DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Aus Bund und Ländern
Drogensubstitution in einzelnen Fällen
HAMBURG. In besonde- ren Einzelfällen sollen Ham- burger Ärzte bei Drogenab- hängigen eine „Methadon- Therapie" anwenden dürfen.
Darauf haben sich die Ge- sundheitsbehörde, die Sozial- behörde und die Ärztekam- mer Hamburg geeinigt. In Frage kommen nur Patien- ten, für die der behandelnde Arzt, in Absprache mti einer Drogenberatungsstelle, bei der von den drei genannten Institutionen eingesetzten
„Sachverständigenkommis- sion Substitutionsmaßnah- men" die Genehmigung für eine solche Therapie bean- tragt. Wird die Genehmigung erteilt, dann können die Pa- tienten von Ärzten, die be- sondere Fachkenntnisse ha- ben, Ersatzmittel erhalten, die sie täglich unter ärztlicher Aufsicht einnehmen. Alle sechs Monate hat der Arzt der Kommission zu berich- ten. Bei Verstößen gegen die Regeln muß die Behandlung abgebrochen werden.
Der Präsident der Ärzte- kammer Hamburg, Dr. Rolf Bialas, betonte, Hamburg solle nicht zum „Mekka der Ersatzdrogen-Abgabe" wer- den. Das langfristige Thera- pieziel müsse in jedem Fall die totale Entwöhnung blei- ben. Deshalb hänge der Er- folg dieser Maßnahmen we- sentlich von der begleitenden psychosozialen Betreuung der Patienten ab. PHA
Nur das Arbeits- ministerium ist mit der Reform zufrieden
HAMBURG. Rund 500 Zahnärzte aus Bremen, Hamburg und Schleswig-Hol- stein nahmen am ersten nord- deutschen Zahnärztetag teil, der am 4. Juni in Hamburg stattfand. Dr. Wolfgang Klenke, Vorsitzender der Kassenzahnärztlichen Verei- nigung Hamburg, kritisierte
den Regierungsentwurf des Gesundheits-Reformgesetzes (GRG): Der Entwurf zeu- ge von massiven Kosten- dämpfungsbemühungen her- kömmlichen Musters mit teil- weise radikalen Leistungsein- schränkungen.
In der anschließenden, lebhaften Podiums-Diskus- sion unter der Leitung von Professor Dr. Fritz Beske, Direktor des Institutes für Gesundheits-System-For- schung, Kiel, wurden dem aus Bonn angereisten Karl Jung, Ministerialdirektor im Bundesarbeitsministerium, die nach Darstellung der Zahnärzte großen Schwächen des GRG teilweise sehr deut- lich vorgehalten.
„Der Gesetzgeber hat in der Vergangenheit den Feh- ler gemacht", erklärte Dr.
Dieter Thomae, MdB-FDP,
„zu viele versicherungsfrem- de Leistungen in die- gesetz- liche Krankenversicherung einzuführen, die heute nicht mehr zu finanzieren sind."
Die demographische Ent- wicklung in der Bevölkerung zwinge auch künftig dazu, die jetzt ergriffenen Maßnahmen wie Bonus-System und Ei- genbeteiligung weiterzuent- wickeln.
Karl Jung erklärte, die Reform sei notwendig. „Es gibt zur Reform keine Alter- native. Nichtstun würde zu einer Unfinanzierbarkeit des Gesundheitswesens führen."
Ein Alternativ-Konzept liege nicht vor. Jung hielt die Vor- gabe der Einsparsumme von 2,3 Mrd. DM für den zahn- ärztlichen Bereich für ausge- wogen.
Als Vertreter der gesetzli- chen Krankenkassen hielt Dr. Franz Josef Oldiges, Ge- schäftsführer AOK-Bundes- verband, die Reform eben- falls für notwendig. Die Fra- ge sei, ob die Tendenz und die Details der vorliegenden Reform richtig seien. Echte Kostenfaktoren im Gesund- heitswesen wie die Kranken- häuser und zu hohe Kapazitä- ten bei Ärzten, Zahnärzten und Apotheken seien aber bedauerlicherweise ausge-
klammert. ptv
Zusammenarbeit mit der DDR
BONN. Eine zielgerichte- te Intensivierung der Zusam- menarbeit auf den Gebieten AIDS, Diabetes und Herz- Kreislaufkrankheiten hat die Bundesministerin für Jugend, Familie, Frauen und Gesund- heit, Professor Rita Süss- muth, bei ihrem Besuch in der DDR mit Gesundheits- minister Professor Ludwig Mecklinger verabredet. Auf der Grundlage des Gesund- heitsabkommens zwischen den beiden Staaten vom 25.
April 1974 soll die bisher schon gut funktionierende Zusammenarbeit im Gesund- heitswesen eine neue Quali- tät erhalten.
Die Zusammenarbeit bei AIDS, Diabetes und Herz- Kreislaufkrankheiten soll die Einbeziehung von wissen- schaftlichen Instituten, ge- genseitige Information und die gemeinsame Vorberei- tung und Durchführung von Expertentagungen enthalten;
für AIDS und Herz-Kreis- laufkrankheiten sind noch für 1988 Expertentagungen ge- plant. Für die Zukunft ist ei- ne Ausweitung dieser Zu- sammenarbeit auf die Gebie- te Krebs, Rheuma, Schmerz- forschung und -bekämpfung in Aussicht genommen Fer- ner werden Studienaufent- halte von Einzelpersonen und Delegationen und die Zusammenarbeit von Ver- bänden und Fachgesellschaf- ten angestrebt. Fragen einer
Den Mitteilungen der Zentral- stelle für Arbeitsvermittlung (ZVA), Frankfurt/Main, zufolge liegt die Zahl der Ärztinnen und Ärzte, die 1987 in der Ar- beitslosenstatistik erfaßt wa- ren, mit einem Zuwachs von 39 Prozent erheblich über den Werten des Vorjahres. Der wachsende Anteil weiblicher Studienabsolventen wirkt sich auch bei den Arbeitslosenzah- len aus, so erhöhte sich die Zahl der stellungsuchenden Ärztinnen um 41,6 Prozent ge- genüber 36,6 Prozent bei den männlichen Berufskollegen.
Zusammenarbeit bei der Aus-, Weiter- und Fortbil- dung medizinischer Berufe sollen geprüft werden.
Außerdem ist eine enge Kooperation des Deutschen Hygienemuseums in Dresden und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung geplant, die auch den Aus- tausch von Ausstellungen vorsieht. gb
Landesfrauenklinik wird privatisiert
HANNOVER. Sozialmi- nister Hermann Schnipko- weit hat vor dem Landtag den Beschluß des Kabinetts bekräftigt, die Übergabe der Landesfrauenklinik Hanno- ver in private Trägerschaft anzustreben. Schnipkoweit meinte, es gebe keine „argu- mentative Basis" mehr da- für, Hebammenausbildung in Landesregie durchzuführen.
Das Land solle Aufgaben ab- geben, die andere genauso oder möglicherweise sogar besser erledigen könnten. Er erinnerte daran, daß vor 15 Jahren die damalige von der SPD geführte Landesregie- rung aus den gleichen Grün- den die frühere Landesfrau- enklinik in Celle aufgelöst habe.
Das Land Niedersachsen hatte 1983 der Stadt Hanno- ver angeboten, die Landes- frauenklinik in städtische Trägerschaft zu übernehmen.
Die Verhandlungen waren jedoch nach mehreren Jahren gescheitert. WZ Dt. Ärztebl. 85, Heft 25/26, 27. Juni 1988 (25) A-1897