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Archiv "Zielgerichtete Forschung bei der MSD-Mutter in den USA: Das meistbewunderte Großunternehmen" (09.01.1989)

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PHARMAFORSCHUN

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

W

er die Position

„number one" un- ter den Pharmarie- sen behaupten will, muß me- dizinische Grundlagenfor- schung vorweisen können.

„Wir produzieren keine Me- dikamente, von denen wir nicht wissen, wie sie wirken.

Alles, was wir tun, ist zielge- richtet." So L. Sherwood, Pharmakologieprofessor und höchster medizinischer Di- rektor von Merck & Co., Inc. , der für ein Unterneh- men arbeitet, das weltweit die meisten Akademiker be- schäftigt und es früh verstan- den hat, nur Elitewissen- schaftler für seine Firmenphi- losophie zu interessieren.

Etwa seit Mitte der 70er Jahre wird bei Merck & Co., Inc. , der Schwerpunkt auf Forschung und Entwicklung gelegt, im laufenden Ge- schäftsjahr dafür 650 Millio- nen Dollar investiert — der höchste Etat in der gesamten Pharmaindustrie. Das ist et- wa ein Zehntel des derzeiti- gen Budgets der National In- stitutes of Health (NIH). Wä- re Merck ein Institut inner- halb des NIH, stände die Fir- ma auf Platz drei der Ge- samtzuwendungen hinter dem National Cancer Institu- te (1,5 Milliarden Dollar) und dem National Heart, Lung and Blood Institute (966 Millionen Dollar).

Seit Jahren schon behaup- tet Merck seinen Platz als führendes Pharmaunterneh- men der Welt. Anfang dieses Jahres dekorierte das Forbes Magazine das Großunterneh- men mit der Auszeichnung

„most innovative company".

In den Jahren davor wählten Amerikas Top-Manager die Firma zu Amerikas „most admired company".

Der Anspruch, keine Zu- fallstreffer zu landen, son- dern neue Substanzen auf- grund modernen pathologi- schen, molekularbiologi- schen und biochemischen Wissens gezielt zu konstruie- ren, wurde in einigen revolu- tionär neuen „Break- through"-Pharmazeutika realisiert. In den hochgerü- steten Laboratorien wird an

den heißen Fragen der Bio- medizin gearbeitet: Genetik, Immunologie und Zeltbiolo- gie. Im John J. Horan Ge- bäude werden mikrobielle Substanzen aus Bodenproben auf ihre Wirksamkeit ge- prüft. Rund 800 000 Proben werden jährlich einem geziel- ten biologischen Screening unterzogen. Eines der best- gehüteten Geheimnisse von Merck sind die zwanzig biolo- gischen Modelle, an denen die Substanzen geprüft wer- den.

Wirkstoffe, die von klini- schem Interesse sein könn- ten, werden in verschiedenen Fermentationsprozessen in größerer Menge hergestellt.

Hochproduziert bis zur letz- ten Stufe werden aus den 800 000 Proben nur etwa fünfzehn Wirkstoffe, von de- nen letztlich vielleicht einer als Medikament auf dem Markt erscheint. Oder es sind zwei.

Merck kann mit seinem, biologischen Screeningpro- gramm auch andere natür- liche Produkte wie Enzym- Inhibitoren und antiparasitä- re Substanzen prüfen. Jüng- stes Erfolgspräparat ist der Enzyminhibitor Lovastatin, der unter dem Handelsna- men Mevacor® seit August letzten Jahres von der ameri- kanischen Arzneimittelbe- hörde FDA als Cholesterin- senker zugelassen ist. Die geistige Vorarbeit zum pathophysiologischen Me- chanismus spezieller chole- sterinhaltiger Partikel, der sogenannten Lipoproteine geringer Dichte (LDL), und deren Bedeutung für die Ent- wicklung einer Arteriosklero- se hatten Michael S. Brown und Joseph L. Goldstein von

der Universität Texas gelie- fert, denen für ihre Arbeiten der Nobelpreis verliehen wurde. Alfred W. Alberts isolierte dann im Merck Sharp & Dohme Forschungs- labor aus einem Schimmel- pilz den Enzymblocker, mit dem sich der LDL-Blutspie- gel senken läßt. „Wir schlu- gen dabei zwei Wege ein,"

erläuterte Alberts vor Fach- journalisten in Rahway, New Jersey, Ende November 1988, „nämlich sowohl die chemische Synthese als auch die Isolierung des Wirkstoffs aus dem Mikroorganismus."

Das Präparat wurde bis heute in den USA 700 000 Patien- ten verschrieben.

Weiteres Durchbruchprä- parat ist der ACE-Hemmer Enalapril (Pres®, Xanefe), der mit neuartigem Wirkprin- zip bei Bluthochdruck und Herzinsuffizienz eingesetzt wird. Ein zweiter ACE-Hem- mer aus der Forschung von MSD, Lisinopril, befindet sich im Zulassungsverfahren beim Bundesgesundheitsamt.

Bei den parenteral verab- reichten Antibiotika ist MSD weltweit führendes Unter- nehmen. Ebenso hat MSD auf dem Gebiet der Impf- stoffherstellung Pionierlei- stungen vorzuweisen. Dem Unternehmen gelang es, den ersten Hepatitis-B-Impfstoff gentechnisch herzustellen.

Daß bei aller gezielten Su- che selbst bei Merck auch der Zufall mitspielt, zeigt die Ent- deckung des Ivermectin. Das Präparat wird gegen eine para- sitäre Infektion, die Oncho- zerkose, eingesetzt, die in den Ländern der Dritten Welt zur weitverbreiteten Flußblind- heit führt. Ein Golfspieler hat- te die entscheidende Boden-

probe in seinem Golfgepäck vergessen. Nur durch Zufall gelangte der Pilz dann doch noch ins Labor, und sein be- sonderer Wirkstoff konnte analysiert werden.

Die Geschichte des Un- ternehmens beginnt in der Apotheke des Friedrich Ja- cob Merck in Darmstadt. Ein Nachkomme Mercks enga- giert sich später in der phar- mazeutischen Produktion.

Bereits vor der Jahrhundert- wende wird eine erste Vertre- tung in New York installiert.

1900 erwirbt ein Enkel in Rahway, New Jersey, das heutige Firmengelände und errichtet dort eine Produk- tionsstätte für Alkaloide. In- nerhalb weniger Jahre wird dieser Betrieb führend in der Herstellung von Chloralhy- draten, Jod-Präparaten, Wis- mut-Salzen, Salizylaten, Des- infektionsmitteln und ver- schiedenen verschreibungs- pflichtigen Präparaten.

Durch Zukäufe expandiert das Unternehmen. Ende des Ersten Weltkrieges trennen sich Merck in Darmstadt und Merck in Rahway. 1953 fu- sioniert US-Merck mit dem Pharmahersteller Sharp &

Dohme in Philadelphia.

Die deutsche Wurzel läßt sich heute noch an der Na- mensgebung speziell für die Bundesrepublik erkennen:

Unter dem Namen E. Merck firmiert das Darmstädter Familienunternehmen. Die amerikanische Niederlassung von Merck & Co. , Inc., mit den deutschen Tochtergesell- schaften Frosst Pharma GmbH und Dieckmann Arz- neimittel GmbH tritt in der Bundesrepublik als MSD Sharp & Dohme GmbH auf.

Aber nicht nur in der For- schung und im Marketing fühlt sich das Unternehmen

„der Zukunft verpflichtet".

Ende dieses Jahres werden die Mitarbeiter einem zusätz- lichen Drill unterworfen. Das Rauchen ist dann auf dem ge- samten Firmengelände in Rahway verboten. Bis dahin zahlt die Firma den Mitarbei- tern die Entwöhnungskur.

Dr. med.

Cornelia Herberhold

Zielgerichtete Forschung

bei der MSD-Mutter in den USA

Das meistbewunderte Großunternehmen

A-58 (58) Dt. Ärztebl. 86, Heft 1/2, 9. Januar 1989

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