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Archiv "32. Symposion für Juristen und Ärzte der Kaiserin-Friedrich-Stiftung am 17./18. Februar 2006 in Berlin" (11.11.2005)

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Zu den Aufgaben der Arzneimittelkom- mission der deutschen Ärzteschaft gehören die Erfassung, Dokumentation und Bewer- tung von unerwünschten Arzneimittelwir- kungen (UAW). Die AkdÄ möchte Sie re- gelmäßig über aktuelle Themen aus der Ar- beit ihres UAW-Ausschusses informieren und hofft, Ihnen damit wertvolle Hinwei- se für den Praxisalltag geben zu können.

Tacrolimus gehört zusammen mit Pi- mecrolimus zu den so genannten Calci- neurinantagonisten. Chemisch handelt es sich um ein Makrolid-Lakton, das auf- grund seiner immunsuppressiven Wirkung zur Prophylaxe beziehungsweise Behand- lung von Abstoßungsreaktionen nach Le- ber- oder Nierentransplantation einge- setzt wird.Als 0,03-prozentige beziehungs- weise 0,1-prozentige Salbe (Protopic®) ist es zur Behandlung des mittelschweren bis schweren atopischen Ekzems zugelassen, das auf herkömmliche Therapien nicht ausreichend anspricht (1). Im Jahr 2003 wurden 2,1 Mio. DDD verordnet, was im Vergleich zur Verordnungshäufigkeit im Einführungsjahr 2002 einer Zunahme um 49,1 Prozent entspricht (2).

Die FDA hat im März 2005 vor einem möglicherweise erhöhten Risiko für ma- ligne Erkrankungen durch Anwendung von Tacrolimus-Salbe gewarnt (3). Das BfArM empfiehlt in diesem Zusammen- hang, die in der Zulassung vorgegebenen Anwendungsbeschränkungen streng zu beachten. Dazu gehört zum Beispiel, dass Protopic® nur nach Versagen anderer Therapieverfahren (inklusive Therapie mit äußerlich anzuwendenden Glukokor- tikoiden, so genannten „Kortisonsalben“) und nicht zur kontinuierlichen Langzeit- behandlung eingesetzt werden soll (4).

Der AkdÄ wurde nun von dem Ver- dacht auf eine Rhabdomyolyse nach An- wendung von Tacrolimus-Salbe berichtet.

Eine 42-jährige Patientin hatte wegen einer schweren Neurodermitis seit Juni 2002 Tacrolimus-Salbe (Protopic®0,1 Pro- zent) angewendet. Begleiterkrankungen bestanden nicht, weitere Medikamente erhielt sie nicht. Im Juni 2004 traten bei ihr Muskelschmerzen auf, insbesondere im Bereich der Waden sowie der Ober- und Unterarme. Laborchemisch fiel eine Er- höhung der CK bis auf 12 894 U/l auf. Ein MRT der unteren Extremitäten zeigte ein Bild wie bei einer Myositis mit sehr aku-

tem Verlauf. Im EMG stellten sich Verän- derungen wie bei einer proximal beton- ten Myopathie unklarer Ätiologie dar.

Mittels einer Biopsie des rechten Muscu- lus gastrocnemius ließ sich der Verdacht auf eine Rhabdomyolyse allerdings nicht verifizieren. Nach Absetzen der Tacroli- mus-Salbe normalisierten sich die CK- Werte unter Flüssigkeitszufuhr.

Publiziert sind einzelne Fälle von Rhabdomyolysen nach systemischer An- wendung von Tacrolimus, zum Beispiel nach Gabe zusammen mit dem Antikör- per CD25 (5) beziehungsweise Simvasta- tin (6) oder Methylprednison (7).

Im deutschen Spontanmeldesystem (gemeinsame Datenbank von BfArM und AkdÄ, Stand: 30. 3. 2005) befindet sich unter insgesamt 1 027 Meldungen zu Tacrolimus (sowohl orale als auch topi- sche Anwendung) ein Bericht über eine Myositis bei einer Patientin, die nach ei- ner Herztransplantation neben Tacroli- mus auch Atorvastatin einnahm.

Nach unserem Wissen handelt es sich bei dem vorliegenden Bericht um die erste Mitteilung über den Verdacht einer schwe- ren Myopathie (höchstwahrscheinlich Rhabdomyolyse) im Zusammenhang mit der topischen Anwendung von Tacrolimus.

Bei Patienten mit gestörter Hautbar- riere, wie bei atopischer Dermatitis oder dem seltenen Netherton-Syndrom (Stö- rung des Aminosäurestoffwechsels mit Veränderungen an Haut und Haaren), wurden nach topischer Applikation für kurze Zeit Blutspiegel gemessen, die an- sonsten bei systemischer Gabe erreicht werden (8; 9; 11). Topische Langzeitan- wendung kann nach einem Bericht der FDA auch zu systemischer Kumulation führen (10).

Bei ausgeprägtem Krankheitsbild oder lang dauernder Anwendung von Tacroli- mus-Salbe sollten Laborwerte, einschließ- lich Tacrolimus-Spiegel, regelmäßig über- prüft werden, um systemische UAW, wie zum Beispiel eine Myopathie, frühzeitig erkennen und behandeln zu können.

Bitte teilen Sie der AkdÄ alle beob- achteten Nebenwirkungen (auch Ver- dachtsfälle) mit. Sie können dafür den in regelmäßigen Abständen im Deutschen Ärzteblatt auf der vorletzten Umschlag- seite abgedruckten Berichtsbogen ver- wenden oder diesen von der AkdÄ-Inter- netpräsenz (www.akdae.de) abrufen.

Literatur

1. Fujisawa: Fachinformation Protopic 0,1 Prozent Salbe.

Mai 2004.

2. Fricke U: Dermatika und Wundbehandlungsmittel. In:

Schwabe U, Paffrath D (Hrsg.): Arzneiverordnungs- Report 2004, Berlin, Heidelberg: Springer-Verlag 2004;

485–538.

3. FDA: Alert for Healthcare Professionals: Tacrolimus.

FDA Alert 03/2005.

4. Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte:

Informationen zur Anwendung von Tacrolimus/Pime- crolimus bei atopischer Dermatitis. AM-Schnell-Info (http://www.bfarm.de). 2005.

5. Fontana I, Ginevri F, Basile G et al.: Severe rhabdomyo- lysis and acute renal failure in a kidney transplant pa- tient treated with tacrolimus and chimaeric CD25 mo- noclonal antibody. Transplant Proc 2004; 36: 711–712.

6. Kotanko P, Kirisits W, Skrabal F: Rhabdomyolysis and acute renal graft impairment in a patient treated with simvastatin, tacrolimus, and fusidic acid. Nephron 2002; 90: 234–235.

7. Hibi S, Misawa A, Tamai M et al.: Severe rhabdomyoly- sis associated with tacrolimus. Lancet 1995; 346: 702.

8. Allen A, Siegfried E, Silverman R et al.: Significant ab- sorption of topical tacrolimus in 3 patients with nether- ton syndrome. Arch Dermatol 2001; 747–750.

9. Kawashima M, Nakagawa H, Ohtsuki M, Tamaki K, Ishibashi Y: Tacrolimus concentrations in blood during topical treatment of atopic dermatitis. Lancet 1996;

348: 1240–1241.

10. FDA (Temeck J): Protopic and Elidel presentation for regulatory briefing on January 14, 2005 (http://

www.fda.gov). 2005.

11. Simpson D, Noble S: Tacrolimus ointment: a review of its use in atopic dermatitis and its clinical potential in other inflammatory skin conditions. Drugs 2005; 65:

827–858.

Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Herbert-Lewin-Platz 1, 10623 Berlin, Telefon: 0 30/40 04 56-5 00, Fax: -5 55, E-Mail: info@akdae.de, Inter-

net: www.akdae.de )

B E K A N N T G A B E N D E R H E R A U S G E B E R

A

A3138 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 45⏐⏐11. November 2005

B U N D E S Ä R Z T E K A M M E R

Mitteilungen

Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft

„Aus der UAW-Datenbank“

Myopathie nach Tacrolimus-Salbe (Protopic

®

)

32. Symposion für Juristen und Ärzte

der Kaiserin-Friedrich-Stiftung

am 17./18. Februar 2006 in Berlin

Programm: Juristische und medizinische Experten referieren über folgende Problem- felder:>Der Patientenwunsch als Maxime ärztlichen Handelns >Ästhetische Medizin

>Fortpflanzungsmedizin >Schwangerschaft und Geburtsmedizin >Sexualmedizin und Doping >Individuelle Gesundheitsleistungen ohne Anspruch auf Vergütung.

Auskunft: Kaiserin-Friedrich-Stiftung, Robert-Koch-Platz 7, 10115 Berlin, Telefon: 0 30/

30 88 89-20/-25, Fax: -26, E-Mail: kfs@kaiserin-friedrich-stiftung.de )

Referenzen

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