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Archiv "medicum Wiesbaden: Versorgung von Hand zu Hand" (11.11.2011)

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A 2420 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 108

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Heft 45

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11. November 2011

MEDICUM WIESBADEN

Versorgung von Hand zu Hand

Das medicum Facharztzentrum Wiesbaden vereint mehr als 50 unabhängig arbeitende Ärzte unter einem Dach. Eine enge Kooperation mit dem St.-Josefs-Hospital

ermöglicht dabei eine umfassende und qualitativ hochwertige Versorgung.

D

r. med. Thomas Nolte öffnet die große weiße Tür und lacht: „Sobald ich über diese Schwelle trete, bin ich ein ange- stellter Arzt. Gehe ich zurück, bin ich wieder mein eigener Chef.“

Was sich seltsam anhört, ist Teil eines zumindest in Hessen einmali- gen Versorgungsmodells. Denn die Tür trennt das ambulante Schmerz- und Palliativzentrum von der Pal- liativ- und Schmerzstation des St.- Josefs-Hospitals in Wiesbaden.

Nolte ist zugleich einer von circa 50 Fachärzten, die sich in unmittelba- rer räumlicher Anbindung zum Jo- Ho, wie das Akademische Lehr- krankenhaus der Johannes-Guten- berg-Universität Mainz von den Wiesbadenern liebevoll genannt wird, niedergelassen haben.

„Unsere Vision ist es, mehr als nur ein Ärztehaus zu sein“, sagt Dr. med. Michael Weidenfeld, ei- ner der Geschäftsführer des medi- cum. Der Urologe gehört zusam- men mit dem Internisten Dr. Eck- art Listmann zu den Ärzten der ersten Stunde des fach- und sekto- renübergreifenden Versorgungs- modells. Den Anstoß hierfür hatte

vor nahezu sechs Jahren der Ge- schäftsführer des Krankenhauses, Karl-Josef Schmidt geliefert.

Als nämlich die Klinik im Jahr 2004 im Zuge von Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen den Südflügel des JoHo einer neuen Nutzung zuführen wollte, ergab sich die Gelegenheit, die bereits be- stehende gute Zusammenarbeit zwischen niedergelassenen und sta- tionär tätigen Ärzten durch eine en- ge räumliche Anbindung weiter zu vertiefen. „Innerhalb von etwa vier Wochen fanden sich etwa 40 Ärzte, die bereit waren, in dem circa 5 000 Quadratmeter großen Gebäude Pra- xisräume anzumieten“, berichtet Weidenfeld. Ungefähr 13 Millionen Euro investierte das JoHo in den Bau des „medicum Facharztzen- trums Wiesbaden“.

Inzwischen haben sich mehr als 50 Ärzte aus 19 Fachrichtungen dem Modell angeschlossen. Man- che, wie das Schmerz- und Pallia- tivzentrum Rhein-Main, dem Nolte angehört, haben hier ihren Haupt- sitz. Andere Ärzte haben im medi- cum eine Zweigpraxis errichtet. Ein gemeinsam entwickelter Kodex re-

gelt die interdisziplinäre Zusam- menarbeit.

Das Leistungsangebot reicht von A wie ambulante Operationen bis Z wie Zentrum für Nieren- und Hoch- druckkrankheiten. Alle Ärzte ha- ben, bis auf die Kinderarztpraxis, eine Kassenzulassung. Zum medi- cum gehören ferner eine Apotheke, ein Sanitätshaus, eine Cafeteria so- wie ein eigenes Parkhaus.

„Unser Motto lautet: Gemeinsam, aber eigenständig“, betont Weiden- feld. Die Mitglieder des medicums arbeiten daher – anders als in einem Medizinischen Versorgungszentrum – alle selbstständig in eigener Praxis.

Die Ärzte konnten zudem ihre eige- nen Vorstellungen in den individuel- len Ausbau der Praxisräume fließen lassen. „Durch die Vernetzung mit dem JoHo können wir außerdem un- sere Patienten jederzeit schnell einer umfassenden stationären Versorgung zuführen“, so der Urologe. Dabei greift das JoHo auch auf die Fach- kompetenz der medicum-Ärzte zu- rück. Beispielhaft hierfür ist die von Listmann und seinen Kollegen ge- führte Herz-Kreislauf-Praxis, die sowohl die ambulante Versorgung,

Fotos: Petra Spielberg

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11. November 2011 invasive Diagnostik und Therapie

als auch gegebenenfalls schnelle Operationen vor Ort realisiert. Das Schmerz- und Palliativzentrum Rhein-Main wiederum verfügt in der Klinik über zwölf Betten, die Nolte und seine Kollegin Dr. Mechthilde Burst je 13 Stunden pro Woche als Angestellte des Krankenhauses be- treuen. Die Gynäkologen und Neu- rologen des medicum sind zudem re- gelmäßig als Konsiliarärzte für das JoHo tätig. Und die Hals-Nasen-Oh- ren-Spezialisten arbeiten auch als Belegärzte für das Krankenhaus.

Als weiteren „großen Vorteil“

des Modells bezeichnet Weidenfeld die Möglichkeit, in den fünf ambu- lanten OP-Räumen des medicum fachübergreifend operieren zu kön- nen. „Wichtig ist uns zudem die en- ge Kooperation mit den zuweisen- den Hausärzten“, erklärt Weiden- feld. „Bei schwierigen Fragestel- lungen, die über die hausärztlichen Möglichkeiten hinaus gehen, stel- len wir unser fachärztliches Ange- bot in den Dienst des Hausarztes, um gemeinsam einen gezielten und problemorientierten Lösungsweg zu finden.“ Etwa 70 bis 80 Prozent der Patienten des Facharztzentrums kommen auf Überweisung durch ihren Hausarzt ins Ärztehaus am Langenbeckplatz.

Die Synergien kommen nicht nur den Ärzten und Patienten, sondern auch den Krankenkassen zugute. So hat beispielsweise das Schmerz- und Palliativzentrum bereits im

Jahr 2005 einen Vertrag über eine Integrierte Versorgung (IV) bei Rü- ckenschmerz mit der Techniker- Krankenkasse (TK) abgeschlossen, der weiterhin gilt. „Inzwischen ha- ben wir mit der TK einen weiteren IV-Vertrag für Patienten abschlie- ßen können, die eine zweite Mei- nung vor einer geplanten Wirbel- säulenoperation erhalten wollen“, berichtet Nolte.

Um die Kooperation zwischen den Ärzten auch technisch zu för- dern, verfügt das medicum über ei- nen eigenen Server, der es den Pra- xen ermöglicht, nach Absprache mit den Patienten medizinische Da- ten und Befunde elektronisch unter- einander und mit dem JoHo auszu- tauschen. „Hiervon machen aller- dings vornehmlich die jüngeren Kollegen Gebrauch“, berichtet Nol- te schmunzelnd. Die ältere Genera- tion ziehe es noch immer vor, schnell mal zum Kollegen zu gehen und den Fall mit ihm direkt zu be- sprechen.

Ein regelmäßiger interdisziplinä- rer Austausch ist gleichwohl ein weiteres Kennzeichen des Versor- gungsmodells. Jeden Montag zum Beispiel treffen sich die behandeln- den Ärzte des medicum und des Jo- Ho zur Fallbesprechung im Tumor- board. Einmal im Monat findet dar - über hinaus eine Schmerz- und Pal- liativkonferenz statt, an der neben

den zuständigen Ärzten auch Physio- therapeuten, Psychologen und Stati- onspersonal des JoHo teilnehmen.

Für niedergelassene Ärzte aus der Region bietet das medicum außer- dem einmal im Jahr Fortbildungs- veranstaltungen zu Themen wie Schmerz, Inkontinenz oder Herz so- wie die Möglichkeit zur Weiterbil- dung für die Zusatzbezeichnung

„Palliativmedizin“ an. Der Öffent- lichkeit präsentiert sich das Fach- arztzentrum auf Gesundheitstagen oder Facharztkongressen mit Aktio- nen wie „das begehbare Herz“.

Darüber hinaus ist das medicum eine Kooperation mit einer nahege- legenen Einrichtung eingegangen, die Mitgliedern und Angestellten des Facharztzentrums Betreuungs- plätze für Kinder ab sechs Monate zusichert. Auch Angestellte des Jo- Ho können hiervon Gebrauch ma- chen. Die Aktivitäten bestreitet das Zentrum aus den Mitgliedsbeiträ- gen, die die Ärzte monatlich an die GbR entrichten müssen. Das

„Rundum-Paket“ scheint bei den beteiligten Ärzten und den Patien- ten anzukommen. Seit seinem Be- stehen hat das medicum sein Pa- tientenaufkommen stetig steigern können. Derzeit lassen sich jährlich etwa 140 000 Patienten im Fach- arztzentrum behandeln. Auch seien bislang alle Ärzte dem Modell treu geblieben, sagt Weidenfeld.

Nolte ist sich sicher: „Der direk- te Kontakt mit den Kollegen för- dert die Arbeitszufriedenheit, die Motivation und die Kreativität.“

Zudem ließen sich die bürokrati- sche Lasten besser auf mehrere Schultern verteilen.

Dass das Konzept ankommt, be- weist auch die Tatsache, dass neben dem bestehenden medicum-Gebäu- de im nächsten Jahr ein weiteres Fachärztehaus in unmittelbarer Nä- he dazukommt. Ein Investor für den Bau ist bereits gefunden. Die sechs Praxen sind nach Aussage von Wei- denfeld schon alle vermietet. Künf- tig werden dem Zentrum somit auch eine radiologische, orthopädi- sche, zahnärztliche, psychothera- peutische, logopädische und auf Lungenkrankheiten spezialisierte

Praxis angehören.

Petra Spielberg

Unser Motto lautet: Gemeinsam, aber eigenständig

Michael Weidenfeld

Der direkte Kontakt mit den Kollegen fördert die Arbeits - zufriedenheit, die Motivation und die Kreativität.

Thomas Nolte

S O N D E R S E I T E N P R A X i S

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