Börsebius: Empfindlicher Schlag gegen Finanzhaie — teures Lehrgeld
Die Zeiten stehen nicht gut für Finanzhaie. In ei- ner konzertierten Aktion zerschlugen französische, schweizerische und deutsche Fahndungsbehörden einen weltweit aufgezogenen Ring von kriminellen Anlagege- sellschaften, an deren Spitze der in Frankreich verhaftete Amerikaner Thomas Quinn stand. Die Betrüger verkauf- ten ihre Klientel sogenannte OTC- oder Penny-Stock-Ak- tien, die in Wirklichkeit aber keinen Schuß Pulver wert wa- ren. Die Initiatoren — das war dann auch die neueste Ma- sche — gründeten nämlich die Aktiengesellschaften selbst und gaben die wertlosen An- teilscheine wider besseres Wissen als echte Wachstums- titel an ihre Anlagevermittler weiter. Die Schadenssumme wird zur Zeit auf 250 Millio- nen US-Dollar geschätzt, das sind umgerechnet etwa 470 Millionen Mark.
Die deutsche Zentrale des Betrugsringes scheint die Dortmunder Beratungsge- sellschaft Supercorp GmbH gewesen zu sein. Von dort aus wurden offenbar die Fä- den zu den weltweit zwanzig
IFC aus dem Verkehr
Die Berliner Staatsan- waltschaft ist gegen die Inter- national Finance and Consul- ting Corporation (IFC) vor- gegangen. Ende August ver- haftete die Berliner Kripo das Ehepaar Gabriele und Jörg Hentschel sowie eine weitere Person. Mit verschie- denen Firmen beziehungs- weise Scheinfirmen im In- und Ausland gelang es Hent- schel & Co, etwa 260 Anle- gern die Gesamtsumme von mindestens 5,7 Millionen Mark aus der Tasche zu zie- hen.
„Das Geld ist in den mei- sten Fällen verloren", weiß
Firmen geknüpft, die in den Millionenschwindel verwik- kelt waren. In die Affäre, in die sich nunmehr auch das FBI eingeschaltet hat, sind unter anderem verwickelt:
Chelsea Financial AG, Stockwell Financial AG, FAP, Vanguard Financial AG, Falcontrust Financial Ltd. , Kettler Securities GmbH sowie Timezone Corp.
Das Beste ist aber, den Schaden unter Lehrgeld ab- zubuchen und die Finger von Firmen zu lassen, die mit großspurigen Gewinnver- sprechungen die Anleger kö- dern. Schopenhauer erkann- te bereits richtig: „Kein Geld ist vorteilhafter angewandt als das, um welches wir uns haben prellen lassen; denn wir haben dafür unmittelbar Klugheit eingehandelt."
Börsebius
Leserservice: Haben Sie Fragen, können Sie sich gerne an den Autor wen- den: Diplom-Ökonom Reinhold Rombach, Ru- dolfweg 3, 5000 Köln-50.
gezogen
Staatsanwalt Kurt Flücht , Experte in Wirtschaftsstraf- sachen bei der Düsseldorfer Justizbehörde. Jedenfalls rät er, gegen die Täter Anzeige zu erstatten. Für den Fall, daß noch irgendwo Gelder gefunden werden, können die Behörden zwangsläufig nur an Personen auszahlen, deren Adressen bekannt sind. Beitritte zu Interessen- gemeinschaften von Geschä- digten sind unter Umständen problematisch, da manchmal die Täter, häufig aber auch Ex-Anlagevermittler solche gründen, um noch einmal ab- zukassieren. RR
Merck Sharp & Dohme
—Über 8000 Wirtschaftsanaly- tiker wählen jedes Jahr im Auftrag des Wirtschaftsma- gazins „Fortune" das
„meistbewunderte Unter- nehmen" in den USA. Die Auszeichnung ging auch in diesem Jahr wie schon 1987 und 1986 an den Pharmakon- zern Merck Sharp & Dohme in Rahway, New Jersey (mit dem in Deutschland die in
München ansässigen Firmen MSD Sharp & Dohme, Frosst Pharma und Dieck- mann verbunden sind). MSD setzte innerhalb weniger Jah- re unter seinem Präsidenten Dr. med. Roy Vagelos neue Entdeckungen und Erkennt- nisse auf dem Gebiet der Bio- technologie für die pharma- zeutische Forschung um.
Dank Vagelos, so erklärt das Unternehmen, würden mehr Präparate entwickelt, als auf den Markt gebracht werden.
könnten. In diesem Jahr be- trägt der Etat für Forschung und Entwicklung über eine Milliarde DM. EB
Beiersdorf — Ein Umsatz- plus von 7,3 Prozent erwartet die Beiersdorf AG für den weltweiten Konzern im lau- fenden Jahr. Schon in den er- sten fünf Monaten des Jahres 1988 stieg der Umsatz im Ausland um 10,7, im Inland um 5,6 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres. Damit würde Bei- ersdorf, wie der Vorstands- vorsitzende Hellmut Kruse sagte, weltweit eine doppelt so hohe Steigerungsrate wie 1987 (3,4 Prozent) erreichen.
Zurückzuführen ist die re- lativ niedrige Umsatzsteige- rung im Jahr 1987 auf das schlechte Abschneiden auf dem amerikanischen Markt:
Aufgrund der negativen Wechselkursentwicklung machte die Region Nordame- rika ein Minus von 8 Prozent, während im Bereich Inland und Europa jeweils 5prozen- tige Steigerungen zu ver- zeichnen waren. Die mittler- weile gegenläufige Entwick- lung der Wechselkurse ist
wiederum auch für die erwar- tete große Umsatzsteigerung mitverantwortlich.
Eine gezielte Akquisition in den USA sei deshalb eines der vordringlichsten Ziele des Unternehmens, sagte Kruse auf der Bilanzpresse- konferenz in der Hansestadt:
Man sei mit dem Amerika- Geschäft derzeit noch nicht zufrieden.
In Zahlen ausgedrückt stieg der Umsatz des Welt- konzerns in 1987 auf 3084,1 Millionen DM. Rechnet man die 50prozentigen Partner und Verkäufe der Lizenzneh- mer hinzu, erhöht sich der Gesamtumsatz auf 3455,2 Millionen DM.
1987 setzte die Beiersdorf AG 1598,7 Millionen DM um (Steigerung: 4,5 Prozent), wobei der Inlandsumsatz 1248,7 Millionen DM betrug (Steigerung: 5,3 Prozent).
Am stärksten war die „cos- med"-Sparte mit einem Plus von 5,7 Prozent an der Um- satzsteigerung des Weltkon- zerns beteiligt, gefolgt von den Sparten „medical" (plus 3,0), „pharma" (plus 2,6) und „tesa" (plus 0,5 Pro- zent). Das Ertragsergebnis des Weltkonzerns sank nach dem Spitzenergebnis von 1986 um 6 Millionen auf 85,1 Millionen DM. Mit 57,3 Mil- lionen DM konnte dagegen die Beiersdorf AG den Jah- resüberschuß von 1986 hal- ten. Es soll wieder eine Divi- dende von 10 DM gezahlt werden. ptv/di
KKB — Die KKB Bank will ihren Kunden das Bezah- len erleichtern: Sie hat eine Kreditkarte herausgegeben, die KKB Visa-Karte. Mit der Kreditkarte gekoppelt ist ein Kartenkonto, auf dem Gut- haben mit 2,25% verzinst werden. WZ
inter Versicherungen
—Sehr gute Ergebnisse weist nach Einschätzung ihres Vor- standsvorsitzenden, Jürgen List, die Versicherungsgrup- pe für das Geschäftsjahr 1987 aus. List führt dies auf die
„sehr wettbewerbsfähigen`
sowie den weite- ren Ausbau der Außenorga- nisation zurück. EB A-2450 (70) Dt. Ärztebl. 85, Heft 36, 8. September 1988