 (90) Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 22/23, 6. Juni 1994

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Erst kurz zuvor hatte ein Urteil des Landessozialgerichts Essen in ei- nem Rechtsstreit mit dem nord- rhein-westfälischen Arbeitsmini- ster zunächst nicht gerade Klar- heit

Während „La Presse“, die sich vorwiegend an Ärzte in Universitäts- kliniken richtet, 1946/47 häufig und ausführlich berichtete (und über die Motive rätselte, die Ärzte zu

Wenn Patienten verfügt haben, dass sie bestimmte Eingriffe nicht wollen, die zumeist auch sehr detailliert beschrieben sind, dann müssen sich Ärzte danach rich- ten. Ich bin

„Ich fühle mich deshalb als Kölner – und hier möchte ich auch begraben werden.“ Seiner Heimatstadt ver- dankt Hoppe, der in einer musikali- schen Familie aufwuchs und selbst

mehr als die Hälfte der Befragten die Ansicht vertrat, dass durch den begleiteten Suizid verhindert wer- den könne, dass ein Patient unnötig lange Schmerzen leide, lässt darauf

Aber wenn nun die Zahl der Studienplätze erhöht werden soll, dann benötigen wir auch mehr Hochschullehrer, mehr Ausbil- dungsplätze an den Universitätskli- niken und

dass Ärzte nicht mehr nach medizi- nischen Gesichtspunkten entschei- den können, dass sie keine Zeit mehr für menschliche Zuwendung haben, dann werden die Patienten unzufrieden –

Hinsichtlich der Auswirkungen der Telematik auf die Patient-Arzt- Beziehung wird festgestellt, dass zur Wahrung von Patientenautono- mie und ärztlicher Therapiefreiheit die