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Archiv "Pharmaindustrie fordert längeren Patentschutz" (06.04.1984)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Krebsnachsorge KURZBERICHTE

stellen müssen, an der zuneh- mend mehr — inzwischen 21 Pro- zent der Bundesbürger — sterben.

Daß dies bislang nicht ausrei- chend geschehen ist, mag im Krankenhausbereich zunächst an der zunehmenden Arbeitsintensi- tät bei steigenden Patienten- und sinkenden Bettenzahlen liegen.

Es ist aber zu beachten, daß unge- nügendes Eingehen auf Fragen und Ängste der Betroffenen zu ei- ner schlechteren Verträglichkeit der Therapie führt und damit eventuell die Erfolgsquote senkt.

Werden die Kranken in die Thera- pie eingeführt, leiden sie nach Be- obachtungen deutlich weniger unter Nebenwirkungen. Wichtig ist die Förderung der Mitarbeit der Patienten durch eine stufenweise Aufklärung über ihre Krankheit, wobei der Arzt sich von den Ah- nungen und Befürchtungen der Kranken leiten lassen sollte.

Nach Berichten von Klinikpsycho- logen wissen etwa 90 Prozent der nicht aufgeklärten Patienten, daß sie Krebs haben. Die Befürchtun- gen, daß eine Aufklärung über die Diagnose die Suizidgefahr erhöht, haben sich nicht bestätigt (Meer- wein 1981). Die Frage, ob die Wahrheit gesagt werden kann, sollte nicht mehr im Mittelpunkt der Diskussion stehen. Die Art, wie die Wahrheit vermittelt wird, zeichnet die ärztliche Kunst und das gegenseitige Vertrauensver- hältnis aus.

Die niedergelassenen Ärzte ha- ben zum großen Teil wegen der zunehmenden Spezialisierung der Behandlung die Versorgung der Krebspatienten oftmals an Kli- niken und Tumorzentren abgege- ben. Der Rückgang der Schein- zahlen könnte mehr Spielraum für die Verbesserung der Beratungs- qualität bieten. Die Hausärzte könnten insbesondere im Nach- sorgebereich eine größere Rolle bei der Begleitung von Krebspa- tienten übernehmen.

Der Schlüssel für eine verbesserte Begleitung von Tumorpatienten

liegt in der Arzt-Patienten-Bezie- hung. Vom Arzt wird nicht erwar- tet, auf alle Fragen eine Antwort und für jedes Problem eine Lö- sung zu haben. Nicht der „Su- per"-Arzt, der gleichzeitig Sozial- arbeiter, Psychologe und Seelsor- ger ist, wird verlangt, sondern ein Arzt, der den Patienten aufrichtig gegenübertritt und der einen grundlegenden Respekt vor den Ängsten und Problemen der Kran- ken hat. Auch Ärzte benötigen da- zu begleitende Maßnahmen, die ihnen helfen, den Anforderungen dieses schwierigen Arbeitsfeldes gerecht zu werden.

Dazu wären folgende Schritte denkbar:

> Einführung von Balint- be- ziehungsweise supervisierten Selbsterfahrungsgruppen für Ärz- te und das pflegerische Personal, die mit der Krebsproblematik kon- frontiert werden.

> Ausbau von Fortbildungsange- boten für ambulant und klinisch tätige Ärzte, in denen hier ange- führte und darüber hinaus gehen- de Anliegen angesprochen und Informationen vermittelt werden.

> Regelmäßige Einrichtung von Diskussionsveranstaltungen und Foren, die einen Dialog zwischen Ärzten und Patienten (auch Selbsthilfegruppen) ermöglichen.

Literatur

Le Shan, L.: Psychotherapie gegen den Krebs. Stuttgart, 1982; Meerwein, F.

(Hrsg.): Einführung in die Psycho-Onko- logie. Bern, Stuttgart, Wien, 1981.

Anschrift der Verfasser:

Dr. med. Jan Blumenstock Karlheinz Ortmann, Sozialpädagoge (grad.) Freie Universität Berlin Institut für Soziale Medizin Thielallee 47

1000 Berlin 33

Pharmaindustrie fordert längeren Patentschutz

Die pharmazeutische Industrie befürchtet, infolge der sich ver- kürzenden effektiven Patent-Nut- zungszeit immer mehr ins Hinter- treffen zu geraten: Während sich die Entwicklungsdauer eines Arz- neimittels zwischen 1964 und 1981 von drei auf 12 Jahre erhöht hat, ist die wirtschaftliche Nutz- ungsdauer eines Patents von 15 auf sechs Jahre geschrumpft. Und in Zukunft dürfte sich dieser Ne- gativtrend noch verstärken. An neue pharmazeutische Spezialitä- ten werden immer strengere An- forderungen (Toxikologieprüfun- gen, klinische Tests, behördliche Auflagen und Kontrollen) gestellt.

Die forschende Industrie befürch- tet, daß an der Jahrtausendwende kaum noch industrielle Arzneimit- telforschung betrieben werden kann, falls sich an den gegen- wärtigen Verhältnissen nichts ändert.

Auflagen für die „Nachahmer"

der forschenden Industrie Vor der Presse in Bonn appellier- ten Sprecher der Medizinisch- Pharmazeutischen Studiengesell- schaft (MPS), der sieben Großun- ternehmen der forschenden phar- mazeutischen Industrie des Bun- desgebietes und aus West-Berlin angehören, an den Gesetzgeber, den Patentschutz auch für die so- genannte zweite Indikation zu ver- bessern. „Nachahmer" dürften nicht wie bisher kostenlos und in einer wettbewerbswidrigen Weise in den Genuß der Vorleistungen und „Früchte" der innovativen In- dustrie kommen. Die forschende Großindustrie sieht die Gefahr, falls der Patentschutz nicht in ab- sehbarer Zeit rigoroser gefaßt würde, daß notwendige Innovatio- nen unterblieben. Ein Stillstand auf dem Gebiet der Arzneimitte- lentwicklung hätte nicht nur nega- tive Begleiterscheinungen für die Ausgabe A 81. Jahrgang Heft 14 vom 6. April 1984 (35) 1059

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Millionen DM

Steigerung

1048-

900-

800-

700-J

600-

500-

400 20 .0-_

Mio DM 17,0 % 178

67 6,4 % 11,3 %

114 10,9 %

10,7%

1981 Mio DM 1048

1. Synthese u. Isolierung von Naturstoffen

2. Biologische Wirkstoff- Findung

3. Wirkung Tier

4. Toxikologie

5. Metabolismus u.

Pharmakokinetik

6. Forschungsanalytik

7. Wirkung u. Verträglich- keit am Menschen

8. Galenik

9. Verfahrenstechnik

Mio DM 296 28,3 % Suche nach neuen Wirkstoffen

263 25,1 % / Wirkung/Wirksamkeit

29,5 % Sicherheit

Optimale Darreichungsform 1 112 10,7 Wirkstoffpreis 118

113

112 212 86

67 8,2 %

6,4 %

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Pharma-Patentschutz

Kosten für Pharma-Forschung und -Entwicklung 1972 bis 1981 insge- samt 7286 Millionen DM (MPS-Firmen)

Jahr 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 F+E Kosten Mb DM 437 487 576 657 695 759 803 863 961 1048

gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung, sondern würde auch der Wirtschaftsentwicklung schaden. Eine Verlängerung des effektiven Patentschutzes sei zu- dem „kostendämpfend" im Ge- sundheitswesen, insoweit die in- novativen Unternehmen ihre rela- tiv hohen Forschungs- und Ent- wicklungsaufwendungen auf eine verlängerte ökonomische Nut- zungszeit verteilen und dadurch die Herstellerabgabepreise für Pharmaka von vornherein senken könnten. In jedem Falle sollten Gesetzgeber und oberste Auf- sichtsbehörde unterbinden, daß konkurrierende Nachahmer durch einen sofortigen Markteintritt In- vestitionskosten in Millionenhöhe ersparten und dadurch die Rendi- te des eigenen Unternehmens er- höhen könnten.

Als konkrete Sofortmaßnahme schlägt die MPS vor:

6% 9 % 6 % 7 % 9%

prozentuale Steigerung 10 % 11 % 18% 14% 11 %

Aufgliederung der Kosten für

Pharma-For- schung und

-Entwicklung (MPS)

1. Eine effektive Patentschutzfrist von 20 Jahren sollte in allen Bran- chen der forschenden Industrie, nicht nur in der Pharmaindustrie, durch den Gesetzgeber gewähr- leistet werden. Zwar ist der Inno- vationsschutz für alle Branchen zum 1. Januar 1978 von bislang 18 auf 20 Jahre verlängert worden.

Die durchschnittliche Entwick- lungszeit für einen neuen Wirk- stoff beträgt jedoch bei den MPS- Mitgliedsfirmen derzeit rund 11,6 Jahre (in der Pharma-Branche zehn Jahre), wohingegen in den übrigen Sektoren der Wirtschaft die Entwicklungszeiten für ein neues patentfähiges Produkt zwi- schen zwei und vier Jahren ab Pa- tentanmeldung liegen. Während in den übrigen Branchen daraus eine verbleibende ökonomische Nutzungszeit des Patents von mehr als 15 Jahren resultiert, ver- bleiben der pharmazeutischen In- dustrie hingegen nur noch 6,4 Jahre eines wirtschaftlich nutzba- ren Patentschutzes (formeller Pa- tentschutz 20 Jahre minus 11,6 Jahre Entwicklungszeit). Zum Ver- gleich: Zwischen 1960 und 1969 blieb der Pharmaindustrie bei ei- 1060 (36) Heft 14 vom 6. April 1984 81. Jahrgang Ausgabe A

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ner durchschnittlichen Entwick- lungszeit von lediglich 3,8 Jahren eine ökonomische Nutzungsdau- er von immerhin 10,2 Jahren bei einem noch auf insgesamt 18 Jah- re befristeten Patentschutz.)

~ Daraus leitet die MPS die For- derung ab, die Patentlaufzeit erst im Zeitpunkt der behördlichen Zu- lassung beginnen zu lassen, das heißt also, die Entwicklungszeit also auf die gesamte Patentlauf- zeit künftig nicht anzurechnen.

Demnach sollte erst ab Erteilung der behördlichen Marktzulassung die Patent-Schutzfrist gelten, um so mit den übrigen Branchen ef- fektiv marktmäßig gleichzuzie- hen.

2. Auch der Patentschutz für die

"zweite medizinische Indikation"

eines Präparates sollte verbessert werden, fordert die MPS. Es sei keineswegs selten, daß erst bei ei- nem breiteren Einsatz von neuen Wirkstoffen oder schon bei den Prüfungen der neuen Pharmaka neue vielfach ganz andersartige Wirkungen und Wirkungsweisen entdeckt würden. Um sämtliche notwendigen Forschungsergeb- nisse zu erzielen, den Wirksam- keitsnachweis zu erbringen und die Unterlagen bis zur Zulassung zu erarbeiten, sind erhebliche Fi- nanzmittel und riskante Investitio- nen notwendig. Deswegen, so MPS, sei für diese "echte Innova-

tion" der gleiche Patentschutz

wie für die sogenannte erste Indi- kation einzuräumen.

3. Auch ein wirksamer Schutz wis- senschaftlicher Unterlagen, die den Behörden für Zulassungs- zwecke anvertraut wurden, müsse umfangreicher garantiert werden.

Begründung: Nachahmer können derzeit bei ihrem Antrag auf Zu- lassung eines Präparates auf sol- che Unterlagen zurückgreifen, die der Originalhersteller beim Bun- desgesundheitsamt bereits ver- traulich hinterlegt hat. Hierfür sei weder ein ausreichender Vertrau- ensschutz noch eine angemesse- ne finanzielle Entschädigung ge-

währleistet. HC

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

US-Prüfung:

Gibt es

Musterschüler-Länder?

Die amerikanische Kommission, die im Ausland approbierte Ärzte zur Tätigkeit in den Vereinigten Staaten zuläßt (ECFMG), hat vor kurzem die Prozentzahlen bestan- dener Prüfungen für im Ausland ausgebildete US-amerikanische Ärzte veröffentlicht {Tabelle un-

ten).

Wenn auch die Ausbildung in Län- dern mit einer mit der amerikani- schen weitgehend übereinstim- menden Lehrmeinung (zum Bei- spiel Irland) oder gleichen Prü- fungsverfahren ("Multiple-choice- Prüfung") oder solchen mit Eng- lisch als Lehrsprache den im Aus- land studierenden Amerikanern einen Vorsprung gibt, sind die Er-

KURZBERICHTE

gebnisse für die Qualität der Aus- bildung in den einzelnen Ländern nicht ohne Interesse.

Die Bestehansrate hat zum Bei- spiel für in der Bundesrepublik Deutschland studierende Ameri- kaner seit 1979 von 32,4 auf 43,5 Prozent zugenommen. Dennoch liegt die Bundesrepublik Deutsch- land hinter Frankreich, Belgien, Polen und Italien, jedoch mit Ab- stand vor Griechenland und Spa- nien.

Auffallend ist die seit drei Jahren nahezu hundertprozentige Beste- hansrate in Israel studierender Amerikaner.

Auch die in Grenada ausgebilde- ten Ärzte liegen weit über dem Durchschnitt; sie waren ja auch einer der Gründe, ihre Sicherheit durch die amerikanische Invasion zu schützen . . . KHI<

Bestehensrate bei der Zulassungsprüfung zur Tätigkeit in den Vereinigten Staaten von Amerika

Land 1978 Exami- 1979 Exami- 1980 Exami- 1981 Exami-

nierte nierte nierte nierte

Ge- Bestan- Ge- Bestan- Ge- Bestan- Ge- Bestan-

samt den% samt den% samt den% samt den%

Belgien 75 81,3 42 95,2 34 82,3 41 63,4

Dominica 1 100,0 32 31,3 96 48,9

Dominikanische

Republik 295 8,8 538 20,4 961 27,8 1407 20,8

Frankreich 51 68,6 38 68,4 38 65,8 42 64,3

Bundesrepublik

Deutschland 38 44,8 34 32,4 40 37,5 39 43,5

Grenada 8 50,0 122 82,8 260 84,3

Griechenland 33 33,3 43 39,5 49 34,7 57 29,8

Irland 10 80,0 12 91,7 14 92,9 12 83,3

Israel 3 33,3 3 100,0 43 97,7 35 100,0

Italien 249 42,2 234 43,6 202 51,5 242 46,3

Mexiko 1450 40,3 1504 47,4 1722 41,7 1792 42,1

Montserrat 4 50,0 48 62,5 280 48,9

Philippinen 85 49,4 91 52,7 142 45,8 166 56,6

Polen 16 43,8 31 45,2 49 46,9 71 47,9

Spanien 436 11,2 361 17,2 344 13,1 344 17,2

Alle Länder 2896 35,2 3150 39,4 4070 38,1 5180 38,8

Ausgabe A 81. Jahrgang Heft 14 vom 6. April1984 (39) 1061

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