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Archiv "Die Registrierung hirnelektrischer Vorgänge" (25.03.1976)

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Aktuelle Medizin ÜBERSICHTSAUFSATZ

1. Aufgaben und Probleme bei der EEG-Registrierung im Gegensatz zur EKG-Aufzeichnung

Nach unserem heutigen Wissens- stand sind — anders als beim EKG

— acht simultane Kurvenzüge er- forderlich, um das zerebrale Ge- schehen beurteilen zu können — wenn man einmal von epilepti- schen Potentialformen und der Narkoseüberwachung absieht. Die einzelnen Graphoelemente sind beim EEG kaum isoliert interpre- tierbar.

Wegen der großen Normvarianten von Patient zu Patient sowohl im Hinblick auf die Größe der abgelei- teten Potentiale als auch auf ihre Frequenz und ihre Form gewann der Vergleich spiegelbildlicher Ab- leitepunkte jeweils der linken und rechten Hemisphäre sowie nahe beieinanderliegender Ableitepunk- te der gleichen Hemisphäre große Bedeutung. Dies erfordert die An- bringung vieler Einzelelektroden, die topographisch sehr sorgfältig nach verschiedenen Mustern ver- teilt werden. Bei der Aufnahme des EEG werden verschiedene Ableit- kombinationen — Programme — nacheinander registriert. Bipolare und monopolare Programme finden Verwendung.

In der Routineuntersuchung wer- den je nach Fragestellung vier bis acht Programme aufgezeichnet, die mit Hilfe eines bis zu 14 Program- me enthaltenden Programmwahl-

schalters vorgewählt werden kön- nen. Der Untersucher hat zusätz- lich die Möglichkeit, mit Einzelwäh- lern jede beliebige Elektrodenkom- bination abzufragen.

Die EEG-Potentiale stehen an der Kopfhaut mit wesentlich kleinerer Amplitude als zum Beispiel das EKG an. Das Normal-EKG hat im QRS-Komplex eine Amplitude von etwa 1 mV, das Normal-EEG, okzi- pital abgeleitet, eine solche von etwa 50 ite,V. Entsprechend müssen EEG-Geräte die Signale wesentlich höher verstärken.

Beim Vergleich der abgeleiteten Kurven beurteilt man sowohl die Abweichungen in der Frequenz und in der Amplitude als auch in der Kurvenform. Die Beispiele der Darstellungen 1 und 2 deuten an, welch breites Spektrum an Norm- varianten schon bei gesunden Pro- banden zu finden ist.

Besonders den unipolaren Ableit- kombinationen können wichtige In- formationen entnommen werden, welche die Gleichheit der Amplitu- den der aufgezeichneten Wellen betreffen. Unterschiede von mehr als 15 Prozent werden als patholo- gisch gewertet. Dies bedeutet, daß die Übereinstimmung der techni- schen Daten aller acht, zwölf be- ziehungsweise 16 Kanäle optimal sein muß; Computer, die Amplitu- dendifferenzen von einem Promille und kleiner bewältigen können, verlangen noch höhere Überein-

Das Elektroenzephalogramm (EEG) als Hilfsmittel zur Er- fassung zerebraler Funktio- nen und Dysfunktionen ist heute, gut 50 Jahre nach sei- ner Entdeckung durch Hans Berger, eine in die Routine integrierte neurologische Un- tersuchungsmethode. Das ho- he Maß ihrer Aussagekraft ist schon früh erkannt wor- den, doch erst Ende der drei- ßiger Jahre beziehungsweise in den vierziger Jahren konnte die Industrie Appara- turen zur Registrierung des EEG bereitstellen, die auch von medizinischem Hilfsper- sonal bedient werden konn- ten. Heute ist ein technischer Standard der Geräte er- reicht, der es erlaubt, EEG auch routinemäßig in der Pra- xis des niedergelassenen Arztes aufzunehmen.

stimmungen, da bei den bei EEG- Analysen durchgeführten Rechen- operationen auftretende Überein- stimmungsfehler sich multiplizie- ren.

Die Notwendigkeit, viele Elektro- den anwählen zu müssen, bringt in- sofern Probleme, als die Signalpe- gel extrem niedrig, die Störpegel, zum Beispiel aus dem Lichtnetz, jedoch hoch sind. Herkömmliche Schalter versagen bei diesen Pe- geln. Hier müssen Schalter mit ver- goldeten Kontakten oder vor der Umschaltung Elektrodenverstärker eingesetzt werden. Die Probleme der Elektroden werden weiter un- ten besprochen.

Ein weiteres, weniger technisches als organisatorisches Problem re- sultiert aus der längeren Regi- strierzeit des EEG im Vergleich zum EKG. Geht man von acht Mi- nuten Registrierzeit aus, werden pro Patient zirka 14 Meter Regi- strierpapier verbraucht. Mit dem Schlaf-EEG ist in jüngerer Zeit eine Applikation hinzugekommen, die

Die Registrierung

hirnelektrischer Vorgänge

Technische Probleme der Elektroenzephalographie

Gerhard H. Buchhorn

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 13 vom 25. März 1976 885

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,„

Darstellung 1: Elektroenzephalogramm mit gut ausgeprägter, stabiler, ampli- tudenmodulierter a-Wellen-Folge mittlerer bis hoher Amplitude. (Die Darstel- lungen 1 und 2 enthalten von oben nach unten: Zeitmarke, 3 EKG-Ableitun- gen, 1 die Atmung kennzeichnendes Signal und 12 EEG-Ableitungen) Aktuelle Medizin

Elektroenzephalographie

die EEG-Registrierung während ei- ner ganzen Nacht erforderlich macht. Bei dieser vornehmlich der Objektivierung von Schlafstörungen dienenden Methode werden paral- lel zum EEG weitere Parameter, etwa das Elektrookulogramm der Augenbewegungen, Elektromyo- gramme von verschiedenen Skelett- muskeln sowie häufig auch das EKG und Atmungskurven registriert.

Obwohl beim Schlaf-EEG im allge- meinen mit verminderter Papierge- schwindigkeit registriert wird (15 beziehungsweise 7,5 mm/s), ist ein Verbrauch von 1000 bis 1500 Blatt Registrierpapier ä 30 Zenti- meter je Versuch nicht selten.

Das Archiv der EEG-Labors nimmt damit Dimensionen an, die mit de- nen anderer Untersuchungsmetho- den kaum zu vergleichen sind. Mit der Zeit kommen Papiermengen zusammen, die sogar baustatische

Fragen aufwerfen können.

Der Elektroenzephalograph Die Funktionsweise eines Elektro- enzephalographen sei an Hand ei- nes Blockschaltbildes (Darstellung 3) erläutert. Das Blockschaltbild veranschaulicht den Weg der bio- elektrischen Potentiale durch die einzelnen Funktionsgruppen von der Elektrode zum Schreibsystem.

Quelle des EEG-Signals ist der Pa- tient, der links in der Abbildung an- gedeutet ist. Der Signaleingang ist in der Praxis ein Elektrodenein- gangsfeld mit etwa 30 Nummern tragenden Bananensteckerbuch- sen. Mit Hilfe des Programmwäh- lers, der bis zu 14 Programme (Ab- leitkombinationen für alle Kanäle) auszuwählen gestattet, oder alter- nativ der Einzelwähler werden die Elektroden mit den Vorverstärkern verbunden. Die Güte der Elektro- den kann mit dem eingebauten Elektrodenwiderstandsmesser oder dem Elektrodenprüfsignal beurteilt werden; die Übereinstimmung der Verstärkereigenschaften mit dem Eichaggregat.

Die Vorverstärker befreien die Nutzsignale von gleichphasigen Störsignalen, 50 Hz- und Anfaßarte- fakten und bringen sie auf einen gehobenen Pegel. Die Verstärkung der Vorverstärker liegt etwa zwi- schen 1000- bis 5000fach. Die Re- gelorgane für Verstärkung und die Filter sind räumlich zumeist auch in den Vorverstärkern unterge- bracht. Die Endverstärker sind als Gleichstromverstärker ausgeführt und bringen den Signalpegel auf eine Höhe, die es erlaubt, die Schreibwerke direkt zu steuern.

Je nach Fabrikat liegt der Ein- gangspegel für die Gleichstrom- Endverstärker zwischen 50 mV und 1 Volt.

Einige biologische Meßwerte, wie zum Beispiel der Blutdruck, beste- hen aus einem statischen Grund- wert und einer überlagerten Schwankung, auch sie erfordern Gleichstromverstärkung. Für sol- che Applikationen sind direkte Ein- gangsbuchsen zu den Gleichstrom- Endverstärkern vorgesehen.

In Kliniken werden immer häufiger nicht nur Oszilloskope, sondern auch Bandspeichergeräte und Da- tenverarbeitungsanlagen an EEG- Geräte angeschlossen. Der Signal- pegel für diese Geräte liegt bei 1 Volt. Moderne Elektroenzephalo- graphen enthalten auch dafür ge- eignete Ausgangsbuchsen. I>

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Darstellung 2: Spannungsarmes Elektroenzephalogramm aus instabilen a-,ß- und ,-,Wellen mit Amplituden bis 25 yV

Aktuelle Medizin Elektroenzephalographie

3. Einzelforderungen an

die Technik und ihre Bewältigung Das größte Problem, das die Tech- nik der EEG-Aufzeichnung zu be- wältigen hatte, war die 50mal höhe- re Verstärkung gegenüber dem EKG. Beim EEG müssen 100 uV (Mikrovolt) auf 1 Volt verstärkt wer- den, um am Registriersystem einen Ausschlag von 10 mm zu verursa- chen, was einen Verstärkungsfak- tor von 100 000 bedeutet. Hier galt es einmal, die Stromversorgung so zu stabilisieren, daß Schwankun- gen des Lichtnetzes, die unter un- günstigen Verhältnissen + 10 Pro- zent betragen können, keinen Ein- fluß auf die Verstärkung haben und die Nullinie nicht beeinflussen.

Zum anderen mußte dafür gesorgt werden, daß der Einfluß des Rau- schens, das durch Instabilitäten des Elektronenflusses in den akti- ven Verstärkerelementen (Röhren und Transistoren) entsteht und bei derart hoher Verstärkung bereits als kurvenförmige Verzitterung der Nullinie bemerkbar wird und die Aufzeichnung des Nutzsignals ent- sprechend verzerrt, in erträglichen Grenzen bleibt.

Hierzu können für bestimmte Schaltungsgruppen nur speziell ausgesuchte Exemplare bestimm-

Progr.- Wähler

Vorverst.

-0

1 0<<

--0

Patient Attenuator Filter

Stromvers. Papierantrieb

7. Ausgang zur

Weiterverarbeitung der Signale Endverst. Schreiber

Eich- Aggregat

Elektroden-

Widerstandsmesser 220 V f•-•

Darstellung 3: Blockschaltbild eines EEG-Gerätes

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 13 vom 25. März 1976 887

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L = 0,03 s; fgu 5,3 Hz

eti = 0,1 s; fgu 1,6 Hz

ftj = 0,3 s; fgu 0,53 Hz

T 1,0 s; fgu 0,16 Hz

; fgu 0 Hz

Darstellung 4: Bedeutung der unteren Grenzfrequenz für die Verformung ei- nes Biosignals, hier der Karotispulskurve

Aktuelle Medizin

Elektroenzephalog raph ie

ter Transistortypen verwendet wer- den, welche innerhalb des gesam- ten verwendeten Frequenzbereiches von 0,5 bis 100 Hz die tolerierba- ren Rauschgrenzwerte von zirka 3 AtVss nicht übersteigen.

Elektronenflußinstabilitäten sind strombezogen. Deshalb spielt der (Elektroden-)Abschlußwiderstand eine Rolle. Niedrige Widerstände rauschen weniger als hohe Wider- stände. Andererseits sollte der Ein- gangswiderstand der Verstärker möglichst „hochohmig" sein, um bei hohen Elektrodenwiderständen Amplitudenreduktionen zu vermei- den. Beide Parameter wirken kon- trär und erschwerten die Konstruk- tion.

Neben den speziellen Eigenschaf- ten der Eingangstransistoren müs-

sen die passiven Bauelemente (Wi- derstände und Kondensatoren) sehr hohen Anforderungen genü- gen. Diese Anforderungen betref- fen ihre Toleranzen, die Tempera- turstabilität und Langzeitkonstanz.

Während in der Unterhaltungselek- tronik Bauteiletoleranzen von ± 10 Prozent und damit preiswerte Bau- elemente eingesetzt werden kön- nen, verlangt die EEG-Technik Toleranzen zwischen 0,5 und 2 Prozent sowie Isolationswiderstän- de, die um Größenordnungen hö- her als in der Unterhaltungselek- tronik liegen.

Wird der Elektroenzephalograph zur Registrierung der Elektrokorti- kogramme eingesetzt (epidurale und subdurale Ableitungen), gelten verschärfte Anforderungen an die Sicherheitsvorkehrungen des Gerä-

tes zum Schutze des Patienten ge- gen vagabundierende Ströme und Ströme beim Ausfall (Kurzschluß usw.) von Bauteilen. Das Stromver- sorgungsteil und die Eingangslei- tungen sind durch besondere bau- liche Maßnahmen und Schutz- schaltungen abgesichert.

Die Verstärkung muß in weiten Grenzen geregelt werden können (Regelumfang 10µV bis 5 mV/cm Registrierausschlag).

Für die Übertragungsbandbreite sind zwei Regelorgane vorgese- hen:

a) die Zeitkonstantenschalter, die Regelorgane für die „untere Grenzfrequenz";

b) die Filterschalter, die Regelorga- ne für die „obere Grenzfrequenz".

Beide Regelorgane dienen dazu, die interessierenden Signale von unerwünschten, meist artefiziellen, (Stör-)Signalen zu befreien oder diese zumindest abzuschwächen.

Als Beispiele seien hier genannt:

Ausblendung von in die EEG-Ablei- tungen streuenden myographi- schen Potentialen der Fazialismus- kulatur durch Reduzierung der oberen Grenzfrequenz.

Herausfilterung von Schwitzarte- fakten durch Anheben der unteren Grenzfrequenz.

Die Filterung geschieht dabei mit einer Steilheit von 6 dB/Oktave, das heißt, bei doppelter Frequenz geht die Amplitude auf die Hälfte zurück für die obere Grenzfre- quenz, beziehungsweise bei halber Frequenz geht die Amplitude auf die Hälfte zurück beim Filter für die untere Grenzfrequenz.

Für die obere Grenzfrequenz (fgo) sind folgende Einstellungen vorge- sehen: 15, 30, 70, 200 (2000) Hz; für die untere Grenzfrequenz (fgu) sind folgende Werte eingeführt:

0,03 s 5,3 Hz; 0,1 s 1,6 Hz;

0,3 s 0,53 Hz sowie 1 s bezie- hungsweise 1,5 s entsprechend

(5)

Tabelle 1: Gegenüberstellung der wichtigsten technischen Para- meter von EKG- und EEG-Geräten

EKG-Gerät EEG-Gerät Bemerkungen 1-3-6 8-12-16

(32)

10 16-26

(ohne Frank)

10 sec— 8-15 min 2 min

Parameter Kanalzahl Elektrodenzahl

Reg istrierzeitl)

Normalempfindlichkeit 1 mV/cm 50 yV/

Registrier- 7 mm ausschlag Registrier-

ausschlag Maximale Empfindlichkeit 0,5 mV/cm 10µV/

Registrier- 10 mm ausschlag Registrier-

ausschlag Untere Grenzfrequenz 0,1 Hz 0,53-1,6-

5,3 Hz 0,1 Hz2) Obere Grenzfrequenz 60— 15-30-

1000 Hz3 ) 70-260- (1000) Hz 3) Papiergeschwindigkeit 25-50— 15-30-

100 mm/sec 4 ) 60 mm/

sec')

Eichspannung 1 mV 10-20-50—

100-500—

1000 yV

14fach höher

50fach höher

2-3 Werte werden benötigt 3-4 Filter

werden angeboten ein Drittel langsamer 7 Span-

nungen werden angeboten Polygraphie

Beim EKG sind Registrierzeiten für Routineuntersuchungen sowohl von 6fach- Schreibern als auch von 1-Kanal-Schreibern in Ansatz gebracht.

Die meisten EEG-Geräte können vielfältige polygraphische Registrierungen durchführen und haben die EKG-Zeitkonstante 1,5 s.

Beim EKG wird laut DIN 13 401 eine obere Grenzfrequenz von 60 Hz gefordert, beim EEG erfaßt man mit 150 Hz oberer Grenzfrequenz alle wichtigen Kriterien.

Auch niedrigere und höhere Geschwindigkeiten werden angeboten.

Tabelle 2: Relevante Eigenschaften von Biosignalen

Parameter Durchschnitt!. Frequenz-

Amplitude umfang Elektroenzephalogramm (EEG)

Elektrokardiogramm (EKG) Elektrookulogramm (EOG) Elektronystagmogramm (ENG) Elektromyogramm (EMG) Elektroretinogramm (ERG) Galvanischer Hautreflex (GHR) Elektrokortikogramm (ECOG)

30-150 yV 0,5-150 Hz 1 mV 0,1-200 Hz 200-500 yV 0,5-10 Hz

50-200 yV 3-50 Hz 100-300 yV 10-200

(10 000) Hz 80-300 yV 1-30 Hz 200 yV-3 mV 0,01-3 Hz

100-500 ,uV 0,5-150 Hz Aktuelle Medizin Elektroenzephalog raphie

0,16 Hz beziehungsweise 0,1 Hz un- tere Grenzfrequenz. Die Bedeutung der unteren Grenzfrequenz für die Verformung eines Biosignals zeigt die Darstellung 4.

Sowohl die Verstärkungsschalter als auch die Filterschalter müssen eine hervorragende Übereinstim- mung von Kanal zu Kanal gewähr- leisten, um optimale Vergleiche der Registrierungen durchführen zu können.

Tabelle 1 zeigt noch einmal eine Gegenüberstellung der wichtigsten technischen Parameter zwischen einem EEG- und einem EKG-Gerät und verdeutlicht die unterschiedli- chen technischen Anforderungen.

4. Die Elektroden

Ein besonderes Problem bei der Ableitung des EEG bilden die Elek- troden. Wesentlich mehr als beim EKG hat die Güte des Elektrode- Leitvermittler-Haut-Komplexes Ein- fluß auf die Qualität der Registrie- rung. Erschwerend sind die 14- bis 50mal kleinere Signalspannung des bioelektrischen Potentials an der Abnahmestelle, die wesentlich klei- nere Elektrodenfläche, die zumeist behinderte Zugänglichkeit der Kopfhaut durch das Haar und die nicht so leicht zu bewältigende Stabilität der Elektrodenfixierung.

Elektrisch gesehen, drückt sich das in den Größen: Elektrodenwider- stand, Polarisationsspannung und deren Stabilität aus. Der Elektro- denwiderstand wird gebildet aus den Übergängen Elektrode—Leit- vermittler und Leitvermittler—Haut.

Die Polarisationsspannung ist gleich dem einer Tabelle der elek- trochemischen Spannungsreihe ent- nehmbaren Potential des Elektro- denmaterials.

Für Silber zum Beispiel liegt das Potential bei + 0,8 V und für Sil- berchlorid bei + 0,22 V, bezogen auf eine Wasserstoffelektrode.

Wichtiger noch als die absolute Größe ist die Stabilität der Polari-

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 13 vom 25. März 1976 889

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Aktuelle Medizin

Elektroenzephalographie

sationsspannung. Hier ist Silber- chlorid unter allen bekannten Elek- trodenmaterialien das mit Abstand beste, das heißt das in seinen Ei- genschaften hinsichtlich Stabilität der Polarisationsspannung geeig- netste Elektrodenmaterial. Andere Materialien gehen mit den im Leit- vermittler enthaltenen Ionen leich- ter neue Verbindungen ein, und jede andere Verbindung hat eine andere elektrochemische Span- nung, die bis zu einigen hundert Millivolt differieren kann und die mit dem Biosignal in den Verstär- ker — aber als Artefakt — gelangt.

Besonders störend sind Ionen-Kon- zentrationsänderungen im Leitver- mittler durch Schweißsekret- Emissionen, die bei polarisierba- ren Elektroden die gefürchteten

„Schwitzartefakte" verursachen.

Silberchloridelektroden sind unpo- larisierbar, also stabil, und verhält- nismäßig leicht aus Silberelektro- den herzustellen. Der Leitvermittler enthält demgemäß vornehmlich Chlor-Ionen (NaCI). Die fachge- rechte Pflege der Elektroden ist eine wichtige Aufgabe der Assi- stentin.

5. Aspekte der Polygraphie

Um den methodischen Anforderun- gen in bezug auf die Mitregistrie- rung auch relevanter Nicht-EEG- Parameter gerecht zu werden, ver- fügen moderne EEG-Geräte über Umschaltmöglichkeiten für die Ver- stärkung und die Übertragungs- bandbreiten (Frequenzumfang) der Signale. Diese Umschaltmöglich- keiten sind simultan für alle Ka- näle oder nur auf einen Registrier- kanal wirkend vorgesehen.

Für die Registrierung durch EEG- Geräte kommen verschiedene Bio- signale in Frage. Tabelle 2 enthält die für die technische Registrie- rung relevanten Eigenschaften.

Die in der Tabelle gemachten An- gaben sind Anhaltswerte für die Routinediagnostik. Für wissen- schaftliche Maßstäbe gelten we- sentlich erweiterte Daten.

Unter der Gruppe der relevanten Nicht-EEG-Parameter nehmen die sogenannten „Mechanogramme", zum Beispiel Tremorregistrierun- gen und Atmungsregistrierungen, eine besondere Stellung ein. Allen Mechanogrammen ist gemeinsam, daß die mechanischen Größen mit Hilfe von mechanisch-elektrischen Wandlern in elektrische Signale umgewandelt werden. Die Varia- tionsbreite der elektrischen Kenn- daten dieser Wandler ist sehr groß, und häufig müssen besondere An- paßarbeiten durchgeführt werden;

aber auch nach der technischen Anpassung muß mit Hilfe der Um- schalteinrichtungen des EEG-Gerä- tes eine individuelle Anpassung an den jeweiligen Patienten erfolgen.

6. Ausblick

In letzter Zeit werden verstärkt An- strengungen unternommen, das EEG einer Computerauswertung zu unterziehen. Zielsetzung ist die Ex- trahierung quantitativer Daten aus dem EEG, um auf diesem Weg ob- jektivierte und verfeinerte diagno- stische Aussagen machen zu kön- nen. Während die automatische EKG-Analyse bereits routinemäßig eingesetzt werden kann, befindet sich die automatische EEG-Analy- se noch im Stadium der For- schung. Informationstheoretisch ge- sehen, liegen beim EEG sehr große Datenmengen vor, die verarbeitet werden müssen. Der Schwerpunkt der Bemühungen bei der Entwick- lung brauchbarer Auswertepro- gramme liegt im Ausloten der er- laubten Datenkompression, das heißt bei der Beantwortung der Frage: Welche Informationsmenge kann ohne Beeinträchtigung der diagnostischen Aussagekraft ent- fallen? (Redundanz). Auch das Pro- blem der automatischen Muster- und Artefakterkennung ist noch nicht befriedigend gelöst.

Anschrift des Verfassers:

Gerhard H. Buchhorn Aidenbachstraße 179 8000 München 71

IN KÜRZE

Diagnostik

Fluor bei Kindern wird oft über einen längeren Zeitraum erfolglos behandelt, wenn sich die Ursache nicht feststellen ließ. Schreitet man in solchen Fällen zur röntgenologi- schen Aufklärung, ist eine kausale Behandlung möglich. Am häufig- sten wird Fluor bei Mädchen durch Fremdkörper in der Vagina ausge- löst. Da auf die anamnestischen Angaben der Eltern meist wenig Verlaß ist, empfiehlt es sich, eine Vaginographie durchzuführen. Ins- besondere metalldichte Gegen- stände sind auf diese Weise rönt- genologisch direkt nachweisbar.

Eine weitere Ursache für ungeklär- ten Ausfluß kann eine vestibuläre Harnleiterektopie sein. Dieser De- fekt läßt sich durch ein intravenö- ses Urogramm mit erhöhter Kon- trastmittelapplikation und durch retrograde Pyelographie sichtbar machen. cb (Förster, A.: Röntgen-BI. 28 [1975]

477-482)

Mit radiologischer Ösophagusunter- suchung in maximaler Hypotonie lassen sich bei Kindern Varizen wesentlich besser darstellen als mit der konventionellen Technik.

Eine erhebliche Erleichterung bringt dieses Verfahren auch bei der Erkennung flüchtiger axialer Hiatusgleithernien. Ferner sind da- mit Ösophagusstenosen besser be- urteilbar; außerdem eignet sich die Methode in manchen Fällen zur Abklärung tumoröser oder polypö- ser Prozesse. Nach der herkömm- lichen Speiseröhrenuntersuchung wird durch intravenöse Injektion von Hyoscin-N-butylbromid (Busco- pang) in einer Dosis von 1 Milli- gramm/Kilogramm Körpergewicht die maximale Hypotonie herbeige- führt. Rund 30 Sekunden nach der Applikation erweitert sich der tubu- läre Ösophagus deutlich; überra- schenderweise stellt sich dann das Vestibulum gastro-oesophageale

eng. cb

(Zwad, H.-D.; Uthgenannt, H.: Rönt- gen-BI. 28 [1975] 455-462)

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