Rolf Weiber
Michael Kleinaltenkamp
Business- und
Dienstleistungs- marketing
Die Vermarktung integrativ
erstellter Leistungsbündel
10 Marketing im Commodity-Geschäft
11 Marketing im Projektgeschäft
12 Marketing im Verbund-Geschäft
13 BDM-Geschäftstypen- Dynamik
Erweiterungs- Geschäft
Zulieferer-Geschäfte System-Geschäfte Repetitiv-
Geschäft
Spezialisten- Geschäft
Verkettungs- Geschäft 8 Geschäftstypen-Ansatz für das BDM
Aufbau des Buches
I Grundlagen des BDM
II Kundenaktivitäten und Prozesse
III Marketing in den Geschäftstypen des BDM
IV Qualitätsmanagement im BDM
9 Marketing im Spot-Geschäft
1 Strukturwandel und Marketing-Konsequenz
2 Besonderheiten des BDM
3 Gestaltung der integrativen Leistungserstellung
4 Handlungsebenen im BDM
5 Beschaffungsentscheidung und Nutzungsprozesse der Nachfrager
6 Kaufverhalten von Unternehmen
7 Kauftypen und
Marktsegmentierung im BDM
14 Besonderheiten des Qualitätsmanagements im BDM 15 Ansatz eines operativen Qualitätsmanagements bei integrativer Leistungserstellung
Abkürzungsverzeichnis
B2B = Business-to-Business B2C = Business-to-Consumer BC – Buying Center
BDM = Business- und Dienstleistungsmarketing BT = Bargaining Transaction(s)
CLV = Customer Lifetime Value DL = Dienstleistung(en)
GB = Geschäftsbeziehung LE = Leistungserstellung
LEP = Leistungserstellungsprozess LP = Leistungspotenzial
MT = Managerial Transaction(s) O = Organisation(en)
P = Produkt(e) U = Unternehmen u´= unternehmens-
Teil I – Grundlagen des BDM
Kapitel 1 – Volkswirtschaftlicher Strukturwandel und Konsequenzen für das Marketing
1.1 Bedeutung des Business-to-Business-Sektors
B2B-Märkte: Anbieter verkaufen Produkte (P) und/oder Dienstleistungen (DL) an andere
Unternehmen (U), die Leistungen zur Fremdbedarfsdeckung beziehen im BDM sind Nachfrager gleichzeitig auch Anbieter
gesamte Wertschöpfung im B2B-Sektor auf Mehrzahl verschiedener Marktstufen Verknüpfung von Wertschöpfungsprozessen typisch für B2B-Sektor
Anbieter müssen oft Leistungen an Leistungserstellungsprozesse (LEP) ihrer Nachfrager anpassen kundenspezifische Leistungen
Kunde: zentrale Rolle bei Leistungserstellung (LE) im B2B-Bereich, da sie oder die von ihnen zur Verfügung gestellten Ressourcen (=externer (Produktions-)Faktor) in LEP integriert werden (müssen) Produktions- und Vermarktungsprozesse im B2B-Sektor große Ähnlichkeiten zum DL-Sektor, da auch dort Ressourcen der Kunden in LEP eingehen
Kunden erhalten beim eigentlichen Kauf nur ein LE-Versprechen, dessen Nutzen sich erst nach Kauf in eigentlicher Verwendung zeigt
1.2 Bedeutung des DL-Sektors
= tertiärer Sektor
Bedeutung von DL-Sektor wächst kontinuierlich 68,9% des BIPs werden im DL-Sektor erwirtschaftet
1.3 Strukturverlagerung zugunsten unternehmensbezogener DL
früher: DL-Angebote richteten sich hauptsächlich an private Haushalte
heute: Fokus auf u´bezogenen bzw. u´nahen DL (meint alle DL, die nicht von Konsumenten, sondern von U und somit im B2B-Sektor nachgefragt werden)
u´nahe Bereiche z.B.: Finanzierung, Vermietung, Rechts-, Steuer- und U-Beratung, Wirtschaftsprüfung, Marktforschung
in entwickelten Volkswirtschaften: zunehmende Individualisierung der Nachfrage auf den Konsumgütermärkten P immer weiter ausdifferenziert
steigende Segmentierung der Märkte in immer kleinere Nischen, zunehmende Heterogenität der P Konzept der „Mass Customization“: auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene P werden großer Zahl an Kunden angeboten, möglich durch Einsatz entsprechender Informations- und
Kommunikationstechnologien
Arten kundenindividueller LE:
Form der
Kundenintegration
Interaktionspunkt Grad der Kundenintegration Beispiel Match-to-order/locate-
to-order
Unterstützung bei Auswahl vorhandener Standardprodukte
Handel/Vertrieb soft customization Großhandel mit Beratung
Bundle-to-order Bündelung von
Standardprodukten und -leistungen zu einem individuellen Produkt
Handel/Vertrieb soft customization Handyvertrag, auf U bezogener Kredid
Assemble-to-order Individuelle Endmontage aus standardisierten Komponenten und Modulen
Endmontage hard customization Auto (z.B. opel adam, wo man sich
Farbkombination zusammenstellen kann)
Market-to-order Individuelle Fertigung inklusive
kundenspezifischer Komponenten
Fertigung hard customization Haus, Brücke
Anbieter hoffen auf höhere Preisbereitschaft der Kunden dadurch, dass diese individuell auf sich zugeschnittene P kaufen können
je individueller, desto höher Komplexitätskosten, Koordinationskosten für Anbieter-U
Produktionskosten fallen mit steigendem Grad der Arbeitsteilung (je mehr Spezialisierung, desto mehr Arbeitsteilung), gleichzeitig erhöhen sich Koordinationskosten mit zunehmender
Spezialisierung
Frage nach optimalem Grad der Arbeitsteilung
aktuell unterschiedliche Typen industrieller Service- bzw. DL-Anbieter:
Supplier (Lieferant), z.B. Rohstofflieferant
Packager (produziert etwas selbst, kauft etwas hinzu und verkauft P dann gebündelt), z.B.
Großhandel
Integrator, z.B. Scheinwerferproduzent
Outsourcer, z.B. Logistikunternehmen, Anbieter von Cloud-Plattformen
Operator (kümmert sich um Produktion, Instandhaltung, Integration; nur Distribution wird nicht vom Operator übernommen) , z.B. Magna, Foxconn
Anzahl kundenspezifischer Aktivitäten
1.4 Konsequenzen für Marketingforschung und –lehre
Problematik: keine trennscharfe, eindeutige Abgrenzung von DL und Sachgütern vornehmbar Dichotomie von Sach- und DL grundsätzlich aufgeben und stattdessen „Leistungsbündel“
vermarkten? gemeinsame Betrachtung von Business- und DL-Märkten
BDM umfasst systematische Analyse sowie Ausgestaltung von Transaktionsprozessen zwischen Marktparteien auf industriellen B2B-Märkten mit Ziel, Transaktionsdesign zu finden, das Zielsysteme der Transaktionspartner bestmöglich erfüllt; Vermarktungsobjekte dabei überwiegend
Leistungsbündel, die sich sowohl aus Sach- als auch aus DL zusammensetzen und deren Erstellung durch Integration von internen und externen Produktionsfaktoren gekennzeichnet ist
Kapitel 2 – Besonderheiten des BDM
U bzw. Organisationen (O) als Nachfrager, die selbst Leistungen für Dritte erstellen
abgeleitete (derivative) Nachfrage
investive und/oder produktive Verwendung
Mehrstufigkeit der Absatzmärkte
Verknüpfung von Wertschöpfungsprozessen
Absatzobjekte als Leistungsbündel
2.1 Abgeleitete Nachfrage als Ausgangspunkt des BDM
Nachfrager selbst als Anbieter auf ihren Absatzmärkten tätig von ihnen nachgefragte Leistungen werden nur beschafft, weil sie für Erstellung oder Vertrieb anderer Sach-oder DL benötigt werden
=derivative Nachfrage
(originäre Nachfrage = das, was Konsument nachfragt)
B2B- Anbieter
Handels- unterneh
men B2B-
Anbieter
B2B- Anbieter
B2B-Märkte
(Business-to-Business- Märkte)
B2C-Märkte
(Konsumgütermärkte)
Konsumenten originärer Bedarf abgeleiteter
Bedarf
vermarktete P und DL werden von Nachfragern nicht konsumiert, sondern zur eigenen LE verwendet, also investiv und/oder produktiv eingesetzt
U sollte sich intensiv mit der Mehrstufigkeit seines Absatzmarktes auseinandersetzen, Wertschöpfungskette durchdringen und verstehen
Verknüpfung von Wertschöpfungsprozessen in Business- und DL-Märkten
Porters Wertkette:
Verknüpfung von Anbieter- und Nachfragerkette
ständiger Wettbewerb; Wie kann mein U mit seinen Leistungen dem Nachfrager-U helfen, auf seinem Absatzmarkt Wettbewerbsvorteile zu erzielen?
je mehr es Anbieter gelingt, durch seine Problemlösungen seine Kunden bei Erreichung von Wettbewerbsvorteilen auf ihren eigenen Märkten zu unterstützen, desto
größer sind Vorteile, die er seinen Kunden bietet
höher ist damit seine Effektivität
mehr steigt der gesamte Wert der Aktivitäten in seiner eigenen Wertkette
stärker sind zu erwartende Vorteile, die seine direkten Kunden wiederum ihren Kunden bieten können
2.2 Absatzobjekte als Leistungsbündel
Leistungsbündel = Leistungsangebote eines Anbieters, die sich sowohl aus Sach- als auch aus DL eines Anbieters zusammensetzen und deren Erstellung durch Integration von internen und externen Produktionsfaktoren gekennzeichnet ist
Beurteilungsproblematik für Nachfrager
Unternehmensinfrastruktur Personalwirtschaft Technologieentwicklung
Beschaffung Eingangs-
logistik
Operations Ausgangs- logistik
Kunden- dienst primäre Aktivitäten
unterstützende Aktivitäten
erst einmal nur Leistungsversprechen
Leistungsversprechen = Leistungsangebote, die zum Zeitpunkt des Kaufabschlusses nicht oder noch nicht vollständig existent sind und bei denen Anbieter nach Vertragsabschluss auf Gestaltung der Leistungseigenschaft noch erheblichen Einfluss besitzt
Notwendigkeit der Unsicherheitsreduktion beim Nachfrager siehe 6.4
2.3 Integrative Leistungserstellung
Leistungserstellung des Anbieters im BDM als integrativer Prozess, P werden nach Kundenwunsch erstellt
integrativer Prozess unterteilt in:
Leistungspotenzial (LP)
LEP
Leistungsergebnis
LP = Vorkombination von Produktionsfaktoren zur Erstellung der Leistungsbereitschaft; umfasst alle Produktionsfaktoren, über die Anbieterunternehmen autonom disponieren kann und die es benötigt, um überhaupt Angebote offerieren zu können
LP also Potenzial- und Verbrauchsfaktoren, die von jeweiligen Beschaffungsmärkten bezogen wurden oder bezogen werden können, z.B. Immobilien, Vormaterialien, Lizenzen, Software, Personal
LE erfolgt, wenn die im LP akkumulierten internen Faktoren mit externen – vom Kunden
bereitzustellenden – Faktoren kombiniert werden Kunde kann deshalb auch als externer Faktor bezeichnet werden
Arten externer Faktoren:
Personen (z.B. Nachfrager selbst oder Mitarbeiter bei Beratungsmaßnahme)
sachliche Objekte (z.B. zu reparierende Maschine)
Rechte (die z.B. von einem Rechtsanwalt im Rahmen eines Rechtsstreits in Anspruch genommen werden dürfen)
Nominalgüter (die z.B. einer Bank mit dem Ziel der Erreichung von Zinseinkünften als Einlage zur Verfügung gestellt werden)
Informationen (die z.B. von U´sberater verarbeitet werden)
Tiere und Pflanzen (die z.B. von externem Dienstleister versorgt werden) wesentlichste Herausforderung: Notwendigkeit der Kundenintegration
Leistungsergebnis, welches Nachfrager erhält = Leistungsbündel, bestehend aus Elementen, die bereits in Vorkombination und solchen, die erst in LEP entstanden sind
LE = nach Aktivierung der Leistungsbereitschaft durchgeführte Kombination von externen und internen (Produktions-) Faktoren
Leistungsergebnis entsteht aus Zusammenführung (Integration) interner und externer Faktoren, wird auch als integrative Faktorkombination bezeichnet
Fall 1: dauerhafte Implementierung von Anbieter-Ressourcen beim Nachfrager, z.B. bei Outsourcing- Diensten
Fall 2: zeitweise Verlagerung von Anbieter-Ressourcen zum Nachfrager und Rückführung nach Abschluss der LE, z.B. bei Beratungsdiensten
Fall 3: räumliche Verlagerung von Nachfrager-Ressourcen in den LEP beim Anbieter, diese Bewegung wird in der Regel nur temporär erfolgen, z.B. bei Wartung und Instandhaltung von Flugzeugen Fall 4: virtuelle Zusammenführung von Anbieter- und Nachfragerressourcen (jede Ressource bleibt beim Eigentümer, wird aber durch IT so zusammengeführt, dass Erstellung der DL trotzdem möglich ist, nur durch Kommunikationstechnik möglich), z.B. Ferndiagnose- oder Fernwartungssysteme LEP dadurch gekennzeichnet, dass Mit- bzw. Einwirkung des externen Faktors sehr unterschiedlich ausfallen kann:
Eingriffstiefe (Auf welcher Wertschöpfungsstufe des LEP erfolgt Eingriff des Nachfragers?)
Eingriffsintensität (Wie hoch ist Anzahl integrativer Prozesse? Von welcher Art und welchem Umfang ist Mitwirkung des Nachfragers?)
Eingriffsdauer (Wie lange befinden sich vom Nachfrager bereitgestellte externe Faktoren in den Wertschöpfungsprozessen des Anbieters?)
Eingriffshäufigkeit (Wie häufig greift Nachfrager in LEP des Anbieters ein?)
Eingriffszeitpunkte (Wann greifen Nachfrager in LEP des Anbieterunternehmens ein?)
Kapazität des LP = Fähigkeit des LP, in definiertem Zeitabschnitt Leistungen in bestimmten Mengen und Qualitäten zu erstellen
Flexibilisierung Voraussetzung für Leistungsindividualisierung
2.4 Positionierung des LP
strategische Alternativen für U
1. Nur auf einer oder mehreren Wertschöpfungsebenen aktiv?
2. Für erfolgreiches Leistungsangebot nur weniger oder Vielzahl von Kompetenzen erforderlich?
Spezialist: Konzentration auf nur eine Wertschöpfungsstufe Anbieter benötigt nur begrenzte Anzahl an Kompetenzen
Integrator: Verknüpfung verschiedener Wertschöpfungsstufen miteinander, realisiert selbst hohe Wertschöpfungstiefe Vielzahl von Kompetenzen erforderlich
Koordinator: ebenfalls Verknüpfung verschiedener Wertschöpfungsstufen miteinander durch Koordination verschiedener Leistungsprozesse von U, dadurch entsteht Gesamtangebot weniger Kompetenzen erforderlich, vor allem: Projekt- und Schnittstellenmanagement Flexibilität des LP = Anpassungsfähigkeit des LP an divergierende („auseinanderstrebende“) Kundenansprüche
strategische Festlegung nicht als statisch anzusehen
Notwendigkeit, Kunden bei ihren Wertschöpfungsaktivitäten so zu unterstützen, dass diese in ihren eigenen Märkten erfolgreich agieren können
2.5 Wettbewerbsvorteile auf Business- und Dienstleistungsmärkten
ökonomische Sicht: Ziel des Tätigwerdens von U in Maximierung des Gewinns im Lebenszyklus der U Zielerreichung nur möglich, wenn es U gelingt, Wettbewerbsvorteile auf seinen Märkten zu erzielen Effektivität bedeutet die richtigen Dinge zu machen und Effizienz die Dinge richtig zu machen.
Nettonutzenvorteil (Effektivitätsvorteil) dann gegeben, wenn Anbieter ein aus Nachfragersicht im Vergleich zur Konkurrenz überlegenes Leistungsbündel (Kosten-Nutzen-Relation) anbieten kann und damit Ziele des Nachfragers besser erfüllt als relevante Konkurrenz
nur gegeben, wenn folgende Merkmale erfüllt sind:
Wahrnehmbarkeit: Vorteilhaftigkeit des Leistungsangebots muss nicht objektiv gegeben sein, sondern in subjektiver Wahrnehmung des Kunden bestehen
Bedeutsamkeit: Vorteilhaftigkeit muss in den vom Nachfrager als bedeutsam erachteten Leistungskriterien vorliegen
Dauerhaftigkeit: Vorteilhaftigkeit dar durch Konkurrenz nicht leicht imitierbar sein und muss über gewisse Dauerhaftigkeit verfügen
Effizienzvorteil zielt auf solche Unterschiede gegenüber den Potenzialen und Prozessen der
Wettbewerbern, die eine wirtschaftlichere Leistungserstellung (Input-Output-Relation) ermöglichen
Effizienzebene betrifft anbieterseitigen LEP, Effizienzvorteil ist Idealzustand
wir sprechen von Produktionsvorteilen, wenn Anbieter im Vergleich zur Konkurrenz in besserer Leistungserstellungsposition befindet
Produktionsvorteil kann durchaus mit Kostennachteil verbunden sein
sowohl Produktions- als auch Kostenvorteil gegenüber der Konkurrenz = Leistungserstellungsvorteil Vorteil im Vergleich zur Konkurrenz, wenn Nettonutzenvorteil oder Leistungserstellungsvorteil sind beide gegeben = absoluter Wettbewerbsvorteil
Nettonutzendifferenz = Anteil, um den Nutzen des eigenen Angebots den des/der relevanten Wettbewerber übersteigt
Fall 1: etwa gleiche Preise auf dem Markt, Anbieter kann Preis nicht mehr senken, da sonst wirtschaftliche Existenz bedroht wäre, also muss er zusätzlichen Nutzen stiften, um
Nettonutzenvorteil zu erzielen
Fall 2: etwa gleicher Nutzern aller Produkte, Nettonutzenvorteil kann nur über geringeren Preis im Vergleich zur relevanten Konkurrenz erzielt werden
Kapitel 3 – Gestaltung des integrativen Leistungsprozesses
Möglichkeit der Standardisierung oder Individualisierung einer Leistung Anbieter muss folgendes prüfen:
Bereitschaft und Fähigkeit des Kunden, im LEP mitzuwirken
Eingriffspunkte des Kunden in LEP
3.1 Leistungsindividualisierung versus Leistungsstandardisierung
3.1.1 Charakteristika von Leistungsstandardisierung und Leistungsindividualisierung
Leistungsstandardisierung: Nachfrager kann Leistung nicht oder nur in sehr geringem Maße verändern, Leistungsergebnis für alle Kunden gleichLeistungsindividualisierung: Anbieter schneidet Leistungsergebnis genau auf Nachfrager zu, betrifft vor allem die Bereiche Produktgestaltung (im engeren Sinne), produktbegleitende DL, „reine“ DL
3.1.2 Kombination von Individualisierung und Standardisierung
bei Leistungsindividualisierung liegt beim Kauf nur Leistungsversprechen vor Unsicherheit beim Nachfrager, ob Anbieter dieses auch erfüllen kann
Potenzial Prozess Produkt
Potenzial
Kaufent- scheidung
Kaufent-
scheidung
Prozess Produkt
Leistungsstandardisierung
Leistungsindividualisierung
Auswirkungen der Individualisierung auf Nutzen- und Leistungserstellungsvorteil
Auswirkungen der Standardisierung auf Nutzen- und Leistungserstellungsvorteil
3.2 Analyse und Förderung der Kundenintegrativität
ohne Kundenmitwirkung (Integrativität) kann Anbieter Leistung nicht erbringen mangelndes Prozessbewusstsein: Kunde ist sich seiner Mitwirkung nicht bewusst Einzigartigkeit
der Leistung
Entstehung von Verhaltens- unsicherheit
Interaktions- aufwand
zunehmender Preisspielraum
abnehmende Erfahrungseffekte
Ausmaß des Wettbewerbsvorteils Nutzenvorteil für
die Kundenseite
Leistungserstellungsvorteil für die Anbieterseite
Überwindung von Qualitätsunsicher- heiten
Entstehung von Netzeffekten
Substituierbarkeit der Leistung
zunehmende Erfahrungskurven- effekte
abnehmender Preisspielraum
Ausmaß des Wettbewerbsvorteils Nutzenvorteil für
die Kundenseite
Leistungserstellungsvorteil für die Anbieterseite
VERSUS
mangelnde Prozessevidenz: Kunde weiß nicht, wann und wie er Leistung erbringen soll
Prozessevidenz:
Problemevidenz: Was genau soll Kunde tun?
Integrationsevidenz: Wann und wo soll Kunde mitwirken?
Faktorevidenz: Womit soll Kunde mitwirken? (Welche Produktionsfaktoren (Personen, Rechte, Nominalgüter…) sollen von ihm in LEP eingebracht werden?)
Anbieter muss erkennen, ob bei Nachfragern eventuell Willens- oder Fähigkeitsbarrieren vorhanden sind
Kundenskripts = beim Kunden hinterlegte Wissensstrukturen (sogenannte Schemata), die routinierte Verhaltensweisen beschreiben, die dieser aufgrund von Erfahrungen und Vorwissen erlernt hat;
stellen typische Reaktionen des Kunden dar, die er in bestimmten Situationen mit großer Wahrscheinlichkeit zeigen wird
Kundenentwicklung: Maßnahmen, um Mitwirkung von Kunden effizienter und effektiver zu gestalten:
Customer Environment: alles Aspekte, die Umfeld der Integration betreffen (z.B. Ambiente bei der Kundenmitwirkung, Zeichen, Symbole)
Customer´s Job Structuring: umfasst Customer Depowering (Einschränkung) und Customer Empowering (Ausweitung von Kundenaktivitäten)
Customer Enablement: alle Vorgehensweisen, mittels derer Qualifikationsniveau des Kunden verbessert wird
3.3 Analyse von Kundenintegrationsprozessen mittels Blueprinting
Blueprinting bezeichnet allgemein eine Methode zur Visualisierung des Aktivitäten und des Ablaufs von Prozessen. Mit Hilfe eines Blueprints können Prozessabläufe besser analysiert, geplant und gesteuert werden.
3.3.1 Konzept der ServiceBluePrint
TM Line of interaction: zur Trennung von Kunden- und Anbieteraktivitäten
Line of visibility: zur Abgrenzung von für den Kunden sichtbaren Aktivitäten („onstage activities“) gegenüber für den Kunden nicht sichtbaren Aktivitäten („backstage activities“)
Line of internal interaction: zur Unterscheidung von Aktivitäten des Kundenkontaktpersonals (primäre Kundenprozesse) von den Aktivitäten anderer Mitarbeiter (sekundäre Kundenprozesse,
„support activities“)
Line of order penetration: zur Trennung der integrativen, d.h. mit einzelnen Kunden gemeinsam durchzuführenden und zu koordinierenden Aktivitäten von den autonom vom Anbieter
disponierbaren Potenzialaktivitäten (Preparation- und Facility-Aktivitäten)
Line of implementation: zur Separierung von Durchführungsaktivitäten, Planungs- und Kontrollaktivitäten („facility activities“)
Struktur des ServiceBluePrintsTM:
Effizienzsteigerung von Prozessschritten
Eliminierung: Reduzierung des Aufwandes und/oder der Durchlaufzeit
Parallelisierung: Reduzierung der Durchlaufzeit
Vermeiden von Rücksprüngen: Reduzierung des Aufwandes und/oder der Durchlaufzeit
Vereinfachung: Reduzierung von Schnittstellen, des Aufwands und/oder der Durchlaufzeit
Kapitel 4 – Handlungsebenen im BDM
U im Wettbewerb können auf unterschiedlichen Ebenen agieren, die durch unterschiedlich enge Beziehungen zum Nachfrager gekennzeichnet sind
1. Märkte: Anbieter bietet Leistungen für alle auf einem für ihn relevanten Markt vorhandenen Nachfragern an; einzelner Nachfrager dabei nicht bekannt, „anonymer Markt“
2. Marktsegmente: sind durch homogenes Nachfragerverhalten gekennzeichnet, müssen vom Anbieter identifiziert werden
3. Einzeltransaktionen: individuelle Anpassung des Leistungsangebots an spezifische Kunden, direkter Kontakt zwischen Anbieter und Nachfrager
Kundenaktivitäten
line of interaction Onstage-Aktivitäten
line of visibility
line of internal interaction Backstage-Aktivitäten
line of order penetration Support-Aktivitäten
line of implementation Facility- Aktivitäten
Preparation- Aktivitäten
Anb iet er -Akti vit ät en
unsichtbare Aktivitäten sekundäre Aktivitäten Potenzial- Aktivitäten unmittelbar kundeninduzierte Aktivitäten4. Geschäftsbeziehung (GB): Folge von Einzeltransaktionen, Anbieter offeriert Kunden gleich- oder verschiedenartige Leistungen über längeren Zeitpunkt hinweg
Marktebene Kundenfokus
Ebene 1: Märkte Gesamtnachfrage E 2: Marktsegmente Kundengruppen
E 3: GB Einzelkunde
E 4: Einzeltransaktion einzelner Beschaffungsakt
Bargaining Transactions (BT) = Transaktionen, die der Übertragung von Verfügungsrechten an Austauschobjekt durch Übereinkuft rechtlich gleichgestellter Akteuere dienen.
Managerial Transactions (MT) = Transaktionen zwischen rechtlich nicht gleichgestellten Akteuren, die der Erfüllung der in der BT eingegangenen Pflichten dienen.
z.B. Mietverhältnis:
BT = Unterzeichnung Mietvertrag
MT = Mieter ist verpflichtet, Miete zu zahlen; hat Befugnis, Mietsache zu nutzen MT demnach Umsetzung der BT
Verfügungsrechte (Property Rights) bestimmen die aufgrund von Gesetzen, Verträgen oder sozialen Verpflichtungen zwischen Individuen vorgenommene Zuordnung von Ansprüchen an Ressourcen bzw. Gütern
Verfügungsrecht Beschreibung Beispiel
Gebrauchsrecht
„ius usus“
Recht, eine Sache zu benutzen Das Recht, eine Software zu nutzen
Veränderungsrecht
„ius abusus“
Recht, die Sache in Form und Aussehen zu verändern
Das Recht, eine Software zu verändern
Fruchtziehungsrecht
„ius usus fructus“
Recht, die Erträge, die mit der Benutzung einer Sache einhergehen, zu behalten
Das Recht, die Erträge aus der Vermietung einer Software zu erhalten
Weitergaberecht
„ius succesionis“
bzw. „ius abutendi“
Recht, die Sache gesamt oder teilweise zu veräußern und den Veräußerungsgewinn einzubehalten
Das Recht, eine Software zu verkaufen
Ausschlussrecht Recht, andere von der Nutzung einer Sache auszuschließen
Das Recht, andere von der Nutzung bestimmter Teile einer Software ausschließen zu dürfen
Konzentration = Zuordnung aller Verfügungsrechte zu einem Akteur
Verdünnung („Attentuation“) = Zuordnung von Verfügungsrechten auf mehrere Akteure
Make-or-Buy-Entscheidung:
Akteure sind Eigentümer und Nutzer von Ressourcen
Akteure sind keine
Eigentümer, aber Nutzer von Ressourcen
Akteure führen Aktivitäten selber durch
Fall 1: Buy and make Fall 3: Rent and make
Akteure lassen Aktivitäten durchführen
Fall 2: Buy and let make Fall 4: Rent and let make
Vertragsformen:
Kaufvertrag (Buy an Ressourcen wird realisiert)
Miet-, Leasing und Pachtvertrag (Rent)
Arbeitsvertrag (Make)
Dienst- und Werkvertrag (Let make)
4.2 Handlungsebenen der GB
4.2.1 Bedeutung und Charakteristika von GB
GB = Folge von Markttransaktionen zwischen Anbieter und Nachfrager, die nicht zufällig sind
Abfolge von Markttransaktionen (Zeitraumbezug)
Verknüpfung von Markttransaktionen
Existenz einer „inneren Verbindung“ (gute Gründe), z.B. Zufriedenheit, spezifische Bindungen
ein- oder zweiseitige Investitionen der Marktparteien zur Errichtung bzw. Erhaltung einer Kunden- oder Lieferantenbeziehung
jede Form von GB bedarf innerorganisatorische Umsetzung
4.2.2 Grundtypen und Wert von GB
ungeplante GB
(„De facto-GB“)geplante GB Ersttransaktion
unspezifische Situation unbewusste Entscheidung
fundamentale Transformation
bewusste Entscheidung
Folgetransaktionen
allmähliche Bindung Commitment
zwangsweise Bindung
Lock-In-Effekte
Customer Lifetime Value = eine kundenbezogene Wirtschaftlichkeitsrechnung; Interpretation der Kundenbeziehung als Investition, die im Zeitablauf Kosten verursacht und Erlöse erwirtschaftet
4.2.3 Arten und Bestimmungsgrößen der Kundenbindung
Commitment = Erreichen von Kundenbindung bzw. einer vom Kunden subjektiv empfundenen Anbieterbindung
U will Kunden fest an sich binden, ohne selbst fest an Kunden gebunden zu sein Unterscheidung zwischen freiwilligen und unfreiwilligen Bindungen
Zentrale Einflussgrößen auf die Kundenbindung
zentrale Determinanten der freiwilligen Bindung:
Qualitätsvorteil
Kundenzufriedenheit („Nullabweichung vom Kundenwunsch“)
CD-Paradigma: Confirmation/Disconfirmation-Paradigma, Vergleich der vom Kunden wahrgenommen Leistung (Ist) mit Anspruchsniveau (Soll-Leistung) des Kunden
Vertrauen (freiwillige Erbringen einer riskanten Vorleistung unter Verzicht auf expliziter vertragliche Sicherungs- und Kontrollmaßnahmen gegen opportunistisches Verhalten in der Erwartung, dass sich der andere trotz Fehlens solcher Schutzmaßnahmen nicht opportunistisch verhalten wird)
zentrale Determinanten der unfreiwilligen Bindung:
Sunk Costs
Opportunitätskosten
direkte Wechselkosten
Freiwillige Bindungsdimension Unfreiwillige Bindungsdimension
Zufrieden- heit
Qualitäts- vorteil
Vertrauen Opportunitäts-
kosten
spezifische Investitionen
(sunk costs)
direkte Wechsel- kosten
Beziehungswert Unsicherheit Wechselkosten
Kundenbindung
+ + + +
+ +
+ +
Quasi-Rente = bezeichnet den (fiktiven) Wert, der sich aus Differenz zwischen Ertrag einer Investition in ihrer besten Verwendung (bzw. der aktuellen Transaktion) und dem Ertrag in ihrer nächstbesten Verwendung (bzw. Transaktion) ergibt
Lock-In-Situation, wenn ein Entscheidungsträger aufgrund spezifischer Investitionen und/oder positiver Erfahrungen in seinen zukünftigen Handlungsweisen mehr oder weniger stark festgelegt ist
Kategorien spezifischer Investitionen:
Transaktionsbeziehungsspezifische ~
Geschäftsbeziehungsspezifische ~
Transaktionsobjektspezifische ~
Out-Supplier: will In-Supplier verdrängen, um seine Position einzunehmen In-Supplier: befindet sich in bereits bestehender GB
Kapitel 5 – Die grundsätzliche Beschaffungsentscheidung des Nachfragers und nachfragerseitige Nutzungsprozesse
5.1 Die „Make-or-Buy“-Entscheidung des Nachfragers 5.1.1 Begriff der „Make-or-Buy“-Entscheidung
„Make-or-Buy“-Entscheidung = Prozess der Entscheidungsfindung von Unternehmenseinheiten für die Eigenerstellung oder den Fremdbezug von Vorprodukten oder Vorleistungen und/oder
betriebliche Funktionen für die LE oder den Weiterverkauf
in folgenden Fällen besonders relevant:
Übernachfrage und kurzfristig fehlende U´ressourcen
Sortimentserweiterung und Erstellung von Innovationen
strategische Neuausrichtung
Kostensteigerungen
Outsourcing (Fremdbezug oder Buy-Entscheidung) = Verlagerung von bisher intern erbrachter Leistungen an andere U mit Folge, dass betreffende Vorprodukte und DL von diesen U eingekauft werden (müssen)
Objekte von „Make-or-Buy“-Entscheidungen können sein:
(Vor-) Produkte
DL bzw. Prozesse
betriebliche Funktionen
5.1.2 Kriterien für die „Make-or-Buy“-Entscheidung
operative Kriterien: Erlöse, Zugänglichkeit, Kapazität
Entscheidungskriterien für operative „Make-or-Buy“-Entscheidungen:
standardisiert exklusiv
Markt bzw.
Marktsegment
generelle Eignung für Outsourcing
Eignung nur, wenn Wirtschaftlichkeit nicht leidet
Einzelkunde Eignung nur, wenn die Kundenorientierung nicht leidet
keine Eignung für Outsourcing
bei Entscheidung beachten: Kosten, Kompetenz/Know-how (Humankapitalspezifität), Qualität, Komplementarität, Kontrolle, Flexibilität, Organisation, Risiko, Zeit/Geschwindigkeit, Komplexität, Psychologisch-soziologische Motive, Verwendungszeck
5.2 Elementare Charakteristika nachfragerseitiger Nutzungsprozesse
Geschäftsprozess = zeitliche Abfolge von Aktivitäten, die inhaltlich abgeschlossen, sachlogisch begründet und zur Bearbeitung eines betriebswirtschaftlich relevanten Objektes erforderlich sind
Integralqualität = Eignung einer Anbieterleistung zur Integration in die Nutzungsprozesse des Nachfragers
Integralqualität muss von funktionaler Qualität einer Leistung unterschieden werden
Handlungsebene des Nachfragers
Standardisierungsgrad von Ressourcen
Bezug der Integralqualität auf:
Produktqualität
Lebensdauer von P
Verfügbarkeit von P
5.2.2 Mehrstufige Integralqualität
Anbieter sollten nicht nur Nutzungsprozesse ihrer Nachfrager, sondern auch die deren Nachfrager (der Konsumenten) genauer untersuchen
so erhalten sie Verständnis für den „Kunden des Kunden“ und können prüfen, ob ihre Leistungen nicht nur Integralqualität für ihre direkten Kunden aufweisen, sondern auch bezüglich der Nutzungsprozesse der Konsumenten besitzen
„mehrstufige Integralqualität“
Kapitel 6 – Das Kaufverhalten von Unternehmen 6.1 Besonderheiten des Kaufverhaltens im BDM
Bestimmungsgrößen der Kaufentscheidung von maßgeblichem Einfluss auf Ausgestaltung der Marketingaktivitäten eines Anbieters Analyse des Kaufverhaltens gewissermaßen Herzstück des Marketings
Kaufentscheider im BDM in der Regel Mitglieder von O, Mehrpersonenentscheidungen
Modell des organisatorischen Kaufverhaltens (Webster/Wind 1972a, S.15):
III. Kollektivebene (Buying Center-Ebene) (Herausbildung Kollektivpräferenzen)
besondere Unsicherheitssituation der Nachfragerseite von besonderer Bedeutung bei Kaufentscheidungen im BDM
6.2 Buying Center-Kaufentscheidungen
Analyse des Buying Centers (BC) und der Bildung von Kollektivpräferenzen im Buying Center
Buying Center = formelle und/oder informelle Zusammenfassung derjenigen Person, die in O eine Kaufentscheidung gemeinsam treffen oder diese zumindest indirekt beeinflussen
I. Umweltebene
Physische Umwelt Ökonomische Umwelt Rechtliche Umwelt Technologische Umwelt Politische Umwelt Kulturelle Umwelt
II. Organisationsebene
Unternehmenstechnologien Organisationsstruktur, Mitglieder der Organisation -ziele und -aufgaben
Einkaufstechno-logien Organisation der Einkaufsfunktionund des Buying Centers Aufgaben undZiele eines konkreten Buying Centers Buying-Center- Mitglieder,Struktur, Ziele
Organisationale Kaufentscheidungen
IV. Individualebene
Prädisponierende, kognitive und aktivierende Variable der Buying Center-Mitglieder (Herausbildung von Individualpräferenzen)
Rollen der BC-Mitglieder
Machtpositionen der BC-Mitglieder
Informationsverhalten der BC-Mitglieder
Kommunikationsverhalten der BC-Mitglieder
Rollen von O-Mitgliedern im BC, Ansatz von Webster/Wind
User (Nutzer): sind nach Kauf mit Nutzung der Leistung betraut; Schlüsselstellung im Beschaffungsprozess, verfügen meist über entsprechende Erfahrung im Umgang der zu beschaffenden Leistung
Influencer (Beeinflusser): beeinflusst direkt oder indirekt Kaufentscheidung aufgrund ihrer Erfahrungen und durch Bereitstellung von Informationen; Influencer oft Experten, die durch Fachwissen oder Informationsverhalten Entscheidung beeinflussen
Buyer (Einkäufer): haben formale Berechtigung, Kauf abzuschließen, in der Regel in Einkaufsabteilung eines U/einer O angesiedelt
Decider (Entscheider): haben hierarchiebedingt Entscheidungsmacht, tragen Verantwortung für Kaufentscheidung, müssen nicht zwangsweise über alle Aspekte der Kaufentscheidung informiert sein; häufig Mitglieder des oberen Managements oder der U´leitung
Gatekeeper (Informationsselektierer): selektieren Informationen und steuern Informationsfluss im BC, womit sie direkt wichtige Grundlagen der Kaufentscheidung beeinflussen, häufig
Mitarbeiter der Sekretariats oder Assistenten
Einfluss der BC-Rollen im Kaufentscheidungsprozess (nach Webster/wind 1972b, S.80):
User Influencer Buyer Decider Gatekeeper
Problemerkennung
X X
Problemspezifikation
X X X X
Suche von
Kaufalternativen
X X X X
Bewertung von
Kaufalternativen
X X X
Anbieterauswahl
X X X X
Träger der Rollen nichts zwangsweise verschiedene Personen, im Extremfall sogar nur eine Macht = Fähigkeit, Verhalten anderer Personen oder einer Gruppe von Personen entsprechend eigener Vorstellungen zu beeinflussen oder erzwingen zu können
fünf Machtbasen:
Legitimate Power (Legitimationsmacht) ergibt sich aus Zugeständnis anderer Personen, welches auf Basis von Wertvorstellungen erteilt wird; damit basiert Legitimate Power vor allem auf hierarchischer Position einer Person im U
Expert Power (Expertenmacht) basiert auf Fach- oder Expertenwissen von Personen, das sie gegenüber anderen abhebt
Referent Power (identifikationsmacht oder Vorbildmacht): wenn andere sich mit Person identifizieren und Gefühl der Zugehörigkeit zu ihrem Vorbild entwickeln
Reward Power (Belohnungsmacht) resultiert aus Möglichkeit einer Person, andere für ihre Tätigkeiten zu belohnen
Coercive Power (Bestrafungsmacht) resultiert aus Möglichkeit, andere für ihre Tätigkeiten zu bestrafen
Promotoren und Opponenten der Kaufentscheidung nach Witte:
hierarchische Position fachliche Kompetenz
Förderung Machtpromotor Fachpromotor
Verhin- derung
Machtopponent Fachopponent
Promotoren fördern Beschaffungsprozess aktiv
Opponenten versuchen, Beschaffung zu verzögern oder zu verhindern
Bildung von Kollektivpräferenzen im BC
Kommunikationsflüsse: Informationsverhalten der BC-Mitglieder, Konfliktlösungsverhalten der Bc- Mitglieder
Informationsverhalten
literarisch-wissenschaftlich orientierter
objektiv wertender
spontan passiver
Wirkrichtung bzgl.
der
Kaufentscheidung
Machtquelle (Machtbasen)
Informationssucher
Informationsverarbeitungsverhalten
Fakten-Reagierer
Image-Reagierer
Reaktionsneutrale Kommunikationsverhalten
Vertical involvement: Anzahl beteiligter Hierarchieebenen
Lateral involvement: Anzahl beteiligter Abteilungen
Extensivity: Anzahl der Personen im BC
Connectedness: kommunikative Verknüpfung zwischen den BC-Mitgliedern
Centrality: direkte Kommunikationsverbindungen des formalen Einkaufsleiters zu den übrigen BC-Mitgliedern
Konfliktlösungsstrategin im BC nach Day/Michaels/Purdue 1988, S.155:
6.3 Unsicherheiten bei der Beschaffung von Leistungsbündeln
Beurteilungsproblematik
originäre Ursache der Unsicherheit in bounded rationality begründet
bounded rationality (beschränkte Rationalität) = Akteur kann Informationen nur unvollständig beschaffen und ist in seinen Informationsverarbeitungskapazitäten beschränkt
konkurrierend
(competing) kooperierend
(collaborating)
Kompromiss
(compromissing)
entgegenkommend
(accommodating)
vermeidend
(avoiding)
unbestimmt bestimmt Versuch, die eigenen Bedürfnisse zu erfüllen
Versuch, die Bedürfnisse der anderen Partei zu erfüllen
unkooperativ kooperativ
Grundformen der Unsicherheit:
(1) Umweltunsicherheit („event uncertainty“), exogene Unsicherheit, Ereignisunsicherheit, technologische Unsicherheit: liegt vor, wenn sich Informationsdefizite eines Akteurs auf Variablen beziehen, die sich außerhalb des betrachteten ökonomischen Systems, d.h. in exogener Umwelt befinden
Marktteilnehmer kann sich Umweltunsicherheiten nur passiv anpassen, sie aber nicht aktiv beeinflussen
(2) Marktunsicherheit („market uncertainty“), endogene Unsicherheit: liegt vor, wenn Marktakteur innerhalb einer Austauschbeziehung über relevante Marktbedingungen (z.B. Preise oder Qualitäten von Gütern) unvollkommen informiert ist, was zu nur begrenzt rationalen Entscheidungen führt
Erscheinungsformen der Marktunsicherheit:
Verhaltensunsicherheit
Opportunismus = „Ein Wirtschaftsobjekt nutzt eine zu seinem Gunsten bestehende asymmetrische Informationsverteilung unter Zunahme von List und Tücke einseitig zu seinem Gunsten aus.“
Beurteilung eines Leistungsbündels hängt von der Frage ab, Ob und Wann Unsicherheit abgebaut werden kann
Abgrenzung der informationsökonomischen Eigenschafskategorien, Ralf, 2000, S.53
Informationsasymmetrie liegt vor, wenn zwei Akteure über unterschiedliche Informationsstände verfügen und einer der beiden Akteure über einen Informationsvorsprung verfügt, d.h. besser informiert ist
in der Regel Anbieter besser über Leistungsqualität informiert
6.4 Nachfragerseitige Strategien zur Unsicherheitsreduktion
durch Screening:
Screening = zielgerichtete Informationsbeschaffung durch schlechter informierte Marktseite zur Reduktion der Unsicherheit
Unsicherheitsreduktion durch anbieterseitiges Signaling:
Signaling = zielgerichtetes Aussenden von Signalen durch besser informierte Marktseite, um Informationsstand der schlechter informierten Marktseite zu erhöhen
spezifische Leistungssignale:
• direkter Bezug auf konkrete Leistungseigenschaften eines Angebotes (Such- und Erfahrungseigenschaften)
universelle Leistungssignale:
• Kein Bezug auf konkrete Leistungseigenschaften
• Fokussierung auf komplettes Leistungsangebot oder Anbieterunternehmen in seiner Gesamtheit
Selbstbindung eines Anbieters ist vorhanden, wenn er gegenüber Nachfrager bestimmte Verhaltensweisen verspricht und sich selbst an diese Versprechung glaubhaft bindet.
Unterscheidung:
Selbstbindungen ohne Geiselstellung und Selbstbindungen mit Geiselstellung
spezifische Leistungssignale
universelle Leistungssignale
ohne Geiselstellung
Produkt-/Teilpreise
produktspezifische Werbung
Berichte zu Funktions- tests
…
Unternehmens- kommunikation
Serviceorganisation
Vertriebssystem
Bekanntheit
Preisimage
…
mit Geiselstellung
Garantien
Versicherungen
Produktimages
…
Reputation
Dachmarken
Unternehmensimage
…
Reputation = Ansehen oder guter Ruf einer Marktpartei, basiert auf der von Akteur in Vergangenheit am Markt gezeigter Sorgfalt und Berechenbarkeit seiner Aktivitäten
Reputationsprämie = Steigerung des Gewinns durch erhöhte Preisbereitschaft des Nachfragers, besonders geeignet bei bestehenden Unsicherheiten vor dem Kauf
Kapitel 7 – Kauftypen und Marktsegmentierung im BDM 7.1 Typisierung von Kaufverhaltensweisen
Typologie: zwei oder mehr Kriterien werden simultan zur Charakterisierung des
Untersuchungsobjektes herangezogen, sodass sich durch Kombination dieser Kriterien dessen Gesamteindruck abbilden lässt
Consumer Marketing: Unterscheidung zwischen extensivem, limitiertem, habitualisiertem und impulsivem Kaufverhalten
DL-Marketing: wenig Versuche, Kaufverhalten zu typisieren, da sich Kaufprozess bei DL nicht von dem bei Sachleistungen unterscheidet, wenn Kaufentscheidung einer DL primär auf Beurteilung des LP eines Anbieters beruht
7.1.1 Güterbezogene Typisierungsansätze
finden sich sowohl im B2B- als auch im DL-Bereich DL-Sektor: „Dienstleistungstypologien“B2B: „Commodity-Approach“, Abgrenzung nach Produktcharakteristika, oft Differenzierung nach Industrie- und Konsumgütern
Ansätze versuchen alle, Besonderheiten der Erscheinungsform von Absatzobjekten herauszuarbeiten, um dann Schlussfolgerungen über Kaufverhalten zu ziehen Ansätze für Marketing herausarbeiten Kritik: Kaufobjekt grundsätzlich nicht anzusehen, wie es gekauft wird; in Büchern für verschiedene Branchen letztendlich doch ähnliche Ansätze für operative und strategische Marketing-
Überlegungen; im Hinblick auf Kaufverhalten auch in homogenen Gütergruppen oft große Diskrepanzen; auch zwischen Gütergruppen können auch große Gemeinsamkeiten in Kaufverhaltensweisen vorliegen
güterbezogene Betrachtung wird als nicht zweckmäßig erachtet, nicht weiter verfolgt
7.1.2 Nachfragerbezogene Typisierungsansätze
Ziel: charakteristische Merkmale unterschiedlicher Kaufverhaltensweisen herausarbeiten Kauftypen in Abhängigkeit der Kaufunsicherheit (siehe informationsökonomisches Dreieck) Komplementarität der drei Eigenschaftskategorien eindeutige Positionierung der Kaufentscheidung
Such-, Vertrauens- und Erfahrungskäufe (informationsökonomisches Dreieck) (Weiber 1993):
Informationsökonomisches Dreieck wird als allgemeingültig für alle Arten von Kaufprozessen angesehen, empirisch bestätigt
Zuordnung Leistungseigenschaften unterliegt subjektiver Einschätzung der Nachfrager, Kaufsituation spielt Rolle
Entscheidertypen im Buying Center
Verschiedene Rollen als Ansatzpunkt, eine Person kann auch mehrere Rollen haben
Entscheidungsorientierte (selektive Informationssuche, immun gegen Imagefaktoren, schnelle Entscheidung erwünscht)
Faktenorientierte (breitgefächerte Informationssuche, an Details interessiert, verzögern Entscheidungen häufig)
Sicherheitsorientierte (selektiv Suche, besonders an Imagefaktoren interessiert, Risikoaspekt im Vordergrund, eher zögerliche Entscheidung)
Inspekteure (hohe Informationssuche bezüglich produktbezogener Leistungsmerkmale, nachrangige Orientierung an Reputation und Kompetenz des Anbieters)
Vertrauenskäufe
Erfahrungskäufe
Suchkäufe
100%
reine Vertrauenskäufe
100%
100%
reine
Erfahrungskäufe
reine Suchkäufe Anteil an
Sucheigenschaften
Anteil an
Erfahrungseigenschaften Anteil an
Vertrauenseigenschaften
Droege/Backhaus/Weiber
Fachkundiger Sucher (bringen vor allem Sucheigenschaften in Informationspool des BC) Koordinatoren (bringen vor allem Erfahrungseigenschaften in Informationspool des BC) Machtinhaber (bringen vor allem Vertrauenseigenschaften in Informationspool des BC)
Kollektive Kaufentscheidung im BC führt zu deutlicher Reduktion von Erfahrungs- und Vertrauenseigenschaften und damit auch der kollektiven Kaufentscheidung
7.2 Marktsegmentierung im BDM
Kauftypen unabhängig von konkreten Märkten als allgemeine Abbildung
Marktsegmentierung: Aufteilung Gesamtmarkt in Nachfragergruppen (Segmente), die dadurch gekennzeichnet sind, dass innerhalb eines Segments möglichst große Homogenität und zwischen Segmenten möglichst große Heterogenität besteht
Käuferverhalten Ausgangspunkt der Marktsegmentierung
Reale Märkte: aktuelle/potentielle Kunden unterscheiden sich hinsichtlich Bedürfnissen und Verhaltensweisen
Drei zentrale Problembereiche der Marktsegmentierung: Informationsaspekt, Entscheidungsaspekt, Aktionsaspekt
Bilden von Marktsegmenten (Informationsaspekt)
Geeignete Kriterien identifizieren, dann mittels derer Vorgehensweise, die Zusammenfassung von Nachfragern erlaubt, finden
Methodischer Fokus, multivariate Analysemethoden
Identifikation von Segmentierungskriterien, um sicherzustellen, dass die zu Marktsegment zusammengefassten Kunden in Bezug auf Kaufverhaltensweisen ähnlich sind und möglichst unterschiedlich zu anderen Segmenten (Inter-Segment-Heterogenität)
Anforderungen an Segmentierungskriterien:
Messbarkeit
Kaufverhaltensrelevanz Wirtschaftlichkeit
…
Kerndilemma: möglichst enger Bezug zur Realität versus möglichst einfache Erfassung
Aus Vielzahl an Merkmalen jene herausfiltern, die Gemeinsamkeiten im interorganisationalen Beschaffungsverhalten herausstellen können
Direkt beobachtbare Einzelmerkmale oder ableitbare komplexe Merkmale In Praxis häufig einfach erfassbare Kriterien
Einstufige Segmentierungsansätze greifen jeweils nur einfache Aspekte des organisationalen Beschaffungsverhalten auf
kann zu Fehlsteuerungen führen
Lampach
z.B. Ländersegmentierung (steigende Bedeutung)
können Komplexität von Kaufentscheidungen nicht ausreichend erfassen
Mehrstufige Segmentierungsansätze zwei-, drei- und fünfstufige Segmentierungsansätze Zweistufig: Makro/Mikro-Segmentierung (erst Makro-, dann wenn nötig Mikro-)
Makro: Merkmale beschaffender Organisation
Mikro: verschiedene Charakteristika des BC und der BC-Mitglieder Dreistufig: differenzierte Betrachtung der Mikro-Ebene
Kriterien auf Einzelne bezogen immer schwer zu erfassen Aufwendige Informationsgewinnung
Strukturen und Zusammensetzung in BC können sich verändern
„Kunst“, Segmente von Umfang und Zahl so bestimmen, dass wichtige kaufverhaltensrelevante Unterschiede auf relevantem Markt erfasst bzw. nicht übersehen werden und gleichzeitig Zahl der Segmente überschaubar halten
Vier Arbeitsschritte:
1. Gliederung Nachfrager nach einfach erfassbaren Kriterien 2. Suche nach weiteren sinnvollen Segmentierungskriterien 3. Suche nach BC-bezogenen Merkmalen
4. Erhebung und Nutzung abgeleiteter, komplexer Merkmale in Erwägung ziehen
Auswahl und Bearbeitung von Marktsegmenten (Entscheidungsaspekt und Aktionsaspekt) Entscheidung über Auswahl zu bearbeitender Marktsegmente, auch „Zielgruppenbestimmung“,
„Zielgruppendefinition“
Segmentvolumina und –potentiale hinsichtlich Menge und Wert erreichbare segmentbezogene Marktanteile
erzielbare Preisniveaus
Anfragehäufigkeit und Anfrageumfang segmentspezifische Kosten
Gewinn- oder Deckungsbeitragsgröße
Segmentdeckungsbeitrag = Erlösbetrag, den ein Marktsegment nach Abzug der segmentspezifischen Kosten zur Deckung aller Kosten, die nicht segmentspezifisch zugerechnet werden können oder sollen
Für Beurteilung von Marktsegmenten heranziehen:
segmentspezifische Entwicklungstendenzen (Nachfrage, Wettbewerb, Umfeld) Grad der gegebenen und/oder erreichbaren Kundenbindung
segmentspezifische Wettbewerbsvorteile
Entscheidung über Bearbeitung von Marktsegmenten:
Marktabdeckung total oder nur partial Art der Marktbearbeitung
Marktabdeckung
Teilweise Vollständig
Differenziert
selektiv-differenziertes differenziertes
Marketing Marketing
Art der
Marktbearbeitung
Undifferenziert konzentriertes undifferenziertes
(Formen der Marktbearbeitung)
7.3 Dynamisierung der Marktsegmentierung im BDM
Marktsegmentierung: Problematik, dass Zeitstabilität Marktsegmenten unterstellt wird und damit Marktsegmentierung von Strukturen im Markt ausgeht nur Annahme, in Realität:
Marktveränderungen
Erforderlich: dynamische Marktsegmente, stetige Veränderung der gebildeten Marktsegmente Regelfall
Zwei Arten dynamischer Veränderungen:
Content Change: Veränderung der Teilnehmerstruktur innerhalb bestehender Segmente Structural Change: Veränderungen der Segment selbst (Größen-, Homogenitäts- und Grenzveränderungen)
zu Grenzveränderungen: Major und Minor Dispersion
Major: Homogenitätsveränderung überschreitet Grenzen des Marktsegments Minor: ‘‘ innerhalb Grenzen des Marktsegments
Aufweichung der Segmentzugehörigkeit, wenn Nachfrager in ihren Bedürfnissen mehreren oder keinem Marktsegment zugeordnet werden können
Aus Veränderung der Marktsegmente ergeben sich spezielle Herausforderungen und Chancen für differenziertes Marketing
Zentrale Herausforderung: Wandlungen im Nachfragerverhalten rechtzeitig zu erfassen und nachzuhalten, erfordert: entsprechende Sensibilität und Aktivitäten der Informationsgewinnung
Marketing Marketing
Teil III – Marketing in den Geschäftstypen des BDM
Kapitel 8 – Geschäftstypen im BDM
Geschäftstyp = Transaktionsprozesse, die relativ homogene Nachfragerverhaltensweisen beschreiben und in Beziehung zu entsprechenden Anbieterverhaltensweisen gesetzt werden;
möglichst hohe Heterogenität zwischen Geschäftsbereichen; Ziel: Ableitung spezifischer, auf bestimmte Kaufverhaltensweisen der Nachfrager angepasster Marketingprogramme
Geschäftstypen damit ausschließlich marktseiten-integrierende Ansätze Vereinen zentrale Verhaltensdimensionen beider Marktparteien
8.1 Angebotsbezogene und marktseitenintegrierende Typisierungsansätze
Angebotsbezogene Typisierungsansätze: hohe Überschneidung zu güterbezogenen Ansätzen (7.1) Nehmen Perspektive des Anbieters ein, versuchen, Verkaufstypen zu differenzieren, die durch deutliche Unterschiede im Marketingansatz gekennzeichnet sind
Erstellung aller Leistungen erfordert mehr oder weniger Kundenintegration und damit integrative LE mit Kunden als externem Produktionsfaktor
Marktseitenintegrierende Typisierungsansätze: nehmen Integration von nachfragerbezogenen und anbieterbezogenen Verhaltensweisen vor
Vier verschiedene Geschäftstypen: Zulieferer-, Produkt-, Anlagen-, Systemgeschäft
Anbieter QR
Keine Anbieter QR
Fokus Einzeltransaktion Fokus Kaufverbund Keine Nachfrager QR Nachfrager QR
Fokus Einzelkunde
Fokus anonymer Markt, Marktsegment
Zulieferer- Geschäft
System- Geschäft
Anlagen- Geschäft
Produkt- Geschäft
QR = Quasi-Rente; Vorteil einer Transaktion im Vergleich zu Alternativ-Transaktion Entscheidungsfreiheit einer Partei, die bei Transaktion QR erzielt, ist insbesondere bei Folgetransaktionen eingeschränkt, woraus stärkere Bildung an Marktpartner erwächst Allgemein bestehende Problematik: Zweidimensionalität der Ansätze, Vielzahl
verhaltenswissenschaftlicher Faktoren treten in den Hintergrund
8.2 Geschäftstypen-Ansatz für das BDM
Entwicklung von Marketingansätzen an Geschäftstypen ausrichten, Verfolgung einer marktseiten- integrierenden Perspektive verfolgen
BDM-Geschäftstypen sind Zusammenfassungen von Transkationen auf Business- und Dienstleistungsmärkten, die sich aus Kombination unterschiedlicher Verhaltensweisen auf Nachfragerseite und Zielsetzungen sowie Verhaltensweisen auf Anbieterseite ergeben; in Konsequenz ist Differenzierung des Marketingprogramms der Anbieter erforderlich; in einem Geschäftstyp zusammengefasste Transaktionsprozesse möglichst homogen und zwischen Geschäftstypen möglichst heterogen
8.2.1 Ableitung der BDM-Geschäftstypen
Anforderungen an Entwicklung von Geschäftstypen:
Fundierung in ökonomischer Theorie
Identifikation von charakteristischen Dimensionen für BDM-Theorie marktseiten-integrierender Ansatz
Zweidimensionalität der Typologie Interaktionsperspektive im Vordergrund
Große Bedeutung der Kundenintegration bei Erstellung erhöhte Kaufunsicherheit Mit zunehmendem Spezifitätsgrad steigende Abhängigkeit des Anbieters vom Kunden
Transaktionsobjektspezifische Investitionen = Investitionen, die spezifischer Anpassung eines Transaktionsobjekts an individuelle Anforderungen eines konkreten Kunden dienen
Transaktionskostentheorie: hohe Transaktionsobjektspezifität führt zu QR auf Nachfragerseite Hohe Spezifität der zu erstellenden Leistung auch QR auf Anbieterseite größere Abhängigkeit des Anbieters von einem Kunden
Zentrale Frage: welche Konsequenzen hat Entscheidung für Standardisierung oder Individualisierung von Leistungen für das Marketingprogramm des Anbieters?
Zwei Schlussfolgerungen: Entscheidung für Standardisierung oder Individualisierung bestimmt durch Anforderungen der Kundenseite; aus Anbietersicht wichtig, ob Einmalkaufentscheidung vorliegt oder GB ( Customer Lifetime Value, CLV, analysieren und herausfinden, ob es lohnend ist, eine GB zu Nachfrager aufzubauen)
Geschäftsbeziehungsspezifische Investitionen = Investitionen, die ausschließlich zur Stützung einer GB vorgenommen werden und auf Erlangen von Vorteilspositionen bei Folgetransaktionen abzielen
Ableitung von vier Geschäftstypen für das BDM:
Commodity-Geschäft Verbund-Geschäft
Spot-Geschäft Projekt-Geschäft
8.2.2 Zentrale Charakteristika und Marketingfokusse der BDM-Geschäftstypen
Spot-Geschäft
Transaktionen, bei denen Nachfrager aus großer Angebotspalette wählen können keine besonderen, auf Nachfrager zugeschnittene Lösungen
homogene Güter
Anbieterwechsel für Nachfrager bei jeder neuen Transaktion im Hinblick auf Transaktionsobjekt problemlos möglich
Leistung für Nachfrager keine Objektspezifität einfache Transaktionen
bei Vermarktung Preis hohe Dominanz Fokus auf Kostenmanagement
Geschäftsbeziehungen nur bedingt durch besonders attraktive Logistikleistungen und Zufriedenheit mit Transaktionsabwicklung aufbaubar
effizienzorientierter Marketingansatz
Fokus: Preispolitik, Mengen- und Konditionenpolitik, Beschaffungseffizienz Beispiele: homogene Roh- und Einsatzstoffe
Commodity-Geschäft
weitgehend standardisierte Leistungen (im Hinblick auf Kernprodukt) keine großen Unterschiede zwischen Anbietern
Transaktionsspezifität für Nachfrager relativ gering
höhere Komplexität der Leistungen trifft häufig auf Know-How-Defizite auf Nachfragerseite höhere Unsicherheiten
einfache Transaktionen
nachgefragte Leistungen gehen als eigenständige Objekte in Prozesse des Nachfragers ein, stehen aber in keinem objektiv-technischen Bedarfsverbund zu anderen Produkten, die in den Prozessen des
„einfache“ Transaktionen „komplexe“ Transaktionen
Handlungsebene EinzeltransaktionenHandlungsebene Geschäftsbeziehung en Ausmaß geschäftsbeziehungs- spezifischer Investitionen Hoch
Niedrig
Ausmaß transaktionsobjekt- spezifischer Investitionen
Niedrig Hoch
Repetitiv- Spezialitäten- Geschäft Geschäft Erweiterungs- Verkettungs- Geschäft Geschäft
Zulieferer-Geschäfte
System-Geschäfte
Hohe Objektspezifität für Nachfragerseite
Transaktionsobjektspezifität für Anbieterseite Absatzobjekt-
bezogen
Prozess- bezogen
Niedrig Hoch
Nachfragerunternehmens eingesetzt werden
trotz Standardisierung des Kernobjekts kann sich Anbieter durch entsprechende Ausgestaltung der Marketing-Instrumente im Wettbewerb differenzieren und dadurch eine „De-Commoditisierung“
herbeiführen
aufgrund Nutzungsdauer und der damit erforderlichen Begleitung des Nachfragers im
Nutzungsprozess für Anbieter gute Ansatzpunkte zum Aufbau psychologischer Bindungen durch geschäftsbeziehungsspezifische Investitionen
beziehungsorientierter Marketingansatz
Beispiele: Einzelaggregate (Baufahrzeuge, Elektrobauteile) bis hin zu standardisierten DL Projekt-Geschäft
keine ‚vorgefertigte‘ Lösung, sondern Auftragsfertigung Leistungsversprechen, hohe Spezifität für Nachfrager
Anbieter können Projektergebnis an keinen anderen Kunden verkaufen Nachfrager sind mit Lösungsfindung an einen Anbieter gebunden komplexe Transaktionen (betrifft insbesondere MT)
nach Fertigstellung wird untersucht, ob Projektergebnis ohne größere Zusatzleistungen vom Nachfrager verwendet werden kann, sodass für Anbieter keine Folgetransaktionen ergeben phasenbezogener Marketingansatz (Vermarktungsphase untergliedert in Akquisitionsphase und Angebotserstellungsphase)
Beispiele: Unternehmensberatung, Software-Entwicklungsprojekte, industrieller Großanlagenbau Verbund-Geschäft
Transaktionsobjekte stehen in objektiv-technischem Bedarfsverbund zu anderen
Vermarkungsobjekten, die zeitraumbezogene Nachfrageverbundenheit zwingend begründen Problemlösung umfassend entweder nur in mehreren, zeitlich aufeinander folgenden
Kaufentscheidungen erstellbar oder Nachfrager trifft mit (Erst-)Kaufentscheidung Festlegungen auch für folgende Transaktionen
Nachfrager durch Erstkaufentscheidung in Lock-In-Situation
dadurch Abhängigkeit von einem Anbieter oder gewählter technischer Lösung
‚erzwungene‘ oder geplante GB hochkomplexe Transaktionen
aus Anbieterseite können sowohl standardisierte als auch individuelle Lösungen vermarktet werden auch Anbieter verpflichtet sich zu GB
beziehungsorientierter Marketingansatz
auch Anbieter leistet i.d.R. hohe transaktionsbeziehungs- und geschäftsbeziehungsspezifische Investitionen
absatzobjektbezogene Bedarfsverbunde: Bedarfsverbund der Anbieterleistung bezieht sich auf die Absatzobjekte des Nachfragers; = Zulieferer-Geschäfte (Repetitiv- und Spezialitätengeschäfte) prozessbezogene Bedarfsverbunde: Bedarfsverbund der Anbieterleistung bezieht sich auf die Prozesse des Nachfragers; = System-Geschäfte (Erweiterungs- und Verkettungsgeschäfte) Zusammenfassend:
Marketing
- bei Spot- und Projekt-Geschäften primär auf Handlungsebene der Einzeltransaktionen - bei Marketing bei Commodity- und Verbundgeschäften auf Handlungsebene der GB Unterscheidung nach Komplexität der Transaktionen
- Spot- und Commodity-Geschäft einfach - Projekt- und Verbund-Geschäft komplex
Kapitel 9 – Marketing im Spot-Geschäft 9.1 Charakteristika des Spot-Geschäfts
Relativ homogene Leistungen auf kompetitiven Märkten
Typische Beispiele: Märkte für Rohstoffe wie Kupfer, Blei, Zinn, Silber, Gold, …; Märkte für Nahrungs- und Genussmittel und landwirtschaftliche Produkte (Rohkaffee, Rohkakao, Tee, Zucker, …), auch Standard-Computerchips, Vertrieb standardisierter DL (Handwerkerleistungen)
Geschäft oft stark international
Differenzierung der Kernleistung unmöglich
Homogenität naturgegeben oder bewusst herbeigeführt, um Vermarkungsfähigkeit zu verbessern oder Vermarktung überhaupt erst zu ermöglichen
Standardisierte Verträge, oft Mindestabschlussmengen, Standards für Verträge (Incoterms), damit diese nicht jedes Mal neu geklärt werden müssen, sondern im Vertrag auf sie Bezug genommen werden kann
Angleichung bzw. Vereinheitlichung der Vertragskonditionen typisch Leistungen für Nachfrager leicht zu vergleichen
Kaufentscheidung fällt durch Höhe des zu zahlenden Preises Allgemeine Charakteristika:
Leistungen gegen als Verbrauchsgüter in Prozesse der Nachfrager ein keine eigenständige Nutzenfunktion
Homogenität der Leistungen erlaubt Nachfragern Leistungsbeurteilung vor Kauf (Dominanz von Sucheigenschaften)
Suchprozesse meist über Auktionen oder Warenbörsen
Substituierbarkeit der Angebote erlaubt Nachfragern Fokussierung auf Preis Leistungsbeschaffung: hoher Routinegrad
Nachfragerverhalten kaum oder nicht durch existierende GB beeinflusst
9.2 Vermarktungsformen im Spot-Geschäft
direktes Spot-Geschäft Auktionen
Warenbörsen (Preisbildung, Preisausgleich, Preissicherung)
9.3 Effizienzorientierter Marketing-Ansatz im Spot-Geschäft 9.3.1 Anpassung an Marktstandards und Kostenmanagement
Hohe Transparenz in Bezug auf Qualität der LeistungenMöglichkeiten des Einsatzes leistungsbezogener Instrumente des Marketings nur eingeschränkt nutzbar, wenn Nutzung nicht sogar ausgeschlossen
Produktpolitik: die Spezifikationen einhalten, die am Markt Standard sind
Markttransparenz und preisliche Wettbewerbsintensität zwingen zu Fokus auf internes Kostenmanagement
Relativ einfache BT, bei deren Abwicklung MT nur im Rahmen des Erfüllungsgeschäfts erforderlich Anbieter auf Handlungsebene der Einzeltransaktionen
9.3.2 Mengen- und Konditionenpolitik
Märkte unterliegen häufig spekulativen Tendenzen und entsprechenden Preisschwankungen Diese Volatilität der Preise für Anbieter und Nachfrager mit Risiken verbunden
Internationale Marktvereinbarungen (Warenabkommen) Ziele:
Vermeidung/Abbau von Produktionsüberschüssen Verhinderung (zu) großer Preisschwankungen
Erhaltung bzw. sinnvolle Verwendung gegebener Ressourcen gerechter Verteilung der Waren im Verknappungsfall
Zur Erreichung dieser Ziele folgende Maßnahmen:
Festsetzung von Höchst- und Mindestpreisen mengenpolitische Aktionen
Aufbau gemeinsam finanzierter Stabilisierungsreserven („buffer stocks“)
Kapitel 10 – Marketing im Commodity-Geschäft 10.1 Charakteristika des Commodity-Geschäfts
Weitgehend standardisierte Vermarktungsobjekte Differenzierung über Kernprodukt selbst oft unmöglich Anbieterleistungen komplex
Werden in Prozessen des Nachfragerunternehmens bei identifizierbarer Nutzenfunktionen eingesetzt, z.B. Lkws und Traktoren
Commodity-Geschäfte = Vermarktungsprozesse von weitgehend standardisierten Leistungen, die vom Nachfrager zum Zweck des Ge- und Verbrauchs gekauft und in einem weitgehend isolierten Nutzungsprozess verwendet werden
Je länger Produkt am Markt, desto eher bilden sich am Markt Leistungsmerkmale heraus, die allgemein akzeptiert sind und neue Marktstandards bilden
Standardisierungsprozesse von Unternehmen oft forciert (Chance für Kostenersparnisse)
Von Wettbewerbern vorgenommene Imitationen können Differenzierungsmöglichkeiten von Marktführer einschränken
Aufgrund Standardisierung der Kernleistungen laufen Anbieter Gefahr, dass siech Vermarktungskonstellation in die eines Spot-Geschäfts wandelt und zu entsprechender Einschränkung ihrer Handlungsspielräume führt sogenannte „Commodity-Falle“
Marketing im Commoditiy-Geschäft zielt darauf ab, „De-Commoditisierung“ der Leistungen herbeizuführen
Allgemeine Charakteristika:
komplexe Leistungen mit weitgehend standardisierten technischen Leistungskomponenten Leistungen werden in Prozessabläufen des Nachfrage-Unternehmens eingesetzt
Nachfrager messen Integralqualität hohe Bedeutung bei
Leistungsobjekte erfüllen eigene, für Nachfrager bedeutsame Nutzenfunktion
zum Zeitpunkt des Kaufabschlusses Beurteilung der Anbieterleistung relativ gut möglich (Sucheigenschaften)
Leistungsobjekte beim Nachfrager weitgehend isoliert eingesetzt, keine Vernetzung zu anderen Produktivgütern
10.2 Beziehungsorientierter Marketing-Ansatz im Commodity-Geschäft
Ziel: Aufbau GB
Inhaltliche Ansatzpunkte fürs Marketing:
Möglichkeit einer Leistungsdifferenzierung
Komplexität der Leistung Erklärungsbedürftigkeit
Einsatz der Leistungsangebote im Nachfragerunternehmen langfristig, kann i.d.R. durch technische DL unterstützt werden
Bindung des Nachfragers dadurch, dass er GB besonders hohen Beziehungswert beimisst oder dass Beendigung der GB für ihn mit hohen Wechselkosten verbunden ist
In-Supplier sollte versuchen, Steigerung des Beziehungswertes zu steigern
Out-Supplier sollte versuchen, Einstieg in eine GB durch Differenzierung gegenüber dem Wettbewerb zu erreichen
10.2.1 Differenzierung im Rahmen der Produktpolitik
(1) Servicepolitik
„Produktbegleitende DL/Services“
Integralqualität der angebotenen Leistungen verbessern
zeitbezogene Unterscheidung der Services: vor, während oder nach Kauf des Sachgutes vor (pre-sales): Vertrauen zum Anbieter aufbauen
während (at-sales): Vertrauensaufbau, richtige Erfassung der Kundenwünsche nach (after-sales): Kundenvertrauen sichern
unterschiedlich enger Bezug des Services zum Kernprodukt
„Muss-Leistung“ (obligatorisch): durch Gesetze oder aus Erwartungshaltung der Kunden
„fakultative Serviceleistung“ (nicht-obligatorisch): steigert Attraktivität des Gesamtangebots