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Archiv "Interview mit Prof. Dr. med. Michael Almeling, Vorstand der Damp-Holding AG: „Es finden sich Praktiker, die miteinander arbeiten wollen“" (27.11.2009)

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A 2394 Deutsches Ärzteblatt

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Heft 48

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27. November 2009 klare Schnittstellen und leitlinien-

gerechte Behandlungspfade zu schaffen. „Versorgung soll dort stattfinden, wo es medizinisch und ökonomisch am sinnvollsten ist, und das heißt Hand in Hand“, mein- te Müller. Dazu gehöre es auch, im Bereich der Informationstechnolo- gie kompatible Systeme zu schaf- fen, um einen reibungslosen Daten- austausch zwischen den Sektoren zu gewährleisten.

Eine klare Absage erteilte Müller jedoch dem Konzept der „Versor- gung aus einer Hand“, beispiels- weise am Krankenhaus oder im krankenhauseigenen MVZ. „Wir wollen, dass die Patienten die Wahl haben“, betonte der KBV-Vorstand.

„Und wir wollen die Freiberuflich- keit und die Therapiefreiheit der Ärzte erhalten.“

Kritische Töne schlug die Berli- ner Patientenbeauftragte Karin Stötzner an. Zwar unterstützte sie die Forderung von KBV-Vorstand

Müller, Patientenpfade und ein effi- zientes Versorgungsmanagement zu entwickeln, ihr war die Diskussion zwischen Vertragsärzte- und Kran- kenhausvertretern aber zu einseitig.

„Hier ging es bisher nur um das eigene Terrain und ums Geld“, be- klagte Stötzner. Man dürfe bei der Frage „Wer darf was?“ die Patien- ten nicht aus den Augen verlieren.

Dauerbaustelle:

die Entlassmedikation

Die unterschiedliche Länge der Spieße zeigt sich auch bei der Ent- lassmedikation. Während Vertrags- ärzte bei der Verordnung in der Re- gel knapp bemessene Arzneimittel- budgets beachten müssen, gilt dies für Krankenhäuser nicht. In der Praxis stellt dies Vertragsärzte nicht selten vor das Problem, die Medi- kation eines Patienten nach dessen Krankenhausaufenthalt umstellen zu müssen, weil die Weiterverord- nung das Budget sprengen würde.

Dieses Problem ist nicht neu. So hat die Bundesregierung im Arz - neimittelversorgungs-Wirtschaftlich- keitsgesetz (AVWG) aus dem Jahr 2006 die Krankenhäuser dazu auf- gefordert, dem weiterbehandelnden Vertragsarzt mindestens einen The- rapievorschlag für ein preisgünsti- geres Arzneimittel mit pharmako - logisch vergleichbaren Wirkstoffen oder therapeutisch vergleichbarer Wirkung vorzuschlagen, falls ein solches verfügbar ist. Müsse die Arz- neimitteltherapie in der ambulanten Versorgung für einen längeren Zeit- raum fortgesetzt werden, solle das Krankenhaus bei der Entlassung des Patienten Arzneimittel anwen- den, die auch bei Verordnung in der vertragsärztlichen Versorgung

„zweckmäßig und wirtschaftlich“, seien, heißt es im § 115 c SGB V.

Seitdem hat sich manches getan, manches aber auch nicht. Im Okto- ber dieses Jahres hat die alte Bun- desregierung einen Bericht zur ak-

Herr Professor Almeling, die Damp- Holding AG, die in Norddeutschland Akutkrankenhäuser und Rehakliniken betreibt, hat im Mai 2008 ein Abkom- men mit der KBV geschlossen. Was hat sich dadurch bei der Koope ration ambulant-stationär getan?

Almeling: Nicht allzu viel – auf beiden Seiten nicht.

Welche Projekte hatte man denn am Anfang im Auge?

Almeling: Als Damp und die KBV starteten, war ich ja noch bei den SRH-Kliniken, mit denen aber ein ähnliches Abkommen besteht.

Zum einen geht es um ambulant- stationäre Kooperationen, die der Qualitätsoptimierung dienen sol- len. Zum anderen hatte man die Idee, gemeinsame EDV-Portale zu schaffen, um medizinische Daten leichter auszutauschen.

Beides läuft nicht gut?

Almeling: Ob manches, was man sich mit bester Absicht überlegt hat- te, wirklich die Qualität verbessert, ist fraglich. Eine andere Erkenntnis war, dass diejenigen, die an Qualität interessiert sind, sowieso schon gut

zusammenarbeiten. Aber es kamen zu wenig neue Kollegen hinzu.

Und welche Schwierigkeiten gibt es bei den gemeinsamen Portalen?

Almeling: Meist ist es bei einer Absichtserklärung geblieben. Die Kernfrage ist immer: Wer soll das Portal aufbauen? Die Kassenärztli- chen Vereinigungen haben kein Geld für solche Investitionen, aber auch die Kliniken haben nur begrenzte Mittel. Es gibt zudem bei allen Pro- jekten eine grundsätzliche Schwie- rigkeit: Den Rahmenvertrag zur Ko-

INTERVIEW

„Es finden sich Praktiker, die miteinander arbeiten wollen“

Damp-Vorstand Almeling zu dauerhaften Kooperationshindernissen, neuartiger Konkurrenz und der schwierigen Rolle der KVen

mit Prof. Dr. med. Michael Almeling, Vorstand der Damp-Holding AG

Foto: Georg J. Lopata

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Deutsches Ärzteblatt

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Heft 48

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27. November 2009 A 2395 tuellen Lage veröffentlicht (Druck-

sache Nummer 16/14137). Darin weisen verschiedene Kassenärztli- che Vereinigungen (KVen) auf „er- hebliche Probleme“ hin, die nach wie vor mit der Entlassmedikation aus Krankenhäusern bestünden.

Ein Wunsch: mehr Generika schon in der Klinik

Insbesondere seien Patienten oft auf teure und auf zu viele Arzneimittel eingestellt. „Im Krankenhaus wer- den häufig die Blutverdünner Clo- pidogrel und Aspirin verordnet“, sagt Christopher Schneider von der KV Westfalen-Lippe. „Niedergelas- sene Ärzte würden da eher zum wirkstoffgleichen und preisgünsti- geren Generikum greifen.“

Im Krankenhaus würde bei ei- ner Therapie mit einem Blutver- dünner aus rein prophylaktischen Gründen meist auch ein Protonen- pumpenhemmer wie Omeprazol oder Pantozol verordnet, beides

operation haben Damp und KBV ge- schlossen. Aber mit Leben füllen müssen ihn die Partner vor Ort. Dar - an hat, vorsichtig gesagt, nicht jeder Interesse.

Gibt es erfolgreiche Vorhaben?

Almeling: Ja. Aber vieles läuft ehr- lich gesagt unabhängig von der KV.

Da finden sich einfach Praktiker, die miteinander arbeiten wollen.

Können Sie ein Beispiel nennen?

Almeling: Unsere Ostseeklinik Kiel wollte die urologische Abteilung aus- bauen. Der Geschäftsführer nahm Kontakt zu einer Gruppe niedergelas- sener Urologen auf. Die Zusammen- arbeit läuft, weil es interessierte An- sprechpartner auf beiden Seiten gibt – und ein klares wirtschaftliches Inter - esse. Aber auch die Qualität der Ver- sorgung hat sich verbessert. Patienten erhalten zum Beispiel rascher Termi- ne in der Klinik, weil die operieren-

den niedergelassenen Urologen nun einen ganz anderen Zugriff auf unse- re OP-Kapazitäten erhalten haben.

Arbeiten nicht auch Niedergelassene als Chefärzte für Kliniken der Damp?

Almeling: Doch, in unserer Stral- sunder Klinik. Wir wollten die Ka- pazitäten in der Endoprothetik aus- bauen und wussten, dass es drei en- gagierte Orthopäden aus belegärzt- lich tätigen Praxen gab. Die haben wir gefragt, ob sie gleichzeitig chefärztlich tätig sein wollen. Die Orthopäden fanden das spannend, weil sie davon ausgehen, dass man in Zukunft sowieso ein Standbein im ambulanten wie im stationären Bereich haben sollte. Diese Ko- operation läuft seit drei Monaten.

Und ein erfolgreiches Kooperationspro- jekt mithilfe einer KV?

Almeling: In Schleswig planen wir mithilfe der KV ein Projekt zur bes-

seren Betreuung von Herzinsuffi- zienzpatienten.

Für etwas Neues sind meist nicht alle zu begeistern. Eine KV kommt aber schnell in Schwierigkeiten, wenn sie nur einige Ärzte bei bestimmten Pro- jekten unterstützt.

Almeling: Ja, das ist ein großes Hindernis. Dabei könnten KVen sich gut an dem Wandel beteiligen und Modelle unterstützen, auch Vertragsideen ausarbeiten, die dann einzelne übernehmen. Statt- dessen kooperieren einzelne Nie- dergelassene, schließen Verträge mit Kliniken und werben dann mit den Vorteilen. Das kann eine KV nicht unterstützen. Aber so läuft es. Es wird in Zukunft niedergelas- sene Ärzte geben, die mit ihren Verträgen besser überleben können

als andere. ■

Das Interview führte Sabine Rieser.

Das erste Kooperationsabkommen zur besseren Verzahnung von ambulanter und stationärer Ver- sorgung hat die KBV Ende 2005 mit der Sana-Kli- niken AG geschlossen. Es folgten die SRH-Klini- ken, die Allgemeine Hospitalgesellschaft AG, die Damp-Holding AG und die Rhön-Klinikum AG.

Dass es bislang nur Vereinbarungen mit privaten Anbietern gebe, habe in erster Linie praktische Gründe, sagt Dorothy Mehnert, KBV-Referentin für diesen Bereich. Einheitliche Konzernstrukturen be- günstigten gemeinsame Projekte. Kommunale Klini- ken hingegen seien sehr unterschiedlich aufgestellt.

„Es ist relativ schwierig, die beiden Sektoren zu verzahnen“, meint Mehnert. Doch einige positive Beispiele gelungener Projekte gibt es:

Nach und nach macht eine strukturierte Weiter- bildung unter Beteiligung aller Akteure vor Ort Schule. Sana beispielsweise fördert im Rahmen der KBV-Kooperation in Absprache mit den KVen in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Hol- stein sowie den Landesärztekammern den haus- ärztlichen Nachwuchs. Es gibt für angehende All-

gemeinmediziner inzwischen Infoflyer, Musterver - träge und ein Curriculum. Andere KVen haben Interesse an dem Basismaterial angemeldet.

Die Rhön-Klinikum AG arbeitet im Rahmen der Kooperation ebenfalls an besseren Weiterbil- dungsstrukturen. So wurde beschlossen, die För- dergelder für angehende Allgemeinmediziner aus dem Initiativprogramm nicht zu deren regulärer Bezahlung einzusetzen. Das übernimmt Rhön; die Fördermittel können die Ärzte in Weiterbildung für zusätzliche Qualifikationen ausgeben.

Darüber hinaus gibt es mancherorts Fort- schritte bei Vorhaben wie dem zur besseren Ab- stimmung der Arzneimittelverordnung oder zum Aufbau eines gemeinsamen EDV-Portals. Mehnert ist optimistisch, dass mehr und mehr Kooperatio- nen anlaufen werden. Gesetzliche Vorgaben wie zum Beispiel die sektorenübergreifende Qualitäts- sicherung würden die gemeinsame Sache beför- dern: „Durch eine geregelte Kooperation von am- bulantem und stationärem Bereich kann man hier

viel erreichen.“ Rie

PROJEKTE: NACHAHMER GESUCHT

P O L I T I K

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