Teil III – Marketing in den Geschäftstypen des BDM
Kapitel 8 – Geschäftstypen im BDM
8.2 Geschäftstypen-Ansatz für das BDM
Entwicklung von Marketingansätzen an Geschäftstypen ausrichten, Verfolgung einer marktseiten-integrierenden Perspektive verfolgen
BDM-Geschäftstypen sind Zusammenfassungen von Transkationen auf Business- und Dienstleistungsmärkten, die sich aus Kombination unterschiedlicher Verhaltensweisen auf Nachfragerseite und Zielsetzungen sowie Verhaltensweisen auf Anbieterseite ergeben; in Konsequenz ist Differenzierung des Marketingprogramms der Anbieter erforderlich; in einem Geschäftstyp zusammengefasste Transaktionsprozesse möglichst homogen und zwischen Geschäftstypen möglichst heterogen
8.2.1 Ableitung der BDM-Geschäftstypen
Anforderungen an Entwicklung von Geschäftstypen:
Fundierung in ökonomischer Theorie
Identifikation von charakteristischen Dimensionen für BDM-Theorie marktseiten-integrierender Ansatz
Zweidimensionalität der Typologie Interaktionsperspektive im Vordergrund
Große Bedeutung der Kundenintegration bei Erstellung erhöhte Kaufunsicherheit Mit zunehmendem Spezifitätsgrad steigende Abhängigkeit des Anbieters vom Kunden
Transaktionsobjektspezifische Investitionen = Investitionen, die spezifischer Anpassung eines Transaktionsobjekts an individuelle Anforderungen eines konkreten Kunden dienen
Transaktionskostentheorie: hohe Transaktionsobjektspezifität führt zu QR auf Nachfragerseite Hohe Spezifität der zu erstellenden Leistung auch QR auf Anbieterseite größere Abhängigkeit des Anbieters von einem Kunden
Zentrale Frage: welche Konsequenzen hat Entscheidung für Standardisierung oder Individualisierung von Leistungen für das Marketingprogramm des Anbieters?
Zwei Schlussfolgerungen: Entscheidung für Standardisierung oder Individualisierung bestimmt durch Anforderungen der Kundenseite; aus Anbietersicht wichtig, ob Einmalkaufentscheidung vorliegt oder GB ( Customer Lifetime Value, CLV, analysieren und herausfinden, ob es lohnend ist, eine GB zu Nachfrager aufzubauen)
Geschäftsbeziehungsspezifische Investitionen = Investitionen, die ausschließlich zur Stützung einer GB vorgenommen werden und auf Erlangen von Vorteilspositionen bei Folgetransaktionen abzielen
Ableitung von vier Geschäftstypen für das BDM:
Commodity-Geschäft Verbund-Geschäft
Spot-Geschäft Projekt-Geschäft
8.2.2 Zentrale Charakteristika und Marketingfokusse der BDM-Geschäftstypen
Spot-Geschäft
Transaktionen, bei denen Nachfrager aus großer Angebotspalette wählen können keine besonderen, auf Nachfrager zugeschnittene Lösungen
homogene Güter
Anbieterwechsel für Nachfrager bei jeder neuen Transaktion im Hinblick auf Transaktionsobjekt problemlos möglich
Leistung für Nachfrager keine Objektspezifität einfache Transaktionen
bei Vermarktung Preis hohe Dominanz Fokus auf Kostenmanagement
Geschäftsbeziehungen nur bedingt durch besonders attraktive Logistikleistungen und Zufriedenheit mit Transaktionsabwicklung aufbaubar
effizienzorientierter Marketingansatz
Fokus: Preispolitik, Mengen- und Konditionenpolitik, Beschaffungseffizienz Beispiele: homogene Roh- und Einsatzstoffe
Commodity-Geschäft
weitgehend standardisierte Leistungen (im Hinblick auf Kernprodukt) keine großen Unterschiede zwischen Anbietern
Transaktionsspezifität für Nachfrager relativ gering
höhere Komplexität der Leistungen trifft häufig auf Know-How-Defizite auf Nachfragerseite höhere Unsicherheiten
einfache Transaktionen
nachgefragte Leistungen gehen als eigenständige Objekte in Prozesse des Nachfragers ein, stehen aber in keinem objektiv-technischen Bedarfsverbund zu anderen Produkten, die in den Prozessen des
„einfache“ Transaktionen „komplexe“ Transaktionen
Handlungsebene EinzeltransaktionenHandlungsebene Geschäftsbeziehung en Ausmaß geschäftsbeziehungs- spezifischer Investitionen Hoch Erweiterungs- Verkettungs- Geschäft Geschäft
Zulieferer-Geschäfte
System-Geschäfte
Hohe Objektspezifität für Nachfragerseite
Transaktionsobjektspezifität
Nachfragerunternehmens eingesetzt werden
trotz Standardisierung des Kernobjekts kann sich Anbieter durch entsprechende Ausgestaltung der Marketing-Instrumente im Wettbewerb differenzieren und dadurch eine „De-Commoditisierung“
herbeiführen
aufgrund Nutzungsdauer und der damit erforderlichen Begleitung des Nachfragers im
Nutzungsprozess für Anbieter gute Ansatzpunkte zum Aufbau psychologischer Bindungen durch geschäftsbeziehungsspezifische Investitionen
beziehungsorientierter Marketingansatz
Beispiele: Einzelaggregate (Baufahrzeuge, Elektrobauteile) bis hin zu standardisierten DL Projekt-Geschäft
keine ‚vorgefertigte‘ Lösung, sondern Auftragsfertigung Leistungsversprechen, hohe Spezifität für Nachfrager
Anbieter können Projektergebnis an keinen anderen Kunden verkaufen Nachfrager sind mit Lösungsfindung an einen Anbieter gebunden komplexe Transaktionen (betrifft insbesondere MT)
nach Fertigstellung wird untersucht, ob Projektergebnis ohne größere Zusatzleistungen vom Nachfrager verwendet werden kann, sodass für Anbieter keine Folgetransaktionen ergeben phasenbezogener Marketingansatz (Vermarktungsphase untergliedert in Akquisitionsphase und Angebotserstellungsphase)
Beispiele: Unternehmensberatung, Software-Entwicklungsprojekte, industrieller Großanlagenbau Verbund-Geschäft
Transaktionsobjekte stehen in objektiv-technischem Bedarfsverbund zu anderen
Vermarkungsobjekten, die zeitraumbezogene Nachfrageverbundenheit zwingend begründen Problemlösung umfassend entweder nur in mehreren, zeitlich aufeinander folgenden
Kaufentscheidungen erstellbar oder Nachfrager trifft mit (Erst-)Kaufentscheidung Festlegungen auch für folgende Transaktionen
Nachfrager durch Erstkaufentscheidung in Lock-In-Situation
dadurch Abhängigkeit von einem Anbieter oder gewählter technischer Lösung
‚erzwungene‘ oder geplante GB hochkomplexe Transaktionen
aus Anbieterseite können sowohl standardisierte als auch individuelle Lösungen vermarktet werden auch Anbieter verpflichtet sich zu GB
beziehungsorientierter Marketingansatz
auch Anbieter leistet i.d.R. hohe transaktionsbeziehungs- und geschäftsbeziehungsspezifische Investitionen
absatzobjektbezogene Bedarfsverbunde: Bedarfsverbund der Anbieterleistung bezieht sich auf die Absatzobjekte des Nachfragers; = Zulieferer-Geschäfte (Repetitiv- und Spezialitätengeschäfte) prozessbezogene Bedarfsverbunde: Bedarfsverbund der Anbieterleistung bezieht sich auf die Prozesse des Nachfragers; = System-Geschäfte (Erweiterungs- und Verkettungsgeschäfte) Zusammenfassend:
Marketing
- bei Spot- und Projekt-Geschäften primär auf Handlungsebene der Einzeltransaktionen - bei Marketing bei Commodity- und Verbundgeschäften auf Handlungsebene der GB Unterscheidung nach Komplexität der Transaktionen
- Spot- und Commodity-Geschäft einfach - Projekt- und Verbund-Geschäft komplex
Kapitel 9 – Marketing im Spot-Geschäft 9.1 Charakteristika des Spot-Geschäfts
Relativ homogene Leistungen auf kompetitiven Märkten
Typische Beispiele: Märkte für Rohstoffe wie Kupfer, Blei, Zinn, Silber, Gold, …; Märkte für Nahrungs- und Genussmittel und landwirtschaftliche Produkte (Rohkaffee, Rohkakao, Tee, Zucker, …), auch Standard-Computerchips, Vertrieb standardisierter DL (Handwerkerleistungen)
Geschäft oft stark international
Differenzierung der Kernleistung unmöglich
Homogenität naturgegeben oder bewusst herbeigeführt, um Vermarkungsfähigkeit zu verbessern oder Vermarktung überhaupt erst zu ermöglichen
Standardisierte Verträge, oft Mindestabschlussmengen, Standards für Verträge (Incoterms), damit diese nicht jedes Mal neu geklärt werden müssen, sondern im Vertrag auf sie Bezug genommen werden kann
Angleichung bzw. Vereinheitlichung der Vertragskonditionen typisch Leistungen für Nachfrager leicht zu vergleichen
Kaufentscheidung fällt durch Höhe des zu zahlenden Preises Allgemeine Charakteristika:
Leistungen gegen als Verbrauchsgüter in Prozesse der Nachfrager ein keine eigenständige Nutzenfunktion
Homogenität der Leistungen erlaubt Nachfragern Leistungsbeurteilung vor Kauf (Dominanz von Sucheigenschaften)
Suchprozesse meist über Auktionen oder Warenbörsen
Substituierbarkeit der Angebote erlaubt Nachfragern Fokussierung auf Preis Leistungsbeschaffung: hoher Routinegrad
Nachfragerverhalten kaum oder nicht durch existierende GB beeinflusst