Teil III – Marketing in den Geschäftstypen des BDM
Kapitel 8 – Geschäftstypen im BDM
11.3 Phasenorientierter Marketing-Ansatz im Projekt-Geschäft
Im Projekt-Geschäft meist komplexe BT und MT Handlungsebene der Einzeltransaktionen
Zeitliche Gliederung in verschiedene Projektphasen
In Praxis: Angebotsphase, Projekt-Beauftragung --> Start des Projekts, Abnahme des Projektergebnisses
11.3.1 Marketing in der Akquisitionsphase
Nachfragerinitiierte KontaktaufnahmeLastenheft (Kunde nimmt Spezifizierung des Problems vor, beschreibt technische sowie betriebswirtschaftliche Angebotsbedingungen)
Ausschreibung (öffentlich, beschränkt, freihändig) Anbieterinitiierte Kontaktaufnahme
Anbieter betreiben zunehmend aktive Projektakquisition
Allgemeine Akquisitionsbemühungen, systematische Projektakquisition und projektspezifische Kundenakquisition
Anfragenselektion
Beim Anfrager sind über längere Zeit Kapazitäten gebunden Lock-In-Situation des Anbieters Selektieren nach:
strategische Bedeutung eines Projektes Risiken und Absicherungsmöglichkeiten
Konkurrenten, die am Bietverfahren wahrscheinlich teilnehmen werden Auftragserlangungswahrscheinlichkeit
bisherige Erfahrungen mit Kunden
Projektkosten, Projektvolumen und Projektprofit Groß-
projekte
Pionier- projekte
Standard- projekte
Pilot- projekte
11.3.2 Marketing in der Angebotserstellungsphase
Größte BedeutungGroße Unsicherheitspositionen beim Anbieter:
Leistungsumfang und Kosten stehen nur bedingt fest Informationsasymmetrien zu Lasten des Anbieters
Projekte häufig in Kooperation mit anderen Anbietern durchgeführt, Anbieterkoalitionen interaktive Wertschöpfung Dominanz an Erfahrungseigenschaften
Umweltunsicherheiten
Zentrale Aufgaben: Bestimmung des Leistungsumfangs (Definition Leistungsanteil
Kooperationspartner und Aufwandseinschätzung des eigenen Leistungsanteils; Pflichtenheft) und Preisfindung (markt- und nutzenorientierte (nachfragerbezogene), unternehmensbezogene und partnerbezogene)
Angebotsformen: Kontakt-, Richt-, Fest(preis)-, Beratungsangebote
11.3.3 Marketing in der Verhandlungsphase
Verhandlungsphase = Zeitraum der Verhandlung zwischen Anbieter und Nachfrager über zu erbringende Leistung und den Preis einer Problemlösung; Ende: Entscheidung des Nachfragers zur Auftragsvergabe oder –verweigerung
Evoked Set = für Nachfrager grundsätzlich in Frage kommende Angebote Verhandlungssituationen
Welche Ziele sollen erreicht werden? Welche Aspekte bilden Schwerpunkt?
Ausgestaltung der Leistung zentraler Verhandlungsgegenstand
Drei Typen von Verhandlungssituationen: given-Verhandlung (Preisverhandlung), solution-ready-made-Verhandlung, solution-modified-Verhandlung
Preissicherungsmethoden: Festpreiseinschlüsse, Preisvorbehalte, Preisgleitklauseln Verhandlungsstrategien
Leitlinien bezüglich des Verhandlungsprozesses und des zu erzielenden Ergebnisses Prozessstrategien: ökonomische Ziele, verhaltensbezogene Ziele
Ergebnisstrategien: Konkurrenz-, Kooperations-, Vermeidungs-, Anpassungs- und Kompromissstrategie
Negotiator´s Dilemma: Maximierung des eigenen Vorteils nur durch Konkurrenzstrategie bei unterstelltem kooperativem Verhalten des Partners, während bei einseitiger Kooperationsstrategie schlechtestes Ergebnis zu erwarten ist
11.3.4 Marketing in der Durchführungsphase
Durchführungsphase = Zeitrsaum, der vom Anbieter zur Realisierung eines Angebots benötigt wird
Planung, Steuerung und Überwachung des Projekts
Falls vorhanden, dient vom Kunden erstelltes Lastenheft als Grundlage zur Grobprojektierung Details der Realisierung vom Anbieter im Pflichtenheft festgehalten
Qualität: Anforderungsebenen Ziel- bzw. Leistungsebene, Kostenebene, Zeitebene Teufelsquadrat des Projektmanagement
11.3.5 Marketing in der Betreiberphase
= Zeitraum der dauerhaften Nutzung des Projektergebnisses durch Nachfrager Unterstützung des Nachfragers durch gezielte Servicepolitik mit „after-sales“-Services
Systemdienstleistungen, um technische Funktionsfähigkeit eines Projektergebnisses sicherzustellen Anwenderdienstleistungen helfen bei Lösung kundenspezifischer Probleme im Umgang mit Projekt (z.B. Absatzhilfen, Finanzierungshilfen)
Systemdienstleistungen werden oft als obligatorisch angesehen Nachträgliche Kundenzufriedenheit wichtig Qualitätsmanagement Kunde in Anbieterwahl bestätigen
Serviceleistungen geeignet, nach Durchführung des Projekts GB aufzubauen, dann steht nicht mehr das Projekt als Einzeltransaktion im Vordergrund, sondern es erhält den Charakter eines Verbund-Geschäftes, bei dem das Projekt als „Basisgeschäft“ zu verstehen ist
+ +
- -
+ +
Zeit Kosten
Qualität Leistungs-
umfang
Kapitel 12 – Marketing im Verbund-Geschäft 12. 1 Charakteristika des verbund-Geschäfts
Nachfrager durch Kaufentscheidung in Lock-In-Situation
Er ist für nachfolgende Käufe auf bestimmte Technologie oder bestimmten Anbieter festgelegt Aus Nachfragersicht geplante bzw. erzwungene GB
Grund für Lock-In: Transaktionsobjekt, das in einem objektiv-technischen Bedarfsverbund zu den Transaktionsobjekten zukünftiger Kaufentscheidungen steht
Verbund-Geschäfte = Vermarktungsprozesse, bei denen Vermarktungsobjekt in objektiv-technischem Bedarfsverbund zu anderen Vermarkungsobjekten steht, der zeitraumbezogene Nachfrageverbundenheit zwingend begründet
Objektiv-technischer Bedarfsverbund, wenn Leistung eines Anbieters in komplementärem Verhältnis zu anderen Leistungen steht
Nutzenstiftung/-vergrößerung für Nachfrager nur im Zusammenhang mit diesen Absatzbezogene Bedarfsverbunde:
Anbieterleistung geht als integraler Bestandteil in Absatzobjekte des Nachfragers ein besondere Kompatibilitätsanforderungen
Abhängigkeit des Anbieters sowohl im Produktions- als auch im Absatzprozess
Typisch: Leistungen von Zuliefererunternehmen, die Teile, Baugruppen oder (Teil-)Systeme für die Lieferkette eines Herstellers anbieten
Prozessbezogene Bedarfsverbunde:
Anbieterleistung geht in Prozesse des Anbieters ein, hat isoliert aber keine oder eingeschränkte Nutzenentfaltung
Systemtechnologien = integrierte Leistungsangebote, die auf der Informationstechnik basierende Kombination von serien- und einzelgefertigten Sachleistungen inklusive zugehöriger DL darstellen, wobei Sachleistungen über bestimmte Systemarchitektur miteinander verbunden sind und dadurch in einem integrativen Nutzungsverbund stehen
Typisch: Telekommunikations- oder Bürokommunikationssysteme
meist nicht als Komplettpaket gekauft, sondern zu verschiedenen Zeitpunkten nachgefragt und somit sukzessive erweitert
12.1.1 Charakteristika von absatzobjekt- und prozessbezogenen Bedarfsverbunden
Nachfragerverhaltensachlich und zeitlich verbundene Kaufprozesse sukzessive Beschaffungsschrittfolge
Einschränkung der Entscheidungsfreiheit bei Folgekaufentscheidungen Existenz von Lock-In-Effekten
spezifische Unsicherheitsreduktion des Nachfragers
Sachliche Verbundenheit zwischen Einzeltransaktionen in Komplementarität der Anbieterleistungen zu den Absatzobjekten des Nachfragers begründet
Sachliche führt auch zu zeitlicher Verbundenheit
Zeitliche Abfolge von Einzeltransaktionen für bestimmte Zeitspanne, entweder durch Produktlebenszyklus/geschlossene Rahmenverträge oder durch Investitionszyklus bei prozessbezogenen Bedarfsverbunden
Nachfrageverbundenheit und sukzessive Beschaffungsschrittfolge führen zur Einschränkung der Entscheidungsfreiheit bei den nachfolgenden Transaktionen
Nachfolgende Kaufentscheidungen können angestoßen, determiniert oder limitiert werden Mit steigender Spezifität der Investitionen erhöht sich auch Bindungsgrad
12.1.2 Lock-In-Effekte als konstituierende Merkmal von Verbund-Geschäften
Bei absatzobjektbezogenen Bedarfsverbunden besonders temporärer Lock-In-EffektBei prozessbezogenen Bedarfsverbunden resultiert Lock-In besonders aus Systembindungseffekt Ursachen der Systembindung:
Produkt-Produkt-Inkompatibilitäten Produkt-Nutzer-Inkompatibilitäten
(1) Produkt-Produkt-Inkompatibilitäten
Vendor Lock-In: Nachfrager aufgrund nicht substituierbarem Produkt oder aufgrund proprietärer (geschlossener) Systemarchitektur an einen Anbieter gebunden
Technical Lock-In: aufgrund Inkompatibilität auf bestimmte Technologie festgelegt; Technologie kann zwar von verschiedenen Anbietern bezogen werden, gewählter Technologietyp kann aber nicht verlassen werden
(2) Produkt-Nutzer-Inkompatibilitäten
Organizational Lock-In: Anbieterlösung erfordert spezifische organisatorische Anpassungen, die für andere Technologiealternativen nicht geeignet sind
Knowledge Lock-In: Nutzung der Anbieterlösung erfordert Know-How, das erst durch entsprechende Humankapital-Investitionen aufgebaut werden muss