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Archiv "Psychotherapeutentag: Was in ärztlicher Hand bleiben soll" (05.01.2015)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 112

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Heft 1–2

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5. Januar 2015 A 33

Das Leser-Forum

KRANKENHÄUSER

Städte und Kreise dürfen ihre defizitären Kran- kenhäuser auch weiterhin bezuschussen und Verluste ausgleichen (DÄ 48/2014: „Da sein geht vor“ von Jens Flintrop).

Applaus!

Den Richtern des Oberlandesgerichts Stuttgart sei Applaus und Dank für ihre weise Entscheidung – und dem DÄ für die mediale Verbreitung. Meines Erachtens wird die große Mehrheit meiner Kolleginnen und Kollegen das entsprechend sehen: Gesundheitsfürsor- ge ist Daseinsvorsorge im Sinne des Grundgesetzes – und nur sehr bedingt betriebswirtschaftlich zu betreiben, wie ein Kaufhaus oder eine Autofabrik. Die schwarze Null im Budget darf nicht das letzte Wort sein in der deutschen ange- wandten Medizin. Eine vergleichsweise vermögende Gesellschaft, die selbst - verständlich Spitzensport mit öffent - lichen Geldern fördert, sollte ebenso alternativlos in ein im Grundgesetz ver- ankertes Sozialstaatsprinzip investieren:

flächendeckende Versorgung kranker Mitbürger.

Prof. Dr. med. Ulrich Krause, 96450 Coburg

Politiker scheuen die Verantwortung

. . . Es ist ein unausgesprochenes Ziel der Politik, einen bestimmten Prozentsatz der Kliniken zu schließen, um das Überange- bot an Krankenhausbetten, das Deutsch- land im Vergleich mit den anderen euro- päischen Ländern hat, abzubauen. Dieses Vorhaben wird auch von den gesetzlichen Krankenkassen unterstützt. Ob die Reduk- tion der Krankenhausbetten im geplanten Ausmaß tatsächlich notwendig ist, sei da- hingestellt, es gibt allerdings auch aus ärztlicher Sicht triftige Gründe, die zur Konzentration der stationären Einrichtun- gen Anlass geben.

Was jedoch nicht tolerierbar ist, ist die Methode, mit welcher der Bettenabbau beziehungsweise die Konzentration sta- tionärer Einrichtungen vorangetrieben wird. Das vor mehr als zehn Jahren ein-

geführte DRG-System wurde dazu miss- braucht, einen sogenannten „Wettbe- werb“ zwischen den Kliniken zu entfa- chen. Die Kollateralschäden (Mengen- ausweitung von Eingriffen, Abbau der ärztlichen Zusammenarbeit zwischen ver- schiedenen Kliniken, zunehmendes Miss- trauensverhältnis zwischen GKV und Krankenhäusern etc.) sind bekannt und müssen nicht immer wieder genannt wer- den. Dabei handeln sowohl die Ärzte als auch die kaufmännischen Geschäftsfüh- rer absolut folgerichtig, sie reagieren le- diglich auf ein System, welches ihnen be- stimmte Handlungsweisen aufoktroyiert, um ein sogenanntes „wirtschaftliches“

Ergebnis zu erhalten.

Das Perverse daran ist, dass sich die Po- litiker, die maßgeblich an der Inaugura- tion der neuen Verhältnisse an den Kli- niken mitgewirkt haben, zurücklehnen und behaupten, der Wettbewerb wird es schon richten. Wie verquer dieser Wett- bewerb schon jetzt ist, lässt sich daran erkennen, dass ausgerechnet die Flaggschiffe der deutschen Medizin, die Universitätskliniken, als erste in die Bredouille kommen. Not täte, wie Herr Flintrop dies klar zum Ausdruck brach- te, dass die Politik im Wissen um die de- mografische Entwicklung der verschie- denen Regionen den jeweiligen in einem Bundesland gültigen Bettenplan adap- tiert und gegebenenfalls notwendige Schließungen „per Dekret“ festlegen würde, wie es zum Beispiel bei der Bun- deswehr geschieht. Derartige von oben angeordnete Schließungen wären natür- lich in der Bevölkerung höchst unpopu- lär. Deshalb scheuen die Politiker die ih- nen übertragene Verantwortung wie der Teufel das Weihwasser und schieben den Schwarzen Peter den Ärzten zu, die dann die daraus entstehende angespann- te Situation erdulden müssen. Solange die stationäre Versorgung der Bevölke- rung als Daseinsfürsorge betrachtet wird – und ich hoffe, dass dies auch weiterhin der Fall sein wird – muss die Politik auch für die Zahl und Verteilung der Krankenhäuser geradestehen . . .

Prof. Dr. med. Jens Oeken, Chefarzt der Klinik für HNO- Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie, Klinikum Chemnitz gGmbH, 09116 Chemnitz

PSYCHOTHERAPEUTENTAG

Die Delegierten plädierten für ein Hochschul- studium der Psychotherapie mit anschließen- der Approbation (DÄ 48/2014: „25. Deutscher Psychotherapeutentag in München: ,Wir brau- chen gleiche Ausbildungsstrukturen wie die Ärzte‘“ von Petra Bühring und Thomas Gerst).

Höchst unklare Ziele

Eine Diskussion der Ausbildungsstrukturen für Psychotherapeuten (Psychologen und Ärzte) macht erst Sinn, wenn die höchst un- klaren Ziele der Versorgungsaufgaben ge- klärt sind. Solange Psychologen mit Psy- chiatern verwechselt werden und bei Patien- ten und Politikern die Vorstellung besteht, man könne alle psychischen Erkrankungen mit Psychotherapie behandeln und die Psy- chotherapeuten dem nicht klar widerspre- chen und sich entsprechend begrenzen, so- lange wird die Psychotherapie sich schwer- punktmäßig auf die leichteren psychischen Störungen und Befindlichkeitsstörungen ausrichten. Damit aber verbraucht die Psy- chotherapie weiter wie bisher drei Viertel der ambulanten Behandlungsgelder und überlässt den Psychiatern das restliche Vier- tel, mit dem sie dann die dreifache Zahl an Patienten behandeln müssen. Die KBV soll- te ihr eigenes diesbezügliches Gutachten (Melchinger-Studie) ernst nehmen.

Dr. med. Heyo Prahm, 26131 Oldenburg

Was in ärztlicher Hand bleiben soll

. . . Abzulehnen ist die Idee, Psychothera- peuten zur Verordnung von Heilmitteln, insbesondere Psychopharmaka zu ermäch- tigen, da in den vorgenannten Studien kei- nerlei Grundlagen ausreichend vermittelt werden und die Inkompetenz, durchaus auftreten könnende lebensgefährliche Si- tuationen wie zum Beispiel allergische Reaktionen, richtig zu erkennen und rich- tig zu handeln, lebensbedrohliche Folgen haben kann. Deshalb sollten auch Kran- kenhauseinweisungen und Krankschrei- bungen strikt in ärztlicher Hand bleiben, da letztendlich die Begründung derselben ein Know-how verlangt, was manchmal weit über das der Psychotherapeuten hi-

B R I E F E

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A 34 Deutsches Ärzteblatt

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5. Januar 2015 nausgeht: Krankenhauseinweisungen set-

zen, da ein schwerwiegender Eingriff in den Alltag des Patienten, eine Kommuni- kation innerhalb derselben Fachgruppe, nämlich der Ärzte voraus und auch Krank- schreibungen werden, wenn, dann von Ärzten überprüft und basieren somit auch auf einer fachgruppeninternen Kommuni- kation. Letztendlich trifft das Gesagte auch für die Prävention zu: Um effektiv zu sein, muss sie umfassend sein, was immer auch organmedizinische Aspekte neben den psychologischen beinhaltet. Beispiels- weise sei hier die Ernährungsberatung er- wähnt, die immer begleitend zur Beratung bei psychischen Problemen angeboten werden sollte – die aber medizinisches Grundlagenwissen, welches weit über das der Psychologen/Pädagogen/Sozialpäda- gogen hinausgeht, voraussetzt.

Prim. Dipl.-Psych. Dr. med. Dr. phil. Helmut Niederhofer, Sächsisches Krankenhaus für Psychiatrie und Neurologie, 08228 Rodewisch

Verdrehungen

Die Legende zum Bilddokument in Ihrem Bericht zum 25. Deutschen Psychothera- peutentag verdreht den Sachverhalt. Die Delegierten in der ersten Reihe, die ihren Arm heben (die Verfasser dieses Leser- briefes), haben weder für ein Hochschul- studium der Psychotherapie, das mit einer Approbation endet, gestimmt, wie man entsprechend der Bildunterschrift glauben könnte, noch war dies Gegenstand der auf dem Bild zu sehenden Abstimmung. Die Abstimmung über die Richtung einer Aus- bildungsreform erfolgte vielmehr schrift- lich und geheim, ebenso wie eine voraus- gegangene Abstimmung über den Appro- bationszeitpunkt. In dieser vorausgegan- genen Abstimmung votierten 51 Delegier- te dafür, den Approbationszeitpunkt bei einer Entscheidung für eine Ausbildungs- reform zugunsten weiterer Klärungen of- fen zu halten, während 76 Delegierte da- gegen stimmten. Damit ist diese Abstim- mung über den Approbationszeitpunkt deutlich knapper ausgefallen als die nach- folgende Abstimmung zur Richtung der Ausbildungsreform.

Die Verdrehung hinsichtlich des Bilddoku- ments ist aber in gewisser Weise sinnbild- lich für viele Verdrehungen, die es auf die- sem 25. DPT gegeben hat. Vor dem Hinter- grund der Entwürfe zu einem Berufsbild und einem Kompetenzprofil, die beide im Deutschen Psychotherapeutentag weder konsentiert noch zur Abstimmung gegeben

wurden, wurde die Notwendigkeit eines Direktstudiums mit Approbation vom Bun- deskammerpräsidenten trotz bekannter Al- ternativen als unabdingbare Lösung präsen- tiert. Prof. Richter zögerte auch nicht, die Unterschriften von 5 000 Psychotherapeu- ten für Rechtssicherheit bei den Zugangs- voraussetzungen als Votum für ein Direkt- studium zu vereinnahmen. Dabei hatten diese Kolleginnen und Kollegen im Vorfeld des 25. DPT eine zeitnahe Regelung der Zugangsvoraussetzungen – gemäß eines aktuellen Vorschlages der Autoren des For- schungsgutachtens – unabhängig von wei- teren Reformbemühungen gefordert.

Die Diskussion, die in Ihrem Bericht als sachlich beschrieben wird, war doch in der Sache sehr verkürzt. Es ging ganz er- heblich um Macht- und Statusfragen, um eine Gleichstellung mit den Ärzten in der Versorgung und um Fragen der Finanzie- rung. Die große Gefahr, eine auch im For- schungsgutachten aus 2009 attestierte ho- he Qualität der bisherigen Ausbildung auf- zugeben, wenn Psychotherapeuten in An- stellungsverhältnissen und in der Versor- gung weitergebildet würden, wurde in der Diskussion kaum thematisiert. Insofern können wir dem bedauerlichen Resümee in Ihrem Bericht nur zustimmen: „Viele Bedenken blieben auf der Strecke“.

Dipl.-Psych. Georg Schäfer, 53115 Bonn, Dr. phil. Dipl.-Psych. Rupert Martin, 50670 Köln

Positive Rückkopplung

Als häufigste psychische Erkrankung ver- ursacht die Depression hohe direkte und noch höhere indirekte Kosten (Arbeitsaus- fall). Etliche Studien zeigen, dass insbe- sondere bei schwereren Depressionen die Kombination aus Psychotherapie und anti- depressiver Medikation dem jeweiligen Einzelverfahren überlegen ist. Die Tren- nung in Psychotherapie einerseits und Re- zeptieren andererseits schmälert die Effek- tivität der Behandlung erheblich. Schon heute verlängert sie in vielen Fällen das Leiden und erhöht sie die Kosten.

Diese unbefriedigende Versorgungssituati- on würde zementiert mit einem Studien- gang, der ohne den Erwerb eingehender medizinischer Kenntnisse zum Psychothe- rapeuten führt. In einer fachärztlichen Pra- xis, die Pharmako- und Psychotherapie in- tegriert, kommt es zu einer „positiven Rückkopplung“: Eingebettet in Gespräche wirkt das Medikament besser; Gesprächs- interventionen wirken nachhaltiger unter

stabilisierender Medikation. Bei minder- schweren Depressionen ohne Komorbidi- tät reichen oft wenige, bei schweren in der Regel 15 bis 25 Sitzungen.

Literatur beim Verfasser

Dr. med. Dr. rer. nat. Ulrich Leutgeb, 95500 Heinersreuth

ARZT – PATIENT

KBV und Bundesärztekammer wollen das ärzt- liche Gespräch neu aufwerten (DÄ 47/2014:

„Arzt-Patienten-Kommunikation: Kein ,alter Hut‘“ von Eva Richter-Kuhlmann).

Ein uralter Hut

Stimmt: kein „alter Hut“, sondern ein uralter Hut. Ich höre seit 30 Jahren immer wieder von der KV, dass die Gespräche besser ho- noriert werden sollen und immer wurden stattdessen technische „Leistungen“ besser honoriert als die zum Teil sehr langen Ge- spräche von uns Hausärzten. Ich glaube schon lange nicht mehr den Versprechungen.

Ralph Thiel, 51427 Bergisch Gladbach

Eine echte Lachnummer

Ein solcher Artikel füllt sicher Seiten im DÄ, ist aber ansonsten für alle gesprächs- orientierten Hausärzte eine echte Lach- nummer.

Was wollen denn die KBV und die BÄK am Gespräch aufwerten und in den Fokus stellen? Gute Ärzte reden jeden Tag mit ihren Patienten! Dann werden sie von der KBV mit einer Ziffer 03230, die bei je- dem zweiten Patienten einmal pro Quartal angesetzt werden kann, abgespeist! Kom- men andere Ziffern zur Abrechnung, wie zum Beispiel die 35140, werden dann alle anderen „Chroniker-Ziffern“ gestrichen, die man gerade für gesprächsintensive Pa- tienten braucht! Und dann will uns die KBV mit Checklisten die Kommunikation mit unseren Patienten lehren!

Da wagt man es, über eine Reform des EBM zu reden, der wie die letzten Male wieder eine „Verbesserung“ der Vergütung des hausärztlichen Gespräches bringen soll? Ferner möchte also in der KBV, dass es bessere Entscheidungsfindungen gibt im Gespräch und wichtig sei es doch für alle Ärzte, empathisch zuhören, vermitteln und erklären zu können.

Ja, wenn die KBV da mit gutem Beispiel vorausginge! . . .

Harald Hartmann, 79369 Wyhl

B R I E F E

Referenzen

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