Deutsches Ärzteblatt
|
Jg. 112|
Heft 6|
6. Februar 2015 A 241 Zeitdauer und Intensität der nötigen akri-bischen Arbeit unterschätzen, bis erste Er- gebnisse vorliegen. Außerdem scheuen sie das Einarbeiten in die sich in den letzten Jahren geänderten rechtlichen und deut- lich verschärften regulatorischen Angele- genheiten.
Die zu erwartenden mittelfristigen und langfristigen ökonomischen Einsparun- gen, die sich durch Einbeziehen dieses au- ßeruniversitären medizinischen Fachwis- sens ergeben, sollten durch vergleichswei- se geringe Fördersummen erzielbar sein.
. . . Für Patienten ergibt sich die Möglich- keit, frühzeitig am medizinischen Fort- schritt teilzuhaben. Zudem können Studi- en, die die demografischen Gegebenheiten und tatsächlich vorhandene Krankheits- struktur berücksichtigen, Aussagen für ei- ne größere Patientenanzahl liefern. Eine stärkere Vernetzung aller Erbringer von Gesundheitsleistungen zur Erfassung von Patientendaten unter striktesten Daten- schutzkriterien kann dies unterstützen . . .
Priv.-Doz. Dr. med. Caroline Schmidt-Lucke, Medizinisch- academische Forschungsberatungsgesellschaft mbH (MEDIACC GmbH), 14193 Berlin
LEUKÄMIE
Bei akuten Leukämien lassen sich mit neuen Immuntherapien selbst nach mehreren Rezidi- ven Remissionen erzielen (DÄ 1–2/2015: „56.
Jahrestagung der American Society of Hemato- logy: Ziel ist die therapiefreie Remission“ von Nicola Siegmund-Schultze).
Bildunterschrift nicht korrekt
Die Beschriftung der Abbildung „Chroni- sche myeloische Leukämie mit einer Ver- mehrung von Lymphozytenvorläuferzel- len“ ist nicht korrekt. Bei der CML ergibt sich im Rahmen der Leukozytose ein ge- häuftes Auftreten von granulozytären Vor- stufen beziehungsweise Vorläuferzellen (pathologische Linksverschiebung) ohne Hiatus leucaemicus in der Peripherie.
Ein geringer Anteil der CML-Patienten kann statt einer myeloischen Blastenkrise auch eine lymphatische Blastenkrise ent- wickeln . . .
Dr. med. Jürgen Pfitzner, Chefarzt der Klinik Graal-Müritz GmbH, Reha-Fachklinik für Onkologie und Ganzheitsmedizin, 18181 Graal-Müritz
Anmerkung der Redaktion:
Unser Leser hat recht: Es handelt sich bei den Leukozyten im Blutausstrich eines Patienten mit chronischer mye- loischer Leukämie um myeloische Vorläuferzellen bezie- hungsweise Zellen der monozytären Zellreihe, nicht um Lymphozytenvorläuferzellen.
PUBLIC HEALTH
Gesundheit muss auch als Humanvermögen verstanden werden (DÄ 44/2014: „Gesundheit ist mehr als Medizin“ von Rainer Müller, Detlev Ganten und Joachim Larisch).
Nichts Neues
Nachdem ich den Artikel über Public Health dreimal gelesen und erst danach verstanden habe . . . deuchte mich, ich kennte das alles schon. Dass Gesundheit mehr ist als Abwesenheit von Krankheit und eine Ansammlung zufriedenstellen- der Normwerte, ist ja nun nicht neu, und dass der Staat auch für die Volksgesund- heit Verantwortung tragen soll ebenso we- nig, dafür braucht es keine Wortungetüme aus irgendeinem Think-tank . . .
Dass die Sache mit der Volksgesundheit noch nie funktioniert hat, wissen wir auch allmählich: Trotz umfassender Aufklärung über gesunde Ernährung sah man noch nie so viele Döner-Wampen im Straßenbild, trotz Wissen um den menschlichen Bio- rhythmus haut uns die Arbeitswelt nach wie vor zu nachtschlafender Zeit aus dem Bett und versagt uns den medizinisch empfohle- nen Mittagsschlaf, die Anzahl der Burn- out-Erkrankungen und Depressionen steigt, die Kinder werden immer dicker und krän- ker, und jedes Jahr wird ein Heer von smartphonewischenden Zombies auf der Flucht vor der gnadenlosen Leistungsma- schinerie der Schulen ins Berufsleben ent- lassen. Das wussten wir aber auch schon, bevor ein Paradigmenwechsel in der Sozial- politik gefordert wurde, der das Humanver- mögen als legitimatorische Grundlage . . . äh . . . hm . . . Dings! . . . einführt! Oder so!
Was zu einem gelingenden Leben in die- ser stark menschelnden Welt alles an Fä- higkeiten vonnöten ist – und das ist nicht wenig – hat Sigmund Freud in seiner Leh- re von den Ich-Funktionen hinreichend beschrieben (Triebaufschub, Frustrations- toleranz, Einfühlung in den anderen, Sub- limationsfähigkeit und vieles mehr) . . . Wer dieses „Humanvermögen“ erreicht hat, kann sich glücklich schätzen und wird die Ziele, die Freud unter „uneingeschränkte Liebes- und Arbeitsfähigkeit“ etwas grob zusammengefasst hat, vermutlich errei- chen, wenn ihm das Leben nicht ein ganz großes Bein stellt. Bitte dortselbst nachle- sen, bringt sicher mehr Information und Freude als dergestalte Seminararbeiten, die dem Leben in seiner Eigensinnigkeit nun so gar keine Rechnung tragen wollen.
Dipl.-Psych. Ursula Mayr, 83236 Übersee am Chiemsee
KBV
Warnung vor den Folgen der geplanten Ge- sundheitsreform (DÄ 50/2014: „KBV-Vertreter- versammlung: Geschlossener Protest gegen das ,Arztentsorgungsgesetz‘“ von Heike Korzilius).
Fragwürdige Diskussion
Die Diskussionen im Rahmen der ein- gangs genannten Vertreterversammlung erscheinen als ein vorläufiger Höhepunkt in einer fragwürdigen Diskussion, den maßgebliche Vertreter der deutschen Ärz- te um die Strukturen im Gesundheitswe- sen führen. Fragwürdig deshalb, weil hierbei die Probleme der Patienten in der ärztlichen Versorgung entweder nicht wahrgenommen, nicht verstanden oder als lästig empfunden werden. Von Patien- tenzentriertheit, einem in jüngster Ver- gangenheit gern bemühten Schlagwort, kann jedenfalls in keinem der angeführ- ten Diskussionsbeiträge gesprochen werden.
Als Patient, der in einer in mehreren medi- zinischen Sparten unterversorgten Region lebt, wäre es mir sehr recht, wenn sich Krankenhäuser für eine ambulante Versor- gung öffnen. De facto handeln viele Men- schen doch schon so, indem sie statt zum niedergelassenen Arzt gleich in die Not- aufnahme gehen . . . Auch spricht doch nichts gegen die Einrichtung medizini- scher Versorgungszentren, wenn es die Selbstverwaltung der Ärzte nicht vermag, ärztliche Unterversorgung nachhaltig ab- zubauen.
Erstaunlich ist das Wettern gegen die Ein- richtung von Terminservicestellen mit dem Argument, die freie Arztwahl werde ausgehebelt. Die gibt es in ihrer reinen Form, zumindest in Ostdeutschland, doch schon lange nicht mehr. Die Beispiele, dass Fach- wie auch Allgemeinarztpraxen wegen Überlastung keine neuen Patienten annehmen, sind zahllos; Wartezeiten von drei und mehr Monaten auf einen Termin bei Fachärzten in bestimmten Regionen hinlänglich und zahlreich bekannt. Wer al- so erst in der vierten, fünften oder wer weiß wievielten Praxis eine Behandlungs- möglichkeit erhält, dem muss die freie Arztwahl zwangsläufig gleichgültig sein.
Es sei der Vollständigkeit halber darauf hingewiesen, dass das Ausweichen in ein überversorgtes Gebiet kaum eine Option darstellt – rein entfernungsbedingt be- trachtet . . .
Martin Hartzendorf, 09337 Bernsdorf